Das Volkstrachten-Museum in Berlin

Textdaten
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Autor: Gustav Klitscher
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Titel: Das Volkstrachten-Museum in Berlin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 368–370
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Rudolf Virchow: Das Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes in Berlin, 1889, Heft 26
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Das Volkstrachten-Museum in Berlin.

Von Gustav Klitscher.0 Mit Illustrationen von Ewald Thiel.

Das „Volkstrachten-Museum“ – so heißt es schlechtweg unter den Kundigen, deren Kreis leider ein allzukleiner ist im Verhältnis zu der Einwohnerzahl Berlins und den Scharen von Fremden, welche tagtäglich durch die Straßen der Reichshauptstadt strömen. Sein rechter Name ist freilich länger und klangvoller. „Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes“ steht an einer Thür im Vestibül der alten Gewerbeakademie (Klosterstraße 36), deren Institute längst nach Charlottenburg hinausgelegt sind.

Die Klosterstraße war einstmals eine der vornehmsten der königlichen Residenzstadt, und in der Mitte des Jahrhunderts konnten es sich nur Auserwählte leisten, hier zu wohnen. Heute ist sie außer Kurs gesetzt. Dicht neben ihr flutet der gewaltige Verkehr zwischen Alexanderplatz und Friedrichsstadt durch die Königsstraße vorüber, sie selbst bleibt still und leer. Und in diesem öden, weltabgeschiedenen Winkel liegt die Sammlung, die mit gleichem Recht einen Platz im ethnographischen Museum beanspruchen könnte wie all die interessanten Gegenstände aus Botokudenland und von den Fidschi-Inseln. Der Besucher ist überrascht, was hier auf engem Raum in kleinen, schlecht beleuchteten Stuben zusammengehäuft ist. Die Zimmer sind in Wahrheit mit Urväter Hausrat vollgepfropft. An den Wänden steht Glasschrank neben Glasschrank, darin ganze Anzüge und einzelne Kleidungsstücke, Krüge und Gläser, Teller und Messer, Kruzifixe und Heiligenbilder, Brauthauben und Schürzenbänder, Mangelhölzer und Kinderwiegen, dazwischen alte Truhen und Schreine, Stühle und Spinnräder, lebensgroße Wachsfiguren in den Trachten verschiedenster deutscher Gegenden, Modelle ganzer Häuser in verkleinertem Maßstabe und einzelner Stuben in den Verhältnissen der Wirklichkeit, staunenerregend und sinnverwirrend zugleich. Herr Lehrer emer. Höft, der alte Kustos, führt uns mit unermüdlicher Liebenswürdigkeit von einem zum andern. Er hängt mit ganzem Herzen an den seiner Obhut anvertrauten Gegenständen, am liebsten möchte er auf jeden einzelnen aufmerksam machen. Aber er kann nur bedauernd mit den Achseln zucken: „Es ist mehr ein Raritätenkabinett als ein Museum.“ Das Ganze ist allzu unübersichtlich. Eine Sehenswürdigkeit drückt die andere tot. Doch wer suchet, wird auch hier finden. Ja, auf Schritt und Tritt wird er finden. Die kleine Mühe belohnt sich reichlich, obwohl die Fülle der kostbaren Schätze, welche im Laufe eines Jahrzehnts hier zusammengeströmt sind, die zur Verfügnng stehenden Räumlichkeiten als völlig unzureichend erscheinen läßt. Andere sind aber bis jetzt leider noch nicht zu haben gewesen, denn das Museum ist Privatbesitz und muß mit bescheidenen Mitteln rechnen. Eine Uebernahme auf den Staat ist von diesem bisher noch immer mit Hinweis auf die Kosten abgelehnt worden, was man im Interesse der guten Sache nur beklagen kann. Neuerdings wird von einem Museumsbau gemunkelt, der in der Königgrätzerstraße entstehen und in dem auch die Volkstrachtensammlung ihren Platz finden soll. Nichts Gewisses aber weiß man noch nicht, wie der Berliner sagt. Wer’s erlebt, wird ja sehen!

