Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schoibl, Leopold
Band: 31 (1876), ab Seite: 200. (Quelle)
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Schohai, čechisch Šohaj, Franz (čechischer Schriftsteller, geb. zu Patzau im Taborer Kreise Böhmens 25. November 1816). Auf Wunsch und mit Unterstützung seines Oheims Jaroslav Kamenicky-Vacek kam S. im Alter von 11 Jahren nach Prag, wo zuerst seine Liebe für die heimische Sprache und Literatur geweckt wurde. Die Gymnasialclassen besuchte er nun zu Neuhaus, Budweis und Pisek, wo zu jener Zeit namentlich der später vielgenannte Professor Zeithammer in seinen Schülern das Nationalgefühl anzufachen und dieselben zu [201] literarischer Thätigkeit anzuregen verstand. Im Jahre 1834 bezog S. die Prager Hochschule, an welcher er die philosophischen Studien beendete. Joseph Bojislav Pichl [Bd. XXII, S. 222], Wenzel Svoboda, F. Trojan, Vrtatko[WS 1], Tomek, Stulc u. A. waren seine Mitschüler, mit denen ihn gleiche Ansichten und Bestrebungen verbanden. Nach beendeten philosophischen Studien begann S. jenes der Rechte, bereitete sich aber unter Einem für eine Gymnasial- oder Universitäts-Professur vor, zu welchem Zwecke er insbesondere ästhetische und literargeschichtliche Studien trieb und sich den philosophischen Rigorosen unterzog. Als er sich vergebens um ein öffentliches Lehramt beworben hatte, sah er sich gezwungen, sich um eine Stelle als Erzieher in einer Familie umzusehen und versah solche bei Johann Ritter von Neuberk, dann bei Hugo Altgrafen Salm und zuletzt bei Grafen Berchtold in Mähren. Endlich im Jahre 1848 wurde er zum Professor der Philosophie an der Prager Hochschule ernannt und übernahm zu gleicher Zeit die Supplirung der Lehrkanzeln der Philologie und Aesthetik, und war der Erste, welcher diese Gegenstände in čechischer Sprache vortrug. Drei Jahre auf diesem Posten thätig, übertrat er, nachdem deutsche Philologen an die Prager Hochschule berufen wurden, an das Prager akademische, nunmehr eigentlich nationale Gymnasium, wo er zur Stunde noch die erwähnten Lehrfächer vorträgt. Was S.’s literarische Thätigkeit anbelangt, so vollendete er noch während seiner Studien ein größeres Gedicht, betitelt: „Přibík z Ujezda“, welches im Jahrgange 1839 der Museums-Zeitschrift abgedruckt steht; dann veröffentlichte er einige lyrische Gedichte ebenda, ferner in der „Česka Včela“, d. i. Böhmische Biene, und in Chmelensky’s „Kitky“, d. i. Sträußchen. Selbstständig gab er heraus außer einer kleinen lateinischen Sprachlehre, betitelt: „Mala mluvnice latinská“, wovon im J. 1853 bei Vetterl in Prag das 1. Heft und nicht mehr erschienen ist, die metrischen Uebersetzungen zweier Dramen von Sophokles, und zwar: „Antigone v metrickém překladu“ (Prag 1851, 8°.); in zweiter Auflage mit Unterstützung des k. böhm. Museums (Prag 1862), mit welcher auch „Edip Král“, d. i. König Oedipus (Prag 1856) veröffentlicht wurde. In Gemeinschaft mit Dr. A. Schleicher übertrug er in’s Čechische nach Böhtlingk’s Recension des Sanskrit-Textes das Gedicht: „Nal a Damajanti“, das im Jahre 1852 in Prag bei Calve erschien.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. IX, S. 78.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Vrtatek