BLKÖ:Timoni, Franz von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 45 (1882), ab Seite: 165. (Quelle) | |||
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[166] um das Jahr 1785, gest. zu Hietzing nächst Wien am 13. November 1865). Der Sproß eines alten toscanischen Adelsgeschlechtes. Nach der amtlichen „Wiener Zeitung“ hatte Timoni, dessen Vater die Stelle eines Agenten in Jassy bekleidete, die diplomatische Laufbahn bei der k. k. Internuntiatur in Constantinopel betreten und, als diese wegen des Krieges der Türken mit Rußland und Oesterreich aufgelöst wurde, zunächst in Pisa, später in Jassy Verwendung gefunden; 1864 aber als Geschäftsträger in Ragusa fungirt und nach dem Falle dieser Republik seinen bleibenden Wohnsitz in Wien genommen. Wir sprechen die Vermuthung aus, daß diese Angaben auf Irrthum beruhen. Der um 1785 geborene Timoni wäre 1804 bereits Geschäftsträger in Ragusa gewesen, also im Alter von etwa neunzehn Jahren; ein neunzehnjähriger Geschäftsträger!!! Nach dem Falle dieser alten Republik, heißt es weiter, habe er seinen bleibenden Wohnsitz in Wien genommen. Dies gestattet wohl den Schluß, daß er dann nicht mehr in dienstlicher Verwendung gestanden. Nun aber ist es erwiesene Thatsache, daß ein Timoni noch 1848 k. k. Consul in Bukarest gewesen und erst später in den Ruhestand übergetreten. Ein Mann wie Timoni, der, wie wir im Folgenden sehen werden, einer k. k. Kunstsammlung und einem um die Wissenschaft und Cultur Oesterreichs hochverdienten Stifte die ansehnlichsten Schenkungen gemacht hat, verdient doch wahrhaftig mindestens eine richtigere Darstellung seiner Lebensverhältnisse, und namentlich in einem Blatte, wie das genannte, das so zu sagen als officielle Quelle erscheint. Aus dem Staatsdienste geschieden, lebte er seiner Liebe zur Kunst, machte Reisen, besonders in Italien, und durch steten Verkehr mit kunstsinnigen und kunstliebenden Menschen, wir nennen J. D. Böhm, Luigi Pichler, Neumann, Sestini, Visconti, bildete er seinen eigenen feinen Kunstsinn, seinen Geschmack aus und erweiterte seine Kenntnisse in dieser Richtung. Mit besonderer Vorliebe sammelte er Münzen und geschnittene Steine. In Folge seiner letztwilligen Anordnung ging seine reiche Münzensammlung, welche mehrere Unica enthielt, nebst seiner werthvollen Bibliothek in den Besitz des Schottenstiftes über. Seine Cameen- und Gemmensammlung, welche an antiken Steinen 136 und an modernen etwas über 180 Stücke zählte, schenkte er dem k. k. Münz- und Antikencabinet, in welchem sie, als Franz von Timoni’sche Stiftung besonders aufgestellt, in einem schönen chinesischen Vieux-laque-Kasten untergebracht sich befindet. Unter den antiken Steinen nennt man als besonders werthvolle Stücke eine Chalcedon-Camee: Victoria im Zweigespan, einen Amor mit Löwenhaut und Bogen des Herkules, eine Bacchantin mit dem Weinschlauch; unter den Intaglias einen bärtigen Bacchus, eine hockende Venus, die das Gewand über sich zieht, eine sitzende Thalia mit der komischen Maske, einen Kopf des Jupiter Serapis und einen Herkules mit der Omphale. Unter den modernen geschnittenen Steinen befinden sich Arbeiten der berühmtesten Gemmenschneider unserer Zeit, darunter eine Camee von Girometti, die Büste des Antinous, eine von der Schlange gebissene Eurydice von Santarelli, ein Kopf der Psyche von Amastini, eine Meduse von Morelli, eine Parisbüste von Sestini (Gemme), die Büste einer Bacchantin von Sirleti, eine andere [167] von Berini, ein weiblicher Kopf von Cerbara, das Porträt des Friedensfürsten von Godoy und die Porträte von Eckhel, Pellerin, Schiller, Sestini, Winkelmann, sämmtlich von dem berühmten Luigi Pichler im Auftrage Timoni’s geschnitten, eine Psyche, eine Venus Anadyomene, die drei Grazien, ebenfalls von demselben Künstler. Den Werth der Gemmen und Cameen schätzte man auf etwa 40.000 fl. Im Jahre 1812 hatte sich Timoni mit Josephine von Janits vermält. Aus dieser Ehe stammt eine Tochter, welche in seiner Sammlung durch eine von Luigi Pichler gestochene „Camee Innocenza“ verewigt ist.
Timoni, Franz von (Münzen- und Gemmensammler, geb. zu Constantinopel- Hoffinger (Joh. Ritter von). Oesterreichische Ehrenhalle. Separatabdruck aus dem Volks- und Wirthschafts-Kalender für 1867 (Wien 1866, Schweiger und Campe, gr. 8°.) Bd. III, 1865, S. 68. – Wiener Zeitung, 1865, Nr. 294, im Feuilleton: „Die Sammlung geschnittener Steine des Herrn Franz von Timoni“. – Friedenfels (Eugen von). Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im neunzehnten Jahrhundert (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) Bd. II, S. 62 und 114. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 27. November 1862 [nach dieser gestorben am 16. November].