Eine Causerie von Alexander Dumas

Textdaten
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Autor: Eduard Schmidt-Weißenfels
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Titel: Eine Causerie von Alexander Dumas
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 823–825
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Eine Causerie von Alexander Dumas.[1]

Meine Damen und Herren! Diesmal erlauben Sie wohl, keine weitere Einleitung einer Causerie vorauszuschicken, welche mich selbst zum Gegenstande haben soll. Der Saal ist gefüllt; Sie haben fünf und zwei Gulden für Ihren Platz gezahlt, offenbar also, daß ich Ihnen ein interessanter Gegenstand meiner Plauderei sein muß. Ich danke Ihnen und bemerke nur, daß mir gleich schmeichelhafte Auszeichnungen schon vielfach widerfahren sind, früher an dem kleinen Hofe des alten Herzogs von Orleans, dann an dem des jungen; in Italien, wo mich mein Freund Garibaldi zum Director der Museen von Neapel machte … aber ich will nicht mit dem Besten zuerst beginnen, sondern Ihnen zunächst von meiner Geburt erzählen.

Ich weiß eigentlich so wenig davon, wie alle übrigen Menschen. Aber ich besaß einen Vater, den General Dumas, einen der ausgezeichnetsten Officiere des Kaiserreichs, der leider schon vier Jahre nach meiner Geburt in Villers-Cotterets starb, wo ich am 24. Juli 1802 das Licht dieser Welt erblickt hatte. Ich bin also nur zwei Jahre jünger, als mein Jahrhundert. Meine Ahnen sind die Marquis de la Pailleterie; ich bin in Wahrheit ein Marquis und ein Pailleterie, und wenn ich im Allgemeinen auf diesen Namen verzichte, so geschieht es, weil ich es nicht ändern konnte, daß mein Großvater, der Marquis Antoine Davy de la Pailleterie, mittels der Negerin Tinette Dumas das Geschlecht der Dumas auf die Welt setzte, und weil ich, wie Napoleon, der erste Ahn meines Geschlechts bin, ein berühmter Mann, den die Welt unter dem Namen Alexander Dumas kennt.

Wie Alle, war auch ich Kind, ein hübsches Kind mit Locken und von weißem Teint, bis sich plötzlich die Locken verloren und der Teint durch das Blut meiner schwarzen Großmutter bräunte. Das hat nicht verhindert, daß ich seiner Zeit eine der stattlichsten Figuren von Paris bildete, ein interessanter Mann war, wie man sagt. Heute sehen Sie mich als behäbigen Bonhomme, einen heiteren [824] Alten, einen Philosophen, der nach einem reichen Leben auf seinen Lorbeeren auszuruhen wünscht.

Es giebt so leicht keine Mutter, welche ihren einzigen Sohn zum Dichter bestimmt. Auch die meinige that es nicht, sie übergab mich vielmehr dem Beruf eines Schreibers bei einem Notar von Villers-Cotterets. Wenn ich diesen Beruf verfehlte und einer der größten Schriftsteller unseres Zeitalters wurde, so bin ich selbst daran schuld. Ich will Ihnen erzählen, wie ich meinen Beruf als Clerc (Schreiber) verfehlte. Schon früh schwärmte ich für Theater, für die Literatur. Theaterstücke zu schreiben, war mein höchstes Ziel. Als ich einmal mit einem Freund nach Paris kam, stellte mich derselbe dem großen Talma vor, und Talma sagte zu mir: „Alexander Dumas, ich weihe Dich zum Dichter im Namen Shakespeare’s, Corneille’s und Schiller ’s!“ Dieser große Schauspieler erkannte mein Genie, und ich war es ihm schuldig, seiner Erkenntniß Ehre zu machen.

