Die gebatikte Schusterpastete
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck verboten. Titelzeichnung von Rudolf Schlichter. Erste und zweite Auflage. Alfred Richard Meyer Verlag, Berlin-Wilmersdorf. Druck von Mänicke u. Jahn, Rudolstadt, Oktober 1921.
Avant-propos
Ich kann mein Buch doch nennen, wie ich will
Und orthographisch nach Belieben schreiben!
Wer mich nicht lesen mag, der lass es bleiben.
Ich darf den Sau, das Klops, das Krokodil
Darf ich doch ungestört daheim
Auch mein Bedürfnis, wie mir’s passt, verrichten.
Was könnte mich zu Geist und reinem Reim,
Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten? –
Und wer mich hasst, – – sie mögen mich nur hassen!
Ich darf mich gründlich an den Hintern fassen
Sowie an den avant-propos.
Billardopfer
Er starb am Billard, beim letzten Stosse.
Engel trugen ihn in die Höh’.
Abraham fand in seinem Schosse
Blaue Kreide und ein Billardqueue,
Nach den Sternen und Monden mit Linkseffet.
Abraham bekam das Spielen satt,
Weil der Himmel keine Bande hat.
Warf also das Queue wütend zur Erde zurück.
Die stand auf der Strasse, doch nicht auf der Einwohnerliste.
Die nächste Gemeinde begrub und bezahlte die Kiste.
Und von dem Blitze, der bald dieses, bald jenes vernichtet,
Wurde dann unter „Lokales“ berichtet,
Die einen gestohlenen Billardstock bei sich trug.
Ob wohl in Afrika oder am Delta des Nils
Auch Leute so sterben als Opfer des Billardspiels??
Abendgebet einer erkälteten Negerin
Ich suche Sternengefunkel
All mein Karbunkel
Brennt Sonne dunkel.
Sonne drohet mit Stich.
Warum brennt sie gerade mich?
Warum nicht Korn?
Ich folge weissen Mannes Spur.
Der Mann war weiss und roch so gut.
So neglige zu Mut.
Kam in mein Wigwam
Weit übers Meer,
Seit er zurückschwamm,
Blieb leer.
Drüben am Walde
Kängt ein Guruh – –
Warte nur balde
Was der Liftboy äussert
Fahrstuhl ahoi!
Ich bin der Boy
An Silbersteins Lift.
Bin ich mal nicht dabei,
Und zermalmt oder zerquetscht, wen’s gerade trifft.
Aber wenn ich bediene,
Saust die Maschine
Im Nu
Um ein Trinkgeld darf ich nicht bitten,
Aber feine Herrschaften drücken ein Auge zu.
Am Zahltage sagte Herr Silberstein:
Ich dürfte stolz auf den Posten sein,
Und ich bekäme nur kleines Salär,
Weil ich fürs Lift so geeignet wär’,
Weil ich so sehr wenig wiege.
Da lernt man so allerlei,
Aber ich kenne schon meine Kunden.
Da hat’s eine auf mich abgesehn,
So eine Dicke mit rundem
Busen, die will mir den Kopf verdrehn.
Und da meinte sie, müsste was geschehn,
Und da hat sie plötzlich entbunden.
Das geht so ungefähr:
Bitte sehr! Immer herein!
So 2, 4, 8 Halt! Nicht mehr!
RRRRR!
Unsereins leidet am Nervenschock.
Das kann auch nicht jeder.
Meine Damen, bitte schön! Zwischenstock!
Abteilung Knochen und Leder!
Lied aus einem Berliner Droschkenfenster
Auf dem Asphalt das Blut und das verspritzte Gehirn
Verlaufen in zierlichen Fädchen.
Ein Fädchen kann sein aus Seide oder Zwirn.
Damit nähen und sticken die Mädchen.
In ein seifensteifes Unterhös’chen.
Im Kielwasser eines Dampfers auf See
Ersäuft ein vertrocknetes Rös’chen.
Mein Onkel im Rostocker Rathaus erschrickt
Der hat einmal eine Sternschnuppe erblickt,
Die sah aus wie eine Rakete.
Wenn der Gaul sich auf dem Spittelmarkt mal hinlegen will,
Na, dann soll man das dem Vieh auch nicht verwehren.
