« 3. Stunde Hermann von Bezzel
Einsegnungs-Unterricht 1909
5. Stunde »
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4. Stunde.
Lied 383, 3. Psalm 90.


Gebet: Herr Jesu Christe, der Du dem Tod die Macht genommen und seine schreckliche Gewalt in eine gnädige, zeitliche Strafe verwandelt hast und allen, die da sterben, den Frieden von Deinem Kreuz erworben und zugesagt hast, verleihe, daß wir in Deiner Kraft des Todes bittere Gewalt überwinden und durch Deinen Sieg den letzten Sieg behalten um Deiner ewigen Erbarmung willen. Amen.









 Mit der Köstlichkeit des Erdenberufs und ihrer Betonung haben wir heute geschlossen, von der Köstlichkeit des Berufs wollen wir sagen: sie wirbt, sie schützt, sie heiligt: das ist das Dritte.

 Von der Köstlichkeit des Erdenberufs: sie wirbt. Niemand kann auf den andern einen Einfluß ausüben, es sei denn auf dem Weg des Berufs, weil hier der Herr, unser Gott, die Kraft sich entfalten läßt, die Er uns gab; und nur die Entfaltung der Kräfte gewinnt Einfluß. Ruhende Kräfte, schlafende Gaben, eine gewisse Beschaulichkeit hat nichts Anziehendes und gewinnt nicht, aber wenn ein Mensch die ihm gegebenen Gaben ausnützt oder erweckt, hat er immer wieder den Reiz der Jugend, und die Jugend gewinnt. Manch ein Mensch glaubt zu der oder jener Arbeit keine Gabe zu haben, und der Herr hat sie ihm als Aufgabe gestellt, und der Mensch wagt sich herein und erweckt die bisher schweigenden Gaben, und durch diese Jugendlichkeit, mit der man zaghaft anfängt, ängstlich weiterfährt, sorglich ausschaut, gewinnt man andre. Sichere Leute haben noch niemand gewonnen, wohl aber gewisse. Wo der Mensch seines Erdenberufes sicher ist, hat er die Barmherzigkeit mit denen verloren, die der Sicherheit entbehren; wo der Mensch in seinem Erdenberuf eine bestimmte Fertigkeit erreicht, kann er nicht mehr anziehen, wobei ich nicht erst zu bitten brauche, Sicherheit und Gewißheit nicht mit einander zu verwechseln. Sicherheit schützt Gewißheit vor; Sicherheit täuscht über den| Mangel an Gewißheit hinweg, aber die Gewißheit läßt nie zur Sicherheit kommen. Indem man so die Gaben erweckt, tastend, suchend, über jeden kleinsten Erfolg froh, weil man ja nicht seinen Erfolg suchte, sondern nur die Angst immer wieder bei sich trug, es möchte die Sache dessen, der den Beruf gegeben, verunehrt und geschädigt werden, – wenn man so sucht, so zieht man an. Werdende sind nicht bloß selbst dankbar, sondern sie gewinnen viel Dank. Und so meine ich, das Glück des Berufes ist sowohl das Haben als das Finden, das Hingeworfensein auf die mächtige Hilfe des Herrn, das Losgelöstsein von dem Wahn des eigenen Könnens, jeden Tag von neuem aus Seiner Fülle Gnade um Gnade nehmen, wissen, daß eine Minute die nicht von der Gnade erfüllt ist, zum Fall geraten kann: das ist etwas Seliges und diese Seligkeit wünsche ich uns allen. Werdende werben, Ringende gewinnen, Versuchende ziehen an; und schließlich kommt es doch immer darauf an, daß man Menschen für die große Sache des Reiches Gottes, für die große Ehre gewinnt, Jesu Diener und Nachfolger zu werden. Habe ich die Gefahr jetzt so viele Jahre mit großer Sorge angesehen: Wird nicht einmal unsre blaue Schule entvölkert werden? und habe es nie erfahren müssen, daß sie einsam geworden wäre, so wird das noch weit schwerere Problem, daß den Gemeinden das Lebensbrot entzogen wird, vielleicht doch auch wieder durch die Gnade Jesu gelöst werden. O wie oft habe ich gedacht und gesagt, wenn unsre Gemeinden so um das Amt des Wortes eifern würden, als sie traurig sind, wenn einmal die Krankenpflege oder Kinderschule sistiert werden muß, und wenn unsere Geistlichen so darauf sehen würden, daß den Gemeinden nachgegangen würde, wie sie ängstlich um Diakonissen rufen, dann wäre es wohl anders. Aber ich bleibe dabei: laßt uns in unserm Beruf, bis er uns vom Herrn genommen wird, suchend, fragend, neu beginnend, jeglicher Sicherheit abholde Leute werden. In diesem jugendhaften, in diesem ohnmachtsvollen Tasten, Fragen, Versuchen liegt eine werbende Kraft. Wo ein Beruf nicht für sich selber wirbt, da wirkt er wenig an denen, die er wirbt, und wo eine Arbeit im Reiche Gottes nicht zu sich und in sich selber einlädt, da ist wenig an und von denen zu hoffen, die auf andere Weise kommen. Wenn diese 35 Einzusegnenden bis an ihr Lebensende, wie Gott führt, das Glück ihres Berufes recht tragen und recht erheben, so