Zuerst suchte ich mir nun in Paris einen Platz; der General Foy war es, der mich dem Herzog von Orleans empfahl und mir die Stelle eines Secretairs bei demselben verschaffte. Mein Gott, ich erhielt eintausend zweihundert Francs im Jahr und die Geschäfte drückten mich nicht. Dabei war ich erst fünfundzwanzig Jahr alt und fühlte, daß ich noch eine große Zukunft haben werde. Ich setzte mich hin und studirte die großen Dichter, in deren Namen mich der große Talma gesegnet. Ich studirte Shakespeare, Corneille, Schiller, Walter Scott und Goethe und meine Stücke können Ihnen eine Menge Beweise davon liefern, wie fruchtbar dies Studium war. In Wahrheit, meine Gedanken begegneten sich oft mit den ihrigen und ich konnte also mit Recht mich ihrer Worte, ihrer Verse und ihrer Scenen bedienen, die ich dadurch zu neuer Anerkennung und zu neuem Ruhme brachte. Ich war es auch, der damals den Fiesco Ihres großen Schiller in’s Französische übersetzte und als einzigen Lohn, außer meiner Genugthuung, nur ein paar Scenen daraus später für mein Drama „Teresa“ annectirte.

Mit Kleinem fängt man an, mit Großem hört man auf. So begann auch ich mit kleinen Theaterstücken, die mir vier und sechs Francs eintrugen, um mit großen Dramen zu endigen, welche mir Hunderttausende brachten. Die große Carrière begann mit dem Drama „Heinrich der Dritte“ im Jahre 1829. Ich machte damit eine Revolution in der französischen Literatur, ich war der Erste, welcher das Vorwort zu Victor Hugo’s „Cromwell“ verstand und mit diesem sublimen Dichter, meinem Freunde, die französische Bühne umgestaltete. „Heinrich der Dritte“ hatte ungeheuern Erfolg und brachte mir fünfzigtausend Francs ein, ich war mit einmal einer der ersten Dramatiker Frankreichs, ein reicher Mann, der nicht mehr nöthig hatte, in einer Amtsstellung zu dienen. Nur der erste Schritt ist schwer. Nachdem ich ihn gemacht, ging es von selbst. Mit meinem zweiten großen Stück „Christine“ ward ich der Mann des französischen Repertoirs; alle Theaterdirectoren baten um meine Feder, die jungen Talente drängten sich zu mir heran, meine Protection zu erreichen. Ich war wohl verpflichtet, diesem Ruf zu gehorchen – ich war es der französischen Literatur, ich war es meinem Genie schuldig. Der Name Alexander Dumas hatte Curs auf allen Bühnen; es genügte, daß ich ihn auf die Manuscripte setzte, welche mir die jungen Talente gaben und die ich manchmal gar nicht gelesen hatte. Ein Stück von Dumas, das reichte hin, um sich darum zu reißen.

