Fliegende Blätter Heft 31 (Band 2)
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7. | II. Band. |
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Ihr Berge, stolze Berge, du schwarze Wäldernacht,
Ihr golderfüllten Ströme, ihr Au’n in grüner Pracht,
Ihr sanft gewölbten Hügel im blumigen Gewand,
Euch nenn’ ich, freudig rufend, mein schönes Vaterland.
Du Erde, heil’ge Stätte, du Grab so vieler Kraft,
Ihr Trümmer alter Baue, in Schutt dahingerafft;
Ihr Reste hohen Geistes, der jedes Herz entbrannt,
Euch nenn’ ich hochbegeistert mein großes Vaterland.
Den Stein am Boden küß ich, drauf einst mein Ahn’ gewallt,
Und in Ruinen wein’ ich, d’rin öd mein Wort verhallt;
Und d’rin in nächt’ger Stunde bei rauher Winde Weh’n,
Gekrönte bleiche Schatten durch morsche Hallen geh’n.
O klänge meine Harfe wie mächt’ger Donner Schall,
O brauste meine Stimme wie Sturm im Wiederhall;
Daß weitum rings erklänge der Ruhm der alten Zeit,
Des alten Sinnes Würde, der Thaten Herrlichkeit.
So begrüßt der begeisterte, von Vaterlandsliebe durchdrungene Dichter Karl Egon Ebert im Eingange seines romantischen Gedichtes Wlasta, Böhmen, sein Heimathsland, ein Land, das so reich ist an Sagen aus der alten Zeit, wie wenige andere Länder, ein Land, dessen Geschichte einem romantischen Gedichte gleicht, voll der zartesten wie der gewaltigsten Gestalten und der abenteuerlichsten Ereignisse und Erscheinungen. Die Sagen von Krok, von Libussa und Przemisl, von Wlasta und ihren Mägden sind aller Welt bekannt, und ihre Eigenthümlichkeit hat von jeher begabte Geister angelockt, in Dichtungen der verschiedensten Form dieselben wieder zu singen.
Dieß Gewebe von Sagen spinnt sich jedoch selbst in die Zeit, wo die Nachfolger Przemisl’s in Böhmen herrschten, noch fort, allein in einem von dem vorigen ganz verschiedenen Charakter, welchen man beinahe idyllisch nennen könnte. Hier begegnen wir Leuten, die Dörfer bauen, die Getreide säen, und Bäume pflanzen; reichen Männern, welche Städte gründen; anderen, welche Eisen graben und es bearbeiten lernen, oder aus dem Sande der Flüsse Goldkörner waschen. Wir sehen hier Hochzeiten, seltsame Leichenopfer und Prophetinnen, redende Thiere und allerlei Wunder.
Allein gegen die Mitte des neunten Jahrhunderts werden diese [50] friedlichen Bilder wieder verdrängt von dem Glanze der Waffen und dem Geräusche der Schlachten. Um diese Zeit saß Neklan zu Prag auf dem herzoglichen Stuhle. Die Aeltesten und Häupter des Volkes hatten ihn nach dem Tode seines Vaters, des Herzogs Krzesomysl, zu ihrem Fürsten und Herrn erwählt. Sie setzten ihn, mit einem fürstlichen Kleide angethan, und sein Haupt mit des Primislaus Mütze bedeckt, auf der Libussa Stuhl und riefen: „Neklan unser Fürst, Neklan unser Fürst und Herr.“ Drauf zogen sie ihre Mützen und Pechhüte von den Häuptern, verneigten sich tief und erzeugten ihm fürstliche Ehre. Die Aeltesten gelobten ihm in ihrem und der Jüngeren Namen Treue und Gehorsam, und begleiteten hierauf den neuen Herzog von dem Hofe des Wischerad bis in seine Gemächer. Am folgenden Morgen aber kamen die Lopoten, und führten eine überaus schöne Jungfrau zu ihm, welche Ponislawka hieß, und gaben sie ihm zum Weibe. Nun ward eine große Hochzeit gehalten und ein großes Gastmahl für das ganze Volk angerichtet. Am vierten Tage gingen die Festlichkeiten zu Ende; die Aeltesten empfahlen dem jungen Herzoge die Sorge für die Regierung, und darauf reisten sie heim, jeder zu seinem Hause oder in seine Landschaft.
