Die Edda (Simrock 1876)/Ältere Edda/Skîrnisför
Freyr, der Sohn Niörds, hatte sich einst auf Hlidskialf gesetzt und überschaute die Welten alle. Da sah er nach Jötunheim und sah eine schöne Jungfrau aus ihres Vaters Haus in ihre Frauenkammer gehen. Daraus erwuchs ihm große Gemüthskrankheit. Skirnir hieß Freys Diener. Niördr bat ihn, Freyr zum Reden zu bringen. Da sprach
Magst zu reden vermögen
Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
So bitterböse sei.
Wenn ich die Red an ihn richte
Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
So bitterböse sei.
Was ich zu wißen wünsche:
Was weilst du allein im weiten Saal,
Herr, den heilen Tag?
Der Seele großen Gram?
Die Alfenbestralerin leuchtet alle Tage,
Doch nicht zu meiner Liebeslust.
Daß du ihn mir nicht sagen solltest.
Theilten wir doch die Tage der Jugend:
So mögen wir Zwei uns Zutraun schenken.
Mir liebe Maid.
Ihre Arme leuchteten und Luft und Meer
Schimmerten von dem Scheine.
Im Lenz seines Lebens.
Von Asen und Alfen will es nicht Einer,
Daß wir beisammen seien.
Durch die flackernde Flamme führt;
Gib mir das Schwert, das von selbst sich schwingt
Gegen der Reifriesen Brut.
Durch die flackernde Flamme führt;
Nimm mein Schwert, das von selbst sich schwingt
In des Beherzten Hand.
Über feuchte Berge zu fahren.
Wir beide vollführens, fängt uns nicht beide
Jener kraftreiche Riese.
Skirnir fuhr gen Jötunheim zu Gymirs Wohnung. Da waren wüthige Hunde an die Thüre des hölzernen Zaunes gebunden, der Gerdas Saal umschloß. Er ritt dahin, wo der Viehhirt am Hügel saß und sprach zu ihm:
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Und die Wege bewacht,
Wie mag ich schauen die schöne Maid
Vor Gymirs Grauhunden?
(Mann auf der Mähre Rücken?),
Zu sprechen ungegönnt bleibt dir immerdar
Mit Gymirs göttlicher Tochter.
Der da fertig ist zur Fahrt.
Bis auf Einen Tag ist mein Alter bestimmt
Und meines Lebens Länge.
Hier in unsern Hallen?
Die Erde bebt davon und alle Wohnungen
In Gymirsgard erzittern.
Und läßt sie im Grase grasen.
Und den milden Meth zu trinken,
Obwohl mir ahnt, daß hier außen sei
Meines Bruders Mörder.
Oder weisen Wanen?
Durch flackernde Flamme was fuhrst du allein
Unsre Säle zu schauen?
Noch den weisen Wanen;
Durch flackernde Flamme doch fuhr ich allein
Eure Säle zu schauen.
Die will ich, Gerda, dir geben,
Deine Liebe zu kaufen, daß du Freyr bekennst,
Daß dir kein liebrer lebe.
Um eines Mannes Minne,
Noch mag ich und Freyr, dieweil wir athmen beide,
Je zusammen sein.
Mit Odhins jungem Erben.
Acht entträufeln ihm ebenschwere
In jeder neunten Nacht.
Mit Odhins jungem Erben.
In Gymisgard bedarf ich Goldes nicht:
Mir schont der Vater die Schätze.
Das ich halt in der Hand?
Das Haupt hau ich vom Hals dir ab,
So du dich ihm weigern willst.
Um Mannesminne.
Wohl aber wähn ich, gewahrt dich Gymir,
Daß ihr Kühnen zum Kampfe kommt.
Das ich halt in der Hand?
Seine Schneide erschlägt den alten Riesen,
Fällt deinen Vater todt.
Maid, zu meinem Willen.
Dahin wirst du kommen, wo Kinder der Menschen
Dich nicht mehr sollen sehen.
Weg von der Welt gewandt zu Hel.
Speise sei dir widriger als Wem auf Erden
Der menschenleide Midgardswurm.
Daß Hrimnir dich angafft, dich Alles anstarrt.
Weitkunder wirst du als der Wächter der Götter:
Gaffe denn hervor am Gitter.
Mehren dir Trübsinn und Thränen.
Sitze nieder, so sag ich dir
Des Leides schwellenden Strom,
Den zweischneidigen Schmerz.
Hier im Gehege der Joten.
Vor der Hrimthursen Hallen sollst du den heilen Tag
Dich krümmen kostberaubt,
Dich krümmen kostverzweifelt.
Leid für Lust wird dir zum Lohn,
Mit Thränen trägst du dein Unglück.
Oder alterst unvermählt.
Sehnsucht scheucht dich
Von Morgen zu Morgen;
Wie die Distel dorrst du, die sich gedrängt hat
In des Ofens Öffnung.
Zauberruthen zu finden:
Zauberruthen fand ich.
Freyr verflucht dich.
Flieh, üble Maid, bevor dich vernichtet
Der Götter Zauberzorn.
Suttungs Söhne,57 ihr Asen selber!
Wie ich verbiete, wie ich banne
Mannes Gesellschaft der Maid,
Mannes Gemeinschaft.
Hinterm Todtenthor,
Wo verworfene Knechte in knotige Wurzeln
Dir Geißenharn gießen.
Anderer Trank wird dir nicht eingeschenkt,
Maid, nach deinem Willen,
Maid nach meinem Willen!
Ohnmacht, Unmuth, Ungeduld.
So schneid ich es ab wie ich es einschnitt,
Wenn es Noth thut so zu thun.
Firnen Methes voll.
Ahnte mir doch nie, daß ich einen würde
Vom Stamm der Wanen wählen.
Eh ich mich hinnen hebe.
Wann meinst du in Minne dem mannlichen Sohn
Des Niördr zu nahen?
Stiller Wege Wald:
Nach neun Nächten will Niörds Sohne da
Gerda Freude gönnen.
Da ritt Skirnir heim. Freyr stand draußen, grüßte ihn und fragte nach der Zeitung:
Oder vorrückst den Fuß,
Was du ausgerichtet hast in Riesenheim
Nach meiner Meinung und deiner.
Stiller Wege Wald:
Nach neun Nächten will Niörds Sohne da
Gerda Freude gönnen.
Wie mag ich dreie dauern?
Oft daucht’ ein Monat mich minder lang
Als eine halbe Nacht des Harrens.
Anmerkungen (Wikisource)
Siehe auch Anmerkungen des Übersetzers zu diesem Lied