Am Ende der achtziger Jahre tauchte zum erstenmal der Gedanke auf, in Berlin eine Sammlung deutscher Volkstrachten und Geräte zu begründen. Kein geringerer als Rudolf Virchow schrieb damals in der „Gartenlaube“ (vgl. Jahrgang 1889, S. 447): „Die Entwicklung der älteren Museen ist begreiflicherweise vorzüglich den bildenden Künsten zugewendet gewesen. Selbst die Architektur wurde gegenüber der Bildhauerei und der Malerei stark in den Hintergrund gedrängt. Sehr langsam und spät erst ist das Kunstgewerbe aus seiner Vergessenheit erweckt worden. Die höchsten Leistungen menschlicher Kunstthätigkeit wirken, indem sie die Bewunderung des Beschauers erregen, nicht bloß erhebend und erweckend auf den Geist, sondern sie reizen zur Nachfolge und geben ganzen Geschlechtern die Richtung für die eigene Thätigkeit. So werden sie zu Maßstäben für die Kultur überhaupt. Aber die Kultur ist nie und nirgend auf einmal entstanden. Viele Geschlechter mußten ihre beste Kraft aufwenden, um in langsamer Arbeit die Kunstübung zu finden und heimisch zu machen.…

Bauer und Bäuerin aus dem
Pyritzer Weizacker.

So hat sich vor die eigentliche Kunstgeschichte die Geschichte der Arbeit gesetzt, eine lange Geschichte, die in der fernsten Vorzeit begonnen hat, und die sich noch immer fortsetzt und fortsetzen wird.… Geschichte und Vorgeschichte sind nur äußerlich getrennt, innerlich hängen sie untrennbar zusammen … Derartige Zusammenhänge ältester Tradition bieten in erster Linie Sprache und Sage. Sie zu verfolgen, bedarf es keiner Museen. Aber in zweiter Linie sind es wirkliche, materielle Gegenstände, und zwar Gegenstände des Gebrauches, an welche sich freilich nicht selten altertümliche Bezeichnungen und sagenhafte, meist abergläubische Deutungen knüpfen, welche aber auch ohne solche durch ihre Form, ihre Verzierung, ihre Verwendung bestimmte Andeutungen des Alters darbieten. Diese Gegenstände zu sammeln, ist die Aufgabe des Museums der Trachten und Geräte, welches Wir vorhaben, nicht die einzige, denn es giebt auch in der historischen Entwicklung der Völker viele Stadien, welche in Tracht und Gerät ihre Erinnerung hinterlassen, aber eine vorzügliche. Ein Museum der Trachten und Geräte schließt daher die Lücke zwischen den ethnologischen und prähistorischen Museen einer-, den historischen Museen andererseits. Es wird für unser Volk dasjenige thun, was die ethnologischen Museen für die fremden, insbesondere die Naturvölker gethan haben; es wird in der Gegenwart Gegenstände auffinden lassen, wie sie die prähistorischen Museen aus den Gräbern und Wohnplätzen der Vorzeit aufdecken; es wird für das gewöhnliche Thun und Treiben der Völker leisten, was die historischen Museen vorzugsweise für das kirchliche und höfische Leben zu stande bringen.“

