Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 164. (Quelle)
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Taux, Alois (Domcapellmeister in Salzburg, geb. zu Baumgarten bei Frankenstein in Preußisch-Schlesien am 5. October 1817, gest. zu Salzburg 17. April 1861). Der begabte Sohn armer Landleute, die, was nur in ihren Kräften lag, für seine Erziehung thaten, besuchte er die Ortsschule, in [165] welcher er namentlich durch sein Talent und seine Liebe für die Musik die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich zog. Er erhielt nun von demselben auch Unterricht im Violin- und Orgelspiel und lernte nebenbei noch die Blasinstrumente behandeln. Im Alter von zwölf Jahren stand er seinem Wohlthäter schon in der Schule und auf dem Musikchor der Kirche hilfreich zur Seite. Durch das Orgelspiel zunächst auf die Grundlagen des Generalbasses und der Harmonielehre geführt, versuchte er, so gut es ging, Lieder in Musik zu setzen und machte sich endlich gar an die Composition kleiner Kirchenstücke. Nun kam er nach Camenz, wo ihm der Stiftsorganist Möcke sowohl im Clavierspiel als im Generalbasse Unterricht ertheilte. Nach einem halben Jahre kehrte er aber heim, gab Unterricht auf verschiedenen Instrumenten und bildete nebenbei eine kleine Musikgesellschaft, die sich bald großer Beliebtheit erfreute und nun auch die Compositionen ihres Stifters, meistens Harmoniestücke, vortrug. Eine Messe, an welcher er bald darauf schrieb, gelang ihm so gut, daß er sich an die Composition einer zweiten wagte, welche in der Pfarrkirche bei Gelegenheit eines Kirchenfestes aufgeführt wurde. Dort erregte sie die Aufmerksamkeit des Landessyndicus Fritsch, welcher von der richtigen Ansicht geleitet, daß ein so ausgesprochenes Musiktalent auf einen geeigneteren Boden verpflanzt werden müsse, den jungen Musicus bald zu einer Reise nach Prag überredete, wohin er ihm auch Empfehlungsbriefe mitgab, durch die es Taux in der That gelang, im Jahre 1834 Aufnahme im Conservatorium zu finden. Obgleich der angehende Künstler keinen geregelten und systematischen Unterricht durchgemacht hatte, so war doch seine durch praktische Uebungen vielseitig erworbene Vorbildung eine solche, daß man ihm in dem berühmten Musikinstitute den Elementarcurs nachsah und ihm sofort den Eintritt in den höheren Lehrcurs gestattete. Als Soloinstrument erwählte er sich das Waldhorn, auf dem er unter Professor Janatka [Bd. X, S. 63] die künstlerische Ausbildung erhielt. Außerdem hörte er bei Professor Beutel die Vorträge aus der Aesthetik und Geschichte der Tonkunst, studirte unter Dionys Weber, der dem tüchtigen und strebsamen Musicus seine volle Gunst zuwandte, den Generalbaß. Nach Vollendung des dreijährigen Curses trat er sofort ins praktische Leben und nahm im Herbst 1837 eine Anstellung als zweiter Violinspieler bei dem Orchester des Gratzer Theaters, das damals unter Leitung des Directors Pellet stand. Sein Wunsch, als Hornist im Orchester zu wirken, ging erst in Erfüllung, als der daselbst angestellte Hornist einem Rufe nach Stuttgart folgte. Diese Stellung, so bescheiden sie war, gewährte ihm ein sicheres Einkommen, so daß er sich ohne Sorgen im Pianospiele ausbilden konnte. 1838 trat er als Compositeur auf, indem er in einem Zwischenacte seine Ouverture in D für größeres Orchester zur Aufführung brachte. Als dann Pellet zu Ostern 1839 das Linzer Theater übernahm, folgte ihm Taux mit zehn anderen Collegen aus dem Prager Conservatorium. Pellet übertrug ihm nun die zweite Capellmeisterstelle und die Direction der Posse, während Schiedermayr [Bd. XXIX, S. 268] als erster Capellmeister und Operndirigent fungirte; da aber Letzterer nicht selten verhindert war, trat Taux an dessen Stelle, und er glaubte nun auch, und [166] zwar mit Recht, eine Aufbesserung seiner Bezüge ansprechen zu dürfen, welche ihm Pellet