Wie die Wanzen sich im Polstersamt vermehren.
Flie und Ele
Fliegend entfernten sich die Fliegen.
Doch liessen sie auf Ei und Kaviar
Zwei, drei, vier Fliegenexkremente liegen.
Die ass der Mensch und ward es nicht gewahr.
Und rollte einen schweren, goldnen Ball
Nicht ohne leises Lächeln durch den Stall.
*
Es stand sehr schlimm um des Bandwurms Befinden.
Ihn juckte immer etwas hinten.
Dann konstatierte der Doktor Schmidt,
Nachdem er den Leib ihm aufgeschnitten,
Die wiederum an Würmern litten –
(Fortsetzung folgt.)
*
Es war eine lustige Wendeltreppe.
Dann kam eine ernste würdige Schleppe
Und hat gerauscht und hat sich gebläht
Und sprach: „Ich bin eine Majestät.“
Und warf die Schleppe acht Stufen hinunter.
*
Es redete die Exegese.
Ihr Hörer war ein Zopfchinese.
Der nickte nur von Zeit zu Zeit;
Die Exegese war erfreut.
Da ward die Exegese bese.
Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu
Die Springburn hatte festgemacht
Am Petersenkai.
Kuttel Daddeldu jumpte an Land,
Durch den Freihafen und die stille heilige Nacht
Er schwenkte einen Bananensack in der Hand.
Damit wollte er dem Zollmann den Schädel spalten,
Wenn er es wagte, ihn anzuhalten.
Da flohen die zwei voreinander mit drohenden Reden.
Daddeldus Braut liebte die Männer vom Meere,
Denn sie stammte aus Bayern.
Und jetzt war sie bei einer Abortfrau in der Lehre,
Und bei ihr wollte Kuttel Daddeldu Weihnachten feiern.
Deswegen begrüsste der Wirt ihn freundlich: „Hallo old sayler!“
Daddeldu liebte solch freie herzhafte Reden,
Deswegen beschenkte er gleich den König von Schweden.
Er schenkte ihm Feigen und sechs Stück Kolibri
Daddeldu sagte nie „Sie“.
Er hatte auch Wanzen und eine Masse
Chinesischer Tassen für seine Braut mitgebracht.
Aber nun sangen die Gäste „Stille Nacht, Heilige Nacht“,
Und behielt für die Braut nur noch drei.
Aber als er sich später mal darauf setzte,
Gingen auch diese versehentlich noch entzwei,
Ohne dass sich Daddeldu selber verletzte.
Und schrie: er habe sie an die Beine geneckt.
Aber Daddeldu zahlte alles in englischen Pfund in Gold.
Und das Mädchen steckte ihm Christbaumkonfekt
Still in die Taschen und lächelte hold
Daddeldu dachte an die wartende Braut.
Aber es hatte nicht sein gesollt,
Denn nun sangen sie wieder so schön und so laut.
Und Daddeldu hatte die Wanzen noch nicht verzollt,
Und das war alles wie Traum.
Plötzlich brannte der Weihnachtsbaum.
Plötzlich brannte das Sofa und die Tapete,
Kam eine Marmorplatte geschwirrt,
Und die See ging hoch und der Wind wehte.
Daddeldu wankte mit einer blutigen Nase
(Nicht mit seiner eigenen) hinaus auf die Strasse.
Und eine höhnische Stimme hinter ihm schrie:
Und links und rechts schwirrten die Kolibri.
Die Weihnachtskerzen im Pavillon an der Mattentwiete erloschen.
Die alte Abortfrau begab sich zur Ruh.
Draussen stand Daddeldu
Da trat aus der Tür seine Braut
Und weinte laut:
Warum er so spät aus Honolulu käme?
Ob er sich gar nicht mehr schäme?
An der Tür stand: „Für Damen“.
Es dämmerte langsam. Die ersten Kunden kamen,
Und stolperten über den schlafenden Daddeldu.
Kuttel Daddeldu und Fürst Wittgenstein
Daddeldu malte im Hafen mit Teer
Und Mennig den Gaffelschoner Claire.
Ein feiner Herr kam daher,
Blieb vor Daddeldun stehn
Lieber Mann, darf man wohl mal das Schiff besehn?“
Daddeldu stippte den Quast in den Mennig,
Dass es spritzte, und sagte: „Fünfzig ist wenig.
