Textdaten
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Autor: Fr. Pecht
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Titel: Franz Defregger
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4–7, 12–13
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Franz Defregger.

Von Fr. Pecht.

Wer könnte verkennen, daß die heutige deutsche Malerei es Schritt für Schritt zu einem Maße von Volksthümlichkeit gebracht hat, wie sie seit der Renaissance die Kunst keiner Nation mehr errungen? Am allerwenigsten war dies wohl in der ihr vorausgehenden romantischen Periode der Fall; denn diese suchte, angeekelt von den damals so erbärmlichen politischen und socialen Zuständen unserer Nation, das Ideal immer nur in zeitlicher oder räumlicher Ferne, und ihre Meister verlegten es bald in den christlichen Himmel wie Overbeck, bald in den Olymp wie Cornelius, oder in’s goldene Zeitalter wie Schick, Carstens und Genelli – kurz überallhin, nach allen vier Weltgegenden, nur in das eigene nationale Leben nie, es wäre denn in eine ziemlich willkürlich zurecht gemachte Vergangenheit desselben. Aber indem sie der gehaßten Gegenwart auswich, ging die romantische Schule regelmäßig auch der Wahrheit aus dem Wege, verflüchtigte alles gesunde Leben zu einem mehr oder weniger schönen Traum, ward conventionell und theatralisch, damit aber einförmig, wie alle Manierirtheit.

Ganz umgekehrt geht nun die heutige realistische Kunst zu Werke. Innig verknüpft mit dem gewaltigen Aufschwung unseres Volkes seit fünfzehn Jahren, und darum voll Freude an der Gegenwart, hat sie vor Allem einen durchaus nationalen Charakter: ihr eigentliches Ideal ist die Heimath, das eigene Volksleben; sie sucht das Gute, Schöne und Edle in nächster Nähe und macht die innere und äußere Wahrheit zur ersten Bedingung ihres Schaffens. Sie geht darum nur von bestimmten individuellen Gestalten aus, um diese zu ihrem eigenen Ideal zu erhöhen. Das Hohe und Göttliche sucht auch sie, aber die Himmelstochter Poesie kommt bei ihr wie bei Schiller auch zu armen Hirten, nicht blos zu Königen, versetzt sich mitten unter uns und erwählt die nächsten Zeitgenossen und Freunde, unsere nationalen Helden und Märtyrer zu ihren Trägern; sie sucht Seelengröße und Aufopferung, Geist und Schönheit, Unschuld und Tugend vor Allem bei unserem Volke, nicht bei fremden Nationen, leiht ihnen die wohlbekannten Züge unserer Frauen und Mädchen, unserer Bürger, Krieger und Entdecker.

Sie verfährt damit genau so, wie es jede wahrhaft gesunde Kunst von jeher gethan hat, am entschiedensten aber die classische der Renaissance von van Eyk, Mantegna, Leonardo und Raphael, Dürer und Holbein, bis Rubens und Murillo. Zeigen doch die idealsten Schöpfungen der christlichen Zeit, die Raphael’schen Madonnen, alle nicht nur die Züge der schönen umbrischen und römischen Landsmänninnen des Künstlers, sondern sogar ihre Tracht, genau wie bei Dürer oder Holbein die deutschen Züge vorwalten.

Diese Rückkehr in die Heimath und Gegenwart, die mit Menzel und Ludwig Richter begann, zog zuletzt, bald nach 1870, sogar die Architektur nach sich, die ja nunmehr allgemein auf die Formen des nationalen Baustils zurückgriff und unsere Wohnungen jetzt heimlicher und gemüthlicher, aber auch künstlerischer gestaltet, als sie seit zwei Jahrhunderten gewesen sind. Unter den Hauptträgern dieser so gewaltigen, mit der politischen Entwickelung im genauesten Zusammenhang befindlichen Bewegung, welche in der Malerei nach Menzel, Ludwig Richter und Schwind durch Knaus und Vautier, in der Historie am glänzendsten durch A. von Werner in Berlin und Janssen in Düsseldorf vertreten ward, nimmt als jüngster und eigenthümlichster Meister Franz Defregger einen ganz hervorragenden Platz ein; denn bei keinem anderen Meister war seit Menzel der specifisch nationale Charakter so auffallend rein, naiv und urwüchsig ausgesprochen, keiner vereinigt ihn zugleich mit einer so echten Poesie, solcher zarten Innigkeit und zugleich solcher männlichen Kraft wie eben Defregger. Das ist nun zu gutem Theil die Frucht der ganz ausnahmsweisen Umstände, unter denen sich dieses seltene naturwüchsige Talent bildete.

