BLKÖ:Zacharyjasiewicz, Johann Baptist
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 59 (1890), ab Seite: 77. (Quelle) | |||
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Heinrich Nowakowski, Leon Korecki, Felician Łobeśki und Anderen. Die Absicht seines Vaters, ihn die Beamtenlaufbahn betreten zu lassen, durchkreuzend, verband er sich frühzeitig mit den damals durch ganz Galizien und das benachbarte Congreßpolen verbreiteten geheimen Gesellschaften zur Befreiung Polens, wurde verhaftet und 1840 auf die Festung Spielberg gebracht, wo er sich mit der deutschen und auch mit der französischen und italienischen Literatur bekannt machte und in deutscher Sprache zu schriftstellern begann. Aus der Haft entlassen, schrieb er aber fortan nur in polnischer Sprache. Zunächst begab er sich nach Lemberg, wo er die Universität besuchte, Gedichte u. dgl. schrieb, über welche sich aber Vincenz Pol wenig günstig äußerte. Von demselben aufgefordert, eine andere mehr wissenschaftliche Richtung einzuschlagen, schrieb er die Geschichte der ägyptischen Architectur, welche in der Ossoliński’schen Zeitschrift zum Druck gelangte. Während ihm aber diese Richtung nichts weniger als zusagte, förderte ihn der Verkehr mit Männern wie Bielowski, Klodziński, Szlachtowski, Szajnocha, und durch seine Betheiligung an der Redaction der Lemberger politischen [78] Zeitung „Gazeta lwowska“ gerieth er immer mehr in das literarische Fahrwasser. Aber seine Stellung an der vorgenannten amtlichen Zeitung wollte ihm auf die Dauer nicht behagen, und der Ausbruch der Bewegung im Jahre 1848 setzte ihn in die Lage, ein eigenes Blatt zu gründen, und mit Karl Widmann im Verein begann er die politische Zeitschrift „Postęp“, d. i. Der Fortschritt, herauszugeben, in welcher er vornehmlich das Feuilleton besorgte. Aber dieses Blatt hatte keine lange Dauer. Nun rief er 1849 ein anderes, den „Tygodnik polski“, d. i. Das polnische Wochenblatt, ins Leben, das aber gleichfalls nach wenigen Monaten zu erscheinen aufhörte, denn in Lemberg war nach Unterdrückung der politischen Bewegung auch alles politische Leben eingeschlummert, und die Führung eines Journals wurde durch eine die Preßfreiheit beengende Handhabung der Gesetze stark beeinträchtigt. Dies sollte auch Zacharyjasiewicz erfahren, ein von ihm verfaßtes im „Tygodnik polski“ abgedrucktes Gedicht hatte nicht nur das Verbot des Blattes zur Folge, sondern er selbst wurde verhaftet, in Untersuchung gezogen und zu zweijähriger Haft in Theresienstadt verurtheilt. Aus der Haft entlassen, kehrte er wieder nach Lemberg zurück, gründete 1834 in Gemeinschaft mit Dobrzański das Blatt „Nowiny“, d. i. Neuigkeiten, das, später zum „Dziennik literacki“, d. i. Literarisches Tageblatt, umgestaltet, eine Reihe von Jahren erschien. Dann gab er 1860 in Verbindung mit Alexander Szedler das Blatt „Kołko rodzinne“, d. i. Der Familienkreis, heraus, das es aber auch nur über 40 und etliche Nummern brachte. Alle die genannten Journale enthalten zahlreiche Arbeiten aus seiner Feder, vornehmlich erzählenden Inhalts, denn alsbald erkannte er, daß das Gebiet der Erzählung, Novelle und des Romanes dasjenige sei, auf welchem er am wenigsten beanständet seine social-politischen Ziele verfolgen und auch am erfolgreichsten sein eigentliches, das Erzählertalent, bethätigen konnte. Sehr groß ist die Zahl der von Zacharyjasiewicz auf