Nach Verlauf eines Jahres gebar die Herzogin Ponislawka ihrem Gemahle auf dem Schlosse Wischerad ein Söhnlein. Der Herzog Neklan war deshalb über die Massen erfreut, und sandte sogleich an seine Freunde und die Vornehmsten des Landes Boten aus, um dieselben zu einem Feste auf das herzogliche Schloß zu laden. Als sie gekommen waren, ging ihnen Neklan entgegen und empfing sie mit Ehren als seine lieben Gäste. Von diesem Feste, und weil der Herzog diejenigen, die dazu gekommen waren, so wohl empfangen hatte, gab man dem Knaben den Namen Hostiwit; denn Host heißt im Böhmischen Gast und wjati heißt willkommen.
Herzog Neklan war ein stiller Mann, der die Ruhe und den Frieden über Alles liebte, und Niemanden etwas zu leide that; ja er war so gar friedsam, daß er lieber Beleidigungen duldete, als daß er sie rächte, welches ihm Manche für Schwäche und Feigheit deuteten. Unter diesen war Wlatislaw, der Herzog von Soz, ein junger Mann von 26 Jahren, der war einer ganz andern Sinnesart als Neklan; ungestüm und wild, und voller Herrschbegierde, und hatte einen unstillbaren Durst nach Krieg und Eroberungen. Er verachtete den Herzog Neklan wegen seiner Zagheit, und faßte mit Zustimmung seiner Edelleute, die ihm ihre Hilfe zusagten, den Entschluß, denselben mit Krieg zu überziehen und ihm das Herzogthum Prag mit Gewalt zu nehmen. Er ließ deshalb Schwerter machen, berief alle Schildmacher und bestellte bei ihnen 2000 wohlgerändete Schilde, Pechwämmser und andere Rüstung, Sturmhüte von Farrenhäuten mit eisernen und stählernen Reifen verwahrt, ohne Zahl, so daß Jedermann sich deshalb verwunderte. Kaum waren diese Rüstungen vollendet, als die Sozer dem Herzog Neklan ins Land fielen, mehrere Schlösser eroberten, die Besatzungen ermordeten, und die Gebäude bis auf den Grund verbrannten und zerstörten. Neklan erschrack über diese Nachricht, und war äußerst betrübt darüber; allein er schien nicht den Muth zu haben, mit gewaffneter Hand seine bedrohten Unterthanen zu beschützen, und das ihm angethane Unrecht zu vergelten. Da traten die Wladyken und Edelleute, deßgleichen alle Einwohner der Städte zusammen, und gingen miteinander zu ihrem Herrn, dem Herzoge Neklan auf den Wischerad, um ihm ihre Noth und die Gefahr, in welcher das ganze Land sich befand, vorzutragen. Sie baten ihn, er möge doch auch ein Kriegsvolk zusammenbringen, um dem Wlatislaw begegnen zu können, und fügten hinzu, daß wenn dies nicht geschähe, derselbe sicherlich das ganze Herzogthum und den Herzog selbst verderben werde. Als Neklan dieses hörte, erschrack er heftig, doch konnte er sich so verstellen, daß er ein heiteres Gesicht machte, und den versammelten Häuptern sagte, daß er dieses nicht thun werde, sondern daß er dem Wlatislaw Geschenke schicken wollte, um ihn zufrieden zu stellen. – Die Edelleute wurden unwillig, als sie dieses hörten, ließen es jedoch aus Gehorsam gegen ihren Herrn geschehen. Neklan aber berief einige Edle, durch welche er dem Wlatislaw Geschenke zuschickte, und zwar einen Goldkuchen, der so groß war, daß er dem Wlatislaw an Schwere gleich gewogen wurde; überdies zehn ausgesuchte schöne Pferde, fünfzig Harnische und anderes Rüstzeug, welches alles meisterlich gearbeitet war.