Franz Defregger ist als der einzige Sohn eines angesehenen Bauern und Bürgermeisters in einem einsam auf sonniger Höhe stehenden, zur Gemeinde Dölsach im Pusterthal gehörigen Hof am

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Franz Defregger.
Originalzeichnung von Adolf Neumann.


30. April 1835 geboren. Er hat also nie mit Armuth, Noth und Elend zu kämpfen gehabt; ihm trübte keine frühe Bitterkeit die arglos offene Seele, da dem bildschönen, begabten Knaben eines geachteten und wohlhabenden Vaters alle Welt dasselbe Wohlwollen entgegenbrachte wie er ihr. Er konnte überdies bei dem Hirtenleben, das seine Knabenjahre ausfüllte, in der herrlich erhabenen, Ernst mit Lieblichkeit wunderbar vereinigenden Natur, die ihn umgab, unter dem prächtigen Menschenschlag, mit dem er beständig verkehrte, Formen- und Farbensinn ganz ebenso entwickeln wie seiner Zeit der Florentiner Giotto.

Von frühester Jugend an beschäftigte er sich denn auch fortwährend mit Schnitzeln und Zeichnen. So formte er aus Kartoffeln und Rüben oder Brodteig allerhand Figuren, überdeckte alle Blätter von alten Büchern und alle Wände im Haus mit Zeichnungen. [6] Ja er machte sogar, als ihm der auf das Talent des Sohnes aufmerksam gewordene Vater Bleistifte anschaffte, im vierzehnten Jahre eine Banknote so täuschend nach, daß sie die Bauern nicht von den echten zu unterscheiden vermochten, was ihn beinahe in den Verdacht des Fälschens gebracht hätte[1] Dadurch ward er in der ganzen Nachbarschaft berühmt ob seiner Geschicklichkeit.

Groß und stark geworden, wurde aber der Jüngling zur Feldarbeit herangezogen und konnte nun seiner Neigung nur selten mehr nachhängen. Als er zweiundzwanzig Jahre zählte, starb der Vater plötzlich, und der schöne Hof fiel nun ihm zu. Da er indeß mit Handel und Verkehr viel weniger gut umzugehen wußte als mit den Bleistiften und überall, auf jedem Markt, zu kurz kam, so fühlte er sich bald sehr unglücklich in seinem Beruf und verkaufte endlich seinen Hof. Er wollte nun erst nach Amerika auswandern, bis es ihm eines schönen Tages wie ein Blitz durch den Kopf schoß, daß er ja Bildhauer werden könnte. Vom Pfarrer an einen solchen in Innsbruck empfohlen, wendet er sich dorthin und tritt vierundzwanzigjährig bei ihm in die Lehre. Der erklärte ihm aber schon nach kurzer Zeit, daß er doch noch besser zum Maler passe, und nahm ihn 1860 bei einer Reise nach München mit, wo er ihn dann zu Piloty in’s Atelier brachte, der gerade an seinem Nero malte. Vor dem riesigen Bilde ging dem jungen Defregger nun eine neue Welt auf, obwohl ihn Piloty zunächst nicht aufnehmen konnte, da ihm ja noch alle Vorkenntnisse fehlten.