sind wieder 35 Ladungen und Werbungen ins Leben hinausgegangen. Es widerspricht nicht dem, was ich immer vom Erdenberuf sage, denn schließlich ist auch der geistliche Beruf ein Erdenberuf, er hat auch seine äußere Seite, wir müssen vom Evangelium leben. Kein Beruf verträgt so wenig die Sicherheit| das Banausentum der Fertigkeit als der Ihre und der meine. Verrichter unter den Schwestern, Verrichter unter den Geistlichen sind beide etwas gleich Schreckhaftes. Es muß, gerade weil bei diesem Erdenberuf die irdische Seite mehr zurücktritt, der intensive Verkehr im Heiligtum ein rechter werden, ich möchte sagen, recht zur Erdenpflicht werden, ein besonderer Glanz auf dem Angesicht ruhen, und der besondere Glanz heißt Berufsfreude. Berufsfreude allein gewinnt, daß der Tag zu kurz ist, an dem man sein Glück aussagt, und man im voraus schon Anleihen an die Ewigkeit macht, um in ihr erst recht zu bekennen, wie groß das Glück war und daß der Berufsort, an den uns Gott gestellt, darum so leuchtend ist, weil der Herr an diesem Ort heimliche Worte und freundliche Worte und leutselige Rede zu einem armen Menschen gewendet hat, der Staub und Asche ist. Begeisterungslose Theologen, begeisterungslose Diakonissen sind wie zwei Brandfackeln, mit denen der Herr selbst das Gebäude der Kirche in Feuer steckt. Wenn das einmal eintreten würde und wird, daß allerlei verderbte, verkümmerte Existenzen in die letzte Zuflucht, das geistliche Amt, in die letzte Zuflucht, die Diakonie eilen, dann mögen diejenigen recht behalten, die sagen, die Diakonissenhäuser gleichen Leichenkammern und die berufsmäßige Amtsführung sei der Tod. Aber wie erhält man sich denn die Berufsfreudigkeit? Der alte Satz für alle diese Fragen lautet: Freudigkeit erhält man nur, wenn man immer wieder zu den Quellen zurückgeht. An den Quellen lebt die Reinheit, die Freiheit und die Freude. Tun wir das! Tauchen wir täglich ein in die heimlichen Gründe Seines Wortes mit der Begeisterung des ersten Arbeitstages: Hier bin ich, sende mich; tun wir das, auch in den schwersten Tagen, daß wir ein unscheinbares Blatt Papier hervorholen, auf dem uns bezeugt ist – der Mensch liebt etwas Geschriebenes – daß man zum Amt verordnet und befohlen sei, so wird es wieder leichter und lichter. Wenn Sie – und das ist die Bedeutung der Einsegnung in die Stunden sich betend versetzen, da Ihnen das Amt des Wortes Segensgruß und Friedenswunsch von Ihrem Erbarmer gab und zusprach, wenn Sie so in den Friedenswunsch des Herrn Jesu einkehren, dann geht es wieder zur Freude. Es ist ja kein vergebliches Wort, das Er spricht, wenn er sagt: Frieden lasse ich euch, Meinen Frieden gebe ich euch. Er spricht überhaupt kein vergebliches Wort, sondern dieses Wort wird euer Leben verlängern, an welchen Ort ihr ziehet. Nicht wahr, das übernehmen auch die 35 Schwestern, daß sie einander die Freudigkeit zubeten und zusagen und erwecken. Es muß eine innerliche Zusammenhängigkeit hergestellt werden durch das gemeinsame| Knieen um den Altar Jesu, daß man spürt von der Ferne, wo jemand unter Freudlosigkeit krankt und seufzt; da eile die Freundin, die Genossin herzu: da erwecke sie den Geist der Freude, da spreche sie von dem Frieden, der alles verneut, und dann wird es wieder lichter und leichter, und dann wirbt man. Eine Sache, an der man sich freut, ein Beruf, dessen man sich getröstet, eine Arbeit, auf die man sich berufen kann, erweckt eine Summe von Freude: Das ist ein köstlich Ding dem Herrn danken, und dieser Dienst gewinnt es auch. Im Gegenteil, wenn die Tage jetzt schwerer werden und der in meinen Augen unausbleibliche Scheidungs- und Zersetzungsprozeß eintreten wird, dann wird man merken, wieviel geheime Freude in der Welt bewahrt und verwahrt ist, und man wird sich darüber recht erheben können, wie nun von da und dort, wo mans nicht meinte, Freude und Freunde einkehren. Das wollen wir uns doch auch für die kommenden Zeiten versprechen: wir wollen wenig von unsrer Freude reden, weniger noch sie uns einbilden, aber wir wollen freudig sein. Und diese Freude, von der der Heiland sagt, daß sie niemand von uns nehme, diese Freude in und an dem Beruf, die so viele einlädt, sei unser Teil, bis wir aus der Freude des Glaubens und der Hoffnung zur Freude des Habens und des Schauens eingehen dürfen. Aber indem ich sage, der Beruf wirbt, darf ich auch weiterfahren: der Beruf vertieft und schützt, er heiligt.
