Deutsche Kaiserspuren in Thüringen
Deutsche Kaiserspuren in Thüringen.
„Mamsellchen, Sie sollen anstecken! Die Herren wollen den Kaiser sehen.“ –
Armer Barbarossa! So weit warst du herabgekommen, daß es nur eines „Mamsellchens“ bedurfte, das ein paar Oellämpchen anbrannte, um dich in deiner hohen Sagenpracht zur Schau zu stellen, – ach, und wie! – Tausende, die in den letzten Decennien das Kyffhäusergebirg erstiegen, um zwischen den Trümmern der sagenreichsten Kaiserburg zu wandeln, haben in der Halle des sogenannten Erfurter Thores der Burg für einen Silbergroschen durch das Fensterchen geguckt, hinter welchem in seinem Gewölbe der alte Barbarossa am steinernen Tisch, von krummgeschlafenen Rittern umgeben, sitzt, vor sich Papier, Schreibzeug und Klingel und in der Hand die Schreibfeder, einen richtigen Gänsekiel. O heilige Romantik, warum hast du das gelitten! –
Das große deutsche Schicksal unsrer Tage hat die Raben vom Friedrichs-Thurm vertrieben, und zwar genau so, wie die Sage es vorschreibt: durch einen Adler aus Norden. Ob der versteinerte Birnbaum auf dem Rathsfeld des Kaisers Heerschild an dem dürren Ast getragen, darüber ist nichts bekannt geworden. Das aber haben wir jüngst in jener Thorhalle in bedenkliche Erfahrung gebracht, daß dem Kaiser Friedrich ein schlimmes Mißgeschick droht. Denn er wird jetzt, wo seine Erlösungsstunde vom siebenhundertjährigen Zauberschlaf endlich geschlagen, vom Kyffhäuser auswandern und nach Berlin übersiedeln, aber nicht unter den Dom, um die Gruft der neuen hohenzollernschen Cäsaren zu weihen, sondern in eine Berliner Kaffeestube, um dort am Spott des Janhagels der modernen Kaiserstadt elend zu Grunde zu gehen.
Doch – Scherz bei Seite mit dem schlechten Conterfei, [639] durch welches trotz alledem das Erhabene nicht in den Staub gezogen werden konnte. Dazu steht es zu hoch. Wir waren ein kleiner Kreis, nur ein Kleeblatt von Männern mit schon ergrauenden und ergrauten Bärten, die wir jüngst die Ruinen umwanderten und durchkletterten; weit hinter uns liegt die köstliche Zeit, wo das junge Auge in Thränen schwimmen konnte, wenn der Geist auf diesen Trümmern in die große Vergangenheit schwärmte und das Herz pochte von glühender Sehnsucht nach der Herrlichkeit des Reichs, die für immer verschwunden schien; aber trotz alledem fühlten wir uns auf dieser Höhe und zwischen diesen Trümmern recht jugendlich patriotisch gehoben, und das bewirkte nicht blos der weite Blick rings in ein wunderschönes Stück deutscher Erde, sondern auch der in die ebenso weite als wunderreiche Vergangenheit dieser Burg, zu deren Verherrlichung Sage und Geschichte sich so innig verbunden haben.
Der erste Blick fällt immer auf die breite, von dunklen Waldhöhen umsäumte Thalfläche der Goldnen Au, die von Nordhausen bis Memleben, ja nach älterer Annahme über das ganze Thal der Unstrut sich ausdehnt, so daß sie alle größten Erinnerungen an Thüringens eigene Königs- und deutsche Kaiserzeit mit ihrem goldenen Rahmen umspannt.