Aber, God demm, jedermann ist kein König.“
Ich bin nur Fürst Wittgenstein.“
Daddeldu erwiderte: „Fürst oder Lord –
Scheiss Paris! Komm nur an Bord.“
Wittgenstein stieg, den Teerpott in seiner zitternden Hand,
In die Augen, denn ein schwerer Stiefel von Kut-
Tel Daddeldu stiess ihm die Brillengläser kaput,
Und führte ihn oben von achtern nach vorn
Und von Luv nach Lee.
Und im Kettenkasten zerschlitzte der Cutaway.
Langsam wurde der Fürst heimlich ganz still.
Daddeldu erklärte das Ankerspill.
Plötzlich wurde Fürst Wittgenstein unbemerkt blass.
Darum sagte er mit verbindlichem Gruss:
„Vielen Dank, aber ich muss – – –“
Daddeldu spuckte ihm auf die zerquetschte Hand
Und sagte: „Weet a Moment, ich bringe dich noch an Land.“
Weil Kuttel durchaus noch in eine Osteria einkehren wollte,
Sagte dieser: „Oder schämst du dich etwa vielleicht?“
Da wurde Fürst Wittgenstein wieder erweicht.
Als sie dann zwischen ehrlichen Sailorn und Dampferhallunken
Rief Kuttel Daddeldu plötzlich mit furchtbarer Kraft:
„Komm, alter Fürst, jetzt trinken wir Brüderschaft.“
Und als der Fürst nur stumm auf sein Chemisette sah,
Fragte Kuttel: „Oder schämst du dich etwa?“
Die schob ihm die Rechnung hin.
Und während der Fürst die Zahlen mit Bleistiftstrichen
Anhakte, hatte Kuttel die Rechnung beglichen.
Der Chauffeur am Steuer knirschte erbittert.
Während er dumme Kommandos in die Strassen und Gassen
Brüllte. „Hart Backbord!“ „Alle Mann an die Brassen!“
Rasch aussteigend fragte Fürst Wittgenstein:
„Bitte, wo darf ich Sie hinfahren lassen?“
Darauf erwiderte jener bedeutend nervös:
„Lieber Herr Seemann, seien Sie mir nicht bös;
Ich würde Sie bitten, zu mir heraufzukommen,
Aber leider – –“ Daddeldu sagte: „Angenommen!“
Den Seemann inständig:
Um Gottes willen doch ja recht leise zu sein;
Und während er später eigenhändig
Kaffee braute – und goss in eine der Tassen viel Wasser hinein, –
Verblüfft, mit seinen hornigen Händen
Das Material von ganz fremden Gegenständen.
Bis ihm zu seinem Schrecken der fünfte
Zerbrach. – Da rollte er sich in den grossen Teppich hinein.
Der Kaffee. Und Fürst Wittgenstein
Sagte, indem er die Stirne rümpfte:
„Nein, aber nun muss ich doch wirklich bitten – –
Das widerspricht selbst der simpelsten populären Politesse.“
Kuttel Daddeldu besucht einen Enkel
„Mein lieber Heini! – Denn so heisst du ja wohl? –
Über die Folgen der Weiber und des Alkohol
Musst du mal deine Mutter befragen, –
Oder nein!! Besser schon gehst du
Gehe niemals zur See!! Verstehst du?
Denn das Seemannsleben ist sauer ernst und schwer;
Und wie du mich hier mit meinem weissen Bart
Siehst – du dummer Bengel, so kik doch her! –
Mein lieber Heini! du bist heute konfirmiert oder eingesegnet.
Ich schenke dir hiermit, weil du nun eingesegnet oder gefirmt
Bist, diesen Schirm. Nicht, dass er dich jemals beschirmt.
Sondern, wenn’s mal recht kabelgarndick vom Himmel regnet,
Denn ein rechter Kerl muss jedes Wetter vertragen
Und nur auf Gott und seinen Kaptein vertraun.
Und sollte dir jemals jemand was andres sagen,
Dem musst du deine Seekiste über den Bregen haun.
Und lass dich nicht vor den Landratten lumpen.
Wenn wir uns auch mal im Hafen den Schlauch vollpumpen,
Deswegen braucht sich von uns an Deck keiner zu schämen.
