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Glas

oder Kristall ist Sinnbild des reinsten Lichtstoffs, also des himmlischen Elementes. Daher das Glasmeer unter Gottes [336] Thron bei Ezechiel 1, 22. und Offenb. Joh. 4, 6. Daher auch auf allen Bildern der Schöpfung, zumal in gemalten Fenstern, z. B. im Ulmer Münster, Gott zuerst eine durchsichtige Glaskugel vor sich hält, als Sinnbild der himmlischen Lichtwelt vor der Schöpfung des irdischen Sternenhimmels, der durch eine blaue Kugel mit Sternen, und der Erde, die durch eine grüne Kugel dargestellt wird. Diese Glaskugel kann auch als Spiegel gelten, in welchem Gott vor der Schöpfung sich beschaut. Vgl. den Artikel Sophia. Auch auf Bildern der Eyk'schen Schule hält Gott Vater öfters eine reine Kristallkugel in der Hand. Vgl. Schnaase, niederl. Briefe S. 228. 315. und Kunstbl. 1843, S. 230. Derselben Symbolik entspricht das durchsichtige Kristallscepter Gott des Vaters in derselben Malerschule, z. B. auf dem berühmten Genter Altar; und der Kristallspeer mit der Siegesfahne. Rathgeber, Gothaer Mus. S. 130. 132.

Sofern das Glas jeden Gegenstand durchscheinen lässt, ohne verletzt zu werden, ist es Sinnbild der unbefleckten Empfängniss geworden. In dem alten Hymnus: Dies est laetitia lautet die dritte Strophe:

ul vitrum non laeditur
sole penetrante,
sic illaesa creditur
post partum et ante.

Dasselbe sagt der edle Sänger Walther von der Vogelweide. Vgl. Wackernagel, Kirchenlied XVI. S. 93. Daher wird auf Bildern der Verkündigung sehr oft ein blühender Lilienstengel in einem durchsichtigen Glase der heiligen Jungfrau zu Füssen gesetzt. Auch kommen am Throne der heiligen Jungfrau Kristallsäulen vor. Kunstbl. 1841, S. 15.

Als Patron des Glases gilt St. Odilo, weil er leere Flaschen mit Wein füllte und zerbrochene Gläser durch ein Wunder wieder ganz machte. Das Letztere wird auch von Albert von Ogna berichtet, desgleichen vom heiligen Benedikt, Sebaldus, Donatus, Eusebius, Sergius, Willehard etc. Vgl. Bagatta, admir. IV. 4. 2.