« Die Straußen- oder Körnersmühle Geschichte von Kloster Heilsbronn
Vockenroth »
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Trautskirchen in der Wikipedia
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65. Trautskirchen,

Pfarrdorf, vormals Filial von Markterlbach. Wie das Patronat von Markterlbach mit seinen Filialen, darunter auch Trautskirchen, i. J. 1278 an das Kloster Heilsbronn kam, ist bei Markterlbach berichtet worden. Der sehr ausgedehnte und volkreiche Pfarrsprengel konnte vom Pfarrsitz aus nicht ausreichend pastorirt werden. Daher trennte der 13. Abt Heinrich von Hirschlach die Filialkapelle St. Maria und Michael in Trautskirchen und erhob sie zu einer selbstständigen Parochialkirche. Der neugegründete Pfarrsprengel umfaßte die nachbenannten Orte: „Truteskirchen, Oberveltgebrech, Niedernveltgebrech, Stockach, Einaharsdorf, Crefte, Tauersbach, Tachenbach, Steinsberge, Hoherode, Vockerode, Fresendorf, Buche, Nuwendorfelin, Merzebach, Rutern, Eckehartsberge.“ Da die Stolgebühren von diesen Ortschaften fortan nicht mehr an den Pfarrer in Markterlbach gezahlt wurden, so wurde demselben eine Entschädigung (4 Sra. Korn) aus der Klosterkasse zuerkannt. Die diesbezügliche Urkunde wurde in Würzburg vom Bischof Mangold ausgefertigt und von diesem sowie vom Abt von Heilsbronn und vom Pfarrer Andreas von Gundelvingen zu Markterlbach untersiegelt. Darin wurde der jeweilige Pfarrer in Trautskirchen verpflichtet, alljährlich dreimal mit seinem Pfarrvolke und mit Reliquien die Mutterkirche in Markterlbach zu besuchen. Den ausgedehnten Pfarrsprengel konnte ein Geistlicher nicht ausreichend pastoriren, um so weniger, da von 1309 an (s. oben bei Ketteldorf) auch in der Kapelle zu Neuhof der Gottesdienst [366] besorgt werden mußte. Daher errichtete der 22. Abt Kötzler, dem Wunsche der Kirchengemeinde entsprechend, i. J. 1446 in Trautskirchen eine zweite Pfarrstelle, eine Frühmesserei. Inhaltlich der Bestätigungsurkunde des Bischofs Gottfried d. d. Würzburg, 20. Jul. 1446, sollte der jeweilige Frühmesser ständig in Trautskirchen wohnen, den Parochus bei allen Amtshandlungen unterstützen, wöchentlich fünf Messen lesen, nämlich zwei in Trautskirchen, drei in capella curiae zum Newenhof; ferner sollte er den Parochus in seinen Rechten nicht beeinträchtigen, daher ohne dessen Auftrag keine Sakramente spenden; die zur Frühmeßstelle gestifteten Güter sollten von aller Besteuerung befreit sein. Guta Beheimin von Nürnberg stiftete für die Stelle Zehnten bei Frickendorf, der Schuster Jordan Gefälle von Äckern und Wiesen bei Einersdorf. Das geringe Einkommen reichte nicht aus zu einer Mannsnahrung, bis 1491 eine Aufbesserung erfolgte. Der Ortspfarrer Joh. Düring hatte schon i. J. 1468 in Steft für 120 fl. eine Weingült gekauft, welche er nun zur Besserung des Einkommens der Frühmeßstelle schenkte. Melchior von Seckendorf spendete Zehnten in Holzhausen und Eichelberg. Dazu kamen noch einige kleinere Spenden. Der Bischof Rudolf bestätigte die Schenkung d. d. Würzburg, Sonntag Quasim. 1491.

Das Kloster Heilsbronn erwarb in Trautskirchen zwar nicht viele Gefälle, aber als Pfarrpatron ernannte es die Pfarrer, Frühmesser, Schulmeister, Heiligenpfleger und Todtengräber, kontrolirte das Lokalkirchenvermögen, ließ auf Kosten desselben die Kultusbaulichkeiten besorgen und revidirte die Rechnungen. Von allen diesen Befugnissen waren die im Orte wohnenden und dort am Meisten begüterten adeligen Gutsherren ausgeschlossen; doch wurde jederzeit ein Heiligenpfleger aus den edelmännischen oder deutschordenischen Bewohnern der Gemeinde gewählt. Wegen dieses Mißverhältnisses wurde das Kloster von den Gutsherren stets angefeindet und Jahrzehnte – Jahrhunderte lang in Prozesse verwickelt.