Die drei größten Kaisergeschlechter drückten diesem Boden die unvergänglichen Spuren ihres Herrscherschrittes ein: die sächsischen, die fränkischen und die schwäbischen. Alle diese deutschen Könige und Kaiser hatten bekanntlich keine bestimmte Residenz, sondern sie besaßen allenthalben im Reich Paläste (Pfalzen), um immer da zu weilen, wo sie, ob zum Kriegführen, ob um Reichstage abzuhalten, ob zum Rechtsprechen, nothwendig waren, oder wo es ihnen besonders wohlgefiel. Wie sehr letzteres in Thüringen und dem Harzgebiete der Fall war, dafür zeugen die vielen Pfalzen dieser Lande, von welchen drei im Gesichtskreis des Kyffhäusers, in der Goldenen Au, lagen: Tilleda, Wallhausen und Allstädt, das Heinrich der Finkler zum Pfalzgrafensitz erhob, während wir in Memleben später die Sterbestätte der beiden größten Sachsenkaiser finden werden. – Die fränkische Kaiser, und vor Allen Heinrich der Vierte und der Fünfte, ließen nur Kriegsfußstapfen hier zurück; unter Letzterem ward (1115) die große Schlacht am Welfisholz geschlagen, nach welcher die gegen den Kaiser siegreichen Sachsen den Kyffhäuser nach einer dreijährigen Belagerung erstürmten und in einen Trümmerhaufen verwandelten.
Merkwürdigerweise treten die schwäbischen Kaiser, die in der Geschichte so hell strahlenden Hohenstaufen, wenn auch der Kampf gegen die Welfen sie oft in diese Gegend führte, am glänzendsten hier in der Sage auf. Ja, man möchte wohl wünschen, die Burg wäre nach dem Sachsensturm nicht wieder aus den Ruinen erstanden, um des ganzen späteren Theils ihrer Geschichte enthoben zu sein, die, so frisch und gewaltig aus der Vorzeit daherbrausend wie der Alpenstrom des Rheins, endlich, wie dieser, in elenden Sand verrinnt. Noch zweimal erhob sie ihr Haupt, einmal noch mit dem Ritterhelm, als Kaiser Rudolf die Räuberburgen auch in Thüringen brach und die Rothenburger Beichlingen als kaiserliche Burggrafen auf dem Kyffhäuser saßen; und ebendeßwegen ziehen wir auch die nahe Rothenburg in den Kreis der Kaiserspuren. Zum Zweiten erhob die Burg ihr Haupt mit einem Heiligenschein: ein hölzernes, wunderthätiges Kreuz machte die Capelle zu einem volkumwogten Wallfahrtsort und eben deshalb zu einem Lieblingssitz von Pfaffen, „Jesuitern“ und venetianischen Goldsuchern. Nachdem aber Berthold Schwarz die Ritter aus der Burg und Martin Luther die Pfaffen aus der Capelle verjagt hatte, war’s aus mit der Herrlichkeit des Bergs. Als schwarzburgisches Besitzthum verfiel die Burg so nach und nach, daß ein Zeitpunkt ihrer Zerstörung nicht anzugeben ist.
Gewaltig sind aber noch heute ihre Trümmermassen. Unsere Abbildung, zu der wir uns nun wenden, zeigt im Mittelbilde einen vom südlichen Nachbarberge aufgenommenen Gesammtüberblick der Burg. Zuhöchst steht der Kaiser-Friedrichs- oder Barbarossa-Thurm; rechts von ihm beginnen die Ringmauern, die noch heute den ganzen Umfang der Burg anzeigen. Da, wo der Berg sich abwärts neigt, erkennen wir das „Erfurter Thor“, und in der Mitte zwischen diesem und dem untersten Mauerreste ragen die Trümmer der Capelle empor. Thurm und Capelle sind in den oberen Eckbildern besonders dargestellt.
Dem Wanderer, der von Norden her kommt, bieten sich zwei Wege zum Kyffhäuser, entweder über Tilleda und unmittelbar die steile Waldbergwand hinauf, oder über Kelbra, von wo der Fußgänger durch einen üppigen Buchenwald am Berge der Rothenburg emporsteigt und von da zum Kyffhäuser weiter wandelt; die Fahrstraße (Chaussee von Kelbra nach Frankenhausen) windet sich, immer in frischem, zum Theil noch jungem Walde, durch sieben Thäler bis zur Höhe der Rothenburg empor und führt oft an tiefen, waldesdunklen Abgründen vorüber und mehrmals an Felsstellen vorbei, aus welchen mächtige Stämme versteinerter Bäume zu Tage treten. Von einem aus solchen Baumstämmen errichteten Wegweiser an, der für uns nach links zeigt, erreicht man in einem Viertelstündchen den letzten steilen, steinigen Weg, auf dem man außerhalb der Ringmauern hin zum Erfurter Thore, dem ehemaligen Haupteingange zur Burg, gelangt. Der vorsichtige Wanderer sucht in der als Kneipe wunderlich genug ausgestatteten Thorhalle erst Kühlung und Erquickung, ehe er die windige Höhe, namentlich beim Thurme, betritt.
