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Was da wohl alles so unten beisammenliegt –

Zerbrochene Schiffe, Krebse und Apfelsinenschalen.
Frisch ersoffen also und nicht gejammert,
Aber natürlich auch nicht zu übereilt;
Wer sich nicht tapfer noch an die letzte Handuhle klammert,

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Der ist im Leben nie um die Horn gesailt.

Ein Schuft, wer mehr stirbt, als er sterben muss!
Aber muss es sein, dann nicht schüchtern.
Ersaufen ist auch ein Genuss,
Und vielleicht wird man dann nie mehr nüchtern.

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Denn nur über das Fleisch und die Knochen

Weiss man was, offenbar.
Aber sonst hab’ ich noch keinen gesprochen,
Der richtig ersoffen war.


 Kuttel Daddeldu im Binnenland

Schlafbrüchige Bürger von Eisenach
Tapsten ans Fenster. Denn draussen gab’s Krach.
Da sang jemand, der eine Hängematte
Und ein Geigenfutteral auf dem Rücken hatte.

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Und liess auch Töne frei, die man besser

Sich aufspart für Sturmfahrten im Auslandsgewässer.

Zehn Jahre zuvor und von Eisenach sehr entfernt
Hatte Daddeldu bei Schwedenpunsch, Whisky, Rotwein und Kuchen
In Grönland eine Gräfin Pantowsky kennengelernt,

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Die hatte gesagt: „Sie müssen mich mal besuchen.“

Und zehn Jahre lang merkte sich Kuttel genau:
Eisenach, Burgstrasse 16, dicke, richtig anständige Frau.

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Ringelnatz: Die gebatikte Schusterpastete. Meyer, Berlin-Wilmersdorf 1921, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ringelnatz_Die_gebatikte_Schusterpastete.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)