« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Sulz Kapitel B 16 »
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Isingen,

Gemeinde III. Klasse mit 553 Einw. a. Isingen, Pfarrdorf, 530 Einw. b. Seehof, Hof, 8 Einw. c. Häsenbühl, Haus, 4 Einw. d. Schieferhalde, Haus, 11 Einw. e. Wolfsgrube. Hof. – Ev. Pfarrei verbunden mit dem Diaconat Rosenfeld.

Isingen liegt 31/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt am nördlichen Fuß des sog. kleinen Heubergs, zu dem der Ort häufig noch gerechnet wird. In einer gegen Nordwesten ziehenden Mulde hat der Ort auf dem Höherücken zwischen dem Thälchen des Sulzbachs und des Süßenbachs eine geschützte Lage.

Der Ort selbst ist ziemlich groß, jedoch unregelmäßig angelegt und die meist kleinen, aus Holz erbauten Häuser sind zum Theil noch mit Brettergiebeln versehen. Die an der Ostseite des Orts etwas erhöht gelegene Pfarrkirche, welche im Jahr 1824 erneuert wurde, ist im germanischen Styl erbaut und mit spitzbogigen Eingängen und Fenstern versehen; aus letztern ist leider das Maßwerk entfernt worden, dagegen dasselbe in den Fenstern des mit einem halben Achteck schließenden und mit Strebpfeilern versehenen Chors noch wohl erhalten. Der an der Nordseite stehende, viereckige Thurm ist älter als die Kirche und stammt noch aus der romanischen Periode, wofür rundbogige Fenster sowohl im untersten, als auch im obersten Stockwerke zeugen; im Glockenhaus enthält er germanische Fenster, welche später eingebrochen wurden. Der Thurm trägt ein Satteldach. Von den drei Glocken trägt die größte folgende Umschrift in sehr alten| Majuskeln: O rex glorie S. Lucas, Marcus, Mateus, Johannes. Die beiden übrigen Glocken sind im J. 1451 gegossen worden. Das Innere der Kirche war früher mit guten Wandmalereien geziert, die vor etwa 25 Jahren einer weißen Tünchung weichen mußten; dagegen haben sich die sehr alten Malereien an der flachen Holzdecke noch erhalten; sie stellen neben verschiedenen Ornamenten und seltsamen Figuren, Thiere (Löwen, Adler, gegen einander stehende, mit den Hälsen verschlungene Drachen, Greifen etc.) vor. Der Kanzelstock, an dem das Rosenfelder Wappen und ein Steinmetzzeichen angebracht sind, ist, wie auch der schön ausgeführte Taufstein, germanisch gehalten. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um zwei Stufen höher gelegten Chor, dessen Schluß ebenfalls um zwei weitere Stufen erhöht ist. Den Chor deckt ein schönes Netzgewölbe, dessen Schlußsteine folgende bemalte Bildwerke enthalten: 1) Ein Engel, der das württembergische Wappen in der einen, das Rosenfelder in der andern Hand hält; 2) Agnus Dei; 3) einen Wappenschild. Außer diesen sind noch an den Gewölbemaschen Wappenschilde mit Pflugschar, Scheere, Kranich etc. angebracht. Der Altar ist sehr alt und enthält ein sepulchrum. In dem unteren Stockwerk des Thurms befindet sich ein altes Sakramentkästchen. Um die Kirche liegt der im Jahr 1825 neu ummauerte Begräbnißplatz; er ist, wie auch die Kirche, Eigenthum der örtlichen Stiftungen.

Das Schulhaus, welches ein geräumiges Lehrzimmer enthält, wurde im Jahr 1821 erneuert und vergrößert; demselben gegenüber liegt die Wohnung des Schulmeisters, welche im Jahr 1846 angekauft und für ihren gegenwärtigen Zweck eingerichtet worden ist. Die Gesammtkosten hiefür beliefen sich auf 2171 fl.

Ein gut unterhaltenes Rathhaus ist vorhanden; auch bestehen zwei Waschhäuser und ein Backhaus.

Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Rosenfeld nach Balingen; an ihr besteht eine steinerne Brücke über den Sulzbach.

Die Gegend ist sehr wasserreich; außer den drei laufenden und 13 Pump- und Schöpfbrunnen, welche den Ort hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen, sind außerhalb des Dorfs noch mehrere Quellen vorhanden und überdieß wird die Markung noch von dem Sulzbach, Süßebach, Öhrenstallbach und Seebach berührt.

Die fleißigen Einwohner, deren Haupterwerbsmittel in Feldbau, Viehzucht, Frucht und Viehhandel bestehen, befinden sich in mittelmäßigen Vermögensverhältnissen; sie sind im Allgemeinen körperlich gesund, doch scheinen Scropheln und Rachitis häufiger zu werden.| Von den Gewerben sind nur eine Schildwirthschaft und 2 Krämereien zu nennen. Der vermöglichste Bürger besitzt etwa 40 Morgen, der sog. Mittelmann 20 Morgen und die ärmste Klasse 1–2 Morgen Felder.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl etwas kleine Markung ist zum größten Theil uneben und hat theilweise einen nicht sehr fruchtbaren, schweren Boden, in welchem Dinkel und Haber am besten gedeihen; in der Nähe des Orts ist derselbe fruchtbar und wird von Liaskalk in verschiedener Tiefe unterlagert. Im Süden und Südosten der Markung, wo sich der eigentliche kleine Heuberg erhebt, erscheinen zum Theil die Verwitterungen der Amaltheenthone, Numismalismergel, des Liasschiefers etc., welche größtentheils minder fruchtbare Böden liefern.