jedoch verweigerte, ihm nur die Nachfolge auf Schiedermayr’s Posten zusagend, wenn dieser denselben aufgeben sollte. Zu dieser Zeit machte ihm ein Musikdilettant, der den Winter über den Capellmeisterdienst am Salzburger Theater zu versehen pflegte, den Antrag, diese Stelle zu übernehmen, und Taux ging auch im Herbst 1839 darauf ein. Als aber zu Weihnachten 1840 Schiedermayr das Zeitliche segnete, sah er wohl ein, daß er einen schlechten Tausch gemacht, da er den Sommer über, wo nicht gespielt wurde, privatisiren mußte. Doch da kam ihm Dr. Hilleprandt, ein Musikfreund und Gönner aller tüchtigen Musikanten, hilfreich entgegen. Dieser rief nämlich in Salzburg im Jahre 1841 den Dommusikverein mit dem Lehrinstitute des Mozarteums ins Leben, und Taux wurde in ersterem als Capellmeister, an letzterem als Director angestellt. Auf beiden Posten, die er vom 1. October 1841 bis zu seinem am 17. April 1861 erfolgten Ableben bekleidete, wirkte er ungemein fördernd für Salzburgs Musikleben, so daß die Tüchtigkeit seines Schaffens weit über die Grenzen dieser Stadt bekannt und anerkannt wurde. Als Compositeur war er gleichfalls ziemlich fleißig, wenn er auch nicht gleich anderen Rittern vom Fidelbogen oder von der Taste die Noten schockweise aus seinen Aermeln herausschüttelte. Denn seine Compositionen tragen den Stempel echter Kunstweihe. Er schrieb Kirchen- und profane Musik für Orchester und Gesang, wovon jedoch nur ein ganz geringer Theil im Druck erschien. Die Kirchenstücke übersteigen ein halbes Hundert Nummern. Unter diesen mitunter ganz vortrefflichen und täglich mehr gewürdigten Sachen sind: drei große und sechs kleinere Messen, dreizehn Offertorien, sechs Litaneien, sechs Tantum ergo (gedruckt), drei Psalmen, drei Asperges (gedr.), ebensoviel Segenlieder (gedr.). je zwei Hymnen und Antiphonen und je ein Graduale, Ecce sacerdos, Libera, Regina, Vidi aquam (gedr.), Veni sancte Spiritus u. s. w., wie diese Tonstücke nach den Texten des Missales benannt zu werden pflegen. Von seiner Profanmusik sei zuerst seiner dramatischen Compositionen gedacht, und zwar seiner zwei Zauberpossen: „Das rothe Gespenst“ und „Der Tourist im Geisterreiche“, dann des Melodramas: „Die weiße Rose“. Ferner schrieb er etliche Zwischenacte, sechs Ouverturen und ein paar Tanzstücke. Von seinen Gelegenheits-Compositionen sind vier Cantaten und Festgesänge, zwei große Chöre und ein Parademarsch zu nennen. Endlich als Gründer der Salzburger Liedertafel schrieb er dreißig und mehr Tonstücke für Männergesang, von denen einige in Sängerkreisen großer Beliebtheit sich erfreuen. Das chronologische Verzeichniß der Compositionen folgt S. 167. Als Taux, nach einer Cur in Gräfenberg von längerer Krankheit genesen, im Herbst 1847 am Cäcilientage die genannte Liedertafel gründete, übernahm er auch die erste Chormeisterstelle derselben. 1850 wurde er durch Dr. Flögel abgelöst. Als aber dieser im April 1858 starb, trat er aufs neue in diesen Posten ein und versah ihn bis zu seinem Tode. Taux galt als gewiegter und erprobter Dirigent des Orchesters und des Gesanges im Conzertsaal wie im Kirchenchore. Wiederholt wurden ihm Auszeichnungen, u. zw. die goldenen Medaillen pro litteris et artibus von Seiner [167] Majestät dem Kaiser, sowie von Preußen und Baiern zutheil. Als Mensch allgemein geachtet, war er im Dienste von unentwegbarer Pflichttreue, wenn er auch, um seinen Hausstand zu erhalten, vielseitige Berufslasten auf sich nahm, deren Sorge ihm das milde Angesicht mit Melancholie übergoß. Im Jahre 1849 hatte er sich mit Anna Dubsky von Wittenau, einer Schülerin des Prager Conservatoriums, vermält, welche, nachdem sie mehrere Jahre an verschiedenen Bühnen des In- und Auslandes als Sängerin gewirkt, 1848 als zweite Sängerin nach Salzburg gekommen war. Aus dieser Ehe sind fünf minderjährige Töchter hinterblieben.

