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4. Stunde.
Lied 383, 3. Psalm 90.


Gebet: Herr Jesu Christe, der Du dem Tod die Macht genommen und seine schreckliche Gewalt in eine gnädige, zeitliche Strafe verwandelt hast und allen, die da sterben, den Frieden von Deinem Kreuz erworben und zugesagt hast, verleihe, daß wir in Deiner Kraft des Todes bittere Gewalt überwinden und durch Deinen Sieg den letzten Sieg behalten um Deiner ewigen Erbarmung willen. Amen.









 Mit der Köstlichkeit des Erdenberufs und ihrer Betonung haben wir heute geschlossen, von der Köstlichkeit des Berufs wollen wir sagen: sie wirbt, sie schützt, sie heiligt: das ist das Dritte.

 Von der Köstlichkeit des Erdenberufs: sie wirbt. Niemand kann auf den andern einen Einfluß ausüben, es sei denn auf dem Weg des Berufs, weil hier der Herr, unser Gott, die Kraft sich entfalten läßt, die Er uns gab; und nur die Entfaltung der Kräfte gewinnt Einfluß. Ruhende Kräfte, schlafende Gaben, eine gewisse Beschaulichkeit hat nichts Anziehendes und gewinnt nicht, aber wenn ein Mensch die ihm gegebenen Gaben ausnützt oder erweckt, hat er immer wieder den Reiz der Jugend, und die Jugend gewinnt. Manch ein Mensch glaubt zu der oder jener Arbeit keine Gabe zu haben, und der Herr hat sie ihm als Aufgabe gestellt, und der Mensch wagt sich herein und erweckt die bisher schweigenden Gaben, und durch diese Jugendlichkeit, mit der man zaghaft anfängt, ängstlich weiterfährt, sorglich ausschaut, gewinnt man andre. Sichere Leute haben noch niemand gewonnen, wohl aber gewisse. Wo der Mensch seines Erdenberufes sicher ist, hat er die Barmherzigkeit mit denen verloren, die der Sicherheit entbehren; wo der Mensch in seinem Erdenberuf eine bestimmte Fertigkeit erreicht, kann er nicht mehr anziehen, wobei ich nicht erst zu bitten brauche, Sicherheit und Gewißheit nicht mit einander zu verwechseln. Sicherheit schützt Gewißheit vor; Sicherheit täuscht über den