Steigen wir dann die Treppe hinauf und in’s Freie, so stehen wir mitten in der Verwüstung, denn selbst der Versuch, zwischen dem wilden Gestrüpp und Gebüsch, das den Schutt der versunkenen Bautrümmer überwuchert, gastliche Lauben mit Tischen und Bänken herzustellen, kann das traurige Bild nicht verbessern. Unwillkürlich eilt der Blick aus dieser Umgebung hinaus in die Ferne, und sie ist entzückend über Wald- und Thälerpracht; aber schildern wollen wir sie nicht. Das Nächste, die Burg selbst, übt doch bald ihre Anziehungskraft aus.
Gerade über dem Erfurter Thore erkennen wir am klarsten, daß innerhalb der Ruinen kein Ueberblick über das Ganze möglich ist. Wir müssen das Hervorragendste aufsuchen. Um zur Capelle zu gelangen, geht es steil bergab auf schier beinbrecherischen Treppen von glattgetretenen Steinbrocken. Wir kommen an einem tiefen, am Rande von dichtem Gestrüpp umgebenen Abgrund vorbei, einem ehemaligen Sandsteinbruch, in welchem ebenfalls versteinerte Baumstämme gefunden worden sind und noch zerstreut liegen, und welcher auch das Burgverließ bloß gelegt zu haben scheint, denn oben begrenzt ihn noch das Mauerwerk und Steinhauerspuren gehen im Fels bis in die Tiefe.
Eine Strecke weiter unten betreten wir die Capelle, den besterhaltenen Theil der Burg. Noch stehen die Seitenmauern des Schiffs, des Chors, die Grundmauern des Thurms und das Portal. Erst im Jahre 1433 war sie durch den Erzbischof von Mainz „in die Ehren des heiligen Kreuzes“ eingeweiht worden und schon hundert Jahre später konnte nur noch ein Klausner sich hier aufhalten, weil sonst Alles wüst und verödet war. Für die Sage ist hier keine Blume erblüht, nur eine lächerliche Distel der Criminalgeschichte: der alte Schneider aus Langensalza als letzter falscher Barbarossa, von dem ich Seite 555 des Jahrgangs 1868 der Gartenlaube das Nöthige erzählt habe.
Der Thron der Sagen und der Schmuck der Burg ist und bleibt allein der alte Kaiser-Friedrichs-Thurm, zu dem wir nun emporsteigen. Da streckt er seine schauerlich zerrissenen Glieder noch achtzig Fuß in die Luft auf seinem anderthalbtausend Fuß hohen Felsengrund. Er hat gut trotzen, der alte Bursche. Schatzgräber, die sein Inneres erforschen wollten, haben sich an seiner Südseite einen Zugang zu verschaffen gesucht: dreizehn Fuß Mauerwerk mußten sie durchbrechen, um ein Loch herzustellen, durch das nur der schlankste Gauner hindurchkriechen kann. Die Eingangsöffnung ist etwa achtzehn Fuß hoch angebracht, wie auch unser Bild dies zeigt und wie wir’s ja oft bei solchen Wartthürmen (Berchfriten) finden. Der Raum um den Thurm war von einer besonderen Mauer umgeben und von der übrigen Burg durch einen besonderen Wallgraben mit Zugbrücke getrennt. Und hier ist die Sagenstätte, hier blüht die blaue Blume, hier tanzt Barbarossa’s schönes Töchterlein, hier spielen die Ritter Kegel, hier bläst der Hoftrompeter von Weimar dem Kaiser das Neujahr an und erhält von der Prinzessin die silberne Trompete, die man noch heute in Sondershausen aufbewahren soll, wie in Tilleda den goldenen Becher, welchen der Zwerg jenem Bauernburschen schenkte, weil er des Kaisers Gesundheit so tapfer trank; hier war die geheime Pforte in den Berg, die Niemand sah, dem nicht die Geister sie öffneten; hier wurden gute Wanderer belohnt und böse und schlechte gehudelt und erschreckt; hier hat
[640][642] der Sittendorfer Ziegenhirt in fünf Minuten zwanzig Jahre verschlafen und das Tilledaer Brautpaar in einer Stunde hundert Jahre; hier erhielt der brave Bergmann die Goldstange und der Kornbauer aus Gehofen die ungeheuren Ohrfeigen, und hier schaute der Zwerg alle hundert Jahre nach dem Thurm, ob die Raben noch immer fliegen.