Über die unerfreulichen Zustände während des Reformationsjahrhunderts [367] in Trautskirchen ist oben Bd. II, 29 bis 33 berichtet worden. Der 30jährige Krieg hatte bereits begonnen, als nach jahrelangen Verhandlungen und stetem Protest der Edelleute die Kaplanei in Trautskirchen aufgehoben und das bisherige Filial Neuhof (s. dort) eine selbstständige Pfarrei wurde. Die ersten Kriegsjahre gingen leidlich vorüber. Im siebenten Kriegsjahre schrieb der Pfarrer G. Kremer unterm 8. Sept. 1625 an die Beamten in Heilsbronn: „Meine Besoldung ist sehr gering geworden, zumal durch die Soldaten, davon ich am 17. Januar 50 bis 60 auf einmal gehabt. Ist das ganze Haus voll gesteckt. Dazu 32 Pferde zu halten. Belief sich mein Schaden auf 120 fl. Um 10 Uhr zu Mittag sind sie angekommen, haben hernach bei mir eine Kindtaufe gehalten, getanzt und gesprungen bis in die Nacht. Meine obere Stube ist mit Wein begossen gewesen. Das Kalbfleisch mußte ich ihnen abkaufen und zurichten lassen. Dabei sind gewesen eine Hauptmännin, ein Fähnrich, ein Lieutenant, Fourire sammt ihren Schätzen, Feldwaibel, Feldschreiber sammt ihrem Gesind mit etlichen Weibern und der Kindsvater, dessen Frau aus Gunzenhausen war. Einer hat mich gefragt: ob Herr Abt zu Heilsbronn und Herr Dechant in Langenzenn noch leben? Ist ein feiner, sauberer Mensch gewesen, muß jeweil ein Schüler zu Onolzbach gewesen sein. Der Fähnrich war ein Edelmann aus Dresden und hat ihm die hiesige Taufe wohl gefallen lassen. Tag und Nacht hab ich ihnen schaffen müssen. Was sie nicht angeworden, das haben sie mit hinweggeführt. Seither hab ich mit den Meinigen darben müssen. Niemand gibt mir etwas. Am 17. Januar haben wir 800 Soldaten hier gehalten. Der Comthur von Virnsberg hat sie uns auf den Hals geschafft, nämlich zwei Fahnen, davon er eine zu seinen Unterthanen legen sollte; er hat aber Geld spendirt. Ferner habe ich zu berichten, daß sich der Predigtstuhl um eine halbe Hand gesenkt hat, und ist zu besorgen, es möchte mir gehen, wie dem gewesenen Pfarrer Albert zu Dachsbach, welcher, als ich noch bei meinen Eltern in Gerhardshofen gewesen, mit dem Predigtstuhl herabgefallen.“ Trübseliger lautet ein Bittbericht, worin der edelmännische Vogt Hertel [368] in Trautskirchen an seinen Schwager, den Klosterverwalter G. L. Müller in Heilsbronn, am 23. Nov. 1632 schrieb: „Ich bitte, daß die zerbrochene Kirche wieder etwas reparirt werde, nämlich die zerbrochenen Fenster, Eisengitter und Schlösser an der Kirchen- und Sakristeithür. Denn da solches nicht geschieht, wird kein Pfarrherr vor dem Schnee beim Altar bleiben können. Und weil unser Pfarrherr vor einem Vierteljahr gestorben, er auch vorher bei ein Vierteljahr flüchtig umher gelaufen und die Pfarr ein halbes Jahrlang leer gestanden und keine Predigt oder Betstunde gehalten worden: haben die Pfarrkinder zwar bei dem Herrn Decanus zu Langenzenn wieder um einen Seelsorger angelangt, der ihnen aber aus Unwillen den Bescheid gegeben: ob denn unser Kirchgehen anjetzo so nöthig sei? und weiteres nichts vertröstet. Es sind seither an jungen und alten Personen über 150 gestorben und ziemlichentheils ohne Ceremonien begraben worden, welches gar erbärmlich ist. Ist keine einzige Communion gehalten worden. Habe vermeint, man hätte unterdessen die benachbarten Pfarrherren etwas predigen lassen können; aber da ist Niemand. Will also im Namen aller Eingepfarrten gebeten haben, daß unsere weitläuftige Pfarr wieder einen Seelsorger erhalte. Auch ist zu bejammern, daß aller Kirchenornat, sonderlich die zwei schönen Kelche sammt allen Meßgewändern und andern Pertinenzien ganz und gar verzogen worden.