BLKÖ:Zeithammer, Anton Ottokar

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zeißberg
Band: 59 (1890), ab Seite: 294. (Quelle)
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Zeithammer, Anton Ottokar (čechischer Journalist und Mitglied des Abgeordnetenhauses des österr. Reichsrathes, geb. zu Pisek in Böhmen am 5. November 1832). Sein Vater Georg (geb. zu Stěkná 31. Juli 1800, †), welcher zuerst Professor am Gymnasium zu Pisek war, wo er die Stadtbibliothek gründete und für seine Verdienste um die Schule das Ehrenbürgerdiplom erhielt, kam dann in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium auf der Kleinseite in Prag und wurde zuletzt Schulrath und Prüfungscommissär für Candidaten des Gymnasiallehramtes. Der Sohn Anton Ottokar beendete als Zögling des ehemaligen adeligen Convicts in Prag 1854 die Rechtswissenschaften an der dortigen Hochschule und begab sich im folgenden Jahre nach Berlin, wo er unter Boeckh, Curtius, Ranke und Ritter seine Studien fortsetzte. Nach seiner Rückkunft legte er in Prag die Prüfung für das Gymnasiallehramt ab und erhielt eine Präfectenstelle an der theresianischen Ritterakademie in Wien, 1856 ging er als Professor der Geschichte nach Agram und kehrte 1861 in gleicher Eigenschaft an das Altstädter Gymnasium in Prag zurück. 1863 wurde er von dem Landgemeindenbezirk Kralowitz-Manetin in den böhmischen Landtag gewählt und war in demselben ununterbrochen thätig. Seine von der Regierung vermuthlich aus politischen Gründen beabsichtigte Versetzung an das Gymnasium zu Troppau kreuzte er mit der Niederlegung des Lehramtes, welches er durch acht Jahre versehen hatte, und wendete sich nun ganz der Publicistik und dem politischen Leben zu. Er wurde zunächst ständiger Mitarbeiter des deutschen Journals „Die Politik“ und des čechischen „Pokrok“. d. i. Der Fortschritt, dieser zwei in der böhmischen Frage entschiedensten Oppositionsblätter Oesterreichs. Als Abgeordneter des böhmischen Landtages schloß er sich der Declaranten-Partei an. In den Jahren 1867 und 1868 war er Mitglied der Stadtvertretung Prag und ward in derselben 1869 zum Bürgermeister-Stellvertreter gewählt, welches Amt er durch sieben Jahre bekleidete. Nach dem Rücktritte [295] Hulesch’s – unter dem Ministerium Auersperg – erfolgte seine Wahl zum Bürgermeister von Prag, aber dieselbe erlangte die kaiserliche Bestätigung nicht. Beim Antritte Potocki’s in das Cabinet wurde er mit Dr. Klaudy nach Wien berufen, um an den Unterhandlungen betreffs Eintrittes der čechischen Abgeordneten in den Reichsrath theilzunehmen. In denselben war er schon am 13. October 1873 von dem Landgemeindenbezirk Jičin und am 30. Juni 1879 von dem Stadtbezirk Königgrätz gewählt worden. Nach Eintritt der Čechen in den Landtag ward Zeithammer Mitglied des böhmischen Landtagsausschusses, und seit 1882 ist er zugleich Oberstlandmarschall-Stellvertreter. Außerdem ist er Mitglied des Vertrauensmänner-Collegiums der böhmischen Landtagsabgeordneten und Vicepräsident derselben, Mitglied der parlamentarischen Commission der Rechten des Reichsrathes, als dessen Vicepräsident er seit Ende October 1888 fungirt. Auch wurde Zeithammer[WS 1] zu den Verhandlungen des Ausgleichs zwischen den Deutschen und Čechen in Böhmen, welche Anfang des Jahres 1890 in Wien statthatten, zugezogen. Seine letzte Arbeit im Abgeordnetenhause (März 1890) war der Ausschußbericht über die galizische Grundentlastungsfrage, worin er darlegte, daß weder für Galizien eine Rückzahlungsverpflichtung noch für den Staat ein Recht auf Rückzahlung der Grundentlastungsschuld bestehe. Da nun aber das Rechtsverhältniß kein klares sei, so gebe es zur Lösung dieser „peinlichen“ Frage kein anderes Mittel als einen billigen Vergleich, welchen Bericht auch der Budgetausschuß genehmigte. Indessen ist (am 16. Mai) das 106 Millionen-Geschenk, durch welches der Staat ärmer, Galizien aber reicher geworden, vom Abgeordnetenhause des österreichischen Reichsrathes den Polen votirt und das österreichische Volk an des Grafen Coronini geflügeltes Wort: luogo di traffico bitter genug wieder erinnert worden. Was schließlich Zeithammer’s wissenschaftlich-schriftstellerische Thätigkeit anbelangt, so beschränkt sich diese zur Zeit darauf: daß er als Redacteur der im Gregr’schen Verlage in Prag seit 1883 erscheinenden „Bibliotéka klasikův řeckých a řimských“d. i. Bibliothek der griechischen und römischen Classiker, zugleich mit Eduard Novotný, Johann Kvičala, Franz Sohay und Wenzel Zikmund genannt ist.

Allgemeine Zeitung (München, Cotta, 8°.) 1888, Nr. 304. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine, 1867, Nr. 97: „Die zweite Sturmsitzung im böhmischen Landtag“. – Illustrirtes Wiener Extrablatt, 1872, Nr. 145: „Die Čechen in Belgrad“ [Zeithammer war mit Ladislaus Rieger zur Thronbesteigungsfeier des jungen Königs von Serbien nach Belgrad gereist]. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 935: „Correspondenz aus Prag ddo. 6. April, I. Sitzung des böhmischen Landtags“. – Dieselbe, 30. October 1888. Abendblatt, Nr. 8687. – Šembera, (Alois Vojtěch). Dějiny řeči a literatury česko-slovenské. Věk novější., d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) Seite 309. – (Gratzer) Tagespost, 1863, Nr. 229.
Porträt. Ein solches bringen im Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen die Prager „Humoristický listy“ vom 21. November 1874, Nr. 47 (in kl. Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Zeihammer