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 Wie viele Gefahren, welche der Mensch, der seinen Beruf nicht erfaßt, in der Ausfüllung seines Lebens, in der Zerstreuung seines Tages heraufbeschwört, bleiben der Seele erspart, die da einfach den Willen des Herrn im Beruf tut. Es gibt ein Wort, das man in der heiligen Schrift vergeblich sucht und das man auch keinem Mann der heiligen Schrift zutraut, er werde denn an ihm und durch es gestraft und dieses Wort heißt Langeweile. Man kann die Männer Gottes, die uns das Herrenwort gesagt haben: Die Zeit ist kurz – kauft die Zeit aus – wahrlich nicht in den Verdacht bringen, daß sie Langeweile gehabt hätten, und es wird niemand unter uns beikommen, einen Paulus oder Luther der Langeweile zu bezichtigen. Als aber David, der Knecht Gottes Langeweile hatte, weil er den Beruf, mit dem Volke Gottes in den Kampf zu ziehen, schmählich verließ, hat ihn der Herr in die schwersten Sünden des Verrates, des Mordes und des Ehebruchs fallen lassen, damit man sehe, auch für die Kinder Gottes ist Langeweile der Todfeind. Halten Sie alle, die es hören, ich bitte jede einzelne Seele herzlich, Langeweile, die da dem Herrn mitteilt, daß sie mit der Zeit nicht fertig wird, geschweige denn mit der| Ewigkeit fertig werden könne, von Ihrer Seele fern, denn wer mit der kurzen, rasch sich abwickelnden Zeit nicht fertig werden kann, wen die Zeit und ihre Länge drückt, wie wird der einst in der Ewigkeit fertig werden; und mit der Ewigkeit nicht fertig werden und sie doch haben ist eben der ewige Tod. An der Ewigkeit nur eine Last haben, die man nicht abschütteln kann, unter ihrer Last leiden und sie doch täglich von neuem erleiden, das ist ein ewiges Sterben. Darum sage ich, der Beruf vertieft und schützt; er schützt vor dem grimmigsten Feind, der Langeweile. Selbst von dem bösen Geist heißt es, er weiß, daß er wenig Zeit habe, und darum nützt er und braucht er und rafft er zusammen, was er kann. Und wir Nachfolger dessen, der da nicht hatte, wo Er Sein Haupt hinlegte, wir Dienerinnen und Diener dessen, der am hellen Tag der Nacht gedacht, da niemand wirken kann, sollten irgendwie Langeweile haben? Das sei ferne! Der Beruf heißt uns in die Tiefe gehen: dort eine Frage, hier eine Angelegenheit, dort die Möglichkeit ein gutes Wort einzubringen, hier die Verpflichtung eine Aufgabe tiefer zu nehmen, dort irgendwie ein Neues ernster, nachhaltiger zu pflügen; wie sollte man da irgendwie Zeit haben? Das ist ein Schutz, den der Beruf uns gewährt, und der andre Schutz heißt: wir dürfen immer wieder einsam bleiben.
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 Der Christenmensch braucht in seinem Erdenberuf Einsamkeit: Die schwersten Fragen müssen allein getragen werden und die größten Aufgaben muß man allein bewältigen. Der Beruf gibt eine solche Menge heilsamer Niederlagen, wirft in eine solche Fülle von Schwachheiten, reißt die Hülle von solcher Größe von Lässigkeit, daß man, nur immer wieder stille und einsam wird. Es muß mit einem Wort jeder, der seinen Beruf ernst nimmt, täglich seine Sterbestunde erleben, die Stunde vorwegnehmen, in der er einmal ganz allein ist, so allein, daß auch die kühnste Phantasie eines, der jetzt spricht, an die Ausschilderung dieses Alleinseins nicht hinreicht, noch für sie ausreicht. Das ist die Stunde, wo man eine Minute, die Zerstreuung heißen würde, flehentlich erbittet, und sie will nicht kommen; das ist die Stunde, wo man auch dem gleichgültigsten Menschen seine heiße Freundschaft antragen würde, und er will nicht erscheinen; das ist endlich die Stunde, wo man den allertörichtsten Gedanken willkommen heißen würde und er will nimmer eintreten. Dieses Alleinsein, dieses auf sich ganz Geworfensein dem Herrn gegenüber, das muß der Mensch in den enteilenden Tagen erfahren, damit er in der Sterbestunde dessen gewöhnt sei: das ist etwas, womit der Beruf so schützt und wodurch er uns so vertieft; immer ein Unterton, den man jahrelang überhören| kann, er kommt aber doch einmal: Tue Rechnung von deinem Haushalt! So sehen die Schwestern: Gerade durch den Beruf redet der Herr an meine Seele: Weß wird es sein, das du bereitet hast? Gedenke daran, daß dein Leben ein Ziel hat und du davon mußt. Man wird dann einsam, aber man wird auch von einer Fülle von Dingen