BLKÖ:Vetterl von Wildenbrunn, die Familie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vettés
Band: 50 (1884), ab Seite: 247. (Quelle)
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Vetterl von Wildenbrunn, die Stammeltern der böhmischen Buchdrucker Vetterl. Unter den Sprossen dieser alten, aus dem Egerlande in Böhmen stammenden Patrizierfamilie stand zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts besonders in Achtung Wolfgang, einer der reichsten Bürger in Eger, wo er sein Stammhaus und bedeutende Gründe besaß und verschiedene ansehnliche Communalämter, unter anderen durch längere Zeit das eines Consuls – was so viel als Rathsältester bedeutet – bekleidete. [248] Ein eifriger Katholik, hatte er in den Jahren der čechischen Rebellion 1618 bis 1620 viel Ungemach zu erdulden, wofür er dann nach Unterdrückung des Aufstandes und weil er auch viele seiner Mitbürger in den Schoos der katholischen Kirche zurückgeführt, von Kaiser Ferdinand II. manche Gunstbezeugung und 1636 den Titel eines kaiserlichen Rathes erhielt. Die Nachkommen dieses Wolfgang zogen in der Folge von Eger ab, traten entweder in Staatsdienste, vornehmlich im kaiserlichen Heere, oder ergriffen andere Geschäfte und Erwerbszweige. So wurden ein Johann und Karl Vetterl von Wildenbrunn in der Wiener-Neustädter Militärakademie erzogen, und starb Ersterer als Oberstlieutenant a. D. zu Görz (1864), Letzterer als Capitainlieutenant zu Schönberg (1845). Ein Zweig der Familie erwarb in der böhmischen Literatur durch das von ihm begründete Buchdrucker- und Verlagsgeschäft Ruhm und Ansehen. Es sind nämlich die beiden Brüder Joseph und Franz Vetterl von Wildenbrunn, welche, Ersterer 1810 zu Pisek, Letzterer 1815 zu Prag, Druckereien anlegten. Franz starb jedoch schon 1818, worauf seine mittlerweile zur erzbischöflichen Druckerei erhobene Officin in den Besitz seiner Witwe Josepha überging. Durch die Umsicht und Rührigkeit, welche deren Geschäftsleiter Wenzel Spinka [Bd. XXXVI, S. 173] entfaltete, übertraf diese Prager Druckerei hinsichtlich ihrer Thätigkeit auf dem Gebiete der čechischen Literatur bald die übrigen, und gingen aus ihrer Presse, theils im eigenen Verlage, theils wieder nur von ihr gedruckt, wichtige und werthvolle čechische Werke hervor, von denen beispielsweise als in erster Linie stehend blos das berühmte čechische Wörterbuch von Jungmann erwähnt sei. Im Jahre 1838 trat genannte Josepha Vetterl von Wildenbrunn ihre Druckerei an den Geschäftsleiter Spinka ab, der sie nun bis zu seinem 1842 erfolgten Tode fortführte. Hierauf setzte das Geschäft Spinka’s Witwe Anna fort, welche sich dann mit Karl Vetterl, einem Sohne des oberwähnten Piseker Buchdruckers Joseph, verehelichte. Dieser Karl ist der erste, der das Adelsprädicat von Wildenbrunn ablegte und sich einfach Vetterl schrieb. Er behielt nicht lange die Druckerei, die mittlerweile nicht nur ihre höchste Blüte bereits überlebt hatte, sondern auch schon allmälig herabgekommen war, und dieselbe ging in den Besitz von Anton Renn über, welcher sie von neuem emporbrachte. Karl starb eines plötzlichen Todes im Jahre 1853 zu Pisek, seine Witwe aber wanderte mit ihrem 1844 geborenen Sohne Karl nach Amerika aus und ließ sich zu Detroit im Staate Michigan nieder, wo sie am 6. Jänner 1869 das Zeitliche segnete. Ihr Sohn Karl diente im nordamerikanischen Secessionskriege als Lieutenant in der Miliz seines Staates. Joseph Vetterl, der Buchdrucker in Pisek, übergab die Druckerei daselbst seinem Sohne Wenzel und übersiedelte nach Prag zu seiner Tochter Marie, deren Gatte, der čechische Schriftsteller Jacob Joseph Malý [Bd. XVI, S. 346], mit Rieger Mitherausgeber des čechischen Conversationslexikons „Slovnik naučný“ ist. Dort starb Joseph Vetterl am 4. August 1863. – Hedwig Vetterl (geb. im Jahre 1850), eine Tochter des oben erwähnten Piseker Buchdruckers Wenzel Vetterl, ging zur Bühne und ist seit 1870 bei dem ständischen Theater in Prag für Heroinenpartien angestellt.