BLKÖ:Widmann, die Ritter und Freiherren von, und die Grafen von Widmann-Sedlnitzky, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 55 (1887), ab Seite: 246. (Quelle) | |||
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Widmann, mit welcher sie in gar keiner verwandtschaftlichen Beziehung steht, blüht zur Stunde in einem gräflichen, in zwei freiherrlichen und mehreren ritterschaftlichen Zweigen. Die gemeinschaftlichen Stammeltern aller sind Johann von Widmann und Maria Werner, welche in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in der Rheinpfalz wie in Bayern ansässig waren und von dem Pfalzgrafen Karl Philipp bei Rhein als ehrenfesten und adeligen Herkommens bestätigt wurden. Deren Sohn Georg von Widmann (geb. 1601), vermält 1638 mit Margaretha Löw, kam als Hauptmann bei Starhemberg-Infanterie 1642 nach Eger in Böhmen und machte sich dort seßhaft. Deren Sohn Johann Michael (gest. 1719), Postmeister und Fortificationszahlmeister, hatte in zwei Ehen fünf Söhne: Adam Joseph, Karl Joseph, Johann Anton, Johann Adam, Philipp und erhielt von Kaiser Joseph I. am 1. Mai 1707 den Ritterstand in Ungarn, von Karl VI. am 22. October 1712 den alten Ritterstand in Böhmen und den incorporirten Ländern und am 12. December 1712 das Incolat der böhmischen Länder. Johann Michaels Sohn aus erster Ehe mit Anna Sabina Schiller, Adam Joseph, ist der Stammvater der heutigen ritterschaftlichen und der älteren freiherrlichen Linie der Widmann. Dann Adam Josephs Enkel Bohuslaw, zur Zeit Statthalter von Tirol [247] und Vorarlberg, wurde als Commandeur des österreichischen Leopoldordens laut Diploms Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph I. ddo. Wien 27. Juni 1881 in den österreichischen Freiherrenstand erhoben. Alle übrigen Nachkommen Adam Josephs besitzen nur den erbländischen Ritterstand. Von den Söhnen aus Johann Michaels zweiter Ehe mit Maria Martini von Pogareth setzte nur der zweitgeborene, Johann Anton (geb. 1675), das Geschlecht fort. Letzterer war im Jahre 1716 kaiserlicher Rath, Taxator und Archivar und 1720 Hofrath bei der böhmischen Hofkanzlei in Wien. Bei den heftigen und fortwährenden Beschwerden der Iglauer Tuchmacher gegen die 1726 gegründete Woll- und Tuchhandlungs-Societät wurde Hofrath Widmann 1729 zur Untersuchung dieser Streitigkeiten nach Iglau mit unumschränkter Vollmacht entsendet. Zum allgemeinen Jubel erfolgte die Auflösung der Societät und die Wiederherstellung der vollen Freiheit im Handel mit Wolle und Tuch, damit auch eine bessere Einrichtung des so umfangreichen Tuchmachergewerbes. Noch heute lebt Widmann’s Andenken in Iglau fort, wo seine Gewandtheit und Umsicht nicht minder als sein Wohlwollen für Iglaus Fabrikswesen von so wohlthätigen Folgen war, und in Würdigung dessen wurde ihm mit kaiserlichem Diplom ddo. 24. Juni 1730 der erbländisch-österreichische Freiherrenstand und am 9. August 1731 die steirische Landmannschaft verliehen. Von seinen beiden in der Ehe mit Lucia Maria Gögger von Löwenegg erzeugten Söhnen Johann Wenzel und Joseph setzte nur Letzteren das Geschlecht fort. Ueber Ersteren berichteten wir Näheres in besonderer Biographie S. 248. Joseph (geb. 1724, gest. 1791) war k. k. Rath und hatte aus seiner Ehe mit Antonie Gräfin Clam nur einen Sohn Vincenz, der, erst 31 Jahre alt, am 15. December 1807 das Zeitliche segnete und aus seiner Ehe mit Ernestine geborenen Freiin Roden von Hirzenau vier Kinder, Franz, Albert, Anton und Vincenzia hinterließ. Vincenzia starb schon 1808, Franz ohne Testament 1828. Nun theilten sich die beiden Ueberlebenden in das Erbe, so daß Adalbert Platsch und Anton die Herrschaft Wiese übernahm. das in Brünn befindliche Haus aber beide Brüder in Gemeinschaft behielten. Freiherr Adalbert (geb. 14. Jänner 1804), gegenwärtig Chef der älteren freiherrlichen Linie, ist k. k. Kämmerer, wurde am 16. August 1870 zum Landeshauptmann von Mähren. später zum kaiserlichen geheimen Rathe ernannt. Er war eine der Stützen der verfassungstreuen Partei des mährischen Adels und verdient schon deshalb