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Glaube.

Die Sinnbilder, welche den Glauben betreffen, sind von dessen Eigenschaften entlehnt. Vor Allem von seiner Festigkeit, daher der Ausdruck Glaubensgrund. Die Hoffnung gleicht nur dem Anker im stürmischen Meere, der Glaube aber dem unerschütterlichen Felsen. Sodann die Kraft. „Dein Glaube allein hat dir geholfen,“ spricht Christus. „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Mark. 9, 23. „Der Glaube kann Berge versetzen,“ Matth. 17, 20. Mark. 11, 23. Die Kraft des Glaubens bewährt sich hauptsächlich im Gegensatz gegen die Ansprüche des Wissenwollens. „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Joh. 20, 29. Der Gegensatz zu Jes. 6, 9: „Sie hören's, und verstehen's nicht; sie sehen's, und merken's nicht.“ Und Jes. 29, 18: „Die Tauben werden hören, die Blinden werden sehen.“

Die Künstler personificiren den Glauben in der Regel als eine nonnenhaft verschleierte Matrone mit der Hand auf dem Herzen, mit dem Kreuz im Arme oder mit dem Kelch, auf dem die Hostie schwebt, in der Hand. Eine schöne Statue von Corradini in St. Petersburg trägt den Schleier über dem Gesicht, was vielleicht auf die Verdunkelung des Glaubens in der neuern Zeit anspielen soll. Hand, Petersburg I. 4. Das einfachste Symbol des Glaubens ist das Kreuz auf einem Felsen, zuweilen auch ein Rosenkranz, um das Kreuz gewunden.

Vom Glauben sang Calderon:

Bald mit Blitz bewehrt durchleuchtet
Als ein Aar die Luft der Glaube,
Und bald ruht er, eine Taube,
Die am Bach die Flügel feuchtet.

Der Glaube soll sich aber in der Liebe wirksam erweisen. Galat. 5, 6. Daher der Glaube den guten Werken nicht entgegenzusetzen, sondern vielmehr mit denselben innig zu verbinden ist. Was aber gute Werke sind, bezeichnet am schärfsten Jesaias 1, 11 f.: „Ich bin satt der Brandopfer; das [338] Räucherwerk ist mir ein Greuel; den Neumonden und Sabbath, da ihr zusammenkommet, mag ich nicht. Lasset ab vom Bösen, lernet Gutes thun, helft den Unterdrückten, den Wittwen und Waisen etc.“ Luther ging zu weit, indem er auch die guten Werke für gleichgiltig erklärte und nur im Glauben allein die Rechtfertigung fand. Nach 1. Timoth. 3, 9. wohnt das Geheimniss des Glaubens in einem reinen Gewissen.

Halber Glaube ist schlimmer, als keiner. Als Usa die Bundeslade stützen wollte, indem er glaubte, sie falle, fuhr ein Blitz heraus und erschlug ihn. 1. Chron. 14, 10. Petrus schritt über das Meer zu Christo, traute aber doch nicht recht und war am Versinken. Die heilige Ritza pflegte über den Rhein zu gehen; als sie ein einzigesmal zweifelte und aus Vorsicht einen Stab mitnahm, begann sie zu sinken, rettete sich aber, indem sie schnell den Stab wegwarf und glaubensstark weiter ging. Menk, des Moselthals Sagen S. 14.

Häufig ist der Triumph des Glaubens und seine Herrschaft über die Völker gemalt worden. Auf Wolken sitzend wird der Glaube angebetet von vier Welttheilen auf einem Stich von Aquila. Huber, Kupferstiche III. 111. Auf einem langen Fries in Holzschnitt, angeblich von Titian, feiern den Triumph des Glaubens die Patriarchen, Propheten, Apostel und Heiligen in langen Zügen. Vgl. die Artikel Kirche und Wagen.

Glaube, Liebe, Hoffnung erscheinen als christliche Haupttugenden vereinigt. Aber die Liebe ist die grösste unter ihnen, heisst es 1. Korinth. 13, 13. Ihre lateinischen Namen sind personificirt worden als Fides, Caritas und Spes, Töchter der Sophia (Weisheit), die unter Kaiser Hadrian sollen den Martyrertod erlitten haben, 1. August. Molanus (hist. imag. p. 212.) sagt von ihnen: Virtutes conversas esse in sanctas. Auf einem Bilde der spanischen Schule im Berliner Museum, Catal. von 1830, S. 110, hat Fides ein blaues Kleid mit weissem Schleier und trägt einen Vogel auf dem Kopfe, ist Caritas gleichfalls weiss und trägt ein Körbchen mit zwei Tauben, Spes aber ist roth gekleidet, trägt die Bibel und [339] blickt auf einen Lichtstrahl von oben. Hess malte alle drei unter einem Baume sitzend, und gab dem Glauben die Lilie, der Liebe die Rose, der Hoffnung das Veilchen zum Attribut. Auf einem Crucifix des 12ten Jahrhunderts ist der Glaube als ein Kopf mit dem Sonnennimbus über dem rechten Arme des Kreuzes, die Hoffnung als ein Kopf mit dem Halbmond über dem linken gesetzt und die Liebe oben auf dem Kreuzesstamm, doch ist ihr Kopf und Attribut verwischt. Zu Füssen sitzen die drei Engel, rechts Raphael (Glaube), mitten Michael (Liebe), links Gabriel (Hoffnung). Didron, annales, III. 357.