Denn jedes Frauenzimmer will sich doch mal amüsieren,
Wenn einem draussen solch dicker Teifun
Durch Nase und Arschloch pfeift, – –
Dann hättest du Grossvater Daddeldun
Sehen sollen, wie er den Jungens die Eier schleift!
Was die Studierten predigen, das ist alles Beschiss.
Mein erster Bootsmann hat sich viermal die Syphilis
Nur mit Spiegelscherben und Branntwein geheilt. –
Was feixt du da, naseweiser Flegel! –
Und gar nicht zum Lachen.
Na lass man. Du bist erst fünfzehn Jahr.
Da wollen wir beide mal heute mit vollem Segel
So einen Trip durch Sankt Pauli-Liederlich machen.“
Seemannsgedanken übers Ersaufen
Ich sterbe. Du stirbst. Er stirbt.
Viel schlimmer ist, wenn ein volles Fass verdirbt.
Aber auch wir wollen erst ausgetrunken sein.
Besauft euch beizeiten.
Finden sich wieder ins Meer hinein,
Wo wir den Schwämmen gleich sind,
Wo uns nichts gebricht,
Weil wir weich sind.
Sie fühlt es nicht.
Wird mich nie mehr acht Glasen wecken,
Will ich gerne den Fischen wie Hackfleisch mit Rührei schmecken.
Weil das mit Sinn so geschieht,
Wieviel Schollen wir in uns hineingefressen.
Nur bei den Würmern im Sarge ist ein Unterschied.
Wenn uns der Haifisch beim Wickel kriegt –
Das müsste mal einer malen!
Zerbrochene Schiffe, Krebse und Apfelsinenschalen.
Frisch ersoffen also und nicht gejammert,
Aber natürlich auch nicht zu übereilt;
Wer sich nicht tapfer noch an die letzte Handuhle klammert,
Ein Schuft, wer mehr stirbt, als er sterben muss!
Aber muss es sein, dann nicht schüchtern.
Ersaufen ist auch ein Genuss,
Und vielleicht wird man dann nie mehr nüchtern.
Weiss man was, offenbar.
Aber sonst hab’ ich noch keinen gesprochen,
Der richtig ersoffen war.
Kuttel Daddeldu im Binnenland
Schlafbrüchige Bürger von Eisenach
Tapsten ans Fenster. Denn draussen gab’s Krach.
Da sang jemand, der eine Hängematte
Und ein Geigenfutteral auf dem Rücken hatte.
Sich aufspart für Sturmfahrten im Auslandsgewässer.
Zehn Jahre zuvor und von Eisenach sehr entfernt
Hatte Daddeldu bei Schwedenpunsch, Whisky, Rotwein und Kuchen
In Grönland eine Gräfin Pantowsky kennengelernt,
Und zehn Jahre lang merkte sich Kuttel genau:
Eisenach, Burgstrasse 16, dicke, richtig anständige Frau.
Auch studierte bei Eisenach oder Wiesbaden herum
Sein Schwager zolologisches Studium;
Seit Bombay ein seltnes Geschenk herum.
Nun, nach dem Untergange der Lotte Bahl,
Wollte er Schwager und Gräfin sozusagen
Mit zwei Fliegen auf einer Klappe schlagen.
Mit englischen Fragen an. Später mit deutschen.
Aber die Gräfin Pantowsky kannte keiner.
Und auf einmal las Kuttel an Luvseite „Zum Rodensteiner“
Und kalkulierend, dass dort was zu trinken sei,
Weil weder Wirts- noch Freudenhaus noch Retirade
Sich öffneten, sagte Daddeldu: „Schade“.
Fand aber weitersteigend und unverdrossen
Das Haus Burgstrasse 16. Leider verschlossen.
Zersplitterte. Daddeldu hatte beschlossen zu warten.
Mittags im Pensionat Kurtius
Bewarfen die Mädchen nach Unterrichtsschluss
Mit Stöpseln und leeren Konservendosen
Und einem imposanten Revers
Zwischen Ästen in Höhe des Hochparterres
In einer Hängematte schlief
Und nicht reagierte auf das, was man rief.
Weil von zwei Bäumen einer zur Erde krachte,
Spritzten die Mädchen dem Manne Eau de Kolon ins Gesicht.
