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Titel: Gewitter auf dem Sonnblick
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 31
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[31] Gewitter auf dem Sonnblick. Unsere Leser kennen aus der Schilderung Dr. H. J. Kleins (vergl. Jahrgang 1888, S. 724) die Wetterwarte auf dem Sonnblick. Aus der Fülle der merkwürdigen Beobachtungen, die dort angestellt worden sind, möchten wir nur eine, die Beobachtung von Gewittern in jenen hohen Regionen, herausgreifen. Dr. Wilhelm Trabert, der sich während des Sommers 1889 als Assistent Dr. Perntners eine Zeitlang auf dem Sonnblick aufhielt, hat darüber Mittheilungen in der „Meteorologischen Zeitschrift“ veröffentlicht. Nach seiner Schilderung fehlt der Eindruck, den sonst ein Gewitter macht, auf dem Sonnblick fast vollständig; man sieht keine dunklen Wolken herannahen, man hört nicht wie sonst schon lange vorher den Donner, man fühlt keine Gewitterschwüle. Man würde auch über den ersten Blitzschlag höchlichst überrascht sein, wenn sich nicht auf der Wetterwarte ein Warner befände. Dieser Warner oder Ankündiger des Gewitters ist der Fernsprecher. Dieser giebt schon zeitig in der Frühe fast vollkommen verläßliche Anzeichen eines erst nachmittags eintretenden Gewitters. Während sonst vormittags nur ein schwaches Knistern in dem Fernsprecher zu hören ist, wird dasselbe nun schon am Morgen sehr deutlich vernehmbar und steigert sich von Stunde zu Stunde, sehr oft zu einem so heftigen Krachen, daß eine Benutzung zur Unmöglichkeit wird. Das Ueberspringen von Funken an den Blitzplatten, häufig auch von selbst erfolgendes unregelmäßiges Läuten der Glocken giebt das Zeichen, daß der Fernsprecher ausgeschaltet werden muß. Das Haus hüllt sich in Nebel und das Gewitter bricht los; Graupeln und Hagelkörner fliegen gegen die Fenster, und meistens schlägt es in einen der Blitzableiter ein. Der Donner ist dabei, verglichen mit dem in der Ebene, äußerst schwach, dagegen wird nach dem Einschlagen des Blitzes das Haus so heftig geschüttelt, als ob ein Erdbeben stattfände. Einmal erfolgte sogar eine Entladung ohne Donner. Als Dr. Trabert am 14. Juli abends gerade am Fenster stand, ging eine riesige Feuersäule unmittelbar vor demselben nieder, begleitet von einem prasselnden Geräusch, „etwa so, als ob etwas vom Dache herabgeschüttet würde“. Stehen jedoch die Wolken besonders hoch über dem Sonnblick, dann folgt auf den Blitz auch ein stärkerer Donner.

Fig. 1. Positives Elmsfeuer

Eine häufige Erscheinung auf dem Sonnblick ist das Elmsfeuer, und von dem schönsten, welches Dr. Trabert beobachtet hat, giebt er uns folgende Schilderung: „Nach einem Gewitter, während es noch ein wenig regnete, trat negatives Elmsfeuer ein. Das Haus war nicht bloß an den Spitzen, sondern auch an den Wänden mit leuchtenden Punkten besetzt; der Blitzableiter, die eisernen Verankerungen des Hauses, das Schalenkreuz des Windmesser, alles leuchtete; die Fahnenstange war vollständig in Feuer eingehüllt. Wenn man etwas entfernt vom Hause Aufstellung nahm, leuchteten die Haare, die Spitzen des Schnurrbarts, der Hut, die Kleider, und wenn man die Hand ausstreckte, erschienen an jedem Finger (besonders wenn man sie vorher im Schnee befeuchtet hatte) kleine Flämmchen, wobei man ein deutliches Brennen verspüren konnte. Gerade als die Entladungen am stärksten waren, ging in nächster Nähe ein Blitz nieder, worauf die Erscheinung wie abgeschnitten endete. Bald darauf trat positives Elmsfeuer ein, und zwar wiederum so prächtig, wie dies die früheren Male nicht gewesen war.“

Fig. 2. Negatives Elmsfeuer

Die Lichterscheinungen beim positiven und negativen Elmsfeuer sind verschieden. Beim letzteren (Fig. 2) sind die Flämmchen äußerst kurz und bieten nur den Eindruck leuchtender Punkte, tritt dagegen positives Elmsfeuer ein (Fig. 1), so werden die Flämmchen zu Lichtbüscheln von 8 bis 10 cm Länge, die auf 7 mm langen Stielen sitzen. Einen sonderbaren Anblick bot einmal ein Tourist, der auch zur Wetterwarte gestiegen war. Der Herr hatte etwas in die Höhe stehende Haare und sein Haupt war mit einem mehrere Centimeter breiten Heiligenschein umgeben. Da er diesen überirdischen Glanz zu lange über seinem Haupte leuchten ließ, das heißt zu lange außerhalb des Hauses verweilte, so stellte sich bei ihm später Kopfschmerz ein. Auch von anderer Seite wird behauptet, daß man nach dem Elmsfeuer einige Ermüdung fühle.

Einen ganz besonders schönen Anblick gewährte es, wenn man einen Blick in den Abgrund im Norden hinab warf, wo auf jeder Felsenspitze ein solches Lichtbüschel aufsaß, in erhöhtem Maße dort, wo gerade der Wind gegen die Felsen wehte. *