Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wysoký, Ernst
Band: 59 (1890), ab Seite: 45. (Quelle)
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Wyß, Franz von (k. k. Generalmajor, geb. zu Bern in der Schweiz 1795, gefallen im Treffen bei Csorna am 13. Juni 1849). Der Sproß eines alten bekannten Berner Geschlechtes, erhielt er seine militärische Ausbildung in der Ingenieurakademie zu Wien. Im Juni 1813 als Lieutenant in das damalige erste Uhlanen-Regiment Graf Merveld eingetheilt, rückte er in demselben 1814 zum Oberlieutenant, 1827 zum Second-Rittmeister, 1831 zum Escadroncommandanten vor und wurde 1838 Major im 3. Uhlanen-Regimente Erzherzog Karl, 1840 daselbst Oberstlieutenant, 1843 Oberst und Regimentscommandant, Ende August 1848 Generalmajor. Die Feldzüge 1813 und 1814 machte er in Illyrien und Italien mit, so die Treffen bei Feistritz und Krainburg, die Vorrückung nach Italien, die Gefechte bei Rozenigo, Bassano, San Marco und die Cernirung von Palmanuova. Im Feldzuge 1815 in Frankreich stand das Regiment Merveld-Uhlanen einige Zeit in der nächsten Nähe von Paris. In der langen Friedensepoche wurde Wyß als Oberlieutenant 1820 bis 1822 der Catastralvermessung zugetheilt. Als Oberst und Commandant von Erzherzog Karl-Uhlanen betrat er mit seinem Regimente Ende März 1848 den italienischen Kriegsschauplatz, wo er wiederholt Gelegenheit fand, sich als tüchtiger Reiterführer und Streifcommandant hervorzuthun. In das vom Feldzeugmeister Grafen Nugent befehligte im Venetianischen vorrückende Operationscorps mit dem Regimente eingetheilt, erhielt er das Commando einer Brigade und machte die Vorrückung über [46] die Piave und den Isonzo gegen Verona mit. Am 23. Juli stand er mit drei Escadrons des Regimentes zur Beobachtung von Villafranca auf der von Verona dahin führenden Straße und bewegte sich am 25. mit zwei Divisionen Cavallerie, zwei Infanterie-Compagnien und zwei Cavalleriegeschützen während der Schlacht von Custozza auf der Straße von Valleggio gegen Villafranca zu Gunsten der Brigade Clam, bei welcher Gelegenheit ein Pulverkarren erbeutet und 40 Gefangene gemacht wurden. Noch am Vormittage dieses Schlachttages hatte der tapfere Wyß mit zwei Zügen Uhlanen und einem von Radetzky-Huszaren eine glänzende Schwarmattaque in die rechte Flanke einer gegen Vallegio vorgedrungenen feindlichen Infanteriecolonne unternommen, selbe zerstreut und gegen Villafranca verfolgt. Nach der Schlacht bei Custozza erhielt er den Befehl, den Feind mit der verfügbaren Cavallerie auf dessen Rückzuge zu beunruhigen. Doch konnte diese Verfolgung erst vor Tagesanbruch beginnen. Sie vollzog sich in zwei Colonnen, deren eine unter persönlicher Führung des Obersten Wyß von Valleggio nach Quaderni vorrückte. Dieselbe gelangte noch vor Tagesanbruch unbehelligt an diesen Ort, welcher vom Feinde unbesetzt war. Hier traf Wyß die entsprechenden Dispositionen; jeder Abtheilung wurde ein Trompeter zugewiesen, und jede hatte nach erfolgtem zweiten Kanonenschusse, unter Lärmen und Alarmblasen, in aufgelöster Ordnung sich auf den, auf der Chaussée marschirenden Feind, somit in dessen Flanke zu stürzen. Bald erschien die erwartete feindliche Truppe, eine mit Geschützen versehene piemontesische Infanterie-Brigade. Der Angriff erfolgte in der vorgeschriebenen Weise. Die Verwirrung in der feindlichen Colonne war grenzenlos, und bald sah man die ganze Brigade in wilder Flucht auf der Straße gegen Sei Vie, verfolgt von der nachsprengenden Cavallerie des Obersten Wyß. Es wurden 45 Gefangene eingebracht, doch würde ihre Zahl weit größer gewesen sein, wenn man die in die dichte Cultur Geflüchteten hätte fortbringen können; so entkam ein großer Theil der Gefangenen, viele dagegen wurden von den erbitterten Uhlanen und Huszaren niedergehauen. Oberst von Wyß erhielt nun von Volta aus den Befehl, mit einem Commando von drei Divisionen Cavallerie, einem Infanterie-Bataillon und einer Raketen-Batterie die rechte Flanke der gegen Cremona vorrückenden Armee zu decken und das rechts außer deren Bereiche liegende Terrain zwischen dem linken Oglioufer, der Straße nach Brescia und dem Gebirge in der Richtung gegen die Adda zu reinigen. In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August rückte er mit seinem Streifcommando bis Crema vor und ließ mit einer halben Escadron Huszaren den Ort umgehen, um das jenseitige Stadtthor zu besetzen und zu schließen, während er selbst gegen das vordere rasch vordrang und zwei Geschütze gegen dasselbe aufführte. So machte er einen Officier und 48 Mann gefangen, erbeutete 5 Pferde, 300 Gewehre, mehrere Trommeln und dreifarbige Fahnen. Am 2. August überschritt er die Adda, und am folgenden Tage wurde er bei seinem weiteren Vorrücken von einer feindlichen 3000 Mann starken mit Geschützen versehenen Colonne in Buon Persico, jedoch ohne Erfolg, angegriffen, worauf sich diese über Linate gegen Mailand zurückzog. Nun wandte er sich gegen Malnoë, um die rechte Flanke der Brigade Clam [47] zu decken und sich mit dieser in Verbindung zu setzen, was auch seiner Umsicht vollkommen gelang und hinsichtlich des an diesem Tage (5. August) vor Mailand stattgehabten Kampfes nicht ohne Wichtigkeit war. In der Feldzugsepoche vom 13. Juni bis 9. August 1849 wurde in der officiellen Relation des Feldmarschalls Grafen Radetzky Oberst von Wyß wegen der umsichtigen und tapferen Führung seines Streifcommandos öffentlich belobt. Bald darauf kam er als Generalmajor und Truppenbrigadier nach Prag, marschirte mit seiner Brigade in der Armee des Fürsten Windisch-Grätz vor das empörte Wien und zeichnete sich bei der Einnahme dieser Stadt, namentlich bei Erstürmung der Jägerzeile, durch seine Tapferkeit derart aus, daß er mit dem Orden der eisernen Krone zweiter Classe decorirt wurde. Bei der im December 1848 beginnenden Vorrückung der Armee gegen Ungarn erhielt General Wyß mit seiner Brigade die Eintheilung in die Division Csorich des zweiten vom Feldmarschall-Lieutenant Grafen Wrbna befehligten Armeecorps. Am 11. Jänner 1849 stieß er bei Ipólyság mit seiner Brigade auf eine feindliche Arrièregarde, welche er rasch zurückwarf und von zwei Escadrons Civalart-Uhlanen auf der Straße nach Leon verfolgen ließ, wobei dem Feinde 20 Mann und mehrere Pferde abgenommen wurden. Am 17. Jänner stellte er die Verbindung der Division Csorich mit dem unter Feldmarschall Lieutenant Simonich gegen die Bergstädte operirenden Corps bei Verebély her. Am zweiten Schlachttage von Kapolna, 27. Februar, führte er persönlich das 2. Jäger-Bataillon und ein Bataillon Baden-Infanterie zum Sturm auf dieses Dorf über die Tarna vor; obwohl begrüßt von dem Feuer der beiderseits des Dorfes abgeprotzten ungarischen Batterien, drang er dennoch ein, wo der Straßenkampf noch eine Weile heftig währte; neue Verstärkungen, von Wyß herbeigeführt, bewirkten, daß Kapolna in den Händen der österreichischen Truppen verblieb. Er mußte mit seiner Brigade in Kapolna stehen bleiben, sie hatte in der That an diesem Tage das Meiste geleistet. Sogar Rüstow, ein Oesterreich nicht sehr freundlicher Schriftsteller, gibt dies zu. In der neuen Eintheilung der österreichischen Hauptarmee unter Commando des Feldzeugmeisters Baron Welden erhielt Mitte Mai General Wyß eine detachirte Brigade im ersten Armeecorps des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Schlik. Am 7. und 8. Juni begann dieselbe ihre Vorrückung auf der Oedenburger Straße mit der einen Hälfte nach Kapuvár, mit der anderen bis Csorna. Oberst Baron Zeßner von Kaiser Uhlanen, welcher sich bei diesem Vormarsch zu weit allein vorwagte, wurde von einer feindlichen Huszarenpatrouille überfallen und, da er sich vertheidigte, niedergemacht. Da er die Aufstellung der Truppen in seiner Schreibtafel notirt hatte, gelangte der Feind in genaue Kenntniß von der Stärke und Aufstellung der Brigade Wyß. Der Insurgentengeneral Kmety beschloß daher einen Ueberfall der in Csorna stehenden österreichischen Halbbrigade, welche aus zwei Infanterie Bataillons, zwei Jäger-Compagnien, vier Uhlanen-Escadrons nebst acht Geschützen bestand. Am 13. Juni Früh 4½ Uhr brachten rückkehrende Uhlanenpatrouillen die Meldung, daß der Feind auf der Chaussee von Pápa her in mehreren Colonnen im Anzuge gegen Csorna sei. Wyß traf sogleich alle Anstalten zur kräftigsten [48] Vertheidigung, wodurch der Ueberfall dem Feinde mißlang. Um 5 Uhr Früh erfolgte der Angriff auf Csorna von zwei feindlichen Colonnen zugleich; drei Escadrons feindliche Huszaren sprengten vor, und bald waren die österreichischen Truppen von allen Seiten umzingelt. Einige nördlich von Csorna aufgestellte Züge Uhlanen warfen sich aber mit solcher Entschlossenheit und Schnelligkeit auf die Huszaren, daß diese, von den Uhlanen verfolgt und von den Raketen wirksam beschossen, das Feld räumten, wodurch der Feind die Umzingelung Csornas vereitelt sah. Unterdessen hatte sich ein sehr lebhaftes Gefecht am östlichen und südlichen Umfange von Csorna entwickelt, und der Feind, der seine Geschütze aufführte, drang mit Sturmcolonnen, deren Verluste er immer durch neue nachrückende Bataillone ersetzte, vor und in einen Theil des Ortes ein, dessen Bewohner mit ihren verborgenen Waffen den Feind nun selbst auf das kräftigste zu unterstützen begannen. Da das Dorf gegen die feindliche Uebermacht nicht mehr zu halten war, befahl General Wyß um 8 Uhr Früh den Rückzug auf Beö-Sárkány, der in zwei Colonnen geordnet angetreten wurde. Hier fiel der tapfere General, der, wie immer, wo die Gefahr am größten, seinen Truppen voran, persönlich die Arrièregarde führte, durch zwei Gewehrkugeln tödtlich getroffen. Die österreichische Armee verlor an ihm einen ihrer tapfersten und tüchtigsten Reitergenerale. Der Dichter Zedlitz weiht ihm in seinem „Soldatenbüchlein“ (1852, 3. Aufl.) S. 104 einige verdiente schwungvolle Strophen.

Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) Bd. III: „Die Uhlanen“. S. 94–97, 105, 106. – Erinnerungen eines österreichischen Veteranen. 1848 und 1849, Bd. II, S. 109, 118. – (Rüstow’s) Geschichte des ungarischen Insurrectionskrieges (Zürich 1860) Band I, S. 279.