BLKÖ:Zierotin, Plichta III. von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 93. (Quelle)
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47. Plichta III. (gefallen bei Mühldorf am 28. September 1322), Ein Sohn Plichtas II. und eine jener grotesken Rittergestalten, wie sie das Mittelalter zu Nutz und Frommen aller Ritterromane und Balladen mit allem nur denkbaren Zauber ausgestattet hat. Es war in der Schlacht bei Ampfing und Mühldorf, am 28. September 1322, als Friedrich der Schöne mit Ludwig dem Bayern um die Herrschaft im deutschen Reiche kämpfte. Beide Heere standen mit aufgehender Sonne einander bereits gegenüber, jedes ungeduldig, daß das andere das Gefecht noch nicht begonnen. Plichta III. war mit den Mannen König Johanns von Böhmen, des Luxemburgers, zu den Truppen Ludwigs des Bayern gestoßen. Da in seiner Ungeduld über den noch immer nicht beginnenden Kampf rief Plichta von Zierotin: „Schau auf, mein König!“ spornte das seine Reckengestalt tragende starke Streitroß, prallte, den scharfen und wuchtigen Rennspieß eingelegt, mitten in die Mannen Friedrichs des Schönen, trennte sie, den Seinigen eine Gasse zu bahnen, wendete, nachdem er den ganzen Haufen durchbrochen, rückwärts um, sprengte wieder zurück, stellte sich lächelnd vor König Johann und ließ seinen Streithengst verschnaufen. Dann wiederholte er das kecke Spiel ein zweites Mal – ungestraft. Als er aber zum dritten Mal Gott versuchte und übermüthig höhnte, gerieth er an die Ketten und Gruben der österreichischen Wagenburg, stürzte mit dem Rosse und wurde mit Keulen und eisernen Hämmern erschlagen. Abends, nach mühsam und blutig errungenem Siege [94] wurde Plichtas Leiche gefunden. Der Bayernkönig Ludwig und der Böhmenkönig Johann traten hinzu. Sie befahlen den Leichnam mit kriegerischem Gepränge von der Wahlstatt zu tragen, trauernd auf den heimatlichen Boden zu überführen und in dem von Plichta selbst gestifteten Nonnenkloster in Teinitz beizusetzen. So berichten mit wenigen unwesentlichen Abweichungen d’Elvert und Hormayr. Moriz Bermann thut ein Uebriges hinzu, indem er der „Illustrirten Zeitung“ vom 6. August 1870, Nr. 1414, S. 111: „Deutschlands Schild- und Wappensagen. Die Grafen Zierotin“ nacherzählend, schreibt: „Friedrich sandte seine (Plichtas) Leiche mit ritterlichem Geleite ins bayrische Lager. Mit gesenktem Haupte schritt das treue Schlachtroß hinter derselben her. Von da ad soll es Sitte geworden sein, den Leichenbegängnissen berühmter Krieger das sogenannte Trauerpferd folgen zu lassen. (Schreiber dieses hält die Sitte für ungleich älter.) Es ging auch die Sage, daß, so oft ein Böhmenkönig falle, ein gleiches Loos einen Zierotin und einen Kolowrat treffe. Auf dem Marchfelde im Kampfe Otokars mit Rudolf war es eingetroffen, später dann bei Crecy [siehe Georg von Zierotin S. 82, Nr. 17) und Marchegg. [s. Budisch v. Zierotin S. 78, Nr. 6). Den Vorgang im Mühldorfer Lager hat Carlopago in einer Ballade poetisch behandelt, welche in der „Oesterreichischen Ehrenhalle. Sammlung historischer Dichtungen“ (Wien 1842, 12°.) S. 364 abgedruckt steht. [Taschenbuch für die vaterländische Geschichte von Hormayr und Mednyansky Bd. I, Jahrgang 1820, S. 165 u. f. – Wolny (Gregor). Taschenbuch für die Geschichte Mährens und Schlesiens, I. Jahrg. 1826, S. 99 u. f. – Bermann (Moriz). „Alt- und Neuwien“ S. 323. Die Schreibung des Namens bei Bermann und in der „Illustrirten Zeitung“ Pflichta ist falsch. Plichta die richtige.] –