BLKÖ:Szvorényi, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szuppan, Sigmund
Band: 42 (1880), ab Seite: 286. (Quelle)
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Szvorényi, Joseph (gelehrter Cistercienser, geb. im Dorfe Sátapalocz im Borsoder Comitate Ungarns am 5. Juli 1816). Sein Vater Franz, ein naher Verwandter des geachteten Schriftstellers Michael Szvorényi [siehe den Folgenden], stammt aus dem Abaujvarer Comitate. Als Volksschullehrer zu Sátapalocz unterrichtete er seinen Sohn in den Elementargegenständen, dann kam dieser nach Erlau, wo er die Gymnasialclassen durchmachte, gleichzeitig mit Vorliebe der Lecture der besten Werke der heimischen Dichtkunst sich hingebend. 17 Jahre alt, trat er, für den geistlichen Beruf sich entscheidend, in das Erlauer erzbischöfliche Seminar ein, in welchem er die philosophischen Vorträge hörte, aber auch sich selbst schon in kleineren literarischen Arbeiten, als Gedichten und dergleichen, versuchte. Für die Muttersprache schwärmend, war er einer der Mitbegründer des im Seminar entstandenen Vereines: Magyar gyakorló iskola. Als er dann das theologische Studium begann, nahm sein Geist eine ernstere Richtung, religiöse Stimmung durchwehte seine Lyrik und auch in seinen übrigen literarischen Arbeiten sprach sich weihevoller Ernst aus. Um diese Zeit erschien im zweiten Hefte 1838 der kirchlichen Zeitschrift „Anastasia“ seine Abhandlung: „Az egyházi hangászat és hangszerekről“, d. i. Von der Kirchenmusik und ihren Instrumenten. Im dritten Jahr der Theologie trat er in der alten Cistercienser Abtei Zircz im Veszprimer Comitate als Novize ein, und nachdem er das Probejahr im Stifte vollendet hatte, wurde er von seinem Abte als Professor am Gymnasium zu Stuhlweißenburg angestellt. Am 10. August 1840 legte er zu Zircz das Ordensgelübde ab, kehrte aber wieder auf seinen Lehrposten zurück. In diese Zeit fallen mehrere seiner Arbeiten, aus denen wir folgende hervorheben: „Megelégedésünk“, d. i. Von dem Grunde unserer Zufriedenheit, im Jahrgange 1839 der schon erwähnten „Anastasia“ abgedruckt; – „Mit tartsunk a philosophiáról mint rendszeres tanról, felvéve Plátó korától a XVII. századig“, d. i. Was sollen wir von der Philosophie[WS 1] als System betrachtet von der Zeit Plato’s bis zum 17. Jahrhundert halten? Im Jahre 1842 wurde er Professor der Rhetorik und als solcher unterzog er sich in Folge der Preisausschreibung der ungarischen Akademie der Wissenschaften der Ausarbeitung des Werkes: „Magyar ékes szókötés“, d. i. Ungarische Schönredekunst (Ofen 1846), welches unter fünf zur Bewerbung eingeschickten Werken des Preises von 100 Ducaten und einem silbernen Pocal würdig befunden wurde. 1849 erfolgte seine Ernennung zum Professor der Dichtkunst am Gymnasium zu Erlau. Neben seinem lehramtlichen Berufe war er aber nach dem Inslebentreten des neuen Schulplanes im Jahre 1852 noch nach anderer nicht minder wichtiger Seite thätig, da er bei völligem Mangel an tauglichen Lehrbüchern in ungarischer Sprache sich der Abfassung solcher unterzog. Von diesen sind als Werke seiner Feder bekannt: „Ékes szóllás tana“, d. i. Die Lehre von der Redekunst (Rhetorik), wovon schon, bis [287] 1870 mehrere Auflagen erschienen sind; – „Az ó classicai literatura vagy a görög és római remékirodalom története“, d. i. Die altclassische Literatur oder Geschichte der griechischen und römischen Meisterwerke; – „Egyházi énekek és imák a gymnasiumi ifjuság használatára“, d. i. Gesänge und Gebete für die Gymnasialjugend (1853); – „Magyar nyelvtan“, d. i. Ungarische Sprachlehre (Pesth 1861, mehrere Auflagen); – „Kisebb magyar nyelvtana“, d. i. Kleine ungarische Sprachlehre (Pesth 1865), in Bearbeitungen für die erste, zweite und dritte Classe der Unterreal- und Gewerbeschulen; – „Magyar irodalmi szemelvények“, d. i. Auszüge aus der ungarischen Literatur (Pesth 1866, gr. 8°.); – „A magyar nemzeti irodalom rövid ismertetése“, d. i. Kurze Darstellung der ungarischen National-Literatur (Pesth 1869, 8°.). Als im Jahre 1854 das Ministerium für Cultus und Unterricht in Pesth ein Comité einsetzte, dessen Aufgabe es war, ein ungarisches Kunstwörterbuch (magyar tudományos müszótár) zu bearbeiten, wurde auch Szvorényi dazu berufen, und er wirkte längere Zeit an diesem Werke mit. Später erhielt er die Directorstelle am Obergymnasium der Cistercienser in Erlau und bekleidet gegenwärtig zugleich die Würde des Priors in seinem Ordensstifte daselbst. Von anderen und zwar kleineren in Zeitschriften und Fachblättern erschienenen Arbeiten Szvorényi’s sind jene in den „Családi lapok“, d. i. Familienblätter, dann im „Örökzöldök“, d. i. Immergrün, gedruckten zu nennen, welche er unter dem Pseudonym Romvay veröffentlichte, und von denen hier seiner Biographie des Dichters Paul Szemere namentlich gedacht sei. Auf Anregung des Pesther Schulrathes unterzog er sich der Bearbeitung einer ungarischen Chrestomathie, welche taugliche Lesestücke für Schüler des Untergymnasiums und der Gewerbeschulen enthalten sollte. Sie erschien dann auch in vier Bänden unter dem Titel: „Olvasmányok a gymnasiumi és ipartanodai alsóbb osztályok számára“ (Pesth 1863 u. f., 8°.). Bald nachdem er mit seinem Werke über die Schönredekunst den Preis gewonnen hatte (1846), erwählte ihn die ungarische Akademie der Wissenschaften zum correspondirenden Mitgliede für die sprach- und schönwissenschaftliche Classe, und in seiner Antrittsrede sprach er über den Geist und die fremdartigen Elemente der ungarischen Sprichwörter und Redensarten. Eine seiner jüngsten Arbeiten ist der in Gemeinschaft mit Ignaz Szabó verfasste Essay über Michael Vitkovics in dem von Ludwig Abafi herausgegebenen „Figyelő“, d. i. Der Beobachter [1878, Novemberheft]. Szvorényi zählt zu den verdienstvollsten und begabtesten Schulmännern Ungarns in der Gegenwart. Seine Chrestomathien enthalten eine treffliche Auswahl von Lesestücken, und diese wie alle seine Unterrichtsbücher bekunden den denkenden und kenntnißreichen Pädagogen.

Magyar- és Erdélyország képekben. Kiadják Kubinyi Ferencz és Vahot Imre, d. i. Ungarn und Siebenbürgen in Bildern. Herausgegeben von Franz Kubinyi und Emerich Vahot (Pesth 1854, 4°.) Bd. IV, S. 57. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 566.
Porträt. Medaillon mit der Unterschrift: „Szvorényi József“, in einem Gruppenbilde [288] mit mehreren anderen ungarischen Geistlichen. Lithogr. Rohn 1854.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Philosphie.