BLKÖ:Wertheimer, Samson

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wertheimstein, Emil
Band: 55 (1887), ab Seite: 130. (Quelle)
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Samson Wertheimer – auch Wertheim – (geb. 13. Februar 1658, gest. in Wien am 15. Juli 1724). Eine der interessantesten humanitären Persönlichkeiten des österreichischen Judenthums. Ein Sohn Joseph Josele Wertheim’s aus Worms, kam er 1685, im Alter von 27 Jahren nach Wien. Er war ein Jude von seltener Gelehrsamkeit, der in hohen! Ansehen bei seinen Glaubensgenossen stand, die sich von ihm Gutachten abgeben und Streitsachen schlichten ließen. Es ist überhaupt zu verwundern, daß dieser Mann, der für seine Glaubensgenossen so viel gethan, unter denselben noch keinen Biographen fand, welcher, gestützt auf authentische Quellen, ein treues Lebensbild des ebenso merkwürdigen gelehrten als humanen Juden darböte, denn Alles, was wir von ihm wissen, beschränkt sich auf eine biographische Erläuterung seines aus dem Wiener Judenfriedhofe befindlichen Grabsteines. Auf demselben erscheint er als Rabbiner in Nikolsburg, . Wien, Eisenstadt, Worms und Landesrabbiner [131] in Ungarn, über welche Titel L. A. Frankl die Bemerkung macht, daß Wertheimer sie nur als Ehrentitel führte, wie etwa in der Gegenwart ein Mann Ehrenbürger mehrerer Städte ist. Unser Gewährsmann bemerkt ferner: „Es scheint übrigens einige Eitelkeit bei diesen Ehrendiplomen mitgewirkt zu haben, denn nach einer Mittheilung aus Frankfurt hat sich Wertheimer gegen ein Geschenk von tausend Gulden um das Rabbinerdiplom von Frankfurt beworben, welches ihm aber, als nicht käuflich, verweigert wurde.“ In Wien genoß er großes Ansehen. Daselbst verschaffte er denen, die seit 1671 aus Wien verbannt waren und zerstreut in ungarischen Dörfern lebten, die Bewilligung, sich in Gemeinden zu versammeln. Es entstanden so im Oedenburger, Szalader und Eisenburger Comitate, entlang der steirischen Grenze, an vierzig jüdische Gemeinden. Diese Begünstigung wurde ihm durch seine vertraute Beziehung zum Obersthofmeister Kaiser Leopolds I., dem Grafen Batthyány, zutheil. Die Muttergemeinde war Rechnitz, und in derselben ließ er 1718 eine Synagoge bauen, an der noch jetzt eine Denktafel besteht, welche meldet, daß der Bau ganz auf Kosten Wertheimer’s geführt wurde. Ferner unterstützte er den Synagogenbau in Eisenstadt mit einer ansehnlichen Summe, dann gründete er eine fromme Stiftung für Jerusalem, wo sein Name in der Todtengedächtnißfeier für immerwährende Zeiten genannt wird. Für seine armen Verwandten, die bis ins zehnte Glied unterstützt werden sollen, hinterließ er ein bedeutendes Vermögen. Der diesfalls mit der größten Genauigkeit und ausdauerndsten Sorgfalt von seinem Nachkommen Salomon Wertheimer angefertigte Stammbaum ist eine schätzbare genealogische Arbeit. Sie reicht jedoch nur bis zum Jahre 1817 und befand sich zuletzt in Verwahrung eines Wilhelm Wertheim in Wien, wahrscheinlich desselben, der als Großhandlungsgesellschafter der Firma David Wertheim und Comp. am 28. Jänner 1861 in Wien starb, und dessen Nekrolog Dr. M. Letteris in seinen „Wiener Mittheilungen“ 15. Februar, 1861, Nr. 4 brachte. Samson Wertheimer besaß eine Tochter Rebecca, Gattin des Bernhard Eskeles, Großvaters des in Wien (1855) lebenden Banquiers Denis Freiherrn von Eskeles [Bd. IV, S. 78]. Das Mädchen war einäugig, und der Vater gab ihr, auf den Bibelvers ‎עין תּחת עין‎ d. i. Aug’ für Aug’, anspielend. 70.000 fl. als Mitgift, weil der Buchstabe ע‎ 70 bedeutet. Ausführlich berichten über Samson Wertheimer’s Stiftungen J. Nep. v. Savageri’s „Chronologisch-geschichtliche Sammlung aller bestehenden Stiftungen, Institute u. s. w. der k. k. Monarchie mit Ausnahme von Italien“ (Brünn 1832 [Wien, Beck] gr. 8°,. 1. (und einziger) Band und Gräffer (Franz), Jüdischer Plutarch oder biograph. Lexikon der markantesten Männer und Frauen jüdischer Abkunft u. s. w. (Wien 1848, 8°.), zweites Alphabet, S. 244–256. – Gräffer (Franz). Neue Wiener Tabletten und heitere Novellchen (Wien 1848, Kuppitsch, 8°.) Seite 340.