BLKÖ:Télfy, Johann (Iván)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Telepi, Georg
Band: 43 (1881), ab Seite: 264. (Quelle)
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Télfy, Johann [Iván] (ungarischer Philolog und Fachschriftsteller, geb. zu Tyrnau am 18. Juni 1816). Mit dem Zeugnisse der Reife das Gymnasium seiner Geburtsstadt verlassend, bezog er, der Theologie sich zu widmen, das Pazmaneum in Wien. Am 29. August zum Doctor der Philosophie promovirt, machte er 1836 das erste Rigorosum in der Theologie. Aber mit einem Male gab er das Studium derselben auf und trat als Adjunct in den Dienst der Triester Postdirection, von welcher er [265] später zur Staatsbuchhaltung überging. Auch in dieser Sphäre bewegte er sich nicht lange, im Jahre 1843 finden wir ihn auf dem Preßburger Landtage als Abgeordneten der Nichtanwesenden. 1845 wieder prakticirte er als Advocat in Tyrnau, und schon 1846 geht er als Supplent der griechischen Sprache und Literatur an die Budapesther Hochschule. Daselbst wurde er 1848 Supplent der italienischen Sprache und 1852 außerordentlicher Professor der classischen Sprachen und Literatur. Schon frühzeitig als Schriftsteller thätig, hat Télfy viele seiner Arbeiten durch den Buchhandel, noch mehr aber in Zeitschriften veröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit bemerken wir, daß das in den Quellen angeführte Verzeichniß der Schriften Télfy’s sehr unvollständig ist und durch die nebenstehende Uebersicht seiner Werke vervollständigt wird. Télfy bekleidet zur Zeit die Stelle eines ö. o. Professors der classischen Philologie und eines supplirenden Professors der Ethik an der Budapesther Universität, ist Vorstand der griechisch-philologischen Sammlung daselbst, Professor und Mitglied der Prüfungscommission an der vereinigten Mittelschul-Lehrer-Präparandie in Budapesth, correspondirendes Mitglied für die sprach- und schönwissenschaftliche Classe der ungarischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1844, welchem Jahre ihn die Akademie der Wissenschaften und Künste in Padua zu ihrem correspondirenden Mitgliede erwählte, haben ihn sonst noch andere gelehrte Gesellschaften des Auslandes unter ihre Mitglieder aufgenommen. Wie hoch in Ehren ihn aber das eigene Vaterland hielt, beweist der Umstand, daß ihn die Pesther Hochschule bereits[WS 1] fünfmal zu ihrem Rector erwählt hat.

Uebersicht der Schriften Télfy’s. a) Selbständige. „Sz. Kir. városi melódiák“, d. i. Melodien königl. Freistädte (Preßburg 1843). – „A Statistika elmélete“, d. i. Theorie der Statistik (ebd. 1843). – „A mezei gazdaság elvont statistikájaról“, d. i. Abstracte Statistik der Landwirthschaft (Preßburg 1845). – „ὕμνος είς τὴν Αύτοκρατορικὴν καὶ Βασιλικὴν Μεγαλειότητα Ίώσηφ, τὸν Διοικητὴν καὶ Παλατΐνον τῆς Οὐγγαρίας...“, d. i. Hymnus an Se. k. k. Hoheit Erzherzog Joseph, Statthalter und Palatin von Ungarn... (1846), anläßlich der im November 1846 stattgehabten Feier Seiner fünfzigjährigen Amtsverwaltung. – „Gyakorlati ó- és ujgörög Nelvtan“, d. i. Praktische alt- und neugriechische Grammatik (Ofen 1848). – „Studien über die Alt- und Neugriechen und über die Lautgeschichte der griechischen Buchstaben (Leipzig 1853, C. H. Reclam). – „Xenophonnak Cyrus hadjárata vagy Anabasisa Görögből forditotta bevezetéssel és jegyzetekkel ellátta“, d. i. Xenophon’s Anabasis. Aus dem Griechischen übersetzt und mit einer Einleitung und Anmerkungen versehen (Pesth 1856, Rob. Lampel, 8°.). – „A