Als die Gesandten nach Wlatislaws Stadt gekommen waren, gingen sie zum Herzoge. Sie sahen ihn auf seinem Stuhle sitzen, mit so finsterer Miene, daß sie alle vor ihm erschracken; doch faßten sie sich ein Herz, und entboten ihm Herzog Neklans Gruß, legten die Geschenke zu seinen Füßen, und baten ihn, dieselben gütlich anzunehmen und mit ihrem Herzoge in Frieden zu leben. Wlatislaw schwieg eine gute Weile stille, endlich antwortete er und sprach: „Euer Herzog handelt sehr unbedächtig, indem er mir diese Geschenke schicket, denn dieß reizet mich nur mehr gegen ihn. Bringet daher diese Sachen eurem Herrn wieder, saget ihm, daß ich ihm dafür danke, und bemerket ihm, daß er Sorge tragen soll, daß ich, wenn ich kommen werde, keinen Mangel finde in seiner Schatzkammer. Ihr aber eilet von hinnen, damit ihr anstatt eurer Geschenke nicht eure Köpfe hier lassen müsset.“
Die Abgesandten entsetzten sich über diese Antwort, und ohne von dem Fürsten Abschied zu nehmen, eilten sie nach Prag und brachten ihrem Herrn die Botschaft. Als der Herzog Neklan dieses Alles vernommen hatte, entfärbte sich sein Angesicht vor Angst, und die Edlen und das Volk sagten: „wir haben einen feigen Herzog!“
Herzog Wlatislaw hatte sich zwar gegen Neklan gerüstet, um das Herzogthum von Prag zu erobern, allein für diesmal mußte er denselben in Frieden lassen, denn die Deutschen fielen vom Niedergange her mit einem großen Heere in sein Herzogthum. Die Felder wurden verheert, die Dörfer geplündert und ausgebrannt. Das Landvolk flüchtete sich in die Gebirge und [51] Wälder. Wlatislaw hatte alle Hände voll zu thun, sich ihrer zu erwehren; allein er widerstand ihnen wie ein fester Thurm acht Jahre hindurch, und zwar so ritterlich, daß die Deutschen, ohne etwas mehr, als daß sie das Land verwüstet hatten, ausgerichtet zu haben, wieder heimziehen mußten.
Durch das Glück, womit er den Deutschen widerstanden, muthig gemacht, richtete Wlatislaw seine Blicke wieder auf Prag und seinen Herzog. Er gebot daher, daß sich all sein Volk an einem bestimmten Tage auf einer großen Wiese versammeln sollte. Er selbst aber setzte sich auf einen sehr hohen Stuhl, um all sein Volk übersehen zu können, und fragte nun mit lauter Stimme: „ob sie ihm getreulich helfen wollten, er gedenke dem Neklan eine Schlacht zu liefern, ihn zu vertilgen und ihm sein Herzogthum zu nehmen.“ Und sie schrien Alle wie aus einem Munde: „Sie wollten ihm beistehen, allezeit, und Neklans Land erobern, er solle nur selbst nicht säumen.“ Als er diese Antwort vernommen, dankte er ihnen und hieß sie Alle wieder heimziehen.
Nun ließ sich Herzog Wlatislaw ein großes Schwert schmieden. Als dasselbe fertig war, ließ er es im ganzen Lande herum tragen und dabei ausrufen, daß sich Jedermann ein solches Schwert sollte machen lassen, weder länger noch kürzer. Und welcher Mann oder Bursche auf’s künftige Jahr dieses Schwertes Länge haben würde, der solle, sobald der Herzog einen Krieg würde ausrufen lassen, mit diesem Schwerte erscheinen, und überdies in einem Pechwamms oder Harnisch, einem eisernen Hute, Tartschen, Pfeilen und Handbogen; und welche Raubvögel hätten, als Habichte, Sperber, Raben und Falken, die sollten sie mit sich führen, denn sie würden von ihrer Feinde Fleisch gespeist und mit ihrem Blute getränkt werden.