Die Landwirthschaft wird ziemlich gut betrieben; in dreizelglicher Flureintheilung mit zu 1/3 angeblümter Brache baut man die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Haber. In der Brache kommen Kartoffeln, Futterkräuter, Reps etc. zum Anbau; Hanf wird für den eigenen Bedarf in Ländern und auf Allmanden gezogen. Bei einer Aussaat von 10 Sri. Dinkel, 6 Sri. Haber, 4 Sri. Gerste und 31/2 Sri. Weizen ist die durchschnittliche Ernte 8–10 Scheffel Dinkel, 4–6 Scheffel Haber, 4–5 Scheffel Gerste und 4 Schffl. Weizen. Die mittleren Preise eines Morgens Acker betragen 100–120 fl., die höchsten 600 fl. Von den Getreidefrüchten werden in günstigen Jahren etwa 400 Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Haber nach Außen abgesetzt.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen sind großentheils naß und liefern theilweise etwas saures Futter; der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 20–25 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd angegeben. Die Wiesenpreise bewegen sich von 25–600 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist beträchtlich und erlaubt in günstigen Jahren einen nicht unbedeutenden Verkauf nach Außen; man pflanzt vorzugsweise Luiken, Rosenäpfel, Lederäpfel, Fleiner, Knausbirnen, Fäßlesbirnen und viel Zwetschgen. Beinahe jeder Bürger besitzt eine kleine Baumschule, aus der er nicht nur den eigenen Bedarf an Jungstämmen bezieht, sondern auch noch nach Außen absetzt.

Die Weiden sind ziemlich gut und werden für Schafe benützt; das jährliche Pachtgeld beträgt 400 fl. und überdieß sichert die Pferchnutzung der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 250 fl.

| Die Zucht der Pferde ist nicht ausgedehnt und die Stuten kommen zur Bedeckung nach Balingen.

Der aus einer tüchtigen Landrace bestehende Rindviehstand ist ausgedehnt und erlaubt einigen Handel auf benachbarten Märkten. Zur Nachzucht sind von der Gemeinde 3 Farren aufgestellt.

Etwa 300 St. Landschafe lassen die Ortsbürger auf der Markung laufen; die Wolle kommt auf den Wollenmarkt nach Sulz.

Eigentliche Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen bezieht man die Ferkel von Außen und mästet sie theils zum Verkauf, meist aber für den eigenen Bedarf.

Die Zahl der Ziegen, welche von Ärmeren der Milch wegen gehalten werden, nimmt zu.

Die Bienenzucht ist nicht von Bedeutung.

Die Gemeinde besitzt 87 Morgen Waldungen, deren jährlicher in 35 Klaftern bestehender Ertrag theils unter die Bürgerschaft ausgetheilt, theils verkauft wird. Überdieß besitzt beinahe jeder Bürger 1/4–10 Morgen eigenen Wald. Auch ist die Gemeinde im Besitz von 210 Morgen Allmanden, welche theils als Weide benützt, theils den Ortsbürgern gegen einen Allmandszins zur Benützung überlassen werden.

Die Stiftungspflege hat gemeinschaftlich mit der Stiftungspflege zu Rosenfeld die dortige Helferatswohnung je zur Hälfte zu unterhalten, indem der jeweilige Diacon zu Rosenfeld zugleich die Pfarrstelle in Isingen bekleidet.

Auf dem kleinen Heuberg erschließt sich dem Auge eine reizende Rundsicht an die Alp (vom Dreifaltigkeitsberg bis an die Achalm), an die Appenzeller Schneegebirge und über Brittheim hin, in der Richtung gegen Oberndorf an den Schwarzwald.

Isingen erscheint am 3. Mai 786 erstmals, als Usingun, da Graf Gerold hiesige Güter an das Kl. St. Gallen schenkte und für einen Jahreszins zurückerhielt (Wirt. Urk.-Buch 1, 34). Mit dem St. Gallischen Schenkenamt kam der Ort an die Herzoge von Zähringen und sofort an deren Nebenzweig die Herzoge von Teck. Mit Rosenfeld (s. d.) gelangte er an Württemberg.

Den hiesigen Kirchensatz nebst Hof verkaufte 1299 Werner von Zimmern an die Johannitercommende zu Rottweil. Der Pfarrei wurde 1528 die Frühmesse zu Rosenfeld einverleibt (St. A.)

Zu der Gemeinde gehören:

b. Seehof, 1/2 Stunde südlich von dem Mutterort, auf dem kleinen Heuberg in dem Erlenbachthälchen gelegen.

| c. Großtheil, ein einzeln stehendes Haus, das nicht ganz 1/2 Stunde südlich von Isingen auf dem Rücken des kleinen Heubergs liegt; daselbst genießt man eine ausgedehnte, sehr anziehende Aussicht.

d. Häsenbühl, ein einzeln stehendes Haus auf der Hochebene des kleinen Heubergs unfern der Landstraße von Rosenfeld nach Balingen gelegen; die Entfernung von dem nordwestlich gelegenen Mutterort beträgt 1/2 Stunde.

e. Schieferhalde, Haus, liegt nur einige 100 Schritte östlich von dem Seehof an einem mäßig geneigten Abhange gegen das Erlenbachthälchen.

f. Wolfsgrube, Hof, auf dem kleinen Heuberg, 1/2 Stunde südlich von dem Mutterort gelegen.

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