BLKÖ:Weber, Johann Adam

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weber, Johann
Band: 53 (1886), ab Seite: 190. (Quelle)
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22. Weber, Johann Adam, ein gelehrter Priester des 17. Jahrhunderts, der zwischen 1667 und 1686 theils in Wien, theils in Salzburg lebte, über den jedoch die biographischen Nachrichten ziemlich wirr durcheinander laufen, obwohl er seiner schriftstellerischen Thätigkeit wegen es verdiente, von einem Forscher in geschichtlichen und biographischen Dingen in näheren Betracht gezogen zu werden. Nach Zedler war er „Doctor der Theologie, kayserlicher Rath und Canonicus regularis des Augustiner-Mönchsklosters Neuburg in Niederösterreich“; nach J. J. Staffler wäre er in Aschaffenhausen (?) geboren, anfangs Jesuit, dann Professor zunächst in Neustift (einem Augustiner-Chorherrenstift im tirolischen Landgerichtsbezirke Brixen), später zu Augsburg bei Heiligenkreuz, zuletzt durch Postulation Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Hegelwerth im Salzburgischen gewesen, als welcher er 1686 das Zeitliche gesegnet hätte, während er nach Jöcher noch 1691 gelebt haben soll. Sollte mit Zedler’s Augustiner-Mönchskloster Neuburg in Niederösterreich das berühmte Stift Klosterneuburg gemeint sein? Ziemlich groß ist die Zahl der von Weber veröffentlichten Schriften; es sind in chronologischer Ordnung folgende: „Adamas Austriacus, sive 12 dissertationes de indole heroica vel virtutibus Augustissimae domus Austriacae in adamante gemmarum principe adumbrata“ (Frankfurt 1668, 8°., 451 S.); – „Historiae selectae et memorabiles“ (Augsburg 1669, 12°.); – „Ars discurrendi de qualibet materia“ (Nürnberg 1673, 8°.), von D. C. B. ins Deutsche übersetzt und 1676 vermehrt in Nürnberg herausgegeben; – „Dotes boni principis“ (Salzburg 1674, 12°.); – „Annulus memoriae“ (ebd. 1679, 4°.); – „Nucleus Juris episcopalis“ (ebd. 1681, 8°.); – „Ars conversandi“ (ebd. 1682), daselbst befindet sich die „Centuria considerationum immaculatae virginis conceptioni faventium“; – „Interesse Caesarum“ (ebd. 1685 und wieder 1695); – „Ars regia, sive ars regendi se et alios: ex regulis archonticis, hoc est ex selectis et illustribus sapientiae regnatricis dictaminis tum ethicis tum politicis ad usum regentium, ad usum subditorum ad incrementum boni publici et privati concinnata“ (Salzburg 1686, J. B. Mayr, 8°.); – „Discursus curiosi et fructuosi de macrocosmo et microcosmo“ (ebd. 1690). Dem Historiker G. A. Pichler [Bd. XXII, S. 332], welcher im 13. Hefte seiner „Landesgeschichte von Salzburg“ auch der Auflösung der Chorherrenpropstei Högelwerd (Hegelwerth) gedenkt, deren Propst Johann Adam Weber gewesen, und dabei bemerkt, „daß daselbst niemals ein Propst oder ein Conventual auf irgend eine Art hervorgeragt habe“, hält Ritter von Koch-Sternfeld [Bd. XII, S. 195] unseren Propst Johann Adam Weber und dessen oberwähntes Werk „Ars regia“ entgegen, von dem er schreibt: „Diese „Ars regia“ ist doch unstreitig der Kern der Wissenschaft, und zwar in der heutigen Ausdrucksweise der Gelehrten, der Staatswissenschaft, welche die Verfassung und Verwaltung zugleich in sich begreift Und wäre die heutige Phrase vom „Fortschritt“ nicht zu oft eine hohle Phrase, so könnte man sagen, daß auch der Propst Weber seiner Zeit vorausgeschritten sei. Man [191] vergleiche manche seiner Principien mit den heutigen einer nachhaltigen Constitution. Jedenfalls wird man einerseits von der Freimüthigkeit des Autors, sich so zu geben, und anderseits von der Liberalität des kaiserlichen Hofes. ihn so zu empfangen, überrascht“. Das Werk ist dem Erzherzog Joseph Jacob, als damaligem kaiserlichen Kronprinzen gewidmet.

Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Johann H. Zedler) Bd. LIII, Sp. 905. – Jöcher’s Gelehrten-Lexikon Bd. IV, Sp. 1838. – Staffler (Johann Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch u. s. w. (Innsbruck 1847, Rauch, 8°.) Bd. II, S. 119. – Salzburger Zeitung, 1864, Nr. 199 im Feuilleton: „Ein ehrenvolles wissenschaftliches Denkmal des XVII. Jahrhunderts“. Von R. von Koch-Sternfeld.