unabhängig. Und das ist es, was man, glaube ich, nicht heiß genug erbitten kann: mache mich in der Einsamkeit nicht hart, aber mache mich durch Einsamkeit frei. Man weiß, man muß ja doch hergeben, dann gibt man lieber bald her; man weiß, es kann uns ja doch nichts töten als Er, darum fürchtet man sich vor allen Todesgewalten nicht mehr weiter; man spürt, es kann uns ja doch nichts scheiden von Ihm als Er und ich; und Er will es nicht und ich will es nicht wollen. Und so wird man ein freier Mann und man wird unabhängig – und das halte ich für das Allergrößte – vom Lob der Menschen. So wie ein armer Ackermann die Furche zieht, weils eben die Furche ist und weil er den Pflug in der Hand hat, und nicht fragt, ob jemand auf sein Tun sieht – er muß eben pflügen – so arbeitet der, der den Erdenberuf recht nimmt, ruhig, gelassen, einsam, ob der Regen in Schauern fällt oder ob die Sonne heiß brennt, er arbeitet, weil der Abend, weil der Herr naht. Diese Einfalt im Beruf, welche den Fuß in der Furche haben läßt, weil eben noch die Furche da ist und weil der Acker sich noch weit ausdehnt, hat eine ungemein lösende Kraft, man glaube mir das aufs Wort; man wird so still, man zählt die Minuten, wo man allein ist mit seinem Herrn: Der Du den Pflug tief gezogen und die Arbeit treu vollendetest und selbst in der gottverlassenen Stunde die Treue nicht ließest, lasse mich treu werden!
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 Das ist Vertiefung, die vom Beruf ausgeht, unmittelbare Beziehung auf Gott in Christo. Man hat nur noch den Ernst des Abends und die Angst, daß die Abendstunde wie ein Traum währt – und dann hilft die Reue nichts mehr und wirkt die Buße nichts mehr und schafft das Verlangen nichts mehr: es ist vorbei. Der Erdenberuf treibt uns zum Sterben, ehe wir sterben und heißt uns hergeben, ehe mans uns nimmt. Der Erdenberuf läßt keine Glocke ernster, schwerer, eindringlicher ans Herz kommen, als die Abendglocke: es bedeutet abermals deines Lebens Ziel und Zahl, und dann weiß man: die Stimme, die uns um den Morgen in den Weinberg rief und die am heißen Mittag uns im Weinberg stärkte, wird dann bald kommen. Um den Abend werden die Knechte gerufen. Ich meine, wir sollten mehr um das Glück der Einsamkeit und Unabhängigkeit uns mühen. In dieses stille Feierabendglück| hat der Herr eine heiligende Kraft gelegt und von der heiligenden Kraft des Berufes möchte ich endlich noch reden.

 Die heiligende Kraft des Berufes besteht, wenn ich recht sehe, darin daß, wie der Prediger Salomonis sagt, ein Mensch fröhlich in seiner Arbeit, und daß man den einzelnen Tag für das Seine sorgen läßt und sich damit begnügt, daß ein jeder Tag seine eigene Plage habe. Die Heiligung ist schließlich doch nichts anderes als der Zusammenschluß des geheiligten Geistes mit dem, der ihn heiligt, der Zusammenschluß des Menschenwillens mit dem, der ihn gab. In der Heiligung lehnt sich mein Wille vertrauensvoll und glaubensstark und treu an den Seinen: mein Wille, Dein Wille, Ein Wille, und dadurch wird die Seele stetig und stille. Es gibt dem Tag immer eine besondere Färbung und der Tagesarbeit ihre besondere Weihe, wenn ein Mensch mit Dem, der ihn in den Tag hineingestellt hat, ganz eins geworden ist. Er wartet auf nichts mehr, er begehrt nichts mehr, es ist ihm genug, daß sein Herr ihm zuweilen zuruft: dein Werk gefällt Mir wohl! Wie viel tausend Stimmen müssen in uns zur Ruhe gebracht sein, bis diese Stimme gehört wird, und wie viel muß in uns feiern und schweigen, bis der Herr spricht: „An dem ich Wohlgefallen habe.“ Um es kurz zu sagen: Das ist die Höhe des Erdenberufes, die der verklärte Meister vor Seinem Leiden erstieg, da der Vater, der die Lebensarbeit des treuen Knechtes überschaute und prüfte, sagen konnte: Er hat getan, was Er sollte, und da über Seiner Arbeit die Klarheit des göttlichen Wohlgefallens ruhte. Nehmen wir es dankbar an, wenn uns der Beruf, da Er, der Herr, uns kommen hieß, immer mehr in die Nähe des Herrn rückt. Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Damit ist alles gewonnen, was ein Mensch auf Erden sein eigen nennen möchte, damit ist erreicht, daß ein armer Mensch sagen kann: ich habe alles, was ich brauche, um die Erde zu beherrschen und den Himmel zu gewinnen und hier und dort das ewige Leben zu haben.