Wahrhaftig, ich war des Ruhmes satt, der rauschenden Erfolge auf den Bühnen überdrüssig. Mich verlangte nach neuen Ehren, mein Genius suchte sich ein neues Feld. Ich warf mich dem Roman in die Arme, und der Roman beeilte sich, mir in die Arme zu laufen. Ich erfand die Mitarbeiterschaft; ich machte ein großartiges System daraus, Andere erfinden zu lassen und Vorsteher einer Erziehungsanstalt junger, unbekannter Romandichter zu werden. Sie arbeiteten, ich unterzeichnete; mit meinem Namen versehen, war der Erfolg gewiß, und Sie erinnern sich gewiß noch der Zeiten, wo alle Welt die Romane von Alexander Dumas, die drei Musketiere, Monte Christo, die beiden Dianen und hundert andere verschlang. Ich gestehe, daß ich sie alle weder erfunden, noch geschrieben habe; es genügte, daß ich sie corrigirte und mit meinem Namen versah. Einmal macht man mir in einer Gesellschaft schwere Vorwürfe über historische Irrthümer in einem meiner neuen Romane; ich frage nach dem Titel und – vraiment, ich wußte gar nicht, daß ein solcher Roman von mir existirte. Einer meiner Mitarbeiter ging nach Petersburg und fand im Feuilleton einer dortigen Zeitung meinen Roman „Olympe“ abgedruckt. Er hatte ihn geschrieben, das ist wahr; aber ich hatte ihn gestempelt und cursfähig durch meinen Namen gemacht. Der junge Mann erzählt dies dem Besitzer der Zeitung, der es nicht glauben will und ihn als Schurken behandelt. Um sich zu rechtfertigen, zeigt er dem Verleger Briefe von mir, in denen ich ihn um den Schluß des Romans bitte. Eh bien, er hatte seine Satisfaction, aber der Verleger wollte nur einen Roman „Olympe“ von Alexander Dumas drucken. Auf solche Art war es möglich, daß ich 1846 an sechszig Bände Romane auf den Markt warf und daß die Welt über diese gigantische Arbeitskraft und unerschöpfliche Phantasie erstaunte. Hunderttausende flossen in meine Casse, Hunderttausende flossen wieder heraus. Ich war der große Dumas, der Nabob der modernen Literatur, man verehrte mich, man beneidete mich, man suchte meine Person, mein Geld, meinen Credit. Und diejenigen, denen ich als meinen Mitarbeitern zu Renommée verholfen, empörten sich nun und behandelten mich mit Undankbarkeit. Selbst der gute Maquet, der mir meine berühmtesten Romane geliefert, machte mir den Proceß und wollte allein Alexander Dumas spielen. Bah! Ich ließ sie alle laufen und allein ihre Romane herausgeben und schrieb gar nichts mehr. Alexander Dumas wollte nicht mit den kleinen Alexandern concurriren.

Damals war es, wo ich zu Ehren meines erfolgreichsten und von der Lesewelt verschlungenen Romanes Monte Christo jenes groteske Phantasieschloß aufbauen ließ, von dem Sie gewiß Alle gehört haben und zu welchem alle Fremden von Paris aus wallfahrten. Hélas! dieses schöne, feenhafte Schloß von St. Germain, es ist längst fort, längst verkauft, verloren. Und die Literatur, das Theater, welches mir so viel Geld eingetragen, daß diese großen Revenuen in aller Welt Mund waren, sie haben mir auch viel Geld gekostet. Sehen Sie da eine echte Liebe zur Kunst! Aus meinen Mitteln habe ich, als ich ein wenig Nabob war, das Théatre historique erbaut und ich nannte es nicht Théatre Dumas, wie man sagt Théatre Beaumarchais, obgleich nur Stücke von mir daselbst zur Aufführung kamen. Ich gestehe, die Passion war sehr kostspielig, meine Generosität zu groß. Das Publicum will stets mit den Manieren eines Grandseigneur behandelt sein; wenn man ihm schmeichelt und sich freigebig zeigt, wird es undankbar. Die Undankbarkeit des Publivums brachte es dahin, daß mein Théatre historique Bankerott machte und die Gläubiger mein Schloß Monte Christo in St. Germain unter den Hammer brachten. Diese Leute der Prosa – haben sie Achtung vor den Werken der Poesie? Nein – jamais!

Aber Alexander Dumas hatte noch einen Kopf mit Geist, Vertrauen und eine Hand zum Schreiben. Ein berühmter Marschall der französischen Literatur, der ich war, schämte ich mich nicht, wieder die Muskete zu ergreifen und von der Pike auf zu dienen. Ich schuf mein Journal „der Musketier“, und ein paar Jahr lang war dieser Musketier das große Ereigniß der Literatur, der Liebling von Paris. In diesem Journal finden Sie fast Alles, was ich Ihnen hier erzähle, viel ausführlicher; denn in ihm veröffentlichte ich meine Memoiren und die Menge von Anekdoten, deren Held ich war und zu dem ich mich machte. Ich kann Ihnen eine davon erzählen, weil sie mich charakterisirt. Hören Sie.