diesem Gebiete bisher erschienenen Arbeiten, und auf eine vollständige Aufzählung derselben müssten wir von vornherein verzichten; nicht einmal die uns zu Gebote stehenden Quellen ermöglichen eine solche. Daher beschränken wir uns auf die Aufzählung der bedeutenderen: „Do ludu“, d. i. An das Volk. Gedicht (Lemberg 1848); – „Renata“, d. i. Renate (Warschau 1853); – „Wyklad dziejow polskich dla dzieci od lat 7 do 12“, d. i. Darstellung der polnischen Geschichte für Kinder von 7–12 Jahren (Lemberg 1855, 1861 und öfter); – „Uczony“, d. i. Der Gelehrte (Lemberg 1833, 8°.); – „Sierota wielkiego swiata“, d. i. Die Waise der großen Welt, 2 Bände (ebd. 1856, 8°.); – „Dwaj lutniści“, d. i. Zwei Lautenspieler [S. Klonowicz und Clemens Janicki] (ebd. 1857), diese Erzählung wurde ins Čechische und aus diesem ins Serbische übersetzt; – „Sasiedzi“, d. i. Die Nachbarn (ebd. 1857); – „Na kresach“, d. i. An den Grenzen (ebd. 1860, 8°.); – „Zlota gora. Fałszywy król. Konfederat“, d. i. Der goldene Berg. Der falsche König. Der Conföderat. Erzählungen (ebd. 1861); – „W przededniu“ d. i. Tags zuvor, 3 Bände (ebd. 1863); – „Marcyan Kordysz“ (ebd. 1865); – „Marek Poraj“, d. i. Marcus Poraj (Krakau 1867, 8°.), die vorgenannten Werke sind sämmtlich Romane und Erzählungen. [79] Vieles ist in Zeitschriften seiner Heimat, im „Tygodnik illustrowany“, d. i. Illustrirtes Tagblatt, im „Kraj“, d. i. Die Heimat, im „Pamiętnik naukowy“, d. i. Wissenschaftliches Tagebuch, u.a. abgedruckt. Zacharyjasiewicz lebt abwechselnd in Warschau, Krakau, Lemberg; er ist einer der gelesensten Schriftsteller seines Volkes, wiederholte Haft hat ihn sehr vorsichtig gemacht in Verfolgung seiner Ziele. Er behandelt vornehmlich politisch-sociale Themata, zeichnet die Charaktere seiner Romane mit plastischer Klarheit; obwohl die realistische Richtung vorherrscht, durchweht doch alle seine Arbeiten ein poetischer Hauch, und indem er allen Effect verschmäht, entwickeln sich seine Erzählungen natürlich und ruhig. Neben Kraszewski dürfte er der bedeutendste polnische Romanschriftsteller der Gegenwart sein.
Zacharyjasiewicz, Johann Baptist (Schriftsteller, geb. zu Radymno im Przemyśler Kreise Galiziens 1825). Die unteren Schulen besuchte er in Radymno, das Gymnasium in Przemyśl, welch letzteres damals wegen der trefflichen Lehrer sich eines besonderen Rufes erfreute. Während dieser Studienzeit befreundete er sich mit mehreren später berühmt gewordenen Collegen, so mit Siegmund Kaczkowski, Johann Dobrzański, Franz Abancourt, der unter dem Pseudonym Budomir Socha schrieb,- Encyklopedyja powszechna, d. i. Polnische Real-Encyklopädie (Warschau, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XXVIII, S. 176. – Mrówka, d. i. Die Ameise (Lemberger Unterhaltungsblatt, kl. Fol.) 1870, S. 188. – Richarski (Łucyan T.). Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Polnische Literatur in historisch-kritischem Abriß (Krakau 1868, J. M. Himmelblau, gr. 8°.) Bd. I, S. 39; Bd. II, S. 222, 247, 248. – Kurs literatury polskiéj dla użytku ułoży szoł Wlasyslaw Nehring, d i. Lehrcurs der polnischen Literatur zum Schulgebrauch. Von Wladislaus Nehring (Pesth 1866, gr. 8°.) S. 246. – Das Vaterland (Wiener polit. Parteiblatt, Fol.) 1870, Nr. 111 im Feuilleton: „Polnische Literatur“. Von E.
- Porträt. Gezeichnet von Swoboda, in Holz geschn. von Szymánski in obengenannter „Mrówka“.