BLKÖ:Sulkowski, die Fürsten, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 299. (Quelle)
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I. Zur Genealogie der Fürsten Sulkowski. Die Sulkowski sind ein sehr altes polnisches Adelsgeschlecht, über dessen Ursprung bis jetzt noch zusammenhängende Daten und urkundlich belegte Angaben fehlen. Der alte Paprocki in seinem anerkannten Wappenbuch des polnischen Adels nennt zwei Familien Sulkowski. Die eine, die Sulkowski von Podgorze, zählt zur Adelssippe Łodzia, welche ein goldenes Schiffstheil im rothen Felde als Wappen führt; die andere, die Sulkowski in der Wojwodschaft Łeczyck, gehört zur Adelssippe Sulima, deren quergetheiltes Wappen im oberen goldenen Felde einen schwarzen Adler, im unteren rothen Felde drei Steine (zwei über einen) zeigt. Beide Geschlechter nennt Paprocki sehr alte Häuser. In den Actis terrestribus Łomzensibus soll nach einer Angabe des Milewski’ schen Wappenbuches (Herbarz Ignacego Kapicy Milewskiego), welches die fürstlich Czartoryski’sche Bibliothek zu Sieniawa (Krakau 1870) veröffentlicht hat, unter der Jahreszahl 1443 eines Sulislaus de Sulkowo gedacht sein. Die meisten Anzeichen weisen darauf hin, daß der Ursprung des Geschlechtes in Schlesien zu suchen sei, und wäre dasselbe ein Zweig des adeligen Hauses von Lestwitz in Schlesien. Mehrere Sprossen des letzteren hätten dann nach ihrem Stammsitze Sulkow (auch Solkow) den Namen Sulkowski angenommen. Der Erste, der urkundlich diesen Namen führt, ist Stanislaus (1695), der Vater Alexander Joseph’s, ersten Fürsten Sulkowski (geb. 1695, gest. 1762), von dem ab die Stammreihe ununterbrochen bis auf die heutigen Tage fortläuft. Von den vier Söhnen Alexander Joseph’s stifteten zwei: Franz de Paula und Anton die noch heute blühenden zwei Linien: I. die österreichisch-schlesische mit ihrem Stammsitz zu Bielitz in Schlesien; II. die preußisch-posen’sche mit ihrem Stammsitz Reisen (Reissen, Rydzyn) in Posen. Der Urheber des Glanzes dieses Geschlechtes, der jedoch später eine blutrothe Färbung annimmt, ist der obengenannte königlich polnische und kursächsische Staatsminister Alexander Joseph, welchem, nachdem er die Güter des Königs Stanislaus (Leszczynski) durch Kauf erworben, im Jahre 1733 von Kaiser Karl VI. der Reichsgrafenstand, 1737 das Indigenat in allen kaiserlichen Erblanden verliehen wurde. Durch König August III., dessen besonderer Huld sich der Graf längere Zeit erfreute, wurde derselbe auch ermächtigt, seinem Wappen das sächsische beizufügen. Nachdem Sulkowski dann noch das Fürstenthum Bielitz angekauft hatte, erhielt er von Maria Theresiens Gemahl, Kaiser Franz (I.) Stephan im Jahre 1752 für sich und für seine männliche Nachkommenschaft nach dem Rechte der Erstgeburt, die reichsfürstliche Würde, die im Jahre 1754 auf sämmtliche männliche und weibliche Nachkommen ausgedehnt und mit welcher das Prädicat „Durchlaucht“ verbunden wurde. In den Jahren 1778 und 1784 erhielt es auch das Incolat in Niederösterreich. – Das Fürstenhaus ist durch seine Heiraten mit den ältesten und vornehmsten adeligen Familien Polens, mit den Grafen- und Fürstenhäusern Cetner, Dzialinski, Kiczki, Mycielski, Mniszech, Potocki, Sapieha, Wielopolski, Wodzicki und auch mit österreichisch-deutschen Familien, wie den Stain zu Ittingen, Bubna, Larisch, Metternich-Winneburg verschwägert oder sonst verwandt, die österreichische Linie hat aber in neuester Zeit in ihr blaues Blut viel demokratisches, aus der Schweiz und Nordamerika, und selbst jüdisches aufgenommen und den [300] fürstlichen Glanz durch unfürstliche Verbrechen getrübt. – Unter den Sprossen des Hauses, dessen Geschichte von einem namhaften Romandichter der Gegenwart zum Vorwurf eines größeren Romans gewählt worden, kommen wohl manche interessante Gestalten vor, wie denn dies aus den unten folgenden Skizzen einzelner Familienglieder erhellt. Weitaus die interessanteste Persönlichkeit erscheint aber nicht auf der Stammtafel, wo sie neben dem Fürsten Alexander Joseph ihren Platz einnehmen würde, es ist dessen Halbbruder Joseph, der natürliche Sohn seines Vaters Franz de Paula, eine edle ritterliche Gestalt, welche sowohl durch ihre Geschicke als durch ihre Vaterlandsliebe unsere Sympathien völlig gefangen nimmt und uns das Bedauern entlockt, daß wir diesem Sulkowski nicht auch auf der Stammtafel eine Stelle einräumen können, die ihm wahrlich mehr gebührt, als manchem seiner Nachkommen. – Wir erwähnten oben, daß die Geschichte des Hauses Sulkowski Stoff geboten zu romantischer Gestaltung; dem ist auch so: der bekannte Romandichter Max Ring veröffentlichte in den Sechziger-Jahren in der „Neuen Freien Presse“ eine längere Arbeit, betitelt: „Ein verlorenes Geschlecht“, die in sehr romanhafter Gestaltung die Geschichte des Fürstenhauses behandelt; aber auch die alle Geschichte verballhornende Frau Luise Mühlbach soll sich den wirksamen Stoff, den die Ereignisse in diesem Hause bieten, nicht haben entgehen lassen, um daraus eines ihrer Ragouts für Leihbibliotheken zusammenzuhäkseln. [Ledebur’s Archiv, Bd. V (1841), S. 97 u. f.: „Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte Sulkowski“. Von Stillfried. – Oettinger (Ed. Max.), Moniteur des Dates, tom. Vme, p. 99 [mit mancherlei Irrthümern: 3. Spalte, Zeile 8: „Witwe“ statt „Witwer“; Zeile 29: „Gräfin Eva Sticka“, statt „Kicka“.]

