Göttin Barmherzigkeit
Göttin Barmherzigkeit.
Bereit steht die Karosse,
Die feurigen Rosse
Zerstampfen schon den Schnee –
In später Abendstunde
Noch zu der Soirée.
Ergebenst eingeladen
Hat man gräfliche Gnaden,
Die edle Sängerin.
Ihr hartes Los zu lindern,
Mon dieu! man muss wohl hin.
Sie naht in Pelz und Seide,
Am dekoll’tierten Kleide
Der Schlag wird aufgerissen,
Sie lehnt sich in die Kissen
Und gähnt: „Wie ennuyant!“
Ein lautes „Ah!“ empfängt sie
Begeistert dort und hier.
Sie dankt mit stolzem Nicken,
Mit siegsgewohnten Blicken
Tritt dann sie ans Klavier –
Aus neuen Operetten
Mit gräflichem Sopran.
Ein Beifall ohne Ende …
Noch eine Liederspende
Dann bleibt sie noch ein Stündchen,
Schlürft mit lächelndem Mündchen
Den Weihrauch, bis bereit
Im Hofe steht der Wagen,
„Göttin Barmherzigkeit“.