BLKÖ:Sulkowski, Alexander Joseph (1695–1762)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 300. (Quelle)
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II. Einige denkwürdige Sprossen des Hauses Sulkowski.

1. Alexander Joseph (geb. 15. März 1695, gest. 22. Mai 1762). Der erste Fürst dieses Geschlechtes und der eigentliche Begründer der materiellen Größe desselben. In seiner Jugend war er Page bei dem sächsischen Kurprinzen August, nachmaligem Könige August III. Nachdem er den Kurprinzen auf Reisen begleitet hatte, wurde er zum Kammerjunker, Jäger- und Haushofmeister desselben ernannt. Im Jahre 1732 erhob ihn König August II. zum Ober-Jägermeister des Großherzogthums Lithauen, zum Director der Parforcejagd und zum Obersten seines Leibregiments. Nach König August’s II. Tode wurde er unter dessen Nachfolger Ober-Kammerherr, Ober-Stallmeister, General der Infanterie und endlich geheimer Cabinetsminister. Er stand in hoher Gunst bei seinem Monarchen, dem er auch wie Potemkin der Kaiserin Katharina zu huldigen nicht verschmähte. So hatte der König, der seinen Günstling auf dessen an der schlesischen Grenze gelegenem Schlosse Reuße (Reisen) öfter mit seinem Besuche zu beehren liebte, sich eines Wintertages zu einer Schlittenfahrt angesagt, war jedoch an der Ausführung seines Vorhabens verhindert worden. Auf seiner Reise von Dresden nach Warschau, im Sommer des nächsten Jahres, ließ er nun dem Fürsten Sulkowski seinen Besuch ansagen, die scherzhafte Aeußerung beifügend: „er wolle bei ihm Schlitten fahren“, und als er mit aller nur denkbaren Pracht empfangen, bei der Tafel lachend der Schlittenfahrt gedachte, erwiderte der Günstling: „daß nach beendigter Mahlzeit dieselbe vor sich gehen werde“. Wirklich wurde nach Schluß der Tafel gemeldet, daß die Schlitten vorgefahren seien. Der König blickte zum Fenster hinaus und sah den Schloßhof und die Heerstraße, so weit das Auge reichte, mit Schnee bedeckt, und vor dem Portale des Schlosses hielten prächtige Schlitten. Und nun fuhr man eine weite Strecke nicht auf Schnee, sondern auf – gestoßenem Zucker, herbeigeschafft von den beträchtlichen Zuckervorräthen der Danziger Kaufleute zu dieser Schlittenfahrt, die, so widersinnig sie an sich ist, jedenfalls einen sprechenden Beitrag zur Beleuchtung des Gebarens der hochgeborenen Verschwender des 18. Jahrhunderts liefert. Sulkowski wurde zu manchen wichtigen Staatsgeschäften beigezogen. Er befand sich am 15. December 1733 bei dem König, als dieser nach Oppeln kam, um von der polnischen Krone Besitz zu ergreifen. Im Jahre 1735, als er bereits commandirender General der sächsischen Armee war, übernahm er nach der Rückkehr des Herzogs von Weißenfels aus Polen nach Sachsen das Ober-Commando in Polen und im Jahre 1737 jenes der Truppen, welche dem deutschen Kaiser aus Sachsen wider die Türken zugeschickt [301] wurden. Plötzlich aber, am 5. Februar 1738, wurde der Fürst, obgleich mit Beibehalt des Charakters eines Cabinetsministers und eines Theils seines Gehaltes, aller seiner Aemter und Würden in Sachsen enthoben und mußte den Hof verlassen. Er begab sich nun nach Polen, wo er, von den bereits früher durch Kauf erworbenen Gütern des Königs Stanislaus Leszczynski, nämlich Leszno (Lissa) und Reißen (Rydzyn) Besitz ergreifend, mit seiner Gemalin einen prächtigen Einzug hielt. Schon im Jahre 1733 war er von Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben und ihm 1737 von diesem Monarchen auch das Indigenat in allen kaiserlichen Erblanden verliehen worden. Durch König August III. ward ihm die Ermächtigung, seinem Wappen das sächsische beizufügen. Nachdem er im Jahre 1752 von dem Grafen von Haugwitz das Fürstenthum Bielitz in Oberschlesien angekauft hatte, erhielt er von Kaiser Franz I. für sich und für seine Descendenz nach dem Rechte der Erstgeburt die reichsfürstliche Würde, welche im Jahre 1754 auf seine sämmtlichen männlichen und weiblichen Nachkommen unter gleichzeitiger Verleihung des Prädicates Durchlaucht ausgedehnt wurde. Fürst Alexander Joseph war zweimal verheiratet, zuerst mit Maria Anna Franziska, geborenen Freiin von Stain zu Ittingen, welche ihm mit Ausnahme der Tochter Therese alle Kinder gebar, von denen die beiden Söhne Franz de Paula und Anton die heute noch blühenden Linien des Hauses: die österreichisch-schlesische (Bielitzer) und die preußisch-posen’sche (Reisse) stifteten. [Ranfft, Genealogische Nachrichten, Band III, S. 543. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreichs (Heidelberg, Mohr, 8°.). Zweite Auflage, Bd. III, S. 17 u. f., S. 46. Not.] –