Hierauf sandte Wlatislaw einige wohlberedte, kluge Männer, mit wilden Angesichtern und grimmigem Aussehen zum Neklan, mit dem Befehle, ihm zu sagen, daß Wlatislaw ihm folgende drei Stücke entbiete:
Erstens. Wenn Neklan ihm sein ganzes Herzogthum abtreten wolle, so würde er es in Güte annehmen.
Zweitens. Lade er ihn ein, persönlich einen Zweikampf mit ihm zu bestehen, und wer den andern überwinden würde, der sollte Herr sein über beide Herzogthümer.
Drittens. Wenn er aber Lust hätte, mit einer bestimmten Anzahl Kriegsleuten, von welcher Art er wolle, ihm zu begegnen, so wäre er auch damit zufrieden.
Im Falle er von diesen drei Artikeln keinen annehmen wolle, so sollte er gewärtig sein, daß er ihn mit all seinem Volk überziehen, vertilgen, und das Herzogthum Prag mit seinen Anhängern und Leuten besetzen würde.
Neklan war über diese Botschaft äußerst bestürzt, berief seine Wladiken, und bat sie um Rath, ihm zu helfen, was dem Wlatislaw zu antworten sei. Diese beriethen sich unter einander und gaben den Gesandten folgende Antwort: Für´s erste sei er nicht bedacht, ihm sein Herzogthum gutwillig abzutreten, denn es zwinge ihn keine Noth dazu, und eine solche Handlung würde Jedermann, ja Wlatislaw selbst, ihm als eine Thorheit anrechnen. Für’s zweite, mit Wlatislaw persönlich zu kämpfen, sei gleichfalls nicht vonnöthen, und er begehre weder ihres Herzogs Tod, noch sein Fürstenthum. Für’s dritte, mit einer gleichen Anzahl Volks sich zu schlagen, bedünke ihm auch unziemlich zu sein. Denn wenn gleich zehn Prager zehn Sozer erschlügen, so könnte dieses vielleicht weniger ihrer Mannheit als dem Glücke zugeschrieben werden. Will daher Euer Herr, der Wlatislaw, das Prager Herzogthum feindlicher Weise überfallen, so wird ihm unser Herr, der Herzog Neklan, nicht nur als ein beherzter Mann begegnen, sondern auch ihn und euch Alle aus dem Lande treiben.
Die Gesandten hörten diese Antwort, zogen davon und erzählten sie getreulich ihrem Herrn, aber dieser ward darüber so ergrimmt, daß er sich vor Wuth mit seinen eignen Händen die Kleider vom Leibe riß.
Als nun der Frühling gekommen war, versammelte Wlatislaw seine Völker auf dem Felde, so Bosdiechow genannt wird. Dann sandte er einen Boten zu Neklan mit der Ladung, daß er seiner am 10. Mai auf dem Felde von Turske Pole warten sollte.
Der stille unbeherzte Neklan erschrack, als er den Boten kommen sah und seine Werbung hörte, wie gewöhnlich, ganz unmäßig. Er suchte wie immer Zuflucht bei seinen Räthen, und der Bote erhielt zur Antwort: „Wlatislaw solle nur kommen, Neklan würde ihm selbst mit seinem eigenen Schwerte das Haupt abschlagen.“
Aber Neklan gebot allen seinen Edelleuten, Bürgern und Bauern, daß sie sich bereit halten sollten. Da rüsteten sie sich sämmtlich in ihren Harnischen, Pechwämmsern und Helmen, mit Schwertern, Schilden, Pfeilen und Bogen und anderer Rüstung auf’s zierlichste, und lagerten sich den 8. Mai auf der Ebene über dem Orte Brusky. Und allesammt schwuren dem Herzoge zu, daß sie standhaft und männlich fechten wollten.