 Aber nicht wahr, es sind jetzt doch alles ideale Bilder, von denen manch eine denkt, die werden nie in Erfüllung gehen. Als ob der Herr uns deswegen Ideale gegeben hätte, damit wir von Vorneherein darauf verzichten, sie zu erreichen! Wie wollten wir den Wanderer nennen, der noch einen weiten Weg vor sich sieht, den er heute nicht erreichen kann, wenn er überhaupt sich nicht zur Reise anschickt? Dazu hat uns der Herr das Höchsterreichbare vorgestellt im Erdenberuf, dazu uns den, der treu war in Seinem ganzen Hause und ganzen Leben und in seinem ganzen Wirken, vor die Seele geführt, daß wir, an dem Vorbilde erstarkend, sprechen: Zeuch uns nach dir, so laufen| wir! Von dem Ideal des Berufes innerlich erfaßt, von der Herrlichkeit der Arbeit für den großen Herrn und Heiland innerlich erfüllt, weihen und heiligen, segnen und reinigen wir die Berufe. Wir sagen: es sind im Erdenberuf mancherlei Wege, einerlei Pflicht, mancherlei Weise und einerlei Segen, mancherlei Art und einerlei Kraft.
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 Es liegt mir nahe, so nahe, daß die Unterlassung mir unnatürlich erschiene, wenn ich nicht noch in diesen Berufsunterricht“ meine Sorgen und Erfahrungen, meine herzlichen Bitten und Ermahnungen hineinlegen dürfte als ein Scheidender, der doch ungeschieden bleiben möchte und bleiben will, als einer, der mehr an das letzte große Scheiden als an das zeitweise erfolgende sich und andre mahnt. Ich meine, wir wollen in den nächsten Stunden recht davon reden, was die Diakonie der Kirche schuldet und was die Kirche der Diakonie gibt. Schauen wir einmal das an, was der Herr in den 70 Jahren, seitdem Diakonie, seitdem dieser Erdenberuf wieder zu Ehren kam, geschenkt hat. Es ist ja zweifellos in dem Diakonissenwerk jetzt ein Stillstand, und wo der Stillstand eintritt, versucht man allerlei Reizmittel, damit aus der Stille nicht ein Schlaf und aus dem Schweigen nicht ein Todesschlummer werde. Die Höhe der Entwicklung ist überschritten; sie lag so am Ausgang der 80er Jahre; und wenn ich die Diakonie mit der Bewegung des Pietismus vergleiche, mit dem sie ja sehr viel Aehnlichkeit hat, so brauche ich nicht erst zu sagen, Gott hat in der Geschichte unserer Kirche immer die eine Bewegung durch die andre rektifiziert, den Orthodoxismns durch den Pietismus und den Pietismus durch die Orthodoxie. Wenn eine Bewegung sich nicht damit begnügt, eine andre zurechtzustellen, zu heiligen und zu heilen, so wird sie an ihr selber wieder krank und der Herr nimmt sie wieder weg und es kommt etwas anderes. Man vergesse es nicht, man wird es oft noch sehen: wir haben der Diakonie zu viel zugemutet, zu viel aufgebürdet und von ihr zu Großes erwartet und darum muß jetzt wieder eine andre kümmerliche Zeit kommen für das gesamte teure Werk, damit es nicht ein Selbstzweck in Seiner Kirche sein dürfe und sein wolle, sondern ein großes Mittel zum großen Zweck, daß die Gemeinde Gottes erbaut werde. Es ist, so sehr wir uns dagegen wehren und sträuben, unleugbar, daß das Gros, welches jetzt unsre Häuser erfüllt, weder Zeit noch Anstrengung will, um auf die Grundanschauung recht zurückzukehren. Die Arbeit wächst, die Anforderungen gehen ins Unermessene, die einzelnen Arbeiterinnen werden zu sehr herangezogen: was Wunder, wenn man nicht mehr die Zeit sich nimmt, auf die alten Grundanschauungen zu achten; aber das Große tut es einmal nicht,| sondern die Gründlichkeit, und die Weite wirkt es nicht, sondern die Tiefe. Und so sehen wir mit einem gewissen Bangen, wie in den Diakonissenhäusern sich eine Sezession anbahnt, die längst vorauszusehen war: die Gemeinde derer, die da arbeiten um der Arbeit selbst willen, und derer, die da arbeiten um Gottes willen. Das ist doch wohl humanitäre Bewegung, wenn gearbeitet wird um der Arbeit willen, wenn man die Aufgaben nimmt, wie sie eben fallen, ohne sie doch einzustellen in den Gesichtswinkel, ob damit der Leib Christi erbaut werde; wenn