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In diesen Worten liegt das Programm für das damals neue Unternehmen. Wie das deutsche Volk denkt und glaubt und fühlt und spricht und singt und tanzt, das hat die germanistische Wissenschaft so ziemlich festgestellt. Aber wie die Gegenstände aussehen, welche es geschaffen hat, wie es seine Häuser fügt und aufbaut, wie es seine Höfe und Dörfer, Gärten und Fluren angelegt hat, wie es in Stube, Küche und Keller wirtschaftet, und wie der Hausrat beschaffen ist, wie es sich ankleidet, in welcher Weise es Viehzucht, Ackerbau, Jagd und Fischfang betreibt, wie die kunstvolle Hand- und Hausarbeit des Bauern, der Bäuerin gefertigt wird, welcher Fahrzeuge es sich in Handel und Verkehr bedient, welche Dinge uraltem Herkommen nach bei Geburt, Hochzeit, Tod und Begräbnis, bei Aussaat und Ernte, bei den verschiedenen Jahresfesten, im Gemeindeleben und in der Volksmedizin üblich sind – das ist den meisten zum größten Teil noch verborgen. Es ans Licht zu ziehen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen, war das Ziel der Männer, die sich damals zusammenthaten. Dabei strebte man nicht etwas völlig Unerprobtes an. In Stockholm war durch Hazelius eine geradezu mustergiltige Sammlung dieser Art für alles, was die nordischen Völker angeht, zusammengebracht worden. Auch in Moskau und Amsterdam sind ähnliche Einrichtungen vorhanden. Wollte man auch für Deutschland Wertvolles schaffen, so galt es, keine Zeit zu verlieren, denn von Jahr zu Jahr, ja von Tag zu Tag verschwinden in unserer Zeit der fabrikmäßigen Herstellung die Erzeugnisse alter Hausindustrie.

So bildete sich denn ein Komitee, in dem Rudolf Virchow von Anfang an bis heute den Vorsitz geführt hat. Vor zehn Jahren war es eine dankenswerte Unterstützung, daß der preußische Kultusminister, Herr v. Goßler, die bescheidenen Räume in der gerade leerstehenden Gewerbeakademie zur Verfügung stellte. Daß aber das neue Unternehmen gleich bei seiner Eröffnung in würdiger Weise vor das Publikum trat, dafür sorgte in erster Linie die liberale Freigebigkeit einer großen Anzahl von Freunden desselben aus allen Gegenden Deutschlands.

Am 27. Oktober 1889 waren die Vorarbeiten so weit gefördert, daß das Museum durch eine Feierlichkeit vor eingeladenen Gästen würdig eingeweiht werden konnte. Dem Publikum wurde es am 10. November 1889 geöffnet. Anfänglich war der Besuch sehr stark, aber die erste Liebe erkaltete bald, als die erste Neugier befriedigt war. Die Unterhaltung des Museums wurde zunächst durch größere Zuschüsse einiger Freunde und durch einen jährlichen Beitrag von seiten des Museumskomitees gedeckt. Aber bald erwiesen sich diese Einkünfte als ebenso ungenügend wie das bescheidene Eintrittsgeld von 50 Pfg., das von den Besuchern erhoben wurde. So wurde denn im Jahre 1891 ein besonderer Museumsverein gegründet, der seinen Sitz in Berlin hat. In den Statuten wird als sein Zweck angegeben: die Eigentümlichkeiten der Bevölkerung Deutschlands in Trachten, Hausanlagen und Erzeugnissen des Hausgewerbes zu sammeln und zur Anschauung zu bringen. Es wäre wohl zu wünschen, daß der Verein, der neue Mitglieder auch jetzt noch recht gut gebrauchen kann, solche in reicher Anzahl finden möchte. Der jährliche Beitrag von zehn Mark, der auch durch eine einmalige Zahlung von mindestens 250 Mark abgelöst werden kann, ist wahrhaft gering in Anbetracht der großen, idealen Ziele. Augenblicklich ist Sekretär des Vereins Herr Sökeland, nicht nur bekannt durch die Pumpernickel, die aus seiner Bäckerei hervorgehen, sondern auch als Sammler geschätzt, dessen Sachkunde und Geschäftsklugheit das Museum manche wertvolle Erwerbung verdankt. Seine Erfahrung wurde auch diesem Aufsatze nützlich.