[52] Desselben Tages lagerte sich Wlatislaw mit seinen Haufen bei dem abgebrannten Städtlein Budecz.
Am nächsten Morgen bestieg Wlatislaw einen erhöheten Ort, hielt in der Hand sein blankes Schwert und redete zu seinem Volke: „Nun wohlan ihr lieben Ritter und streitbaren Kriegsleute! Ihr wisset wohl, daß wir etliche Male dieses verzagte Volk besiegt und unsere Schwerter in seinem Blute gefärbt haben. Darum streitet männlich, denn ihr wollet dieser Tage den letzten Sieg erlangen. Ich aber schwöre euch bei der Götter Würdigkeit und bei meinem Schwerte, das in meiner Hand glühet, daß ich nicht einen von ihnen, so männlichen Geschlechtes ist, will leben lassen. Ja, ich will den Müttern ihre Knaben erwürgen und statt derselben junge Hunde an ihre Brüste legen. Und so will ich die unnützen blöden Nachbarn gänzlich ausrotten, und Euch reich machen mit ihrem Golde und Silber, und dies will ich Euch wahr machen, morgen, zu dieser Stunde.“
Unter dem Volke von Prag befand sich ein sehr beherzter und kriegserfahrner Mann, der Styr von Cheinow genannt. Diesen berief Herzog Neklan und vertraute ihm heimlicher Weise seines Herzens Blödigkeit und Verzagtheit, bat ihn, seinen blanken Harnisch anzulegen und statt seiner des Volkes Führer zu sein. Es war nur eine geringe Anzahl der Edlen gegenwärtig, und die Sache wurde so geheim gehalten als immer möglich war. Da fragte der Styr von Cheinow Herzog Neklan, „was er ihm für seine Mühe und Lebensgefahr geben wolle?“ Der Herzog antwortete ihm: Was er Billiges begehren würde, das solle ihm werden. Darauf sprach der Styr von Cheinow: „Wann ich wieder komme, so wirst du mir widerfahren lassen, was ich verdienet habe; werde ich aber statt deiner umkommen, so bitte ich, du wollest mir an der Stelle, wo ich falle, ein Grab machen lassen, das man in Cheinow sehen mag.“ Und dieses versprach ihm der Herzog. Da legte der Styr von Cheinow die glänzende fürstliche Rüstung an, setzte sich auf des Herzogs stattliches Roß und ritt mit etlichen vom Adel vom Wischerad herab bis auf das Feld von Brusky. Alsbald brachen die Prager Haufen auf und zogen dem Styr von Cheinow, ihrem Führer, nach, und er vor ihnen her mit fröhlichem Gemüthe.
Wie sie nun durch das Land dahin zogen, kamen sie an einem hohen Felsen vorüber, auf dem ein Weib stand, das ihnen mit heiserer Stimme zurief: „Folget meinem Rathe, so möget ihr einem großen Ungemache entgehen; denn wollet ihr den Sieg erlangen, so müßt ihr der Götter Willen erfüllen. Darum schlachtet ihnen zu Ehren eine Eselin, so werdet ihr ein ihnen angenehmes Opfer verbringen, das sie heute begehren.“ Als sie dieses hörten, tödteten sie eine Eselin, zerhieben dieselbe in viele tausend Stücklein und ein jeder Kriegsmann aß einen Bissen davon. Als dieses geschehen, fühlten sie in sich eine ungewohnte Unverzagtheit und setzten ihren Zug fort; gegen Abend gelangten sie auf den bezeichneten Kampfplatz, wo sie sich auf der Anhöhe ohnweit Turske lagerten und die Wachtfeuer anzündeten. –
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1.
Was klingt vor Liebchens Fenster
So laut in die Nacht hinein?
Das muß wohl eine Trompete
Und eine Trommel sein.