Es war Soirée beim Herzog von Decazes, welcher auch mein theurer Freund, der selige Lord Palmerston und seine Gemahlin beiwohnten. Ich plaudere mit Victor Hugo auf einem Divan, als plötzlich der junge Decazes zu uns kommt und sagt:

„Hätten Sie nicht die Freundlichkeit, einen Platz zwischen sich frei zu machen, meine Herren?“

Natürlich beeilen wir uns. Darauf führte Lord Palmerston seine Gemahlin zu diesem Platz und diese setzte sich.

„Mylady,“ sagte der Lord nun feierlich zu ihr, „ziehen Sie Ihre Uhr. Wieviel zeigt sie?“

„Zehn Uhr fünfunddreißig Minuten, Mylord,“ antwortete die edle Frau.

„Gut, Mylady, vergessen Sie nicht, daß Sie heut um zehn Uhr fünfunddreißig Minuten Abends die Ehre hatten, zwischen den zwei größten Genies Ihres Jahrhunderts zu sitzen.“

Aber es ist ein Unglück, fünfhundert Bände geschrieben zu haben! Sie fragen warum? Ei, das Publicum hat dann genug zu lesen und interessirt sich nicht mehr für Neues. Ich habe es erfahren! Auch mein „Musketier“ brachte mir zuletzt nur noch [825] fünfzig Francs den Tag von meinem Verleger und endlich zahlte er mir diese auch nicht mehr, weil er behauptete, er mache Schaden. O die Undankbaren! Aber es giebt auch noch edle, noch dankbare Menschen! Ich kenne mehrere, die mir versprochen haben, mir nach ihrem Tode ihre Millionen zu vererben. Mögen sie noch lange leben!

Ich spreche nicht von meinen Orden, Auszeichnungen von Fürsten, die sie mir gaben, um sich zu ehren; aber ich muß Ihnen davon sprechen, daß ich außer Poet auch ein Politiker bin. Im Allgemeinen, ich war Royalist, Republikaner und Bonapartist; jede Regierungsform, die ist, ist gut – das ist mein Grundsatz, und daher hat mich auch jede Regierung, die war, mit Ehren bedacht. Der Herzog von Orleans war mein Freund, ehe er König war, und deshalb habe ich in den Julitagen von 1830 mit Büchsen und Pistolen für seinen Thron gekämpft. Aber die Könige vergessen leicht, wem sie zu Dank verpflichtet sind. Louis Philipp war nicht mehr der Herzog von Orleans und Alexander Dumas konnte sagen, ein König sei ihm Etwas schuldig. Aber es rächte sich. Als ich meinen Chor der Girondisten auf die Bühne gebracht hatte, sang ihn alle Welt; er wurde das populäre Lied von Paris – et voilà, was die Revolution des Februars gemacht hat! Louis Philipp entfloh, und ich, Schloßherr von Monte Christo, commandirte die Nationalgarde von St. Germain in großer Uniform. Ich war Republikaner, ehe die Republik kam. Man hörte auf mein Journal „Liberté“ wie auf ein Orakel; aber ich stellte das Erscheinen desselben bald ein und gründete „le Mois“, eine politische Revue, ganz allein von mir redigirt, die trotzdem kein Mensch lesen wollte. Das Volk hatte keinen rechten Sinn für eine geistvolle Politik und ich merkte es noch mehr, als ich als Candidat zur Nationalversammlung auftrat. Glauben Sie, daß sie mich gewählt haben? Weder damals, noch unter Louis Philipp. Ich constatire diese Thatsachen, weil ich stolz darauf bin; man macht keine Männer von Geist zu Abgeordneten! Und desgleichen ist es bekannt, daß die Akademie die Männer von Genie nicht auf ihre vierzig Stühle läßt; Grund genug, daß ich zu den Unsterblichen gehöre, ohne Mitglied der Akademie zu sein.