ein ehrenvolles Andenken. Aus zwei Ehen, von denen er die erste 1828 mit Julie Freiin von Pulthon (gest. 1852), die zweite 1856 mit Erwine Freiin von Scharpffenstein schloß, hat er sieben Kinder. Die erste Gattin gebar ihm eine Tochter, Mathilde, welche, erst mit Ottokar Freiherrn von Puteani, dann mit dessen Bruder Rudolf vermält, bereits gestorben ist; von den sechs Kindern der zweiten Gattin leben nur ein Sohn, Adalbert (geb. 1868), und zwei Töchter, Karoline und Erwine. Des obigen Grafen Adalbert jüngerer Bruder Anton hatte sich 1834 mit Leopoldine Gräfin Odrowąz-Sedlnitzky vermält, und der Sohn dieser Ehe, Freiherr Victor, nachmals Landesvertheidigungsminister, erhielt nach Aussterben der Grafen Sedlnitzky, da seine Mutter der letzte weibliche Sproß der Sedlnitzky’schen Familie war, durch kaiserliche Gnade mit Diplom vom 9. December 1870 die Gestattung, mit seinem Namen und Wappen den Namen und das Wappen der Grafen Sedlnitzky verbinden zu dürfen, Ueber die Verdienste, die Aemter und Würden, welche die einzelnen Sprossen dieser Familie bekleidet haben, wird in den einzelnen Lebensskizzen und in der genealogischen Uebersicht ausführlich Nachricht gegeben. Was nun die Ehen dieser Familie betrifft, so finden wir in derselben die Namen der edelsten Geschlechter des Kaiserstaates. wie: Clam, Roden von Hirzenau, Vetter von der Lilie, Puthon, Sedlnitzky, Buol, Dönhoff, Puteani und andere.
Zur Genealogie der Ritter, Freiherren von Widmann und der Grafen von Widmann-Sedlnitzky. Diese mährische Familie Widmann, nicht zu verwechseln mit der in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts erloschenen kärnthnerischen GrafenfamilieWappen. Ursprüngliches freiherrliches Wappen. Länglicher in der Mitte von der linken Seite schräge herab getheilter Schild, dessen oberer Theil roth und dessen unterer blau ist. Im Schilde ein geharnischter Arm, der in seiner Faust ein blankes Schwert hält, dessen Spitze bis an das obere Eck des Schildes reicht. Letzterer ist schachartig, abwechselnd golden und schwarz breit eingefaßt, und zwar durch sechs goldene und sechs schwarze Felder. Auf dem Schilde erheben sich zwei einwärts gekehrte Turnierhelme. Auf der Krone des rechten zeigt sich ein einwärts gekehrter Adlerflug, dessen untere Hälfte schwarz und dessen obere [248] golden ist; die Krone des linken Helmes trägt den geharnischten, das Schwert haltenden Arm. Die Helmdecken. Die des rechten Helmes sind roth mit Silber, jene des linken blau mit Gold unterlegt.
Wappen der neueren freiherrlichen Linie. Roth über Blau quer getheilter Schild mit einer von Schwarz und Gold zwölfmal gestickten Einfassung umgeben. In der oberen Hälfte ruht auf dem gekrümmten Elbogen ein freier goldgeränderter Harnisch, welcher mit der rechtsgekehrten gepanzerten Hand ein goldengefaßtes blankes Schwert schräglinks gezückt hält. In der unteren Hälfte schweben drei (2 über 1) goldene Lilien. Den Schild bedeckt die Freiherrenkrone, auf welcher drei Turnierhelme sich erheben. Die Krone des rechten Helmes trägt den im Felde beschriebenen geharnischten Arm; aus der Krone des mittleren wallen vier Straußfedern, eine rothe, silberne, blaue und goldene; die Krone des dritten Helmes trägt einen von Gold über schwarz quergetheilten geschlossenen Adlerflug. Die Helmdecken des rechten Helmes sind roth mit Silber, die des mittleren rechts roth mit Silber, links blau mit Gold, jene des linken blau mit Gold unterlegt. Schildhalter. Auf bronzener Arabeskenverzierung zwei gegeneinander gekehrte schnurrbärtige Männer in golden verzierten Harnischen mit offenen Visieren und vier Straußfedern auf den Helmen, auf dem zur Rechten abwechselnd rothe und silberne, auf dem zur Linken abwechselnd blaue und goldene. Der rechtsstehende Mann mit weißrother Achselschärpe hält in der gepanzerten freien Hand ein goldengefaßtes blankes Schwert pfahlweise vor sich, und der linksstehende mit blaugoldener Achselschärpe trägt am Arm einen wie der Wappenschild eingefaßten runden blauen Schild, der mit einer goldenen Lilie belegt ist.
