BLKÖ:Telegdi, Nicolaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Telegdi, Paul von
Band: 43 (1881), ab Seite: 226. (Quelle)
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5. Nicolaus Telegdi (geb. zu Telegd im Biharer Comitate im Jahre 1535, gest. am 22. April 1586). Aus derselben Familie, aus welcher der berühmte Graner Erzbischof Csanád von Telegdi abstammt. In jungen Jahren kam er nach Krakau, wo er an der Hochschule auch die Studien beendete. 1558 in sein Vaterland zurückgekehrt, empfing er von dem Graner Erzbischof Nicolaus Oláh die Priesterweihe. Schon 1561, also im Alter von erst 27 Jahren, Graner Domherr, wurde er 1573 von Oláh’s Nachfolger Anton Verancz in dessen letztem Willen zum Erzpropste vorgeschlagen und später von Rudolph II. zum Bischof von Fünfkirchen ernannt. In dieser Stellung ging zunächst sein Augenmerk dahin, die von Draskovich in Preßburg niedergelegten und von Andreas Dudics widerrechtlich angeeigneten Kirchenschätze der Fünfkirchener Kathedrale für dieselbe zurückzuerhalten, was ihm schließlich auch gelang. Da sich Gran in den Händen der Türken befand, so blieb das Erzbisthum, als Verancz 1573 zu Eperies starb, lange Zeit unbesetzt und erst 1582 bestellte der päpstliche Legat Bonomo unseren Bischof Telegdi zum Administrator des Erzbisthums,. in welcher Eigenschaft dieser bis zu seinem 1586 erfolgten Tode verblieb. Telegdi zählt zu Ungarns hervorragendsten Kirchenfürsten. Als er noch Pfarrer zu Tyrnau war, glänzte er durch seine kirchliche Beredtsamkeit. Es war dies in einer für den Katholicismus in Ungarn verhängnißvollen Zeit. Obwohl im Gebiete der ungarischen Krone im sechzehnten Jahrhunderte im Ganzen 28 Buchdruckereien sich befanden, so sahen sich doch die katholischen Schriftsteller, die übrigens in der Minderzahl sich befanden, genöthigt, ihre Schriften in Wien drucken zu lassen. Nun aber begann der schon schwer bedrängte Katholicismus in Ungarn sich aufzuraffen. Cardinal Franz Forgách [Bd. IV, S. 290] leitete die katholische Bewegung, deren Erfolg er eben durch seinen unversöhnlichen Haß gegen die Widersacher in nicht geringem Maße gefährdete. Damals war der erzbischöfliche Vicar Nicolaus Telegdi an der Spitze der Partei, welche dem Erzbischof zur Seite stand und die Verfügungen des übertrieben schroffen Standpunktes und der rohen Gewalt wesentlich milderte. Telegdi, den Einige den ersten ausgezeichneten ungarischen Schriftsteller der Katholiken nennen, kaufte 1577 die seit vierzehn Jahren unbenutzt gebliebene Buchdruckerei der Wiener Jesuiten um tausend Gulden an und stellte sie nun in Tyrnau auf. Schon im folgenden Jahre gingen aus [227] dieser Druckerei seine Evangelien mit dem Titel hervor: „Az Evangeliumoknac mellyeket vasárnapokon és egyéb Innepeken esztendœ által az Anyaszentegyházba oluasni és predicálni szoktanac....“, d. i. Erklärung der Evangelien, die man das Jahr hindurch an Sonn- und Feiertagen in der Kirche zu lesen und zu predigen pflegt. Die literarhistorisch wichtigen Schlußzeilen des Titels lauten wörtlich: „Nyomtattatok Nagy Szombatban, az felséges Romai Chászárnac kegyelmes engedelméből vgyan azon Telegdi Miklós házánál MDLXXVIII Estendœben“, d. i. Gedruckt zu Tyrnau mit allergnädigster Bewilligung Sr. Maj. des römischen Kaisers, im Hause eben desselben Nicolaus Telegdi 1578. Mit dieser „allergnädigsten Bewilligung“ war die Präventivcensur eingeführt und diese wurde dann in Ungarn thatsächlich ausgeübt, soweit eben der Arm der Gewalt hinreichte. Mit Hilfe dieser und anderer ähnlicher Maßregeln wollte man die protestantischen Buchdruckereien unmöglich machen; es wurde aber damit nichts weiter erreicht, als daß diese eine katholische Druckerei in Blüthe kam. In derselben erschienen außer einigen größeren werthvolleren Werken von Telegdi u. A, die ersten ungarischen Kalender und die von Zacharias Mossóczy redigirte erste ungarische Gesetzsammlung. Das vorerwähnte Werk Telegdi’s über die Evangelien fand unter den Katholiken Ungarns so beifällige Aufnahme, daß es zur Zeit des Jesuiten Georg Káldy (1572–1634) [Bd. X, S. 388, Nr. 1] nicht um hohe Summen aufzutreiben war, so daß der Kalocsaer Erzbischof Johann Telegdi [S. 226, Nr. 3] auf seine Kosten eine neue Ausgabe in Wien bei Matthias Formika im Jahre 1638 drucken ließ. Unser Bischof, obwohl seinem ganzen Wesen nach ein milder Priester, war doch ein rastloser Streiter seiner Kirche und trat namentlich gegen Petrus Bornemisza, einen Prediger der helvetischen Confession auf, dessen Schriften unter den Protestanten Ungarns große Verbreitung fanden. Gegen Bornemisza ist Telegdi’s Schrift: Telegdi Miklósnak pécsi püspöknek felelete Bornemisza Péternek fejtegetés nevü könyvére melybe főképen...“, d. i. Antwort Nicolaus Telegdi’s auf des Peter Bornemisza Erklärung u. s. w. (Tyrnau 1580) gerichtet, und insbesondere widerlegt der Autor Bornemisza’s verwegenen Ausspruch: daß die Katholiken Glieder des Antichrists seien. Von anderen Arbeiten Telegdi’s sind noch zu nennen: eine von ihm in jungen Jahren ausgeführte ungarische Uebersetzung des Katechismus von Peter Canisius und ein in lateinischer Sprache verfaßter „Agendarius“, der mit Beigabe von Gebeten und frommen Betrachtungen im Jahre 1583 zu Tyrnau erschien. [Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) Bd. I, S. 576. – [[BLKÖ:Toldy, Franz|Toldy (Ferencz)], A magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Im gedrängten Umriß (Pesth 1864–1865. Gust. Emich, gr. 8°.) S. 36. – Magyar Sajtó, d. i. Die ungarische Presse (Pesther polit. Blatt) 1856, Nr. 1, im Feuilleton: „Telegdi Miklós“. Von Franz Toldy. – Tudományos gyüjtemény, d. i. Wissenschaftliche Sammlung, 1817, Bd. X, S. 71. – Magyar Sion, Bd. 1, 1863, S. 313. – Szinnyei (József), Hazai és külföldi folyóiratok magyar tudományos Repertóriuma Első osztály (Budapest 1874, 8°.) p. 1130.] –