Er besuchte also zuvörderst die Kunstgewerbeschule mit Auszeichnung, dann die Malclasse der Akademie, wo es ihm aber so wenig gefiel, daß er vorzog, nach Paris zu gehen. Dort taugte es dem der Sprache unkundigen Tiroler zwar auch ganz und gar nicht, aber er sah doch sehr viel und bildete seinen Geschmack aus. Nach einem Jahre kehrte er nach München zurück, traf aber den gerade in Karlsbad verweilenden Piloty nicht und ging nun den Sommer über auf eine Alpe seiner Heimath, wo er eine Unzahl Portraits und Studien malte und zugleich sein erstes Bild begann. Es stellte einen Wildschützen dar, der verwundet zu seiner Frau heimgebracht wird. Mit diesem Versuch kam er 1864 wiederum zu Piloty, der ihn nun, im höchsten Grade überrascht von seinem Talente, sofort in seine Schule aufnahm.

Wenn man das heute in der Stuttgarter Galerie hängende Gemälde sieht, so begreift man diese Ueberraschung wohl; denn hier ist bereits der Defregger fix und fertig, wie ihn bald die ganze Welt kennen und lieben lernen sollte. Die nächste Composition, die er jetzt im Piloty’schen Atelier malte, war jener Speckbacher, der seinen zwölfjährigen Buben unter den Landesschützen entdeckt, ein Bild, das bei seiner Ausstellung in ganz Deutschland Aufsehen erregte, da es schon vollständig jene merkwürdige Mischung von Naivetät, liebenswürdig schalkhaftem Humor und heroischem Pathos zeigt, deren Vereinigung mit einer unübertrefflichen Wahrheit des Ausdruckes und der Individualisirung der Gestalten Defregger vor allen seinen Nebenbuhlern auszeichnet.

Diesem bezaubernd frischen Jugendwerke folgte nun eine lange Reihe von Bildern, in denen der Künstler das Leben seiner Heimath, die sein Ideal war und blieb und an der sein Gemüth mit allen Fasern hing, mit immer gleich frappanter Wahrheit und Schönheit wie mit gleich drolligem Humor schilderte. So die „Brüder“, die „Ringer“ und andere mehr. Ueberall fühlt man da sofort, daß das Alles von dem Maler erlebt und gesehen worden ist, bevor er es aus die Leinwand brachte. Daher die ganz unbedingte Glaubwürdigkeit, die den Bildern anhaftet und ihnen einen so unsaglichen Reiz verleiht.

Bei seinem schlichten, anspruchslosen Wesen der eleganten Welt durchaus abgeneigt und blos auf inniges Familienleben gestellt, hatte Defregger sich bereits verheiratet und in Schwabing vor Münchens Thoren angekauft, als ihn das Unglück traf, durch einen heftigen Gelenkrheumatismus volle zwei Jahre an’s Krankenlager gefesselt zu werden und höchstens auf dem Sopha liegend malen zu können. Diese schwere Leidenszeit vertiefte aber unstreitig gleich sehr seinen Geist wie seinen Charakter. Er malte in derselben für die Kirche seiner Heimath ein Votivbild, eine Mutter der Gnaden mit dem Kinde auf dem Throne und dem heiligen Joseph zu ihren Füßen, wo er im Madonnenkopfe eine solche Schönheit und Reinheit des Ausdruckes erreichte, daß in dieser Beziehung das Bild direct an Gianbellin hinstreift und sicherlich in den letzten hundert Jahren seines Gleichen in Deutschland schwerlich gesehen hat; denn hier gelang es dem Meister, das Göttliche, Reine und Hohe mit dem menschlich Liebenswürdigen in einer ganz wunderbaren Weise zu verknüpfen. Alle Bedrängniß, die er damals durchzumachen hatte mit ihrer Aufregung und ihrem Gottvertrauen, malte sich in dem ebenso seelen- wie ahnungsvollen Ausdrucke der Gottesmutter mit so wunderbarem Zauber, daß man es noch immer bedauern muß, daß der Künstler diesen Weg nicht weiter verfolgte.

