Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Peltz
Band: 21 (1870), ab Seite: 443. (Quelle)
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Pellet, Ida (k. preußische Hofschauspielerin, geb. nach Oettinger’s „Moniteur de Dates“ zu Gratz im Jahre 1838, nach Einigen in Linz, nach Anderen in Lemberg, gest. zu Leipzig 10. Juli 1863). Die Tochter des Schauspieldirectors Pellet, der mehrere Jahre in Gratz, Lemberg und mehreren anderen Städten Oesterreichs als Theaterdirector eine sehr verdienstliche Thätigkeit entwickelte. Nachdem er endlich von dem Directionsgeschäfte sich zurückgezogen, lebte er als Privatmann in Linz, wo auch seine Tochter sich für die Bühne bildete. Im Jahre 1853 begann sie in Nürnberg ihre theatralische Laufbahn, kam dann an das Carl-Theater nach Wien, wo sie jedoch wenig beschäftigt, auch viel leidend war und bald ihre Verbindlichkeiten löste. Im folgenden Jahre kam sie an das Stettiner Theater, wo sie unter Hein’s kunstsinniger Leitung, namentlich im Conversationsstücke, bald ein Liebling des Publicums wurde. Im Frühjahre 1858 nahm sie ein Engagement im Hoftheater zu Wiesbaden, wo sie bis 1861 vornehmlich im tragischen Fache thätig war. Im Sommer 1861 betrat sie zum ersten Male die Berliner königliche Bühne als Gast und Mitbewerberin um den durch den Rücktritt des Fräuleins Fuhr erledigten Platz einer ersten tragischen Liebhaberin. Der Erfolg, den ihre Leistungen als Jungfrau von Orleans, Julie und Klärchen fanden, entschied rasch für sie; seit September 1861 gehörte sie der Berliner Hofbühne an. Außer den bereits genannten Rollen zählen ihre Darstellungen als Maria Stuart, Leonore, Gretchen, ferner als Jane Eyre, Lorle und Anne Liese, auch die Chriemhilde in Hebbel’s „Nibelungen" und Marfa in Heigel’s gleichnamiger Tragödie zu ihren vorzüglichsten Leistungen. Im Sommer 1863 reiste sie zuerst auf ein Gastspiel nach Prag, welches sie Mitte Juni beendigte, nun begab sie sich zu gleichem Zwecke nach Leipzig, wo sie am 20. Juni zum ersten Male als Waise von Lowood gastirte. Bis zum 26. setzte sie ungestört ihr Gastspiel fort. Am 28., an welchem sie die Jungfrau von Orleans spielen sollte und Morgens noch auf der Probe erschienen war, mußte sie Abends Unwohlseins halber absagen. Sie sollte [444] vom Krankenlager nicht mehr aufstehen. Innerhalb 12 Tagen starb sie ungeachtet der sorgfältigsten Pflege im Hotel Bavière und wurde auf dem Leipziger neuen Gottesacker am 12. Juli beerdigt. Emil Devrient, ihr Lehrer, ließ auf ihrer Ruhestätte ein schlichtes Denkmal aufstellen, welches am 21. August 1863 eingeweiht wurde. Das Denkmal, ein Werk des Leipziger Modelleurs Einsiedel, besteht in einem schön geformten Kreuze aus polirtem Granit, ruhend auf hohem Postament und an seinen oberen Theilen geschmückt mit dem Lorbeer der Künstlerschaft. Ein Gitter von Bronze umgibt die mit Blumenbüschen bepflanzte Stätte. Die Inschrift des Denkmals lautet auf der vorderen Seite: „Ida Pellet starb in Leipzig am 10. Juli 1863 im Ruhme ihrer Kunst und in der Blüthe ihrer Jahre", auf der Rückseite: „Geliebt und unvergessen“. Ida P. war von seltener Schönheit, ihre theatralische Begabung war nicht gewöhnlicher Art, sie versprach Großes zu leisten, wenn nicht ein rascher Tod sie im Beginne ihrer künstlerischen Entfaltung dahingerafft hatte. Auf der Probe in Leipzig am 28. Juni sprach sie als Jungfrau von Orleans die letzten Worte: „Hinauf! hinauf! Die Erde weicht zurück, Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude“. Ueber die eingetroffene Prophezeiung einer Zigeunerin, als sie noch ein zehnjähriges Kind war, „daß ihr Leben kurz und glanzvoll und sie als Jungfrau durch eine Jungfrau sterben würde", berichtet bei Gelegenheit ihres Todes Kölbel’s „Theater-Chronik" in den „Erinnerungen eines alten Sängers“.

Der Bazar (Berliner Muster- und Modenblatt, kl. Fol.) IX. Jahrg. (1863), Nr. 34 [mit ihrem Bildniß]. – National-Zeitung (Berliner polit. Journal, Fol.) 1863, Nr. 321 u. 391, im Feuilleton. – Schlesische Zeitung (Breslau, Fol.) 1863, Nr. 327, im Feuilleton. – Europa (Leipzig, schm. 4°.) 1863, in Nr. 30 der Wochenchronik. – Fremden-Blatt, herausg. von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1863, Nr. 194, im Artikel: „Aufklärung der Affaire Pannewitz“.