Biographien salzburgischer Tonkünstler (Salzburg 1845, Oberer, kl. 8°.) S. 50. – Der Grenzbote. Zeitschrift für Unterhaltung und öffentliches Leben (Reichenhall, Max Zugschwerdt, gr. 4°.) XXI. Jahrg. (1861), S. 125, 132 und 148. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.) 1861, S. 1792. – Salzburger Amts- und Intelligenzblatt, 1840, S. 1108; 1849, S. 374. – Salzburger Zeitung, 1850, S. 709; 1861, Nr. 39, 44, 63, 68, 69, 89, 91, 92, 97, 102, 103, 108, 146, 153, 162, 221, 223, 237, 240; 1862, Nr. 90. – Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, 1844, Nr. 67 und 68. – Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1856, S. 196.
Uebersicht der Compositionen von Alois Taux in chronologischer Folge. [Die wenigen mit einem Stern (*) bezeichneten sind im Druck erschienen.] 1834–1837. Duett für zwei Instrumente. – Mehrere Satze für vier Instrumente. – Variationen für ein Horn mit Quartettbegleitung. – Ein kleines Violin-Solostück und ein Adagio mit Variationen für Horn mit Orchesterbegleitung. – 1834. Zwei kleine Messen in F und C-moll. Für vier Singstimmen mit kleinem Orchester. – 1835. Offertorium in D. Für vier Singst. mit Orchester. – Ouverture in tt>C. Für kleines Orchester. – 1836. Graduale in C. Für vier Singst. mit kleinem Orchester. – Veni sancte Spiritu. Für vier Singst. mit Orchester. – 1837. Missa solennis in Es. Solo, Chor und Orchester. – 1838. Offertorium in F-dur. Für vier Singst. mit Orchester und Hornsolo. – Ouverture in D. Für größeres Orchester. – 1839. Ouverture in E. Für kleines Orchester. – Ouverture in F. Für großes Orchester. – 1840. „Die weiße Rose“. Melodrama. – Eine Zwischenact-Musik. – Parademarsch für das Bürgerschützencorps in Frankenstein. – Sechs Offertorien. Für vier Singst. mit Orgel. – 1841. Kleine Litanei in C. Für vier Singst. mit kleinem Orchester. – Messe in C. Für Männerst. und kleines Orchester. – Walzer. – 1842. Regina. Deutsch. Für vier Singst., Orgel und zwei Hörner. – Stationen in Es. Für vier Singst. mit Blechharmonie. – Cantate. Für vier Singst. mit großem Orchester. Anläßlich der Rückkehr des Cardinals Fürsten Schwarzenberg von Rom nach Salzburg componirt. – 1843. Libera in Es. Für vier Männerst. – Große Litanei in C (de venerabili sacramento). Für vier Singst. mit großem Orchester. – Drei Segenlieder. Für vier Singst. mit Orgelbegleitung. – 1844. „Das rothe Gespenst“. Zauberposse. – Polka. – Ouverture in D. Mit doppeltem Orchester. – 1845. *Drei Tantum ergo. Für vier Singst. mit Orgel. – Tantum ergo in Es. Für vier Singst. mit großem Orchester. Vom Componisten Seiner Majestät dem Kaiser Ferdinand I. gewidmet und mit der goldenen Medaille pro litteris et artibus ausgezeichnet. – 1846. Offertorium. Für vier Singst. mit Orchester, Oboe- und Fagottsolo. – Grablied in Des. Für vier Singst. und drei Posaunen. – Zwei Grablieder. Für vier Männerst. – 1847. „Willkommen“. Männerquartett zur Eröffnungsfeier der von ihm gegründeten Salzburger Liedertafel. – Ferner im nämlichen Jahre und in den folgenden mehrere Männerquartette: „Auf Gaisbergs hohem Wipfel“; – „Die Auswanderer“; – „Aus Hesperiens reichen Auen“; – „Deutschem Bundeslied“; – „Die