Bläst in’s Metall so stolz,
Und ein verliebter Tambour
Schlägt wacker auf Fell und Holz.
Der Eine steht links im Garten,
Die beiden Nebenbuhler
Sich in die Augen schau’n.
Der Tambour legt in die Trommel
Der Sehnsucht ganzen Schmerz,
Seinen Mund und auch sein Herz.
So stehen sie und warten,
Wem Hand und Herz sie giebt,
Ob mehr sie die Trompete,
2.
Was wirbelt auf der Straße
Vor der Liebsten niedrigem Haus,
Als zöge nächtlich zum Thore
Ein Regiment hinaus?
Das hat einen lauten Takt,
Das hat mit Furcht und Entsetzen
Die Nachbarn angepackt.
Wie Feuerlärm so störrig,
Wie ein Signal beim Aufruhr
Die wirbelnde Trommel schallt.
So wirbeln können viele,
So flüstern kann eine blos,
Des liebenden Wahnsinns los.
Die überkollern und jagen
Sich alle in wilder Lust;
Sie steigen nicht aus der Trommel,
Die Fenster werden helle, —
Da erscheint sie im Nachtgewand! —
Mein Tambour, lieber Tambour! —
Sie winkt mit der weißen Hand.
Das Wort aus den Lippen schon!
Der Tambour hält an die Schlägel;
Da spricht sie mit sanftem Ton:
„Mein Tambour, lieber Tambour!
Du Wilder! du störst den Trompeter
Und mich aus dem Schlaf heraus!"
[54]
Da faßt er an die Schlägel,
Da rührt er sie mit Macht,
Gewirbelt und laut gelacht.
Das Fell das ist zersprungen.
Die Trommel fand man im Fluß,
Mein Tambour, lieber Tambour!
„Subscription zu einem Ball – aha – sehr gut. Wie viel hat mein Nachbar Kaufmann N. unterzeichnet?“
„Zwei Kronenthaler, zu dienen.“ –
„Dann geb’ ich vier. Ich gebe stets das Doppelte wie der.“
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Der Junker ist gestorben und da er bei Lebzeiten Schätze vergraben hat, so muß er jetzt nächtlich darnach umgehen. Hans hat große Lust, sich dieser Schätze zu bemächtigen und ersinnt eine List. Er verscharrt auch ein Paar Thaler in die Erde, und stellt sich dann, mit einem zinnernen Rock angethan (ich weiß nicht, ob damit etwa ein altes Panzerstück gemeint ist) gegen Mitternacht in die Kirchhofthür, den spukenden Junker erwartend. Es schlägt zwölf und der Junker kommt. Junker: Hans, wat machst du hier? – Hans: Junker, ik bin todt. – Der Junker will sich davon überzeugen, faßt Hans an, und da er das kalte Zinn fühlt, so glaubt er ihm; – Hans: Junker, wo will ju heu?[VL 1] – Junker: Hans, ik will spöken goan.[VL 2] – Hans sagt, er habe auch Schätze vergraben. – Junker: Schön, dann spöken wi tosammen.[VL 3] – Nun geht der Junker voran, wo seine Schätze liegen und spukt dort herum. Hans merkt sich den Ort. Hernach geht es zu Hansens Thalern. Auf dem Rückwege sagt Hans, daß es ihm verdrießlich sei, wegen seiner Paar Thaler noch länger zu spuken. Der Junker sucht ihm zuzureden, da es in Gesellschaft, wie heut, doch ganz anmuthig sei, Hans bleibt aber auf seinem Kopf. Da sagt der Junker, dann wolle er’s auch lassen. Dies ist es, was Hans gewünscht hatte, da er sich gefürchtet, der Junker möchte ihm hinterher doch ein Leides anthun. Der Junker geht endlich nach seinem Erbbegräbniß in die Kirche; Hans, der in der Kirche kein Grab haben kann, bleibt auf dem Kirchhofe. Hernach geht er heim und holt sich andern Tags des Junkers Schätze.
Anmerkungen der Vorlage
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