alle Betätigung, die zugemutet ist, schlechtweg zur Erfüllung kommt, ohne daß man hinsieht, ob nicht weit bedeutsamer und ernster gemeinte Aufgaben vorher zu nehmen sind. Man verstehe mich recht: nicht die Bewegungen, die uns umdrohen, sind das, was mich ängstet – das sind bloß Symptome der scheinbaren Verinnerlichung, wie sie in den Gemeinschafts-Diakonissenhäusern sich regt und aus ihnen hervorleuchten möchte, wie die offenkundige Veräußerlichung, die der Diakonieverein treibt. – Die Hauptgefahr ist vielmehr die: Ist die Arbeit Selbstzweck oder ist sie Mittel, Gott zu ehren? Unsre Kirche hat zur Zeit ein Diesseitigkeitsgepräge: wir haben uns jetzt so an den Kampf um das Dasein, an den Streit um unsre Existenz gewöhnt, daß wir ganz vergessen, daß wir hinübermüssen und forteilen und hier keine bleibende Stätte haben. Die drei großen Feinde der Kirche: Romanismus, Humanitarismus, Modernismus würden ihr nichts anhaben können, wenn sie eine Ewigkeitsgemeinde wäre, durchdrungen von dem Verlangen, möglichst viele für die Ewigkeit zu gewinnen; es würden alle die großen, schweren Gefahren, welche unsre Kirche wie erzgepanzerte Feinde umringen, vorbeiziehen, wenn die Kirche mehr ihr Haupt emporheben und auf den Tag ihrer Erlösung vertrauensvoll warten würde. Ewigkeitsmenschen werden nie von Zeiterscheinungen gefällt, wohl angefochten, aber nicht überwunden. Wollen wir recht sagen, daß in dem Beruf der Diakonie, auf den ich jetzt besonders komme, ein einziges not ist; aus dem Leid der Kirche geboren, aus den Zeiten eines niedergehenden Lebens angeregt, mit den Zeiten beginnenden Lebens eingetreten, ist die Diakonie nur so lang Leben, als die Kräfte noch in Wirkung sind, die sie hervorgerufen haben, sie an diese Kräfte sich anhält und von ihnen zehrt, sie aber auch weckt und mehrt, wie es recht ist. Die ganze Diakonie, dieser Beruf, den der Herr Seiner Kirche je und je gegeben hat, der auch in den trübsten Zeiten nicht ganz erstorben war, wenn er auch vielleicht andrer Formen sich bediente, als die jetzt gebräuchlichen, will aus der Not, mit der Not und in der Not leben, damit einst nach der Not Beendigung die große Diakonie Jesu, die große Herrlichkeit in| Seinem Reiche Ihm zu dienen, aufleuchte; mit einem Wort: die Geschichte der Diakonie ist die Geschichte des evangelischen Glaubenslebens, bei dessen Betrachtung man den großen Fehler beging, daß man Frühling und Herbst nahe aneinander rückte ohne zu bedenken, welch heißer Sommer die Blüten des Frühlings zur Frucht reifen müsse. Unsre Kirche hat durch ihr Heimweh sich verleiten lassen, den Tag der Reife zu verkürzen, und hat in der Eile, mit der sie auf den Tag der Erlösung manchmal blickte, nicht ernst genug des Arbeitstages gedacht. Jetzt ist die göttliche Strafe dafür da, das Ende des Arbeitstages, der Feierabend ist so fern gerückt, daß man manchmal fürchtet, er sei ganz in Vergessenheit gekommen. Um so schwerer wird der Arbeitstag betont. Jetzt hat die Kirche in der Diakonie sich in tausend kleinen Fragen so verzettelt, geht auf tausend kleine Fragen so behäbig und so behaglich ein, als ob diese Anliegen nicht unter eine große Generalfrage geeinigt werden müßten: Schafft Brot, daß diese in der Wüste noch essen! Jetzt hat sich die Diakonie angewöhnt der Kirche eine Panacee, eine Heilung für alle möglichen Fragen anzubieten, und die Angst, die einst vor 60 Jahren unsre Väter, einen Löhe und einen Petri erfüllt, es möchte die innere Mission die Kirche verdrängen und aus der Kirche ein Konventikel von allerlei guten Leuten, die allerlei Arbeit tun, werden, ist nicht kleiner geworden. Ich meine, wir wollen recht darauf sehen, was unsren Werdenden in der Blauen Schule, unsern Probeschwestern, unsern jungen Schwestern gesagt werden muß: Diakonie ist die von der Kirche aufgerufene freiwillige Leistung im Erdenberuf auf Grund des ewigen Bekenntnisses – zur Linderung und Minderung von allerlei Not. Hier liegt ihre