Bei der durch die engen Räumlichkeiten bedingten mangelhaften Aufstellung der Sammlung ist es schwer, ja fast unmöglich, sie gründlich zu beschreiben. Tausende von Einzelheiten, nicht systematisch geordnet, sondern meist nur nach dem Ort ihrer Herkunft zusammengestellt, liegen in buntem Gemisch durcheinander. Und das will etwas heißen! Denn der Katalog umfaßt gegen 7500 Nummern, darunter 6 Stubeneinrichtungen, 8 Hausmodelle und annähernd 200 vollständige Trachten, von denen aber mehr als 70 eingepackt in den Truhen liegen, weil kein Platz da ist, um sie auszustellen. Neuerdings hat man auf Sökelands Anregung wenigstens versucht, Zusammengehöriges auch wirklich zusammenzubringen. So ist die instruktiv eingerichtete Sammlung aller Geräte entstanden, welche zur Flachsbereitung und Flachsbearbeitung gehören, so auch die Sammlung aller Gerätschaften zur Herstellung von Holzschuhen mit Beigabe von Holzschuhen in allen Herstellungsformen vom einfachen Holzklotz bis zum vollendeten Stück. Aehnlich ist auch die häusliche Cichorienfabrikation veranschaulicht. Dies sind aber nur schwache Anfänge. Das erstrebenswerte Prinzip, die gleichartigen Gegenstände verschiedener Gegenden, die nicht besonders zur Charakteristik einer Gegend gehören, zu Gesamtbildern instruktiv zusammenzustellen, ließ sich leider bis jetzt noch nicht durchführen.

Die bunte Gesamtheit, welche die engen Zimmer füllt, besteht aus verschiedenen größeren Unterabteilungen. Zu dem ursprünglich vom Komitee gesammelten Stamm kam zunächst eine schleswig-holsteinische Sammlung, die allerdings bis auf einige Stücke dem Museum wieder entzogen und von dem Besitzer nach Kopenhagen verkauft wurde. Die Direktion des Kunstgewerbemuseums überwies eine Sammlung von Trachten, Schmuckgegenständen, Geräten, Fayencen etc. der Siebenbürgener Sachsen und der Esthen. Im allgemeinen werden zwar nur Sachen aus dem Deutschen Reich, allenfalls auch noch aus den angrenzenden deutschen Ländern gesammelt; aber man nahm die Zuwendung der [370] nichtdeutschen Stücke dieser Sammlung dennoch gern entgegen. Zum siebzigsten Geburtstag Virchows stifteten ihm vierzig bis fünfzig Freunde aus dem Verein eine vollständige Stube, die nach dem Gelehrten benannt wurde und meist Sachen aus dem Altenlande in Hannover enthält. Eine ganz bedeutende Vergrößerung hat das Museum durch die Sammlung erhalten, welche zur Ausstattung des Deutschen Dorfes auf der Weltausstellung in Chicago diente und von da wieder in die Heimat zurückkehrte.

Diese in ihrer Art einzige Ausstellung, deren Wert auf 80 000 Mark geschätzt wird, wurde von der Nationalbank für Deutschland, welche das Unternehmen finanziert hatte, dem Museum gestiftet. Damit gelangten mehrere Stubeneinrichtungen, zweiundvierzig Kostüm-Wachsfiguren, eine Anzahl von Hausmodellen, eine prachtvolle Sammlung von Schmuckgegenständen u. a. m. unentgeltlich in den Besitz des Museums.