Indeß lohnte ihm die Heimath das schöne Geschenk mit der Genesung, die er erst unter ihrem milden Himmel wieder vollständig erlangte, zugleich aber auch mit der Anregung zu einigen köstlichen Bildern, die er dort im paradiesischen Bozen, beseligt von der wiedergewonnenen Gesundheit, rasch nach einander malte. Darunter befand sich auch der berühmte „Ball auf der Alm“, der ganz Deutschland entzückte. Noch mehr that das freilich jenes gleichzeitig entstandene, wahrhaft erschütternde „Letzte Aufgebot“, das uns wiederum die heroische Seite des Künstlers in der Darstellung des todesmuthigen Auszuges der Aeltesten unter den Vaterlandsvertheidigern zeigt. Hier ist eine Macht und Energie der Empfindung, eine ergreifende Wahrheit der Charaktere und der Stimmung, die das Bild zu einer so vollkommenen Tragödie stempeln, wie unsere Malerei bis jetzt kaum jemals eine von gleich packender Kraft geschaffen.

Nach München endlich zurückgekehrt, vollendete er erst eine Reihe liebenswürdiger Idyllen, so jenen „Citherspieler“, einen prächtigen Jägersmann, dessen Spiel zwei reizende Sennerinnen, die eine mit keimender Liebe, lauschen; dann den „Besuch“, wo eine junge Mutter zweien Freundinnen ihren Erstgeborenen mit mütterlichem Stolze zeigt, ein Bild, das auf der letzten Pariser internationalen Ausstellung die kunstsinnige Welt entzückte. Dann folgte 1876 „Die Rückkehr der Sieger“, in welcher der Maler offenbar die Eindrücke verwerthete, welche ihm die 1871 jubelnd in die Heimath zurückkehrenden Kämpfer des baierischen Hochlandes hinterlassen, und die deshalb auch einen ganz passenden Platz in der Berliner Nationalgallerie gefunden.

Dieser vielbewunderten Composition folgte dann „Der Todesgang Hofer’s“, gegen Gewohnheit des Malers in lebensgroßen Figuren ausgeführt und darum nicht in allen Theilen so vollkommen trefflich gelungen wie jenes vorher erwähnte Gemälde. Nichtsdestoweniger zeigt das Bild auch wiederum jene nur wahrhaft großen Künstlern verliehene Eigenschaft, daß ihre Gestalten sich unauslöschlich in unser Gedächtniß eingraben. Defregger’s Hofer ist so ganz ein schlichter tiroler Bauer und ein Held dazu – daß man sich den Sandwirth von jetzt an gar nichts mehr anders vorstellen kann. Unser Künstler hat den tiroler Helden noch einmal gemalt; das Bild stellt den Moment dar, wie Hofer in der Residenz zu Innsbruck das Danaergeschenk der kaiserlichen Bestallung als Obercommandant von Tirol erhält und sie mit der Vorahnung des daran für ihn geknüpften Verhängnisses aufnimmt.

Noch einen anderen Volkshelden verherrlichte er jetzt für die Münchener neue Pinakothek: den sagenhaften Schmied von Kochl, welcher an der Spitze jener in der Mordweihnacht von 1705 revoltirenden Oberländer das Isarthor in München bestürmt. Indeß ist ihm die Darstellung der baierischen Bauern unleugbar weniger geglückt als die seiner Tiroler. Jene können allerdings von Kochl oder Tölz sein, diese aber müssen nothwendig aus dem Pusterthal oder von Bozen herkommen, sind gar nirgend anderswo zu finden. Viel trug auch die mißliche Wahl des Momentes dazu bei, da Defregger sich nicht entschließen konnte, seine österreichischen Landsleute als Feinde und Bedrücker darzustellen, sodaß man auf dem Bilde die Gegner der Stürmenden nicht erblickt, sondern nur die Wirkung ihres Feuers sieht.