Nach ein paar Monaten der Republik fand ich denn, daß sie nicht reif sei und daß das Genie von ihr nicht hinlänglich ausgezeichnet werde. Wie ganz anders war es noch unter Louis Philipp! Als der Herzog von Montpensier sich mit der Königin von Spanien vermählte, lud man mich ein, diesen Festen in Madrid beizuwohnen. In Cadix hielt ein Staatsschiff zu meiner Disposition, und auf demselben machte ich mit einigen Freunden einen Besuch nach Afrika, sah mir Oran an, Bona, Algier, Tunis, Philippeville, machte eine Löwenjagd mit, befreite ein Dutzend Gefangene aus den Händen Abd-el-Kader’s und beschrieb und erzählte dies Alles in Pariser Feuilletons. Aber da das Königthum nicht mehr existirte, die Republik, wie ich einsah, nicht bestehen konnte, was blieb mir übrig, als Bonapartist zu werden und das Kaiserreich anzuerkennen? Doch unter allen Formen liebte ich die Freiheit und ich war daher der Erste, welcher dem großen Garibaldi seine Unterstützung zur Befreiung Italiens anbot. Das ist mein Ruhm, auf den ich stolz bin. Auch Alexander Dumas, wird die Geschichte sagen, gehörte zu denen, welche das neue Italien geschaffen haben!

Ueberraschen wird es Sie nicht, daß auch ich öfter genöthigt war, mit dem Degen in der Hand meine Gegner in Respect zu setzen. Einmal hatte ich eine Affaire mit Jules Janin, dem Dictator der Feuilletonkritik von ehemals. Ich mußte wohl mich mit ihm schlagen, ich hatte ihn gefordert. Ich proponire ihm Degen. Janin will sie nicht, sondern verlangte Pistolen. „O,“ sage ich, „Sie sind toll, lieber Herr Janin, ich schieße einen Franken aus Ihren Fingern, und Sie sind doch größer als ein Franc!“ Janin behauptet nun seinerseits, daß er mir unfehlbar mit dem Degen den Garaus machen würde und also diese Waffe nicht acceptiren könne. Um diesen Streit zu endigen, schlugen wir uns nicht und schossen wir uns nicht. Ein ander Mal spielte die Affaire mit dem Redacteur des „Figaro“; ich war beleidigt, Blut mußte fließen, die Freunde bitten mich, ihn nicht zu tödten. Ich verspreche dies und erscheine am Rendez-vous im Boulogner Gehölz. Mein Gegner ist da, man bringt Degen, wir legen uns aus. Und während ich beim ersten Gange ihm zurufe, sich zu vertheidigen und zu pariren, sticht er mich in die Schulter. Aber es war zum Glück nur unbedeutend.

Sie wissen, um noch eins in dieser Causerie zu erwähnen, daß neben Alexander Dumas Vater noch ein Alexander Dumas Sohn excellirt. Ja, in der That, es ist mein Sohn. und da er unter allen Umständen eine Mutter gehabt hat, können Sie annehmen, daß ich verheirathet war. Ich will Ihnen erzählen, wie das kam. Der Herzog von Orleans ist daran schuld. Einmal besuchte ich seinen Ball mit der jungen Schauspielerin Ida Ferrier. Da kommt der Herzog zu mir heran, klopft mir auf die Schulter und sagt:

„Natürlich, mein lieber Dumas, haben Sie mir Ihre Frau vorzustellen?“

Was blieb mir übrig? Ich mußte wohl Fräulein Ferrier heirathen, die ganze literarische Republik von Paris war dazu eingeladen, Herr von Chateaubriand war mein Zeuge. Madame Dumas zog später nach Florenz. Mein Sohn, der Schöpfer der Camellienliteratur, hat meinen Namen und meinen Ruhm von mir; denn, wie ich in meinen Memoiren schon gesagt: „Die Menschen sind die Väter der Thatsachen und die Väter sind für ihre Kinder verantwortlich!“
Schmidt-Weißenfels.



  1. Unsere Leser wissen, daß unlängst Alexander Dumas Vater Deutschland als Vorleser oder „Causeur“ (Plauderer), wie er sich selbst in dieser Eigenschaft nennt, abzugrasen versuchte. Es ist daher wohl von Interesse, eine solche Dumas’sche „Plauderei“, wie sie annähernd gehalten worden ist, näher kennen zu lernen.
    D. Red.