“ Dieser Bitte entsprechend erhielt die Gemeinde wieder einen Seelsorger, H. Ziegler, welcher unterm 9. Juli 1634 an den Klosterverwalter in Heilsbronn schrieb: „Vor einem Jahr und 20 Wochen habe ich die hiesige Pfarre angenommen, aber seitdem wenig Besoldung erhalten, nämlich aus dem Heiligen ein Kübelein mit Schmalz und etwas Geld. Statt der drei Kühe (diese mußten fassionsmäßig jedem Pfarrer aus dem Heiligen angeschafft werden) habe ich nur eine erhalten, die mir aber nach drei Wochen vom Kriegsvolk genommen wurde, wie damals alles Vieh in Trautskirchen, daher eine Maas Schmalz 7 bis 8 Batzen, abgenommene Milch einen Kreuzer bis 6 dl. kostet, so daß ich wöchentlich mit den Meinigen für einen halben Gulden Milch brauchte, sintemal sonst nichts zu kaufen [369] vorhanden gewesen. Mein Zehnt zu Buch ist sehr schlecht gewesen, weil die Bauern um ihre Pferde gekommen sind, darum nicht haben bauen können und Leibes und Lebens vor dem Kriegsvolke nicht sicher gewesen sind. Meine liebe Hausfrau haben sie dermassen tractirt und auf den Tod beschädigt, daß sie einen Arm noch nicht brauchen kann. In der Karwoche ist das (nach Errichtung der Pfarrei Neuhof anderweitig verwendete) Kaplaneihäuslein mit Stadel nebst andern Gebäuden durch das Kriegsvolk abgebrannt. Ich bin mit den Meinigen im Pfarrhaus zehnmal ausgeplündert worden, so daß wir nichts mehr haben, als wie wir stehen und gehen, und seit Ostern auf Borg leben müssen. Bitte also, als ein alter verlebter Mann, um Erwirkung meiner Besoldung. Niemand wird mir eine Ungebühr nachsagen können, außer den Verruchten, die lasse ich reden.“ Kuppelich, Ziegler’s Nachfolger, beantragte am 14. Nov. 1641 vor Allem den Wiederaufbau der abgebrannten Pfarrscheune. Da aber zu einem Neubau die Mittel fehlten, so schlug er vor: eine von den vielen öden Scheunen im Amtsbezirke Neuhof abbrechen und in Trautskirchen wieder aufrichten zu lassen. Die Beamten in Heilsbronn unterstützten den Vorschlag bei der Regierung mit dem Beifügen: „daß aller Orten, sonderlich zu Hirschneuses, Scheunen öde stehen, davon die Häuser eingefallen, keine Besitzer mehr vorhanden sind, und auch die Scheunen verfaulen und nicht mehr lange stehen können.“

Inmitten dieser Kriegswehen fuhr man in Trautskirchen fort zu hadern. Klaus Dietrich, Freiherr von Sperreuth, kaiserlicher (bayerischer) Generalwachtmeister, war durch Heirath Herr auf Trautskirch, Wilhermsdorf und Königsbach geworden. Er protestirte aufs Neue gegen die Behauptung des Klosters: „daß er kein Mitkirchenherr, bei Abhör der Gottshausrechnung bloß Beisitzer sei etc.“ In Onolzbach mit seiner Protestation abgewiesen, reichte er diese 1643 beim Markgrafen in Bayreuth ein mit der Erklärung: „In Onolzbach finde ich kein Recht, da einige Räthe mir gehässig sind. Ob ich schon derentwegen ihrer fürstlichen Durchlaucht in Bayern, meines gnädigen Feldherrn [370] Interposition mich bedient, hat es doch in Onolzbach nicht verfangen; man hat nur wiederum ein weitläuftig ungegründetes Geschmier darauf zurückgeschickt. Ich hätte diesem Fürstenthum oft wehe thun, selbiges exequiren und mich bezahlt machen können, habe es aber nicht gethan; und doch kränkt man mich. Kann ich während der Winterquartiere abkommen, so werde ich in Unterthänigkeit mündlich mehr Relation davon erstatten und E. F. D. die Hand küssen. Bitte E. F. D. als Ältesten des Hauses, meinen Beschwerden gegen die Beamten abzuhelfen, damit ich nicht Gewalt mit Gewalt begegnen und wider selbige meine Revanche suchen muß.