Aber die Gräfin Pantowsky kannten sie nicht.
Und verwirrt über die Falschheit des Binnenlands
Und taumelte schlaftrunken, römische Flüche stammelnd, zu Tal,
Mit Hängematte, doch ohne das Dingsfutteral.
Alsbald, von wegen das Taumeln und Stammeln,
Begannen sich Kinder um ihn zu sammeln.
Nur um die Kinder zu amüsieren,
Fing an, noch stärker nach rechts und nach links auszugieren,
Als ob er betrunken wäre. Und brüllte dazu:
„The whole life is vive la merde!“
An Gräfin Pantowsky glaubte dort keiner.
Und der unglücklich nüchterne Daddeldu
Gab den zerbrochenen Rodensteiner,
Gab alles andre Gefragte eilig zu
Wie ein Log zwölf Knoten ins hölzerne Lager,
Oder vielmehr in die Hängematte.
Weil er das schöne Geschenk für den Schwager
In der Mädchenpension vergessen hatte.
Und das Geschenk war herausgekrochen
Und hatte vielleicht schon wer-weiss-wen gestochen.
Später im D-Zug, unter der Bank hinter lauter ängstlichen Beinen,
Fing Daddeldu plötzlich an, zum einzigsten Male zu weinen
Beide Flaschen Eau de Kolon waren leer.
Kuttel Daddeldu und die Kinder
Wie Daddeldu so durch die Welten schifft,
Geschieht es wohl, dass er hie und da
Eins oder das andre von seinen Kindern trifft,
Die begrüssen dann ihren Europapa:
Bon tscherno! Ok phosphor! Tsching – tschung! Bablabü!“
Und Daddeldu dankt erstaunt und gerührt
Und senkt die Hand in die Hosentasche
Und schenkt ihnen, was er so bei sich führt,
Zündhölzer, Opium, türkischen Knaster,
Revolverpatronen und Schweinsbeulenpflaster,
Gibt jedem zwei Dollar und lächelt: „Ei, ei!“
Und nochmals: „Ei, Ei!“ – Und verschwindet dabei.
Pflegt er sich intensiver zu widmen.
Die weiss er dann mit den seltensten Stücken
Aus allen Ländern der Welt zu beglücken.
Elefantenzähne – Kamerun,
Aus Friedrichroda ein Straussenei,
Aus Tibet einen Roman von Karl May,
Einen Eskimoschlips aus Giraffenhaar,
Auch ein Stückchen versteinertes Dromedar.
Verstecken, Stierkampf und Blindekuh,
Markiert einen leprakranken Schimpansen,
Lehrt seine Kinderchen Bauchtanz tanzen
Und Schiffchen schnitzen und Tabak kauen.
Tätowiert er den strampelnden Kleinchen
Anker und Kreuze auf Ärmchen und Beinchen.
Später packt er sich sechs auf den Schoss
Und lässt sich nicht lange quälen,
Grog saufen und dabei Märchen erzählen;
Von seinem Schiffbruch bei Feuerland,
Wo eine Woge ihn an den Strand
Auf eine Korallenspitze trieb,
Und hatte nichts zu fressen und saufen;
Nicht mal, wenn er gewollt hätte, einen Tropfen Trinkwasser, um seine Lippen zu benetzen,
Und kein Geld, keine Uhr zum Versetzen.
Ausserdem war da gar nichts zu kaufen;
Sonst weder keine Menschen als auch keine Weiber.
Und er hätte gerade so gern einmal wieder
Ein kerniges Hamburger Weibstück besucht.
Und da kniete Kuttel nach Osten zu nieder.
Da nahte sich plötzlich der Vogel Greif,
Und Daddeldu sagte: „Ei wont ä weif.“
Und der Vogel Greif trug ihn schnell
Bald in dies Bordell, bald in jenes Bordell
So erzählt Kuttel Daddeldu heiter, –
Märchen, die er ganz selber erfunden.
Und säuft. – Es verfliessen die Stunden.
Die Kinder weinen. Die Märchen lallen.
Und Kuttel – bemüht, sie aufzuheben –
Hat sich schon zweimal dabei übergeben.
Und um die Ruhe nicht länger zu stören,
Verlässt er leise Mutter und Göhren.
An die traulichen Stunden in seinen Familien.