[250a] [WS 1] | ||||||||||||||||||||||||||||||
Stammtafel der Ritter, Freiherren von Widmann und der Grafen von Widmann-Sedlnitzky. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Johann. Maria Werner. Georg geb. 1601, †. Margarethe von Löw. Johann Michael † 1719 (1707 ungar., 1712 böhm. Ritterstand). 1) Anna Sabina Schiller. 2) Maria Martini von Pogareth. Aeltere freiherrliche Linie. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Adam Joseph geb. 22. Jänner 1670, Maria Elisabeth Söldner von Söldenhofen. |
Karl Joseph, Postmeister zu Karlsbad und Eger. |
Johann Anton 1730 Freiherr geb. 1675, †. Lucia Maria Gögger von Löwenegg. |
Johann Adam, Dechant in Prag. |
Philipp, kais. Legationssecretär. | ||||||||||||||||||||||||||
Adalbert Vincenz geb. 11. October 1797, † 19. October 1866. Antonie Knirsch. |
Joseph Karl geb. 9. August 1803, † 1. Jänner 1876. Anna Gräfin Vetter von der Lilie † 18. October 1843. |
Philipp Karl geb. 1. Mai 1806. † 5. April 1861. Pauline Schröter. |
Johann Wenzel [S. 248][1] 1742–1772. |
Joseph geb. 3. Juni 1724, † 1791. Antonie Gräfin Clam geb. 8. November 1743, †. | ||||||||||||||||||||||||||
Ferdinand geb. 19. October 1836. Marie von Lemonnier |
Emma geb. 23. März 1842, vm. Peter Franz Bibus. |
Adalbert geb. 7. März 1845. |
Rosa geb. 21. August 1851. |
Emilie geb. 12. April 1869. |
Vincenz geb. 3. September 1775, † 15. December 1807. Ernestine geborene Freiin von Roden von Hirzenau geb. 15. April 1777, † 1850. |
Antonie geb., †, vm. Joseph Ignaz Freiherr von Buol zu Bärenberg |
Francisca geb., †, vm. Niclas Ludwig Graf von Dönhoff. | |||||||||||||||||||||||
Jüngere freiherrliche Linie. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Zdenko geb. 30. August 1834. Marie Antonie Bönisch [S. 257, Nr. 5] geb. 29. Juni 1842. |
Bohuslaw [S. 224] geb. 12. März 1836. Gabriele Skene geb. 14. April 1852 |
Maria Anna geb. 2. December 1867, vm. Oskar Meyß von Teuffen. |
Francisca geb. 6. April 1839, vm. Alexander Baranyay v. Nagy-Varasd. |
Philipp Jaroslaw geb. 18. Juni 1841. Marie Zucerato geb. 1. Juni 1836. |
Franz † 27. Jänner 1828. |
Adalbert geb. 14. Jänner 1804 1) Julie Freiin von Puthon geb. 20. August 1804, † 30. März 1852. 2) Erwine Freiin von Scharpffenstein geb. 5. März 1833, † 16. December 1883. |
Anton geb. 15. October 1805, † 10. September 1866. Leopoldine Gräfin Odrowąz-Sedlnitzky geb. 13. November 1812. Gräfliche Linie. |
Vincenzia † 5. September 1808. | ||||||||||||||||||||||
Marianne geb. 1869. |
Elsa geb. 1871. |
Johann geb. 1876. | ||||||||||||||||||||||||||||
Francisca geb. 9. October 1872. |
Leo geb. 30. August 1874. |
Paul geb. 27. Juni 1877. |
Victor [S. 249] geb. 8. September 1836, † 25. Jänner 1886, seit 9. December 1870 Graf Widmann- Sedlnitzky. Anna Lazar v. Lazareff geb. 26. Februar 1838. Anton geb. 1. Juni 1866. |
Anna geb. 6. September 1837, vm. Graf Marschall Burgholzhausen. | ||||||||||||||||||||||||||
Mathilde geb. 28. Juni 1829, †, vm. Ottokar Freiherr von Puteani. † 15. September 1855, wiedervm. Rudolf Freiherr von Puteani, Bruder ihres ersten Gatten. |
Hugo geb. 1857, †. |
Maria geb. 1858, †. |
Wladimir geb. 1860, †. |
Karoline geb. 26. Mai 1863. |
Adalbert geb. 29. Mai 1868. |
Erwine geb. 4. Juli 1872 |
- ↑ Die in den Klammern [] befindlichen Zahlen weisen auf die Seite, wo die ausführliche Lebensbeschreibung vorkommt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ In der Vorlage ohne Seitenzahl.