“ Sperreuth fand auch in Bayreuth nicht das gewünschte Gehör. Er reichte nun abermals in Onolzbach 1645 eine weitläuftige Beschwerdeschrift deß Inhalts ein: „Die heilsbronner Beamten haben die Kirchenherrschaft in Trautskirchen usurpirt, die gegen sie beweisenden Dokumente weggeräumt, die Seckendorf’schen Wappen an der Kirchthurmfahne heruntergerissen und an deren Stelle die brandenburg-heilsbronnischen Wappen malen lassen, eine Glocke von Trautskirchen nach Neuhof transferirt, das Kaplanshaus verkauft, in Neuhof eine Pfarrei errichtet, einen Kirchhof angelegt und in Einersdorf einem heilsbronnischen Unterthan gestattet, eine Bäckerei zu errichten. Die Pfarrei Neuhof sollte wieder aufgelöst, die Kaplanei in Trautskirchen wiederhergestellt, das Wappen an der Thurmfahne wieder angebracht, dem Bäcker Arnold in Einersdorf das Backen verboten werden.“ Der Klosterverwalter Krebs, zum Bericht über dieses Begehren aufgefordert, berichtete ausführlich nach Onolzbach und Bayreuth, worauf Sperreuth abermals abgewiesen wurde. Allein ehe dieser Regierungsbescheid einlief, verfuhr Sperreuth bezüglich der Bäckerei wie folgt: Er schickte seinen Vater Kaspar Otho mit einem Schergen nach Einersdorf. Der heilsbronnische Bäcker Arnold, welcher eben früh 6 Uhr den Ofen geheizt hatte, wurde mißhandelt, der Backofen zerschlagen, der Teig in die Stube geworfen und mit den Füßen zertreten. Bald nach diesem Gewaltakt übernahm Sperreuth wieder ein Kommando bei der bayerischen Armee. Der Klosterverwalter machte in Onolzbach [371] Anzeige von der Vergewaltigung des Bäckers und berichtete über Sperreuth: „Er läßt bedrohliche Reden hören. Des Absagens auf Leib und Leben ist kein Maß, nicht allein im Haus, sondern auch im bayerischen Hauptquartier zu Feuchtwangen in Gegenwart der onolzbachischen Herren Abgeordneten wider uns und den Herrn Markgrafen Albrecht und dero Landen. Als am 6. Mai des Obristen Sporken Weib mit 40 bis 50 Pferden unter den Rittmeistern Keller und Egerding bei einbrechender Nacht vor das Kloster gekommen, hierin zu logiren begehrt, haben wir zwar der Obristin und den beiden Rittmeistern einzukommen und aus ihren Säckeln zu zehren bewilligt, die Mannschaft aber im nächsten Dorf quartieren lassen. Weil dieß aber dem Rittmeister Keller nicht gefiel, hat er uns lutherische Schelme geheißen und gesagt: es wäre wahr, was Sperreuth gesagt: des Markgrafen Beamte seien Alle Schelme; er wolle das Markgrafthum noch helfen hinweg sengen und brennen, Herr von Sperreuth will bei seiner jetzigen Charge par force durchdringen.“ Sperreuth setzte jedoch seine Drohungen gegen Heilsbronn nicht in Vollzug. Im letzten Kriegsjahre berichtete der Klosterverwalter über ihn: „General Sperreuth verweigert die Steuer von zwei Güter in Einersdorf und Trautskirchen, auch von der Mühle bei Stockach und restirt 40 fl. für Wiesenpacht.“ Sperreuth starb, aber die Competenzkonflikte dauerten fort zur Zeit seiner Wittwe Anna Katharina, gebornen von Lentersheim, die 1660 noch in Trautskirchen lebte.

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