Der Pferdestall (Gemälde der Dresdener Gallerie)

Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Der Pferdestall
Untertitel: Von Philipp Wouverman
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
Herausgeber:
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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The Stall.     Der Pferdestall.

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Der Pferdestall.
Von Philipp Wouverman.

Die Kunst der vollendeten Perspective, welche Wouverman inne hatte, zeigt sich auf diesem Stücke in vollem Glanze. Ein weites, luftiges Gebäude liegt dem Blicke offen und gewährt links durch einen gewölbten, mit Epheu malerisch behangenen Ausgang, gerade vorwärts durch eine von Holzbalken gestützte Ausluft einen Blick auf den Mittel- und tiefen Hintergrund, welcher hier besonders duftig und zart gehalten erscheint. Im Innern des Stalls herrscht ein bewegtes Leben von anmuthigster Wahrheit. Links reitet ein Cavalier, den man im Rücken sieht, von einem Bauer begrüßt, in die Landschaft hinaus, wo sich ein schwer beladener Esel zeigt, auf welchem ein Mann liegt. Ein zweiter noch im Stall befindlicher Reiter ist ebenfalls zum Abreiten [300] fertig, indeß ein dritter, dessen schöner Schimmel von einem breit lächelnden Burschen gehalten wird, die Stiefel emporzieht, um aufzusitzen. Rechts im Vordergrunde sitzt eine Bäuerin mit dem Kinde vor dem Feuerheerde auf der Erde; neben ihr haben zwei kleine Bauerjungen eine Ziege aufgezäumt. Der eine Junge zieht und der andere schiebt das sich sträubende kleine Thier, um es zu bewegen, über einen daliegenden Balken zu springen. Im Mittelgrunde finden fünf Rosse, an die Krippen befestigt, reichlichen Platz, und im Hintergrunde grade vorwärts wird ein Fuder Heu von zwei Männern abgeladen. Der alte Schimmel vor dem Wagen, dessen Kopf, Hals und Kummt man sieht, wäre sonach das neunte Pferd auf dem Bilde. Hühner und Hunde treiben ebenfalls ihr Wesen in diesem Gebäude, dessen Boden mit Heu angefüllt ist. Aber noch nicht genug mit dieser ungemeinen Fülle von Leben: links im Mittelgrunde beschenkt uns der reiche und freigebige Meister noch mit einer Art Idyll: ein ganzes, von stillem Genügen zeugendes Sein eröffnet er uns in dem kleinen Häuschen, wo oben aus dem Bogenfenster ein Mädchen nach dem scheidenden Reiter blickt, indeß unten ein Schweinestall angebracht ist, wo man die borstigen Insassen eifrig mit Fressen beschäftigt sieht.

Und das Alles ist mit so genialer Ungezwungenheit neben einandergestellt, so harmonisch geordnet, hier ist nirgend ein Gedrängtes, mit Figuren Ueberladenes, Alles hat hier so freien Spielraum, daß man den Maler, obgleich man ihn längst als großen Meister in der Composition und als mit einer unerschöpflichen Phantasie begabt kennt, von Neuem bewundert, als sähe man zum ersten Mal eines seiner Bilder. Bedenkt man die ungemeine Fruchtbarkeit Wouvermans und vergleicht mit der Masse der Bilder, welche er malte, die höchste Sauberkeit der Ausführung derselben, die nur selten durch flüchtig hingeworfene Stellen verflacht wird: so kann man einen Schluß auf die wunderbare technische Fertigkeit des in seinem Genre unübertroffenen Malers machen.