Weite, hier aber auch ihre Grenze; hier liegt ihr Arbeitsfeld und hier ihr Auftrag. Was die Kirche nicht heißt, das soll nicht geschehen, und was ihr am Herzen liegt, das sei uns Befehl! Es ist viel zu wenig geschehen, wenn man unsre jungen Schwestern mit den Grundbefehlen des Heilands nur bekannt macht; wir müssen in der blauen Schule immer wieder sagen: nur wer seine Seele rettet, kann der gefährdeten Kirche etwas helfen; es liegt nicht an deiner Arbeitslust und nicht an der reichen Arbeitsgelegenheit – beide hat auch das Weltkind, und hat es treu und redlich, groß und herrlich – sondern es liegt daran, daß alle deine Arbeit abziele auf Seelenrettung. Man muß den jungen Schülerinnen, die da kommen, recht zu bedenken geben, daß sie an ihrer eignen Seele arbeitend an einen Ort gekommen sind, an dem die Seelenpflege das erste ist. Hier soll, und das ist das Leuchtende an diesem edlen und hohen Frauenberuf, den meisten etwas ganz Unbekanntes ans Herz gelegt werden:| Mensch, gedenke an deine Seele, du hast nur die eine, wenn du sie verlierst, was hast du dann? wenn du ihr Schaden zufügst, wer mag sie heilen? In unsern Diakonissenschulen werden jetzt eine Menge von Fragen behandelt – ach, ich weiß noch mein Erstaunen, als dem Neuling Fragen vorgelegt wurden über die er sich vorher noch nicht besonnen, und sicher sich zu besinnen nie Gelegenheit gehabt hatte. Es soll dafür darauf hingewiesen werden – und alle die fürderhin an der blauen Schule arbeiten, wollen sich das recht in die Seele schreiben: Schülerinnen, Mitschwestern, Freundinnen, wie könnt ihr denn der Kirche dienen, wenn ihr nicht des Organs gedenkt mit dem ihr dienen sollt, wenn ihr eurer Seele nicht wartet? Darum spreche ich so nachdrucksam der Umhegung, der Einfriedung, der Abschließung der blauen Schule das Wort: hier sollen Menschen auf ihre Seele sich besinnen lernen, hier sollen sie erfahren, was eine Seele wert ist und was wie die eine Seele, so Seelen überhaupt, wert sind. Gerade durch das Vielerlei, das von allen Seiten jetzt auf uns eindringt, haben wir auch den Mut verloren, selbst treue, fromme Schwestern haben den Mut nicht mehr, irgend eine Arbeit fern zu lassen, bei der die Seele der Arbeiterin leidet. Ich darf nur immer hinweisen auf alle die Unwahrheiten im Krankendienst, auf das Verschweigen, auf die Notlügen, die eben keine Notlügen sind, die nicht aus der Liebe diktiert sind. Ich darf hinweisen auf alle im Dienste, mit denen die ärztliche Weisheit Gottes Stunde verkürzt oder verlängert, auf alle die Zumutungen, die man seinem Zartgefühl hart ansinnt; ich muß die Lehrerinnen hinweisen dürfen auf alle die Beugungen der Wahrheiten in den Zeugnissen, auf alle die Konzessionen herüber und hinüber, auf die Ungründlichkeit und Scheinarbeit; und dann sage ich: wollen wir uns an das alles gewöhnen? Nein, es wird eine befreiende Tat sein, wenn ein Tag kommt, an dem die Frage uns vorgestellt wird: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? und wir einmütig sagen: Wir wollen kleine Leute bleiben und im Kleinen unsre Arbeit tun, damit wir nicht im Großen verloren gehen. Die Zeiten kommen gewiß: die Diakonie hat sich zu weit hinausgewagt und nun wird der Herr sie wieder zurückdrängen; sie hat zuviel begonnen, gewiß meistens aus treuer Meinung und nun heißt der Herr sie wieder einsamer werden. So wie sich aus dem in die Höhe geschossenen Pietismus eine große Entleerung des Glaubenslebens ergab, bis der Herr dann den edlen Rest und die treibende Kraft in neue Gefäße faßte, so hat die weibliche Diakonie in den letzten Jahrzehnten ein Uebermaß von Leben gezeigt, eine in die Höhe geschossene Pflanze dargestellt, der der Herr jetzt die Wasserschößlinge abschneidet, damit sie wieder| echt und treu werde. Alles, was an guten Kräften in der Diakonie ist, konzentriert sich auf das eine: mittelbare Sorge für die eigne Seele und aus ihr heraus mittelbare Sorge für die Seele des Nächsten. Was heißt das?
