Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 38 (1879), ab Seite: 237. (Quelle)
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Sterly, Andreas (Topograph, geb. zu Iglau 21. November 1779, gest. 26. December 1852). An den Lehranstalten [238] zu Wien und Olmütz erlangte Sterly seine wissenschaftliche Ausbildung. Dabei erlernte er aus eigenem Antriebe die französische, italienische, englische und čechische Sprache. Mit 24 Jahren trat er bei dem Magistrate der Stadt Iglau in den öffentlichen Dienst, wurde im Jahre 1813 Magistratsrath und blieb in dieser Stellung durch 32 Jahre, bis 1845. Zuerst, und zwar seit 1816, beschäftigte sich Sterly mit physikalisch-astronomischen Studien und theilte vom J. 1817 an, seine meteorologischen Beobachtungen dem meteorologischen Vereine in Brünn monatlich mit. Seit 1820 betrieb er auch mit Eifer mineralogische Studien. Aber noch aus seinen Studienjahren stammte seine große Vorliebe für Geschichte und Geographie, wozu er damals vornehmlich durch Andre’s „Hesperus“ und [[BLKÖ:Hormayr zu Hortenburg, Joseph (II.) Freiherr von|Hormayr’s] „Archiv für Geschichte, Geographie u. s. w.“ angeregt worden war. Er faßte dabei zunächst seine Vaterstadt Iglau ins Auge, aber zu einem praktischen Erfolge konnte es damals, da das Iglauer Archiv nicht zugänglich war, überhaupt nicht kommen. Als sich aber dieß im Jahre 1825 änderte, machte sich Sterly nun sofort an die Arbeit, und beschäftigte sich die nächsten fünf Jahre in ernstlicher Weise mit der Bearbeitung einer Geschichte Iglaus. Die Arbeit war sehr ansehnlich ausgefallen; sie umfaßte in Handschrift mit dem Urkundenbuche drei Quartbände, zusammen 1804 Seiten und reichte im Texte bis zum Ende der Regierung der Kaiserin Maria Theresia. Nur einzelne Abschnitte daraus sind durch den Druck veröffentlicht worden; so in Hormayr’s „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ 1830 (S. 185–210): „Denkwürdigkeiten Iglaus unter den Luxemburgern“; – 1833 (S. 297 bis 306): „Die Juden in Iglau“; ferner einige kleinere Mittheilungen in Hormayr’s „Archiv“ und im „Brünner Wochenblatt“. Auch stammen die meisten Daten in Wolny’s „Topographisch-geschichtlicher Beschreibung der Stadt Iglau und ihrer Landgüter“ von Sterly. Als selbständiges Schriftchen ließ er die „Drangsale der Stadt Iglau unter der schwedischer Zwingherrschaft“ (Iglau 1828) erscheinen. Sterly war ein fleißiger Sammler von Nachrichten, Urkunden und anderen seine Vaterstadt betreffenden Mittheilungen; so besaß er unter Anderem in seiner Sammlung: „Die Lieder der Iglauer Meistersänger aus dem 16. Jahrhundert“; – eine „Sphragistische Sammlung der böhmisch-mährischen Fürsten von Wenzel bis Ludwig I.“; – „Die Original-Iglauer Rechte von Wenzel und Přemisl aus dem 13. Jahrhundert“. Aus seinem Nachlasse kamen als Geschenk seines Sohnes Eduard an die „Historisch-statistische Section der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ folgende mehr und minder wichtige Manuscripte: „Chronik der Stadt Iglau von 799–1619“, alter handschriftl. Codex; – „Materialien zur Geschichte Iglaus“, von Sterly selbst gesammelt; – „Beiträge zur Geschichte Iglaus in den Jahren 1700–1790“; – „Auszug aus den von Johann Heinrich Marzy [Band XVII, S. 74] gesammelten Materialien zur Chronik der Stadt Iglau, vom Ursprunge bis 1698“, von Sterly selbst in drei Banden ausgeführt; – „Verzeichniß der wichtigeren im Iglauer städtischen Archive aufbewahrten Urkunden“, von S. im Jahre 1827 niedergeschrieben; – [239] eine von Sterly aus der lateinischen Originalurkunde besorgte deutsche Uebersetzung der „Iglauer Bergrechte Wenzels I. und seines Sohnes Przemysl Otakar“; – „Die Stammbäume der Grafen Slawata, der Grafen Liechtenstein“ und eine „Biographie des Chronisten Marzy“. Schon im Eingange der Lebensskizze wurde erwähnt, daß Sterly in früheren Jahren sich stark mit meteorologischen Beobachtungen beschäftigte. In der That entwickelte Sterly, als im Jahre 1816 der meteorologische Verein zu Brünn als Zweig der k. k. mährisch-schlesischen Ackerbaugesellschaft ins Leben trat und Sterly Mitglied desselben wurde, eine mehr als gewöhnliche Thätigkeit in dieser Richtung. Nach der von dem Vereine gegebenen Anleitung und mit dessen Instrumenten stellte er von Juli 1816 bis einschließlich 1840, also durch 24 Jahre, mit aller Umsicht und großer Genauigkeit tägliche Beobachtungen – auch über den Stand und Gang der Wolken – an und setzte diese Beobachtungen noch fort, nachdem der Verein längst aufgehört hatte, zu bestehen. Im Anbeginn bis Ende 1626 schickte er die täglichen Daten in Monatszusammenstellung an den Verein; dann beschloß er zu Ende jeden Jahres eine zuverlässige, aus seinen Beobachtungen gewonnene Darstellung der Witterungsverhältnisse einzusenden. Nach dem Erlöschen des Vereins gelangten die Resultate seiner Beobachtungen als Vierteljahreseingaben des Iglauer Kreisphysikates zur Kenntniß des Guberniums, das dieselben aber nur ganz ausnahmsweise und zusammenhanglos zur allgemeinen Kenntniß brachte. In Alois Pokorny’s [Band XXIII, S. 39] Werke „Die Vegetations-Verhältnisse von Iglau“ (Wien 1852) sind Sterly’s 24jährige Beobachtungen, welche dieser dem Verfasser genannten Buches zur freiesten Benützung überließ, wissenschaftlich verwerthet.

Brünner Zeitung 1857, Nr. 7. – Schriften der historisch-statistischen Section der mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues u. s. w., 5. Heft, S. 262. – d’Elvert (Christian), Historische Literaturgeschichte von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1850, gr. 8°.) S. 345.