BLKÖ:Troyer, Franz Anton Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Troyer, Fortunat
Band: 47 (1883), ab Seite: 251. (Quelle)
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8. Franz Anton Graf (geb. 16. März 1652, gest. zu St. Lorenzen bei Bruneck 1. October 1712). Ein Sohn des Freiherrn Cyriak aus dessen erster Ehe mit Anna von Wolfsthurm. Der Name des Grafen trat zur Zeit des Einfalls der Bayern in Tirol unter dem Kurfürsten Max Emanuel im Jahre 1703 in den Vordergrund. Der Graf war k. k. Kämmerer, oberösterreichischer geheimer Rath, tirolischer Regimentskanzler und niederösterreichischer Regierungspräsident. Kurfürst Max Emanuel rückte unaufhaltsam vor. Der versammelte Tiroler Landtag setzte sich nun mit der Tiroler Regierung in persönliches Einvernehmen (Mai 1703) durch Entsendung einer Deputation, an der von Seite des geheimen Rathes vier oberösterreichische geheime Räthe, darunter Franz Anton Troyer und General Baron Gschwind theilnahmen. Graf Troyer hielt den Vortrag über die Lage des Landes und die Bedingungen zu dessen wirksamer Vertheidigung; auch kündigte er die Besetzung der Stadt Kempten durch .die Bayern an, gegen deren Einmarsch es rasche Vorkehrungen erheische. Als der Feind bereits bis Hall vorgedrungen war, wurde beschlossen, eine Gesandtschaft der Regierung an den Kurfürsten abzuordnen, um für Innsbruck günstige Unterwerfungsbedingungen, für Tirol Schonung zu erlangen Diese Gesandtschaft bestand aus dem Präsidenten Grafen Vinciguerra von Arco, dem Regimentskanzler Franz Anton Grafen Troyer und dem Regierungs-Vicepräsidenten Guido Grafen Spaur, mit denen sich noch andere hervorragende Männer, darunter der Universitätsrector vereinigten. Der Kurfürst empfing sehr freundlich, wies sie aber wegen endgiltiger Unterhandlung an den Feldkriegskanzlei-Director von Prielmayer, bei dem [252] sie schon weniger erreichten. Nach der Rückkehr der Gesandtschaft nach Innsbruck versammelten sich daselbst am 26. Juni 1703 alle drei Collegien: der geheime Rath, die Regierung und die Kammer, zur Berathung ihres Verhaltens gegenüber den Forderungen des Kurfürsten. Graf Troyer, als Regimentskanzler, eröffnete die Sitzung, theilte die Forderungen mit und sprach zugleich seine eigene Meinung aus, welche auf die möglichste Schonung des Landes und dessen Bewohner abzielte, die geforderte Leistung des Handgelübdes an den Kurfürsten von der Einwilligung der Wiener Regierung, an welche deshalb eine Botschaft zu entsenden sei, abhängig machen wollte. Die Anträge Troyer’s führten zu langen gründlichen Auseinandersetzungen und endlich zu ihrer fast unveränderten Annahme als Beschluß, der dem Herrn von Prielmayer durch eine Deputation bekannt gegeben wurde. Der Kurfürst bestand insbesondere auf dem Handgelübde. Die geheimen Räthe aber erklärten: sie wüßten nicht, wie sich dasselbe mit ihrer Pflicht gegen den Kaiser, der sie nicht entbunden wären, vereinbaren lasse; sie bedachten ferner, daß ihre Verdienste sich größtentheils aus der vieljährigen Verwendung ihrer Ahnen in kaiserlichen Aemtern herschrieben und sie eben deshalb unter der bayrischen Regierung weder auf Beförderung noch bessere Behandlung Anspruch machen dürften; und endlich seien die Wechselfälle des Krieges gar veränderlich und die Bedingungen des Friedensschlusses selten in der Gewalt der unterliegenden Partei, daher man sich auf die zugesicherte Amnestie keineswegs verlassen könne, weil möglicherweise Bayern in diesen Fall kommen dürfte, von Seite Oesterreichs aber würde nur Ungnade ihr Antheil sein. Daher scheinen sie nicht lange unschlüssig gezögert, sondern beinahe sämmtlich den Entschluß gefaßt zu haben, ihre Aemter niederzulegen. Als dann der Kurfürst in Innsbruck einrückte, begann er (4. Juli 1703) sofort mit der Aufhebung der alten Regierung und der Einsetzung einer neuen Oberbehörde. Er entließ den geheimen Rath, dessen Mitglieder in seine Dienste zu treten sich weigerten, darunter auch den Grafen Franz Anton Troyer, ließ hingegen die Beamten der Regierung und Kammer, die sich fast sämmtlich unterwarfen, in Eid und Pflicht nehmen. Graf Franz Anton wurde im Jahre 1696 in den Reichsgrafenstand erhoben. Er war zweimal vermält: in erster Ehe seit 10. September 1674 mit Maria Elisabeth von Fürtenbach in Sulz und Amberg, welche am 21. October 1694, nachdem sie ihrem Gatten einen Sohn Cyriak geboren hatte, das Zeitliche segnete; in zweiter Ehe seit 15. April 1697 mit Maria Maximiliana Freiin von Teuffenbach, welche ihm drei Söhne Christoph Evarist, Ferdinand Julius und Joseph Cyriak gebar und die eigentliche Stammmutter aller späteren Troyer wurde. [Jäger (Albert). Tyrol und der bayrisch-französische Einfall im Jahre 1703 (Innsbruck 1844, Wagner.] –