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 Es wird kein Konventikel gehalten, es wird kein Bußkampf und Bußkrampf erregt. Man spricht nicht viel Geistliches, aber man taucht den Menschen in das Stahlbad der Wahrheit. Eine Diakonissenschule muß eine Wahrheitsschule sein; hier muß das Kleinste ernst genommen werden: der lose Blick, das leere Wort, der falsche Schein; es muß, ohne daß viel Worte gemacht werden, durch jede Seele – und das tut der heilige Geist, wenn man Ihn bittet, – der große Gedanke gehen und erregt werden: bin ich auch auf dem gottgefälligen Wege? Es muß mit dem ganzen Eifer, mit der ganzen Ernstlichkeit daraufhin gearbeitet werden, daß ein armer Mensch recht gründlich es nehmen muß. Darum haben unsere Väter die blaue Schule so von aller weiteren Arbeit abgelöst und haben sie zu einem Heiligtum, ja zu dem Heiligtum im Diakonissenhaus gemacht, das es war und sein soll bis in ferne Zeiten: daß in dieser blauen Schule Gewissen erweckt, Seelen erschreckt, Leben befragt und Lebensfragen aufgestellt werden sollen. Es liegt wahrhaft nicht der Ton auf dem Unterricht und nicht auf der Vermittelung von allerlei Kenntnissen, sondern darauf, daß durch etliche, die sonst ihres Weges trunken gingen, der harte, schwere Ernst geht: Wie steht es mit meiner Seele? Ein großer Tag wird es einmal zeigen, wie gar manche in der blauen Schule erwacht sind, wie die Sündenerkenntnis hervortrat, längst begraben Geglaubtes wieder zum Leben kam, wie eine Erweckung stattfand, nicht gekünstelter Art, sondern in elementarer Gewalt, weil der Herr an die Seele pochte. Das nenne ich mittelbare Sorge für die eigne Seele. Man ist ja zu diesem Beruf nicht gekommen, aber man hört, daß der gesuchte Beruf eine einzige Vorbedingung hat und diese Vorbedingung heißt Ehrlichkeit und Ernstlichkeit. Solang ein Mutterhaus den Mut hat, lieber seine Diakonissenschule zu entvölkern, als sie mit allerlei Elementen anzufüllen, so lange ein Mutterhaus die Kraft hat, zurückzudrängen, damit das Echte und Wahre bleibe, solang ist seine Geschichte, sein Leben verbürgt, und wenn dann eine Jungfrau, die in ein Diakonissenhaus geht, das Stahlbad dieser willensstärkenden Ernstlichkeit erfahren und durchkostet hat, die nicht in einzelnen Worten an sie tritt, sondern aus dem gesamten Ton sich ergibt, wird sie auch mittelbare Seelsorge zu treiben imstande sein, mittelbare Seelsorge an ihrer Umgebung und auf ihren Arbeitsgebieten. Das ist ja leider gewiß wahr und kann jeder bestätigen, der das Leben kennt: nirgend wird| die Seelsorge lauer getrieben als im eignen Haus. Der Diener der Kirche, der höchst eifrig draußen kämpft, ringt, ist ein stiller Mann seiner Frau und seinen Kindern gegenüber. Die Seelsorge, die nach außen sehr treu ihre Wege geht, hört vor der Türe des guten Zimmers auf. Der Apostel weiß, warum er dem Bischof gehorsame Kinder und eine heilige Behausung wünscht. Und wenn wir mit einem jetzt Heimgegangenen fragen, warum hat unsre Seelsorge so wenig Erfolg, so geben wir die Antwort, weil sie oft eine Unwahrheit war. Mit verdoppeltem Eifer sind wir gegen fremde Sünden angegangen, weil wir im eignen Haus zu reden uns nicht trauten. Und wie es bei uns Geistlichen so traurig ist, daß selten ein Bruder des Nächsten Seelsorger ist, daß es wie ein stillschweigender Konsens ist: wir wollen einander unsere Seele verkümmern und verderben und verlieren lassen, so fehlt es auch oft unter den Diakonissen an der mittelbaren Seelsorge untereinander und es soll doch nicht so sein. Der Herr gebe Gnade, daß, was in den Tagen darüber geredet wird, nicht ganz umsonst sei. Er erwecke in diesen Tagen wieder bei uns allen die große, ernste Frage und die Bitte: errette meine Einsame von den Hunden, meine Seele von den wilden Tieren! Amen.


Gebet: O heiliger Geist, der du mit dem Ernst deiner Heiligkeit durch die Gemeinde gehst, ehe sie vergeht, und in die Angst der Zeit dein unbeugsames Wort sprichst, damit die Zeit innerlich geheiligt wird, beuge uns unter den Ernst deiner Rede, handle mit uns im Eifer deiner Wahrheit, hole uns zurecht, ehe wir vergehen, und schenke deinem Volk und diesem Hause Buße, Glauben und willige Bekehrung. Laß die Zeit der ersten Liebe noch nicht und nicht vergehen, mehre die Gewißheit, daß, wenn wir an unsrer Seele Leben denken, wir dich und das Deine ehren. Gehe vernichtend und verneuend durch alle unsre Werke, zerbrich im Sturm der Buße, das Dürre entführe in heiligem Feuer, das Kraftlose erwecke und segne das Schwache und hilf allenthalben aus aller Not um deswillen, der für uns gelitten und den Tod überwunden hat, um Jesu Christi, unseres Herrn willen. Amen. Der Friede des Herrn sei mit uns jetzt und allezeit und einst in der Ewigkeit.























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Einsegnungs-Unterricht 1909
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