Sie fliegen nicht mehr. Wir glauben es, obwohl wir auch im neuen Reich noch immer ihr Gekrächze hören. Denn diejenigen Raben, welche den Kaiser Friedrich in den Kyffhäuser getrieben, fliegen heute noch: die schwarzen Vögel, mit welchen der Adler soeben in hartem Kampfe liegt. – Wenn aber auch dieser Sieg errungen und uns Gewißheit gegeben wird, daß der herrlichen Barbarossasage letztes Ziel erreicht, die große Verheißung für Kaiser, Volk und Reich erfüllt ist, – dann sollte die deutsche Kunst sich eine erhebende Aufgabe stellen.
Man hat öffentlich den Wunsch ausgesprochen daß die Kyffhäuserburg den Fürsten von Schwarzburg abgekauft, restaurirt und dem deutschen Kaiser zum Nationalgeschenk gemacht werden möge. Diesen Wunsch theilen wir nicht. Man lasse Ruine Ruine bleiben und sorge nur für ihre Erhaltung. Aber der erfüllten Sage errichte man ein Denkmal: ein Sagendenkmal. Ist der Gegenstand nicht reich genug an charakteristischen Gestalten für ein Meisterwerk der Bildhauerkunst? Der aus seinem Zauberschlafe durch des Reiches Wiedererstehen erlöste Hohenstaufe, die schöne Prinzessin mit ihren Frauen, die Ritter und Knappen, der Zwerg und der Mönch, nicht zu vergessen den treuen Schmied von Jüterbogk – sind das nicht Figuren genug zur herrlichsten Gruppe? – Dazu die schönsten Sagen für Reliefstücke – und zuunterst am Boden die Raben, hoch auf des Kaisers Helmkrone der Adler – wahrlich, ein solches Denkmal dem Kaiser-Friedrichsthurm gegenüber auf dem höchsten Burgplatz errichtet, das würde das schönste, sinnigste Denkmal des deutschen Kampfes und Sieges sein! – Mit diesem Wunsch schieden wir von „Deutschlands Sagenthron“.
Auf der Rothenburg fanden wir viel buntes Leben. Das Völkchen der Umgegend feiert gern den Sonntag hier oben, und auch der Wanderer kehrt gern hier ein. Unmittelbar hinter den vom alten „Rothenburger Einsiedler“, dem Kaufmann und Dichter Friedrich Beyer in Kelbra, mit Opfern und Mühen durchweg so niedlich und originell angelegten Wirthschaftsbaulichkeiten, die nun seit seiner Verdrängung aus dieser fürstlichen Pachtstelle in kläglicher Verwahrlosung dastehen, führen zwei Wege zu der Burg. Das auf unserm Bilde links am Rande dargestellte Thor führt rechts von einem sehr dicken, runden Wartthurme unmittelbar in das ehemalige Schloß, und ebenso ist das am rechten Rande gezeichnete Portal der Eingang in den Rittersaal von der linken Seite her; die schönen Bogenfenster des Saales sehen wir im Hintergrunde. Außerdem stehen noch so viele Seiten- und Mittelwandmauern und Gewölbe, daß eine Restauration des Hauptgebäudes leicht möglich wäre. Ueber das hier in einer Art Capelle gefundene angebliche Götzenbild „Püstrich“ habe ich ebenfalls in dem Artikel von 1868 das Meinige gesagt.
