BLKÖ:Troyer, Ferdinand Julius Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trousil, Maria
Band: 47 (1883), ab Seite: 246. (Quelle)
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Troyer, Ferdinand Julius Graf (Cardinal und Fürstbischof von Olmütz, geb. zu Brixen in Tirol am 20. Jänner 1698, gest. zu Olmütz am [247] 5. Februar 1758). Ein Sohn des Grafen Franz Anton [S. 251, Nr. 8] aus dessen zweiter Ehe mit Maria Maximiliana geborenen Freiin v. Teuffenbach, erhielt er am 11. November 1711 im Alter von 12 Jahren ein Canonicat zu Olmütz. Dem theologischen Studium sich widmend, empfing er am 25. December 1720 die Priesterweihe, 1731 wurde er Diakon zu Troppau, 1741 Domscholasticus zu Olmütz. Am 9. December 1745 einstimmig zum Fürstbischof gewählt, ward er als solcher von Papst Benedict XIV. am 28. März 1746 bestätigt. Die Consecration fand am 22. Mai d. J statt. Von Kaiser Franz I. Stephan 1746 zum geheimen Rathe ernannt, erhielt er auf dessen Verwendung von Papst Benedict XIV. am 10. April 1747 die Cardinalswürde, worauf ihm der Kaiser am 11. Juni d. J feierlich das Barett aufsetzte. Am 2. August 1747 erfloß ein ah. k. k. Rescript in Betreff des bischöflichen Münzrechtes, worin die Kaiserin Maria Theresia in Erledigung der schon von dem Fürstbischofe Jacob Ernst Grafen von Liechtenstein und dem Cardinal und Fürstbischof Ferdinand Julius eingebrachten Gesuche dem Letzteren unter bestimmten Bedingungen das Münzrecht wieder einräumte und gestattete: daß noch fernerhin Ducaten, Thaler, Gulden und deren gewöhnliche Theile bis einschließlich der Zehnkreuzerstücke, jedoch mit Ausnahme der Vicrtelgulden oder Fünfzehnkreuzerstücke geprägt werden dürfen, dagegen aber die Prägung der Scheidemünze gänzlich verboten und den Olmützer Bischöfen verordnet wird, ihre Münzen nach dem Reichskorn und Schrot zu schlagen, zu welchem Behufe der Brünner Land-Münz-Probirer als kaiserlicher Münzwardein und Controlor in Kremser bestellt wird. Als im Jahre 1748 die Kaiserin Maria Theresia mit Ihrem Gemahl dem Kaiser Franz I., dem Herzoge Karl von Lothringen und einem zahlreichen Hofstaate nach Mähren kam, um die kaiserlich russischen Hilfstruppen zu besichtigen, war es der Cardinal, der die hohen Gäste mehrere Tage sowohl in Olmütz wie in Kremsier auf das glänzendste aufnahm und bewirthete. Am 16. März 1752 brach in letztgenannter Stadt eine Feuersbrunst aus, in welcher das bischöfliche Schloß zum größeren Theile ein Raub der Flammen wurde. Cardinal Troyer ließ dasselbe neu wieder herstellen und steuerte auch zum Baue der schonen Piaristenkirche bedeutende Summen bei. Er war es auch, der mit besonderem Eifer in Rom den Beatificationsproceß des Johann Sarkander einleitete. Aber der Mangel an lebenden Zeugen, sowie der Umstand, daß Sarkander mehr aus politischen Gründen, nämlich wegen angeblicher Herbeirufung der polnischen Hilfsvölker nach Mähren, als aus religiösen Motiven von den Altkatholiken gemartert worden, machte den Erfolg scheitern. Der Kaiser ernannte den Fürstbischof an Stelle des verstorbenen Cardinals Kollonitsch zum Protector von Deutschland. Seit dem Jahre 1754 hatte der Cardinal Troyer beinahe die ganze Diöcese visitirt, mehrere neue Decanate und Pfarreien und Localien errichtet; der seit 1665 ungeachtet der Uebereinkunft vom Jahre 1697 immer noch fortdauernde Streit mit den Prämonstratenser-, Cistercienser- und Benedictinerstiftern in Mähren, welche auf ihre Privilegien gestützt, ihre Stiftspfarren mit eigenen Ordensmännern besetzten, wurde durch Cardinal Troyer und zu Gunsten der bischöflichen Gewalt mittels päpstlicher Entscheidung [248] vom 18. September 1755 endgiltig erledigt. Unser Kirchenfürst starb 60 Jahre alt und ward zu Olmütz in seiner Kathedrale bestattet.

Richter (Franciscus Xav.). Augustini Olomucensis Episcoporum Olomucensium Series, quam recensuit, continuavit, notisque historico chronologicis illustravit – – ( Olomucii 1831, Skarnitzl, gr. 8°.) p. 260 bis 263. – Lichnowsky (Robert Graf). Des fürstlichen Hochstiftes Olmütz Münzen und Medaillen... verzeichnet und beschrieben (Kremsier 1865. Heinrich Gusek, gr. 8°.) S. 73 bis 76. – Meyer (Eduard Edl. v.). Des fürstlichen Hochstiftes Olmütz Münzen und Medaillen nach der zu Kremsier befindlichen Sammlung verzeichnet und beschrieben. Angefangen vom Grafen Robert von Lichnowsky..., fortgesetzt von – (Wien 1873, W. Braumüller, 8°.) S. 127–130. – Neueröffneter historischer Bildersaal (Nürnberg 1752, Jos. Leonh. Buggel und Jos. And Seitz) S. 1752, XI. Theil, S. 558 und 644.
Medaillen und Münzen des Cardinal-Fürstbischofs von Olmütz Ferdinand Julius Troyer. In der Medaillen- und Münzensammlung im fürstbischöflichen Schlosse zu Kremsier befinden sich drei Medaillen, ein Ducatenstempel, zwei Thaler, ein halber Thaler und eine Silbermünze des Cardinal-Fürstbischofs Grafen von Troyer. Die Medaillen wurden anläßlich der Inthronisirung des Cardinals auf den Bischofsitz am 27. August 1747 geprägt. Eine genaue Beschreibung der Medaillen und Münzen, von denen erstere in ihrer Ausführung und ihrer Darstellung nichts Ungewöhnliches darbieten und deren Graveur nicht genannt und bekannt ist, enthalten die beiden oben angegebenen Schriften von Robert Grafen Lichnowsky und Eduard Edlen von Meyer, daher auf sie verwiesen wird.