Die Deutschenhetze
(1891.)
Ob ihre Zunge nun von Fusel,
Ob sie vom Traubenblute schwer –
Wir sehn vom gleichen blöden Dusel
Erfaßt die Völker um uns her.
Ob eine Republik ihr Ruhm –
Sie alle hassen den Germanen
Und fluchen dem Germanenthum.
Und ob sie sich Romanen nennen,
Ob Länder sie und Ströme trennen –
Sie schwören uns den Untergang.
Wenn es die Lippe auch verhehlt,
Der wider Deutsches sie beseelt.
Ja, selbst im Reich der edlen Czechen,
Am Moldaustrand, im goldnen Prag,
Muß man sich hüten, deutsch zu sprechen,
Indeß sie alle Huld verschwenden
Aus Deutschenhaß mit Mund und Hand
An vier verbummelte Studenten,
Die das Quartier latin gesandt.
Das wund und lahm die Finger schreibt
Und einen gutbezahlten Schwindel
Mit deutscher Macht und Größe treibt.
Doch das ist Alles Schaum und Blase,
Man hält das Tuch sich vor die Nase
Und geht, so schnell man kann, vorbei.
Man weiß, es ist an dieser Klippe
Noch kein gerader Sinn zerschellt;
Hat unsre Schreier man gesellt.
Man läßt sie patriotisch rasen
Vom judenfreien Vaterland,
Doch findet man in ihren Phrasen
Und hegte im Palast und Zelt
Die gleichen friedlichen Gedanken
Der Moskowiter Slavenwelt,
Wenn es im Hexenkessel braust –
So schießt das Blut uns heiß zum Herzen
Und ungewollt ballt sich die Faust.
Die Juden scheucht man durch Gesetze,
Doch käm es erst zur Deutschenhetze –
Uns schlügt ihr ohne Weit’res todt!
Doch ist es klug, den Leu zu necken?
Zwar rastet er und schlummert noch,
Und seine Tatze kennt ihr doch?
Anmerkungen (Wikisource)
Ebenfalls abgedruckt in:
- Der Wahre Jacob 1891 Nr.128 (Seite 1033)