Seither hat sich der außerordentlich fruchtbare Künstler wieder ganz auf die Darstellung heiterer Scenen aus dem Bauernleben seiner Heimath geworfen. Das bedeutendste dieser neueren Bilder giebt der diese Nummer schmückende Holzschnitt wieder: den rasch berühmt gewordenen „Antritt zum Tanze“. Wie da die fröhlichen Mädchen, die man, wie die Männer, alle schon in Brixen oder Meran gesehen zu haben glaubt, sich in die Stube hereindrängen, jubelnd begrüßt von ihren sie erwartenden Burschen – das ist mit bezaubernder Frische und Wahrheit wiedergegeben, aber auch mit jener innerlichen Sauberkeit, jener natürlichen Abneigung gegen [7] allen physischen und moralischen Schmutz, die neben der stolzen Männlichkeit einen ganz hervorragenden Charakterzug unseres Künstlers bilden, auf dessen Bildern man darum alle möglichen komischen Figuren, aber nie einen eigentlich gemeinen und schlechten Charakter findet. Selbst die, über welche wir lachen müssen, daß uns die Thränen über die Backen rinnen, wie der dicke Liebhaber in der „Brautwerbung“ oder der „Salontiroler“ in Defregger’s neuestem Bilde, erscheinen nie verächtlich, sondern der Maler weiß uns sogar mit einem gewissen Wohlwollen für dieselben zu erfüllen.

Dadurch, daß er uns aber mit einer in der eigenen tiefen Anhänglichkeit an die schöne Heimath wurzelnden Vorliebe vor Allem das Tüchtige und Brave dieses ohnehin schon von der Natur ungewöhnlich begünstigten südtirolischen Menschenschlages zeigt, führt Defregger uns in eine Art von idealer Welt, deren Anblick uns um so mehr beglückt, als sie so schlagend wahr ist, daß uns an ihrer wirklichen Existenz auch nicht der geringste Zweifel auftaucht. In dieser Feinheit der Charakteristik, in ihrem so viel reicher und edler entwickelten Seelenleben übertreffen die Defregger’schen Bauern auch weitaus die ähnlichen Schilderungen der alten Niederländer, eines Teniers, Ostade und Brouwer. Speciell seine oft entzückend frischen und nie von Sentimentalität angekränkelten Frauen stehen an sittlichem Werthe hoch selbst über denen eines Rubens.

Damit berühren wir einen großen Vorzug, den unsere moderne deutsche Kunst nur mit der englischen theilt. Welcher Abgrund trennt die verlogenen und geschminkten Schäfer und Schäferinnen der deutschen Kunst des vorigen Jahrhunderts mit ihrer süßlichen Lüsternheit von diesen Defregger’schen Landleuten, Hirten und Jägern, denen so gesundes Blut in den Adern fließt! Defregger’s Mädchen sind alle nicht nur hübsch, sondern auch ehrbar, seine Bursche mindestens brave Kerle. Damit gewinnt man aber noch mehr als selbst in Gottfried Keller’s oder Fritz Reuter’s Schilderungen jenes freudige Vertrauen auf den gesunden Kern unseres Volksthums und damit das Vertrauen auf die menschliche Natur überhaupt wieder, welches Einem in den religiösen und socialen oder politischen Parteikämpfen unserer Tage oder bei nur zu vielen literarischen Erzeugnissen derselben so oft abhanden zu kommen droht. Und dieses Vertrauen wird um so fester, als man fühlt, daß der Künstler selber in all diesen so wahren wie biedern und tüchtigen Menschen im Grunde nur jene Lauterkeit und schöne Männlichkeit der eigenen Natur wiedergiebt, die seine Werke rasch zu Lieblingen der deutschen Nation, zum Stolz derselben gemacht haben.

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Antritt zum Tanze.0 Nach de[m Ge]mälde von Franz Defregger.


  1. P. K. Rosegger hat dieses Ereigniß in seiner in der „Gartenlaube“ (1882, S. 341) erschienenen Novelle „Der junge Geldmacher“ mit dem ganzen Glanz seiner volksthümlichen Feder geschildert.     D. Red.