BLKÖ:Thürheim, Franz Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 44 (1882), ab Seite: 286. (Quelle)
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Thürheim, Franz Joseph (k. k. Generalmajor, geb. zu Linz 18. August 1740, gest. zu Wien 3. Mai 1824), Sohn Johann Wilhelms Grafen Thürheim aus dessen Ehe mit Albertine Gräfin Sprinzenstein, trat 1757 als Fähnrich in das Infanterie-Regiment Franz Wenzel Wallis Nr. 11, machte zunächst als Subalternofficier, dann als Hauptmann mit Auszeichnung [287] den siebenjährigen Krieg mit, wurde 1768 Major bei Darmstadt-Infanterie Nr. 35 und 1773 Oberstlieutenant und Grenadierbataillons-Commandant. Bei Einführung eines neuen Systems der Waffenübung bewies er in letzterer Stellung so große Geschicklichkeit und eifrige Thätigkeit, daß er, als sich im Lager bei Prag im September 1776 jedes Bataillon einzeln vor Kaiser Joseph II. produciren mußte, das besondere Lob und die Gunst dieses Monarchen erwarb, der ihm laut zurief: „Bravo, Thürheim, Bravissimo! Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen! Fahren Sie so fort! Ich habe noch selten solche Verbesserungen, wie in Ihrem Bataillon gesehen!“ Der Kaiser reichte ihm hierauf die Hand, alle Generäle beglückwünschten ihn, Fürst Karl Liechtenstein umarmte ihn vor dem Kaiser, und Marschall Lacy sandte ihm am nächsten Morgen seine Glückwünsche mit dem Bemerken: „daß das Bataillon in der wahren Ordnung sei“. Der Regimentsinhaber Theresien-Ritter Feldmarschall-Lieutenant Graf Patrik Wallis, Generalinspector der Infanterie in Böhmen, sagte bei dem großen Rapport öffentlich: „Ich will den Armen hundert Ducaten schenken, wenn ich Thürheim als Oberst in meinem Regimente behalten könnte, aber wie die Dinge jetzt stehen, wird man mir ihn bei nächster Gelegenheit wegnehmen“. Im nächsten Carneval, 1777, begab sich Oberstlieutenant Graf Thürheim auf Urlaub nach Wien und besuchte noch am Tage seiner Ankunft die Redoute. Kaum in den Saal eingetreten, sah er einen schwarzen Domino auf sich zukommen, von welchem er bei seinem Namen genannt und begrüßt, bedeutet wurde, ihm zu folgen; da erkannte Thürheim trotz der Maske den Kaiser Joseph und entschuldigte sich, Seine Majestät nicht sogleich erkannt zu haben. Der Monarch aber nahm ihn bei der Hand und sagte: „Bleiben wir beisammen“, und eine Stunde auf- und abgehend, unterhielt er sich mit dem Grafen, an den er Fragen stellte, und dessen nicht zu vergessen, er schließlich versprach. Und so geschah es auch, denn bald darauf wurde Thürheim Oberst und Commandant des Regiments Karl Lothringen Nr. 3, welches damals in Korneuburg sein Standquartier hatte. Als er sich bei dem Kaiser für sein Avancement bedankte, führte ihn dieser zu Maria Theresia und stellte ihn derselben als den neuen Obersten des Regiments Charles de Lorraine (ihres Schwagers) vor mit der Bemerkung: „Thürheim ist ein Ehrenmann und sehr guter Officier“. Mit dem neuen Regimente marschirte Oberst Thürheim im bayrischen Erbfolgekriege zu der in Mähren aufgestellten Armee und bezog an der schlesischen Grenze bei Troppau die vom General Barco befehligten Vorposten. Wie er schreibt, ritt er die preußischen Huszaren keck an und tiraillirte mit der Infanterie, auch machte er mehrere Gefangene. Den ganzen Winter 1778/79 dauerte der Vorpostendienst in strengster Weise bei großer Kälte, Krankheiten brachen aus, und das Regiment Karl Lothringen verlor auf diese Art viele Leute, überdies erhielt es eine Ergänzung von 1600 Rekruten, die im Angesicht des Feindes abzurichten waren. Nach dem Teschener Frieden kam Thürheim mit seinem Regimente zur Aufwartung nach Wien. Im nächsten Jahre verlor es seinen Inhaber, den Herzog Karl und wurde dem drittgeborenen Sohne des Großherzogs von Toscana, dem neunjährigen Prinzen Karl (dem späteren Sieger von Würzburg, Caldiero und Aspern) verliehen. [288] Mitte November 1780 hatte Thürheim in Angelegenheiten seines Regiments eine Audienz bei der Kaiserin, die ihn, wie er seinem Bruder mittheilt, voll Gnade und unendlicher Güte empfing. Beim Abschiede sagte Maria Theresia im Vorgefühle ihres nahen Endes – sie starb zwei Wochen danach (29. November 1780) – „Behüte Ihn Gott! Ich werde es nicht mehr hier lange machen, mir ist auf der Welt Alles zu enge“. Anläßlich ihres Todes schrieb Thürheim an seinen Bruder: „Enfin Elle n’est plus, cette bonne mère, et je vous assure, que j’ai fait une perte très considérable, encore je suis glorieux de lui avoir rendu les dernières honneurs, car j’étois, comme le plus ancien colonel, nommé pour commander la garnison, qui paradoit à cette triste fonction de l’enterrement, aussi j’étois ce jour-là à cheval depuis deux heures après dîner jusqu’à neuf et demie le soir, de façon que j’étois comme un Eisschrollen tout à fait gelé“. Im Juli 1784 wurde Thürheim Generalmajor und erhielt eine Infanteriebrigade mit sechs Bataillons in Olmütz. Im Feldzuge 1788 gegen die Türken stand er als Generalquartiermeister beim Corps des Prinzen Coburg in der Bukowina und in der Moldau. Da seine Gesundheit während dieses Krieges sehr gelitten, trat er nach Schluß desselben aus der Activität. Im Jahre 1769 zu Mergentheim mit Ritterschlag in den hohen deutschen Ritterorden aufgenommen, wurde er 1784 Comthur zu Oettingen Ballei Franken. Kaiser Joseph hatte eigens den Reichskanzler Fürsten Colloredo beauftragt, den Grafen, dessen Verdienste er kenne, dem Groß-Comthur jener Ballei einer besonderen Berücksichtigung bei Verleihung der Commanderie zu empfehlen. Später fungirte Thürheim in Freudenthal als Vicestatthalter der Hoch- und Deutschmeisterischen Herrschaften in Mähren und Schlesien. Auch versah er durch längere Zeit Obersthofmeisterdienste bei dem Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Anton. Er starb im hohen Alter von 84 Jahren. Die interessanten Einzelheiten in vorstehender Lebensskizze sind den eigenhändigen, in französischer Sprache geschriebenen[WS 1] Briefen des Grafen an seinen älteren Bruder Christoph Wilhelm entnommen.

Gräffer (Rud.). Geschichte der kaiserlichen Regimenter (Wien, 8°.) Bd. I, S. 22 u. 406.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: geschriegenen.