Aus der reichen Fülle der aufgestapelten Schätze hat unser Maler eine Reihe der interessantesten herausgegriffen. Der Giebel aus Oldenburg (S. 368) zeigt noch in den Pferdeköpfen, die ihn schmücken, Anklänge an altgermanisches Heidentum. Ein geschnitzter hölzerner Kaminvorsetzer (S. 368) diente zugleich dazu, die Kaffeekanne, die in ihn hineingestellt wurde, warm zu halten. Die darunter abgebildeten Stofjen wurden mit heißem Wasser gefüllt und zum Wärmen des Betts und der Füße benutzt. Ferner sind da Trachten aus Holstein, den Halligen, Nordfriesland, von dem Pyritzer Weizacker in Pommern und aus dem Chiemgau in Oberbayern. Zum oberbayrischen Hausrat gehören der Kleiderhaken aus Gamskrickeln und der Brautkrug, ein Bierseidel, mit seidenen Bändern umwunden, auf die allerhand schöne Sachen aufgestickt sind. Von dem Schmuck (S. 369) stammt die Miedernadel aus Dachau, die Brustspange aus Hannover und das Anhängsel aus Schleswig-Holstein. Die hübsch geschnitzten hölzernen Löffelkörbchen (S. 369), die noch Spuren bunter Bemalung zeigen, sind ebenso wie der Brautstuhl (S. 368) Erzeugnisse Hessens. Dagegen ist die Elle (S. 369) in der Niederung von Drömling an der Grenze von Braunschweig und Hannover hergestellt worden. Die höchst einfachen, aus Steinen und Hölzern zusammengefügten Anker (S. 369) sind heute noch bei den Fischern Rügens im Gebrauch. Nach dem Norden weisen auch die sog. Besmer oder Desmer (S. 369), merkwürdige Wiegestäbe, die in der Mitte aufgehängt wurden. Auf der einen Seite war ein Gewicht befestigt, auf der andern wurde der zu wägende Gegenstand angehängt, und der Handgriff so lange nach rechts oder links verschoben, bis der Stab balancierte. Aus einer an dem Stab verzeichneten Skala konnte ein Kundiger dann das Gewicht ablesen. Sehr spaßig sind die – man verzeihe das harte Wort – Kleikotzer aus Westdeutschland (S. 368), deren fratzenhaftes Aeußere zunächst an tolle Fastnachtsmasken erinnert. Sie wurden den Mahlgängen einer Mühle vorgeschraubt und spieen die Kleie aus.

Ein sogen. Milchstuhl für stillende Frauen und die Wiege auf S. 369 sind aus der Virchowstube.

Die Hindelopener Stube (S. 370) ist die neueste Erwerbung des Museums und sein besonderer Stolz. Sie ist erst kürzlich für die große Summe von annähernd 10000 Mark, welche ein verdienstvoller Gönner des Museums, Herr Meyer Cohn, gestiftet hat, durch Herrn Sökeland auf einer Auktion in Amsterdam erstanden worden. Es ist eine echte altholländische Stube aus dem kleinen Städtchen Hindelopen am Zuyder See, wie sie in dieser Zusammenstellung nur noch ganz selten erhalten ist. Die Familie ist in ihrer charakteristischen Tracht um den Tisch versammelt, auf dem allerhand Geschirr steht. Die Familienschlafstätte, welche hinter einem Verschlag eine ganze Schmalwand des Zimmers einnimmt, ist durch bunt bemalte Thüren zu verschließen. Blauweiße Kacheln ziehen sich in halber Höhe an den übrigen Wänden entlang. Der Ofen fehlt nicht und ebensowenig das Betpult mit einer mächtigen alten Bibel. Die Schränke sind schön im Stil der Renaissance geschnitzt.

Hindelopener Stube.

Dies sind natürlich nur Stichproben aus der großen Sammlung, die diese nicht erschöpfen können, aber doch vielleicht auf das Ganze neugierig machen. Der Gelehrte wird immer eine reiche Ausbeute im Museum finden. Für den jungen Germanisten liegen hier noch zahlreiche Themata zu Doktorarbeiten ungenutzt. Denn viele der aufgestellten Gegenstände sind wissenschaftlich noch nicht vollkommen sicher bestimmt und erfordern ein Spezialstudium. Aber auch für alle andern, die ein Interesse für unser Volkstum haben, ist der Besuch des Museums lehrreich und lohnend, obwohl noch nicht alles so ist, wie es die Gründer selbst wünschen.