Die schönste Aussicht hat man auf der Rothenburg von dem Vorplatze vor dem obern Burgeingange aus. Hier haben wir die Goldene Aue als Mittelgrund in einer mit dem bloßen Auge erkennbaren Nähe vor uns, während auch von der Ferne vom Ohmgebirg des Eichsfeldes bis zum Doppelrücken des Brocken und den Harzvorbergen im Norden mit ihren Schlössern und Ruinen uns nichts besonders Hervorragendes entgeht.
Man scheidet nicht als Alltagsmensch von diesen Höhen; die gehobene Stimmung begleitete uns in’s Thal, und wie entsprechend war hier die Nachfeier! Auf der Bank im Freien vor der Roßlaer Eisenbahnstation überschaut man das langgestreckte Kyffhäufergebirge mit seinen beiden Burgen und dem drüben zu seinen Füßen gelagerten Kelbra, und Alles im Wechselspiel von Form und Farbe bei der abwärts sich neigenden Sonne. Die vielen Schluchten des Gebirgs treten endlich so finster hervor, als ob sie noch heute, wie einst, die goldgierigen Menschen von ihren geheimen Schätzen zurückschrecken wollten.
Zu den Kaiserspuren, zu welchen unser Holzschnitt uns führt, gehören auch die Klosterruinen von Memleben – in der Mitte des Unstrutthals zwischen Artern und Freiburg.
Das ganze Unstrutthal ist ein bis heute noch für den großen Sommerwandererstrom verstecktes Paradies der Natur, der Sage und der Geschichte des Thüringerlandes. Denn hier, sagt ein begeisterter Wegweiser[2] desselben, hier ist der Boden, wo die ältere deutsche Geschichte in wahrhaft dramatischen Episoden vor den Blicken sich aufrollt; hier war der Sitz der thüringischen Könige, bis ihr stolzes Reich von den verbundenen Franken und Sachsen zertrümmert wurde; hier wohnten und wirkten die ersten deutschen Kaiser aus dem Sachsenstamme und die ersten thüringischen Landgrafen; hier weht die Vorzeit aus Ruinen und Sagen mit vernehmlichem Flügelschlage, während die ewig junge Natur die historisch geweihten Stätten, welche allzuvergessen in ihren lachenden Winkeln ruhen, mit immer frischen Kränzen umschlingt.
Auch Memleben war eine kaiserliche Pfalz. Die Waldstelle, an welcher der Sachsenherzog Heinrich beim Vogelfang als gewählter deutscher König begrüßt wurde, ist in dieser Gegend zu suchen. Nachdem er, um die Ungarn zu besiegen, das deutsche Bürgerthum gegründet und das Reich stark und groß gemacht, starb er hier. Ebenso sein Sohn und Nachfolger Otto der Große, dessen Mutter Mechtildis (nach anderen Angaben sein Sohn Otto der Zweite) hier ein Kloster stiftete, das eine der prachtvollsten und berühmtesten Abteien wurde. Im Bauernkrieg theilweise zerstört, wurde sie 1545 völlig aufgehoben; von da an verfiel der herrliche Bau und steht jetzt nur noch als sorglich gepflegte Ruine am Wege bei dem gleichnamigen Dorfe. Unsere Abbildung zeigt links das Innere der Kirchenreste und rechts die wohlerhaltene Krypte. An den inneren Flächen der Pfeiler des Schiffs der Kirche prangten die Bilder der sächsischen Kaiser und ihrer Frauen; sie sind nur zum Theil noch erkennbar. Neben diesen Bildern zieren die Reste der Grabmäler und der Madonnenstatue, die unser Künstler in der Illustration angebracht, noch heute diese Stätte, die, wenn erst die Unstrutbahn den Zugang erleichtert, von Tausenden als ein Wallort großer deutscher Vergangenheit besucht werden wird, gleich den anderen deutschen Kaiserspuren im Thüringerlande.
- ↑ a b Vergl. Gartenl. 1868, Nr. 35.
- ↑ Meyer’s Reisehandbücher, Bd. V.: Neuestes Reisehandbuch für Thüringen von Heinr. Schwerdt u. Alex. Ziegler. Hildburgh., Bibliogr. Institut.