Betbüchlein für Kinder
Die in diesem Büchlein wiederholt[1] erscheinenden Kindergebete werden sich wol nicht bloß durch ihre schöne typographische Ausstattung, sondern auch großen Theils durch ihren Inhalt und ihre herzliche Sprache empfehlen. Bei weitem die meisten gehören früheren Zeiten an, nur wenige, die man leicht herausfinden wird, sind neu. Mögen diese nicht völlig unwerth erfunden werden, unter jenen zu stehen.
Daß niemand leichter als Kinder zum sogenannten Herzensgebete oder freien Gebete angeleitet werden kann, wißen die, welche den Versuch gemacht haben, es mit Kindern zu üben. Der Gedanke eines unsichtbaren und doch gegenwärtigen, ja allgegenwärtigen Gottes wird von Kindern leicht gefaßt. Sie finden ihn so schön, daß sie bald dahin gebracht sind, mit dem Allerhöchsten| höchsten wie mit einem unsichtbaren Freunde umzugehen und Ihm alles mitzutheilen, was fröhlich und traurig ihr Herz erregt, alles von Ihm zu bitten, was sie gerne hätten. – Indes wollte ich das nicht grade zu unbedingtem Lobe des freien Gebetes der Kinder gesagt haben. Die Majestät des HErrn, deren Erkenntnis dem, der mit Ihm reden will, so nöthig ist, so reinigend und demütigend auf die betende Seele wirkt, das Gespräch mit Gott erst recht zum Gebete macht, ist dem Kind ein ferner liegender Gedanke. Es pflegt mehr mit einem unsichtbaren Gespielen, als mit einem unsichtbaren Gotte zu reden. Deshalb wird dann oftmals aus dem freien Gebete des Kindes ein kindliches Geplauder, an dem man kein Wolgefallen haben kann. Der „kindliche Geist,“ welcher uns „Abba, lieber Vater“ sprechen lehrt, ist nicht ein spielender Geist, sondern ein Geist der Anbetung. – Man könnte deshalb fragen und zweifeln, ob von dem sogenannten freien Gebete der Kinder so viel zu halten sei, als man gewöhnlich davon hält.- 1. Der Vater, die Mutter etc. laßen das ausgewählte Gebet lesen.
- 2. Der Inhalt des Gebetes wird Satz für Satz durch Frage und Antwort dem Kind zum Verständnis gebracht.
- 3. Das so verstandene Gebet heißt man dann das Kind an Gott richten, dem HErrn darbringen, opfern, indem man es mit demselben laut betet –| oder, wo das geschehen kann, mehrere Kinder zusammen laut beten läßt.
Scheint das zu methodisch, so scheint es doch nur so. Irgend wie – muß ja doch alles geschehen. Warum soll also die obige einfache Weise des Kindergebets deshalb, weil sie eine Weise ist und sein muß, nichts sein? Lesen – verstehen – opfern – das ist alles nöthig, wenn ein Gebetbuch gebraucht werden soll. Es wird auch gesegnet sein, wo mans thut.
Man redet so viel vom geistlichen Priestertume aller Christen. Ist das keine bloße Polemik gegen das heilige Amt der Kirche, das als die schönste Frucht aus dem Boden des geistlichen Priestertums auf Gottes Geheiß hervorwuchs, – so beweise man es dadurch, daß man opfert, daß man thut Bitte, Gebet und Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, daß man die Jugend zu solch heiligem Priesterdienste auferzieht!
Amen.
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Morgen-, Abend- und Tischgebete aus Luthers kleinem Catechismus | XIII–XVI |
1. Herr mach uns fromm | 3 |
2. Tägliches Kindergebet | 3 |
3. Danksagung für alle Wolthat Gottes | 4 |
4. Drei Gebete von der heiligen Taufe | 4 |
5. Danksagung für der Engel Schutz | 6 |
6. Gebet eines Schulkindes um den heiligen Geist | 7 |
7. Schulgebet | 8 |
8. Vor dem Lernen | 9 |
9. Nach dem Lernen | 10 |
10. Nic. v. Amsdorfs Kindergebet. In Schulen und Kinderlehren zu beten | 11 |
11. Eines Schülers | 12 |
12. Einer Schülerin | 13 |
13. Eines Scholaren | 13 |
14. Einer armen Magd | 14 |
15. Vier Gebete für kranke und sterbende Kinder | 15–18 |
Für die Eltern überhaupt | 21 |
Für reisende Eltern und Geschwister | 25 |
Für kranke Eltern | 27 |
Wenn die Eltern alt und schwach werden | 28 |
Für die Seelsorger | 29 |
Für die Lehrer | 31 |
Gebet der Schulkinder für alle Menschen, besonders für Kranke, die ihre Fürbitte begehren | 32 |
1. Ach bleib bei uns, HErr JEsu Christ | 37 |
2. Auf meinen lieben Gott trau ich | 38 |
3. Aus tiefer Noth schrei ich zu dir | 39 |
4. Der du bist drei in Einigkeit | 40 |
5. Erhalt uns, HErr, bei deinem Wort | 41 |
6. Gott der Vater wohn uns bei | 41 |
7. HErr JEsu Christ, wahr’r Mensch und Gott | 42 |
8. HErr, wie du willt, so schicks mit mir | 44 |
9. Herzlich lieb hab ich dich | 44 |
10. Hilf, Helfer, hilf in Angst und Noth | 46 |
11. Ich ruf zu dir, HErr JEsu Christ | 46 |
12. Jesaia, dem Propheten, das geschah | 47 |
13. In dich hab ich gehoffet, HErr | 48 |
14. Laß mich dein sein und bleiben | 49 |
15. Mitten wir im Leben sind | 50 |
16. Nun danket alle Gott | 51 |
17. Nun lob mein Seel den HErren | 51 |
18. O heilige Dreifaltigkeit | 53 |
19. Wenn mein Stündelein | 53 |
20. Wenn wir in höchsten Nöthen sein | 54 |
- ↑ Sie erschienen zuerst in W. Löhe’s Haus-, Schul- und Kirchenbuch I Theil. Stuttgart 1846 in dems. Verlag.