Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Detlev Gudendorp
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 154–156
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[154]
80. Detlev Gudendorp.

1386. Wie nun der Detlev Gudendorp, gar ein verwegener und böser Bube, vermerkt hatte, daß sein Anschlag auf die Stadt Lübeck entdeckt war: ward er ihr noch größerer Feind; raubte und brannte, erschlug oder verwundete die Lübschen, die er nur bekommen konnte. Die Reitendiener von Lübeck jagten ihm oftmals nach, fingen ihm auch Knechte und Reiter ab, die dann Ein Rath alsbald in den höchsten Galgen henken liß. Endlich nahm sich der Detlev vor, die Lübschen zu überrumpeln; brachte eine ziemliche Menge loser Leute zusammen, zog nach Curau und plünderte das aus, da er leicht erachten konnte, die Lübschen würden solches nicht leiden; und schickte einen Kundschafter in die Stadt, welcher aussprengen mußte, daß er nur 16 Mann stark wäre. Auf dieses Gerücht rüstete sich der Lübsche Hauptmann Hartwich [155] Scharpenberg mit 24 Pferden, schickte auch zu dem Hauptmann von Mölln, Wendelbarn Wunstorp, daß er ihm sollte zu Hülfe kommen; aber ehe dieser ankam, wurden die Lübschen abermals durch einen falschen Kundschafter berichtet, daß von des Feindes Reitern ihrer 6 in einem Busch nicht weit von der Landstraße lägen. Der Hauptmann theilte darauf seine 24 Pferde in drei Haufen, und ließ auf jeder Seite 8 besonders reiten, mit dem Befehl: wenn sie dem Feinde begegneten, sollten sie auf die Landstraße, wo er selber blieb, zulenken. Dergestalt ritten sie einen guten Weg, bis der Hauptmann an dem Hufschlag merkte, daß die Feinde nicht weit abwesend. Er ritt deßhalb gleich an den Ort, wo sie versteckt lagen, fand sie aber dreimal stärker als er selbst war. Da er nun sahe, daß sie ihm so sehr überlegen, gab er samt seinen Gefährten den Pferden die Sporen und rannte gerades Laufs nach der Stadt Kiel; die Feinde aber, deren Pferde noch frisch und zum Laufen geschwinder waren, hauten ihnen nach. Als die Kielatzen sie angefetzt kommen sahen, und, wie sie sagten, nicht wußten, wie es darum bewandt war, und ob nicht etwas Feindliches vorhanden: schlossen sie die Thöre vor den Lübschen zu; worüber der Hauptmann den Kerl vor dem Zingel niedergeschossen. Wie den Lübschen nun der Feind so nahe auf dem Rücken, haben sie ihm das Angesicht zugewandt und sich tapfer gewehrt, daß auch mancher von [156] den Holsten geblieben; aber zuletzt wurden sie alle jämmerlich erschlagen, und ist keiner davon gekommen.

Als nun die übrigen Reitendiener nahe an der Stadt Kiel waren, fanden sie ihre Gesellen todt liegen, worüber sie die Kielatzen gröblich ausgefilzt; diese aber entschuldigten sich, daß sie nicht gewußt, wie der Handel beschaffen gewesen. Dieweil aber nichts anders hierin zu thun, traten sie zu, legten die Todten auf einen Wagen, und führten sie nach Lübeck. Das war eine traurige Wiederkunft.

Die Todten wurden danach in S. Jakobikirche fein stattlich begraben in ein ehrlich Grab; dem Hauptmann aber ist sein Helm und Schild nachgehenkt bei der großen Orgel nach dem Kuhberg hin.

Die Reitendiener und Stallbrüder lauerten nun um so fleißiger dem Gudendorp nach, und ertappten ihn 1387 auf dem Kirchhofe zu Curau, wo sie ihn in kleine Stücke zerhauen haben.