BLKÖ:Widmann-Sedlnitzky, Victor Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Widmann, Christian
Band: 55 (1887), ab Seite: 249. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Victor Widmann-Sedlnitzky in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Widmann-Sedlnitzky, Victor Graf|55|249|}}

Widmann-Sedlnitzky, Victor Graf (Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. in Mähren am 8. September 1836, gest. 25. Jänner 1886). Ein Sohn des 1866 verstorbenen Gutsbesitzers Anton Freiherrn von Widmann aus dessen Ehe mit Leopoldine Gräfin Odrowąz-Sedlnitzky. Damals noch Freiherr, trat er 1854, erst 18 Jahre alt, in die kaiserliche Armee und diente als Lieutenant, später als Oberlieutenant im 9. Uhlanen-Regimente. 1859 machte er den Feldzug in Italien mit; 1861 quittirte er mit Beibehalt des Militärcharakters und schied 1868 ganz aus der Armee. 1868 gelangte er durch den zweiten Wahlkörper des Großgrundbesitzes in den mährischen Landtag; aber dieser, der am 18. Februar seine Sitzungen begann, wurde mittels Patentes ddo. 1. März 1867 am 4. desselben Monates aufgelöst. Nun gelang es dem Baron, nicht nur seine Wahl für den zweiten, nur vom 6. bis 11. April zum Zwecke der Neuwahlen für Mähren in den Reichsrath tagenden Landtag zu behaupten, sondern von letzterem auch die Sendung als Abgeordneter in den ersteren zu erhalten. Schließlich wurde der Baron auch in die 1869er Session gewählt, wo er für den Communicationsausschuß über das Gesetz von der Ergänzung des mährischen Eisenbahnnetzes Bericht erstattete und den damaligen Handelsminister wegen Verzögerung dieses Baues interpellirte. Am 6. Mai trat der Freiherr als Landesvertheidigungsminister in das Cabinet Potocki, von welchem Posten er acht Wochen später, am 28. Juni, enthoben wurde. Eine Veröffentlichung Dr. J. B. Holzinger’s in der Gratzer „Tagespost“ war die unmittelbare Ursache seiner Enthebung. Am 9. December 1870 erhielt er, da das Grafengeschlecht Sedlnitzky im Mannesstamme erloschen, infolge seiner Abstammung mütterlicherseits von diesem Geschlechte, denn seine Mutter Leopoldine war die einzige Tochter des geheimen Rathes und Brünner Appellationsgerichts-Präsidenten Anton letzten Grafen Odrowąz-Sedlnitzky, die Gestattung, mit seinem Namen und seinem freiherrlichen Wappen Namen und Wappen der Grafen Odrowąz-Sedlnitzky zu verbinden. Am 27. September 1874 wurde er als lebenslängliches Mitglied in das Herrenhaus des österreichischen Reichsrathes berufen. [250] In dieser Eigenschaft sprach er im Mai 1879 über die damals vom Grafen Andrássy bewerkstelligte österreichisch-türkische Convention, welche die öffentliche Meinung gelinde gesagt geradezu verblüffte, der Erste im Herrenhause das Verdammungsurtheil aus. 31. August 1864 hatte sich der Graf mit Anna, Tochter des kaiserlich russischen Generalmajors Lazar von Lazareff aus deren Ehe mit Antoinette geborenen Prinzessin Biron von Kurland aus dem Hause Wartemberg, vermält, die ihm am 1. Juni 1865 einen Sohn, den Grafen Anton gebar.

Fremden-Blatt. Herausgaben von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 128; Nr. 143: „Zur Genesis der Ministerschaft eines jungen Lieutenants“; 1871, Nr. 54 in den „Tagesneuigkeiten“. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 2043: „Die neuen Minister“; Nr. 2045: „Minister Baron Widmann“; Nr. 2047: „Ministerielles“; Nr. 2048: „Zur Affaire Widmann“; Nr. 2088: „Die Demission eines Ministers“. – Neues Wiener Tagblatt, 1870, Nr. 127: „Baron Widmann in Gratz ; Nr. 128: „Widmann-Sedlnitzky“; Nr. 130 im Feuilleton: „Amtlicher Erlaß“; im politischen Theile: „Zur Affaire Widmann“; Nr. 131: „Zur Situation“; Nr. 132: „Der Gemeinderath über Minister Widmann“; Nr. 138: „Eine neue Widmanniade“; Nr. 139: „Baron Widmann als Gesetzgeber“; Nr. 169: „Der Rücktritt des Barons Widmann“. – Die Presse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 131: „Brünn, 11. Mai. Originalcorrespondenz“. – Tagespresse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 120 und 130: „Stahlfederzeichnungen“. Von J. J. K.(raßnig). – Dieselbe, 1870, Nr. 170 im Leitartikel: „Wien, 21. Juni“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 16. Mai 1870, Nr. 136, S. 1089: „Oesterreichisch-ungarische Monarchie“. – Der Floh (Wiener Witz- und Caricaturenblatt) 1870, Nr. 21, 1. Beilage: „Ein Bischen Säbelregiment“, 2. Beilage: „Baron Widmann ins Stammbuch“; Nr. 23, 1. Beilage: „Ein neues Lied von Widmann“; .Nr. 26: „Widmann der Zweite“.
Porträts und Chargen. 1) Tagebuch des „Kikeriki“, 11. Heft. 1870. Von Stur. – 2) „Figaro“. 1870, Nr. 29 und 30. – 3) „Der Floh“, 22. Mai 1870, Nr. 21. Von Klič. – 4) „Kikeriki“, 1870, Nr. 24. Von Stur.