Die Judenverfolgung in Rußland

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Die Judenverfolgung in Rußland
Untertitel:
aus: In Reih und Glied
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Verlag von J. H. W. Dietz
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 100–102
Kurzbeschreibung:
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[100]
Die Judenverfolgung in Rußland.

(1891.)

Wenn sie in Leipzig sich versammeln
Und dort, nachdem sie pokulirt,
Ihr altes, blödes Credo stammeln
Von Juda, das die Welt regiert;

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Wenn sie in jeder Tonart hassen,

Wenn Stöcker zu den Treuen spricht,
So kann man sie gewähren lassen –
Sie bellen, doch sie beißen nicht.

Doch wenn im weiten Reich des Zaren,

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In dem die Sonne nicht versinkt,

Gelassen den Kosackenschaaren
Der unumschränkte Herrscher winkt,
Wenn er den ewig Heimathlosen
Die letzte Zufluchtsstätte raubt,

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Dann reißt den Kranz aus weißen Rosen

der Menschheit Engel sich vom Haupt.

Du stolzes, prahlendes Jahrhundert,
Das rastlos neue Pfade bahnt
Und sich so oft und gern bewundert –

20
Wann hast du solche Schmach geahnt?

Und hallt ein Schrei durch alle Lande
Von Kontinent zu Kontinent,
Verkündend laut, daß Rußlands Schande
Verzehrend dir im Herzen brennt?

25
[101]
Du solltest flammen, solltest trauern,

Und findest in der Seele kaum
Zu einem frostigen Bedauern,
Zu einem Achselzucken Raum!
Wer hätte das zu Lessing’s Zeiten

30
In trüben Stunden nur gedacht?

Fürwahr, bei allem Vorwärtsschreiten
Hat man es herrlich weit gebracht!

Und wären’s wenigstens die Echten,
Die da Millionen eingesackt,

35
Die man, den Kantschu in der Rechten,

In die Kibitke höhnend packt!
So aber werden sie entschlüpfen,
Sei’s so, sei’s anders, der Gefahr,
Denn die Kosackenherzen hüpfen

40
Und fühlen menschlich – gegen baar.


Sie bleiben fühllos wie die Wände
Wenn dir vom Aug’ die Thräne tropft,
Allein sie haben hohle Hände,
Die man mit Rubelscheinen stopft.

45
Man bringt, daferne man beschnitten,

Tribut zur rechten Stunde dar
Und wird auch fernerhin gelitten –
Das Gold ist mächt’ger als der Zar.

Die sie vor ihre Hütten setzen

50
Mit Weib und Kind mit roher Hand,

Die sie aus ihren Städten hetzen
Ins öde, graue Steppenland,

[102]
Die wehrlos und verzweifelt weinen

In fremder Welt in Angst und Noth,

55
Das sind die Armen, Schwachen, Kleinen,

Die sich gemüht ums schwarze Brot.

Dem Volke gilt’s – doch nicht die Reichen,
Die Herren über’s Gegengift –
Die Armen sind’s, die Hungerbleichen,

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Die des Ukases Härte trifft.

Und weil es so, weil alles Klagen
Umsonst zu tauben Ohren sprach,
Sei dieser Schand-Ukas geschlagen
Für ewig an den Pfahl der Schmach!

Anmerkungen (Wikisource)

Zum Thema vergleiche in der Wikipedia: Juden unter Zar Alexander III.

Ebenfalls abgedruckt in:

  • Der Wahre Jacob. Nr. 127 (1891), S. 1025, unter dem Titel "Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts".