BLKÖ:Wuesthoff, Karl Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Würzner, Alois
Band: 58 (1889), ab Seite: 262. (Quelle)
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Wuesthoff, Karl Freiherr (k. k. Generalmajor (geb. 1773, gest. zu Großwardein am 18. Jänner 1852), trat jung in das 1801 reducirte damalige Dragoner-Regiment Kaiser Franz und zeichnete sich als Lieutenant bei Vertheidigung der Posten bei Offenbach am 17. Mai 1793 derart aus, daß er in der officiellen Relation wegen „seines Wohlverhaltens“ besonders gerühmt wurde; ebenso wird am 12. September desselben Jahres seine vorzügliche Verwendung als Ordonnanzofficier des Generals Grafen Pejacsevich mit großem Lobe erwähnt. In den Feldzügen: 1794 am Niederrhein, 1795 in Deutschland, namentlich im Treffen bei Handschuhsheim, 1799 bei der Armee in der Schweiz und in der Schlacht bei Stockach, sowie 1800 in Deutschland hatte er an den ruhmvollen Thaten seines tapferen Regimentes thätigen Antheil und rückte in diesem zum Rittmeister vor. Nach erfolgter Auflösung des (seit 1798) Kronprinz Ferdinand 2. leichten Dragoner-Regimentes wurde er in seiner Charge in das 3. Chevauxlegers-Regiment (damals Fürst Lobkowitz-, jetzt 8. Uhlanen-Regiment) eingetheilt, in welchem er durch 30 Jahre diente. Im Feldzuge 1805 stand das 3. Chevauxlegers-Regiment (seit 1803 Graf O’Reilly) zunächst in der Avantgarde des kaiserlich russischen Corps des Generallieutenants Fürsten Bagration, vom 15. October an aber im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Baron Kienmayer, und zwar erst am Innflusse gegen Bayern aufgestellt, dann am 2. December in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, wo es im stärksten Kartätschenfeuer mit seltener Ausdauer seine Stellung auf der Höhe zwischen Tellnitz und dem Lutschaner Teiche so lange in kalter Ruhe behauptete, bis die russische [263] Infanterie Zeit gewinnen konnte, ihren Rückmarsch über den dortigen Damm auszuführen. Rittmeister Baron Wuesthoff hatte an diesem so glänzenden Ruhmestage des Chevauxlegers-Regimentes O’Reilly seinen ehrenvollen Antheil. Den Feldzug 1809 machte er in der im Salzburgischen detachirten Division des Feldmarschall-Lieutenants Baron Jellaćic mit, an den beiden Schlachttagen von Aspern aber waren O’Reilly-Chevauxlegers der 3. vom Feldmarschall-Lieutenant Prinzen Hohenzollern befehligten Colonne als einzige Reiterei dieses Corps beigegeben. Am ersten Schlachttage, 20. Mai, nahm er Theil an einer Attaque gegen die französischen Eisenreiter und wurde Nachmittags mit seiner Escadron zu einer Recognoscirung vorgeschickt. Am 22. Mai focht er in einem Angriff gegen die französische Reiterei, durch welchen die Chevauxlegers O’Reilly dem Feinde eine schon verloren geglaubte österreichische Batterie wieder entrissen und retteten. An beiden Schlachttagen that er sich hervor, und die officielle Relation nennt unter den Helden von Aspern den Rittmeister Karl Freiherrn von Wuesthoff des Regimentes O’Reilly-Chevauxlegers. Der Commandant der dritten Colonne, Feldmarschall-Lieutenant Prinz Hohenzollern spricht sich im speciellen Berichte ddo. Hirschstetten den 24. Mai, das Regiment betreffend, unter Anderem aus: „Rittmeister Baron Wuesthoff war während der ganzen Schlacht freiwillig zur Bedeckung der Artillerie, wo es erforderlich war, verwendet worden.“ Den für das Regiment so heißen Kampf bei Wagram am 5. und 6. Juli, sowie den darauf erfolgten Rückzug nach Mähren machte Wuesthoff mit seiner Truppe mit. Im Feldzuge 1812 gegen Rußland hatte das Chevauxlegers-Regiment Graf O’Reilly seine Eintheilung in dem vom General der Cavallerie Fürsten von Schwarzenberg befehligten Auxiliarcorps. Am 24. August bei dem Angriffe auf das Dorf Krimini waren vier Escadrons russischer Dragoner und Kosaken nebst einigen Huszarenabtheilungen im Orte selbst aufgestellt. Diese schienen anfangs Widerstand leisten zu wollen, allein Rittmeister Wuesthoff drang mit Oberlieutenant von Treutler so entschlossen auf sie ein, daß sie zu weichen begannen. In seiner Relation an Feldmarschall-Lieutenant Baron Frimont sagt der Regimentscommandant Oberst Graf Auersperg: „Bei dieser Gelegenheit hat Herr Rittmeister Baron Wuesthoff und Herr Oberlieutenant von Treutler solche Beweise von Muth und Entschlossenheit gegeben, daß ich es mir zur Pflicht halte, selbe zur hohen Kenntniß zu bringen.“ Beim Ueberfalle bei Nieswicz am 21. September gerieth Wuesthoff in russische Kriegsgefangenschaft, aus welcher er nach dem Frieden, 1813, wieder zum Regimente einrückte. Im Feldzuge letzteren Jahres zuerst im Cavalleriecorps des Generals der Cavallerie Erbprinzen von Hessen-Homburg eingetheilt, war Wuesthoff bei dem Vormarsche der alliirten Armee gegen Sachsen und in der Schlacht bei Dresden, sodann im 4. vom General der Cavallerie Grafen Klenau befehligten Armeecorps in dem Gefechte bei Chemnitz am 4. October, bei Pennig den 6., bei Liebertwolkwitz am 13. und 14. und in der Schlacht bei Leipzig am 16., 17. und 18. October thätig. Die Vorrückung gegen Frankreich und den Feldzug 1814 machte Wuesthoff in der leichten Division des Feldmarschall-Lieutenants Fürsten Moriz [264] Liechtenstein mit und wurde im großen Armeebefehle ddo. Paris am 4. Mai zum Major im Regimente befördert. Im Jahre 1815 zum Reservecorps eingetheilt, kam sein Regiment nicht mehr zu kriegerischer Thätigkeit. Die folgenden Friedensjahre größtentheils in Galizien garnisonirend, rückte er 1823 zum Oberstlieutenant und im December 1824 zum Obersten und Commandanten des Regimentes vor. Während der polnischen Revolution 1831 stand er mit demselben in Kriegsbereitschaft an der galizisch-russischen Grenze, und bei Zalesie auf österreichischem Gebiete übernahm und entwaffnete eine Division seines Regimentes den polnischen General Ramorino. Oberst Baron Wuesthoff erhielt den k. russischen Annenorden zweiter Classe. Im Mai 1832 trat er mit Generalmajorscharakter in Pension, nachdem er über 40 Jahre ehrenvoll gedient und seit 1792 in zwölf Feldzügen, und zwar wiederholt in Deutschland, ferner in den Niederlanden, der Schweiz, in Russisch-Polen und Frankreich ruhmvoll gekämpft hatte. Er starb, nahezu 80 Jahre alt, ohne einen inländischen Orden erhalten zu haben.

Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, 8°.) III: „Die Uhlanen“ S. 196–199. 201, 217, 218, 219. – Derselbe. Geschichte des 8. Uhlanen-Regimentes, S. 104, 105, 120, 121, 124, 140. – (Gräffer’s) Geschichte der k. Regimenter, Bd. II, S. 70.