[298a] [WS 1]
Stammtafel der Fürsten Sulkowski .
Paul Sulima.

Johann.

Sebastian.

Stanislaus Sulkowski 1695.

Alexander Joseph [1][1]
1733 Graf, 1752 Fürst,
geb. 15. März 1695, † 22. Mai 1762.
1) Maria Anna Franziska Freiin von Stain zu Jettingen
geb. 2. Februar 1712, † 16. November 1741.
2) Anna Gräfin Przebendowska
geb. 1721, †.
Erste Linie
(die österreichisch-schlesische).
Zweite Linie
(die preußisch-posen’sche).
August Kasimir[WS 2]
geb. 15. November 1729,
† 7. Jänner 1786.
Luise Gräfin Mniszech
geb. 1751, † 10. Juni 1799.
Alexander Anton
geb. 15. October 1730,
† 21. September 1786.
Eleonore Gräfin Cetner
geb. 1731. †.
Franz de Paula
geb. 29. Jänner 1733,
† 22. April 1812.
1) Maria Gräfin Strzemecka
† Jänner 1770.
2) Judith Maria v. Bazardi-
Mombelli
geb. 11. September 1756,
† 2. October 1823.
Anton
geb. 11. Juni 1734,
16. Jänner 1796,
1) Maria Gräfin Dzialińska
geb. 1747,
geschieden. und wiedervermält mit
N. N. Wolowicz.
2) Karoline Gräfin Bubna-Littiz
geb. 18. November 1759,
† 7. Jänner 1831.
Jeannette
geb. 23. Jänner 1736, †.
vm. Peter Fürst Sapieha
† 24. Jänner 1771.
Josephine
geb. 22. Mai 1737,
† 17. Jänner 1756,
vm. Ignaz Graf Potocki.
Therese
geb. 17. Jänner 1746. †,
vm. Joseph Graf Wielopolski
† 1774.
Alexander Joseph [S. 298]
geb. 1. März 1775,
† 28. Februar 1804.
Juliana Franziska [8]
geb. 5. März 1776, †,
vm. Joseph Graf Metternich-
Winneburg
† 9. December 1830.
Johann Nepomuk [3]
geb. 23. Juni 1777, † 1834.
Louise Josephine Barbara
Freiin Larisch
geb. 17. März 1790.
† 3. März 1848.
Alexander Joseph
geb. 26. September 1784,
† 3. August 1792.
Anton Paul [2]
geb. 31. December 1785,
† 13. April 1836.
Eva Gräfin Kicki [7][WS 3]
geb. 28. Juni 1786.
† 24. Mai 1824.
Ludwig Johann [5]
geb. 14. März 1814, † 18. Februar 1879.
1) Anna Elisabeth Franziska Freiin Dietrich
geb. 19. März 1823, † 13. Februar 1853.
2) Maria Antoinette Gemperle
geb. 1828, † 5. März 1870.
Maximilian [6]
geb. 6. April 1816,
† 6. October 1848.
Eine Kreolin
† vor 1848.
Tayda Karoline
geb. 10. April
1811.
Helene Karoline
geb. 31. December 1812,
vm. Heinrich Graf Potocki
geb. 22. November 1811.
Eva Karoline
geb. 22. October 1814,
vm. Wladislaus
Graf Potocki
† 1855.
Therese Karoline
geb. 14. Dec. 1815,
vm. Heinrich Graf
Wodzicki.
August Anton
geb. 13. December 1820
Maria Gräfin Mycielin-
Mycielski
geb. 24. Juli 1822.
Anton Stanislaus
geb. 6. Februar 1844.
Joseph Stanislaus
geb. 31. Oct. 1845.
Barbara
geb. 6. Jänner 1849, †.
Joseph Maria Ludwig
geb. 2. Februar 1848.
Victoire Lehmann
geb. um 1838, geschieden.

Eine Tochter †.
Louis. Tayda,
vm. Lothar Freiherr
Unterrichter v. Rechtenthal.

In Amerika geboren.
Alfred. Alexander. Antoinette.
vm. Wegener.
Stanislaus. Paula. Gabriele. Wanda.     Edgar.
Zwillinge.
Victor.

  1. Die in den Klammern [] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche auf Seite 300–306 (Nr. 1–8) sich befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seitenzahl, auf welcher die ausführlichere Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage ohne Seitenzahl.
  2. August Kazimierz Sułkowski (Wikipedia).
  3. Vorlage: [9].