magyarok őstörténete. Görög források a scythák történetéhez“, d i. Urgeschichte der Ungarn. Griechische Quellen zur Geschichte der Scythen (Pesth 1863, Lauffer, 8°.). – „A classica philologia encyclopädiaja“, d. i. Encyklopädie der classischen Philologie (Pesth 1864, Gust. Emich, 8°.). – „Ethika vagy bölcsészeti erkölcstan“, d. i. Ethik oder philosophische Morallehre (Pesth 1864, Gust Heckenast, 8°.). – „Sententiae scriptorum graecorum“ (Pesth 1864, Rob. Lampel, 8°.). – „Corpus juris attici. Graece et latine. E fontibus composuit commentario indicibusque instruxit“ (Pesth 1868, Lauffer, gr. 8°. XVI und 664 S.). – „Athén 30 zsarnoka. Regény“ (Pesth 1871, Lauffer, 8°.), auch deutsch: „Athens dreißig Tyrannen. Roman“ (ebd. 1871). – „Οἱ τριάκοντα τύραννοι τῶν Ἀθηνῶν“ (Athen 1872, 8°.), diese neugriechische, wie die deutsche Uebersetzung ist von Télfy selbst ausgeführt. – „Solomos Dénes költeményei és a hétszigeti görög népnyelv“, d. i. Gedichte des Dionys Solomos.... (Pesth 1871, Eggenberger, 8°.). – b) In Zeitschriften und Fachblättern sind zerstreut abgedruckt: und zwar in „Literariai Csarnok“, d. i. Die literarische Halle: „Jezus [266] Krisztusnak Napolyban feltalált hálái itélete“, d. i. Das in Neapel aufgefundene Todesurtheil über Jesus Christus [1840]; – „Ancillon nézetei a társadalomról“, d. i. Ancillon’s Ansichten über die Gesellschaft [1840]; – „Forditások a görög Anthologiából“, d. i. Uebersetzungen aus der griechischen Anthologie [1840]; – in der kirchlichen Zeitschrift „Religio“: „A Katholicismus bukása Grönlandban, d. i. Der Sturz des Katholicismus in Grönland [1849]; – „Az egyetemi tanulmányok szervezete Austriában“, d. i. Organisation der Universitätsstudien in Oesterreich [1849]; – in der „Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien“: „Der erste Gesang der Iliade“ [1851, S. 141]; – „Ungarische Lehrbücher für griechische Sprache“ [ebd., S. 216],- – „Ungarische Literatur“ [ebd. S. 427]; – „Bericht über das Obergymnasium der Pesther Piaristen“ [ebd., S. 842]; – in den „Gazdasági lapok“, d. i. Landwirthschaftliche Blätter: „Xenophon munkája a háztartásról“, d. i. Xenophon’s Oekonomikus [1851, Nr. 38–52; 1853, Nr. 18–20]; – „Xenophon munkája a lovászairól“, d. i. Xenophon’s Hippikus [1854, Nr. 10]; – „Xenophon a vadászatról“, d. i. Xenophon’s Kynegetikus [1854, Nr. 30]; – im „Pesti Napló“, d. i. Pesther Tageblatt: „A görög betűk kiejtéséhez“, d. i. Zur Aussprache der griechischen Buchstaben [1852, S. 643, 645 und 646]; – „Arcádia a’ magyarok hazája. Czáfolat“, d. i. Arkadien, das Vaterland der Ungarn [1853, S. 777]; – „Az arcádiai magyarnak“, d. i. Dem arkadischen Ungar [ebd., S. 797]; – „A’ görög remekirók szelleme“, d. i. Der Geist der griechischen Classiker [1853, S. 1038, 1039, 1041, 1044, 1048 und 1050]; – im „Divatcsarnok“, d. i. Modehalle: „Aeschylus Persai“, d. i. Des Aeschylus Perser [1853, S. 34]; – „Aeschylus Prometheusa“, d. i. Des Aeschylus Prometheus [ebd., S. 40]; – „Heten Thebae ellen, Aeschylus dramája“, d. i. Die Sieben vor Theben. Drama des Aeschylus [ebd., S. 47]; – „Aeschylus Orestiája“, d. i. Des Aeschylus Orestie [ebd., S. 52]; – „Aeschylus könyörgő leányai“, d. i. Des Aeschylus Schutzflehende [ebd., S. 67]; – „Aretophila. Plutarchnak a’ nők erényeiről irt munkájából“, d. i. Aretophila. Aus Plutarch’s Werk über die Tugenden der Frauen [1855, S. 48]; – in den „Családi lapok“, d. i. Familienblätter: „Plutarch a nevelésről“, d. i. Plutarch über die Erziehung [1854, Nr. 10]; – „Plutarch házasági parancsai“, d. i. Plutarch. Ehevorschriften [1855, Nr. 5]; – „Plutarch a költészeti olvasmányról“, d. i. Plutarch über das Lesen der Dichter [ebd., Nr. 9]; – „Sophokles Ajaxa“, d. i. Ajax von Sophokles [1856, Nr. 16]; – „Sophokles Oedipusa: I. Oedipus király. II. Oedipus Colonban“, d. i. Oedipus von Sophokles. I. König Oedipus. II. Oedipus auf Kolonos [1857, Nr. 3 und 4]; – „Sophokles Antigonaja“, d. i. Antigone von Sophokles [ebd., Nr. 13]; – in den „Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik“ (Leipzig): „Zur Recension meiner Studien über die Alt- und Neugriechen“ [1854, Bd. LXX, Heft 6]; – in „Magyar Nyelvészet“, d. i. Ungarische Philologie: „Die Classification der Sprachen, dargestellt als die Entwicklung der Sprachidee von H. Steinthal“ [1855, Heft 3, S. 122]; – „Közlések. Altaji nyelvü ékiratok“, d. i. Mittheilungen. Altaische Keilinschriften [1856, Bd. VII und VIII]; – in „Magyar néplap“, d. i. Ungarisches Volksblatt: „Görög adomák és emlékmondatok Laërti Diogenes munkájából“, d. i. Griechische Anekdoten und Denksprüche aus Diogenes Laertius [ebd., Heft 5, 6, 14 und 15]. Im Vorstehenden sind die Arbeiten Télfy’s, so weit aus Katalogen die Titel derselben herauszufinden waren, verzeichnet; aber damit ist die Thätigkeit dieses in der Gegenwart bedeutendsten Philologen Ungarns noch lange nicht erschöpft. Nicht nur, daß verschiedene andere ungarische Journale außer den schon angeführten, wie z. B. „Regelő“, d. i. Der Erzähler, „Társalkodó“, d. i. Der Gesellschafter, „Világ“, d. i. Welt, u. a. bald größere, bald kleinere Abhandlungen Télfy’s enthalten, sind auch außer den bereits erwähnten selbständigen Werken noch mehrere zu verzeichnen, deren bibliographische Titel ich aber nicht auffinden konnte. So z. B. übersetzte er Plato’s „Apologie“ und „Xenon“. beide im Jahre 1856, den „Agricola“, die „Germania“ des Tacitus, 1861; schrieb über die Rhetorik des Anaximenes, 1857, über die Politik des Aristoteles, 1865, brachte eine ungarische Uebersetzung des Aeschylus, 1877, und eine griechische Sentenzen-Sammlung, 1864. In der erst in [267] den letzten Jahren von Thewrewk und Gust. Heinrich ins Leben gerufenen ungarischen philologischen Zeitschrift „Egyetemes philologiai közlöny“ veröffentlichte er seit ihrem Beginne im Jahre 1877 mehrere Abhandlungen, so z. B. φιλόλογος und φιλολόγος [Heft 1]; – „Ueber die Gesellschaft der Eranisten“ [Heft 3 und 4]; – „Die Seekrankheit bei den alten Griechen“ [1878, Heft 1]; – „Schliemann und seine Frau über die griechische Sprache“ [ebd., Heft 4]; – „Aus der Griechenwelt“ [Heft 7]; – „Die Thräne von Marco Botzari’s Witwe“ [Heft 8]; – „Uber das neugriechische dramatische Gedicht Ίουλιανὸς ό Παραβάτης (Julian der Abtrünnige) herausgegeben 1877 in Athen von dem griechischen General-Consul in Bukarest Kleon Rhankavis“.
Quellen zur Biographie. Verzeichniß der im Drucke erschienenen philologischen Arbeiten von Dr. Johann Télfy (Pesth 1857, Trattner-Károlyi, 8°., 4 S.). – Literarische Berichte aus Ungarn über die Thätigkeit der ungarischen Akademie der Wissenschaften u. s. w. Herausgegeben von Paul Hunfalvy (Budapest 1877, Franklin-Verein, gr. 8°.) Bd. I (1877), S. 112. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1846, Gust. Emich, 8°.) Bd. I, S. 582. – 'Hazánk s a külföld', d. i. Daheim und die Fremde, 1871, Nr. 39.
Porträt. Im Holzschnitt im „Hazánk“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bereis.