Textdaten
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Autor: Albrecht Graf Wiekenburg
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Titel: Der schiefe Turm von Terlan
Untertitel: Tiroler Volkssage
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 340–341
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
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[340]

Der schiefe Turm von Terlan.
(Tiroler Volkssage.)

Der alte Kirchturm von Terlan
Kunnt’ nimmermehr gerade stahn,
Drum ward er abgetragen.
Und wenn ihr wissen wollt, warum?

5
Wie ward er schief, wie ward er krumm?

So hört, ich will’s euch sagen:

     Lang’ stand er kerzengrad’ in Ruh’,
Und was sich trug im Dorfe zu
Erzählten ihm die Spatzen:

10
Von einem dies, vom andern das,

Sie wussten ja von jedem was
Zu klatschen und zu schwatzen.

     Nur einmal gab es eine Maid,
Die ringsherum und weit und breit

15
Das schönste Kind gegolten,

Und was das grösste Wunder war,
Sie zählte nun schon zwanzig Jahr
Und galt für unbescholten!


[341]

     Als ihr Geburtstag sich gejährt,

20
Da kam sie fromm, in sich gekehrt,

Zur Frühmess’ ohne Zieren,
Da macht’ der Turm der schönen Cenz
Die allertiefste Reverenz,
Um ihr zu gratulieren

25
     O weh! o weh! Das war zu tief!

Der alte Herr blieb krumm und schief
Vor allzuviel Ekstase!
Nun harrt er einer reinen Maid,
Die zieht ihn nach der andern Seit’,

30
Sonst fällt er auf die Nase.


          Wohl kommt so manches Mägdelein
Und scheint gar fromm und tugendrein,
Und doch – – und doch – – wie schade,
Es muss halt doch ein Häklein han,

35
Der schiefe Kirchturm von Terlan

Wird nimmermehr gerade!


Albrecht Graf Wickenburg.