Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Fastelabend
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 157–158
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[157]
81. Fastelabend.

Anno 1386 hat man zu Lübeck im Fastelabend zwölf blinden armen Leuten ein großes Schwein zum Besten gegeben, dergestalt, daß solches Schwein an einen Pfahl auf dem Markt mit Stricken befestigt, und jedem Blinden eine Keule in die Faust gegeben worden, das Schwein damit todt zu schlagen. Es ist aber von dieser Kurzweil so viel geworden, daß die Blinden sich selbst weit mehr auf die Haut, denn auf das Schwein getroffen. Darum hat man ihnen Harnische angelegt, auf daß sie einander nicht mehr beschädigen können; welches alles fein lustig und kurzweilig anzusehn gewesen. Endlich sind die Blinden einig geworden, daß nur einer allein schlagen sollte. Der nimmt die Keule in die Faust, tappt so lange mit den Füßen herum, bis er an den Strick kömmt; da tritt er immer näher und näher, bis er merkt, daß er nahe bei dem Schwein ist, wirft die Keule von sich, ergreift sein Messer und sticht ihm die Gurgel ab. Dann haben sie es sämtlich mit Freuden verzehrt.

Item mit den Blinden ist auch bis anno 1572 der Gebrauch gewesen, daß alle Jahr kurz vor Fastelabend ihrer 3 oder 4 hintereinander, von einem sehenden Jungen geführt, in die Bürgerhäuser gegangen, mit [158] seltsamen Hüten auf dem Kopf, die mit grünen Hülseblättern zugerichtet, als ob es Kronen gewesen; dabei haben sie merkliche heidnische Gesänge gesungen. Dann hat man ihnen geschenkt, und einen oder zwei Schilling zu vertrinken gegeben. Weil es aber ein altes heidnisches Thun gewesen, ist es von Einem Rath verboten und in selbigem Jahr abgeschafft worden.

Bemerkungen

[392] Von einigen andern hier gebräuchlichen Fastnachtspäßen habe ich in den Neuen Lübeckischen Blättern, Jahrg. 1836, Nr. 8 u. 9, Nachricht gegeben.