deutsche That“; – „In dieser trauten Abendstunde“; – „Das freie Wort“; – „Fünfzigjährige Jubelfeier“; – „Kriegslied gegen die Wälschen“; – „Lebe wohl“; – „Laßt, Freunde, fröhlichen Gesang“; – „Mozart’s Sterbetag“; – „Neujahrlied“;-„Trinklied“; – „Sängersprüche“; – „Treu unser Herz“; – „Eintracht und Thatkraft“; – „Wir trinken jetzt auf Du und Du“; – „Lied sei unser Wort“; [168] – Lied für Bariton: „Des Friedens Heimat“. – 1848. Requiem und Libera in Es-dur. Für vier Männerst. – 1849. Asperges in C-dur. Für vier gemischte Singst., Violon mit Orgelbegleitung. – Missa brevis in C. Für vier Singst. mit Orchester. – *Vidi. aquam. Für vier Singst. mit Orgelbegleitung. – 1850. Zwei Litaneien in Es und B. Für vier Singst. und kleines Orchester. – Große Messe in F. Für vier Singst. mit Orchester. Ihrer Majestät der Kaiserin Carolina Augusta gewidmet. – Offertorium. Für Tenor, Baß, Orchester und Altsolo. – Offertorium. Für vier Singst. mit Orchester. – Eine Hymne. Für vier Männerst. Zur Feier der Ankunft des Königs Ludwig von Bayern in Leopoldskron. – 1851. Drei Litaneien. Für vier Singst. mit kleinem Orchester. – 1852. Große Messe in B. Für vier Singst. mit Orchester. – Große Vesper in C. Für vier Singst. mit großem Orchester. Das Laudate ist Seiner Majestät dem Könige von Preußen gewidmet, der den Compositeur mit der großen goldenen Medaille auszeichnete. – 1853. Große Messe in G. Für vier Singst. mit Orchester. – Tantum ergo. Für vier Singst. mit Orgelbegleitung. – 1854. Auferstehungslied. Unisonochor mit Orgelbegleitung. – Ecce sacerdos in C-dur. Für vier Singst. – Psalm 53 in C. Für gemischten Chor. – Psalm 95. Für sechsstimmigen gemischten Chor. – „Der Tourist im Geisterreiche“. Zauberposse. – 1855. Hymne: „Unbefleckte“. Für vier Singst. – Deutsche Messe in C. Für vier Singst. mit Orgel. – 1856. Hymnus in C. Für vier Singst. mit Orgel. – Ein Entreact für Theaterorchester. – Sechs Männerquartette. Für das Mozart-Fest in diesem Jahre. – 1857. Offertorium in F. Für vier Singst. mit Orchester. – 1858. Festgruß. Unisonochor mit Orchester. Zur Geburtsfeier des Kronprinzen Rudolph. Dem Herzog Max in Bayern gewidmet und mit der königlich bayerischen goldenen Medaille ausgezeichnet. – 1859. Zwei Antiphonen und Festmarsch. Für Singst. mit Orchester. Zur Eröffnungsfeier des restaurirten Domes in Salzburg. – 1860. Kyrie zu einer unvollendeten Messe. – Zwei Festgesänge. Für Männerchor mit Blechmusik. – Nisi Dominus. 126. Psalm. Gemischter Chor. Zur Eisenbahneröffnungsfeier. – Im vorstehenden Verzeichnisse, welches wir aus den uns zu Gebote stehenden Nekrologen zusammengestellt haben, vermissen wir: zwei Messen, jede für acht Singst., eine in C-dur sammt Graduale und Offertorium, und eine in A-moll, ohne Orchesterbegleitung, eine davon ist dem Grafen Schlabrendorf gewidmet und beide im Druck erschienen; – ferner eine Lauretanische Litanei in C-dur, für vier Singstimmen und kleines Orchester; – ein Te deum in Es-dur, für vier Singst., und großes Orchester; – ein Tantum ergo in B; – ein Quartett in A-dur, für zwei Violinen, Viola und Violoncell, und ein Septett in C-dur, für zwei Violinen, zwei Viola und zwei Violoncellos.