Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 131. (Quelle)
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Staněk, Wenzel (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Jarpice bei Schlan im Jahre 1804, gest. zu Prag 19. März 1871). Bauernsohn. Nachdem er die Dorfschule seines Geburtsortes besucht, kam er dann nach Leitmeritz und Komotau, damit er daselbst die deutsche Sprache erlerne, und von dort nach Schlan, wo er die Gymnasialclassen beendete. Im Jahre 1824 begab er sich nach Prag, um dort die philosophischen Studien zu hören, nach deren Beendigung er sich dem Studium der Arzneiwissenschaft zuwendete. Im Jahre 1832 erlangte er die medicinische Doctorwürde und wurde Assistent an der Gebärklinik des Dr. Anton Joh. Ritter von Jungmann (Bd. X, S. 316]. Jedoch noch im nämlichen Jahre wurde er, nachdem die Cholera in jener Zeit zum ersten Male in Europa verheerend auftrat, als Kreisarzt für die Dauer der Seuche angestellt und verrichtete seine aufopfernden Dienste ein ganzes Jahr hindurch in den Bezirken Nymburg, Turnau, Bilin, Dowle. Im Jahre 1833 ließ er sich als praktischer Arzt in Prag nieder. Im Jahre 1835 machte er die Rigorosen der Chirurgie. 1845 erhielt er einen Ruf als Leibarzt des serbischen Fürsten Alexander Karageorgewitsch, mußte aber denselben in Folge seiner Familienverhältnisse ablehnen. Im Jahre 1848 nahm er im Budiner Wahlbezirke die Wahl in den böhmischen Landtag, und dann zu Zlonic jene in den österreichischen Reichstag an, in welchem er – [132] ohne besondere Spuren seiner Thätigkeit hinterlassen zu haben – bis zu dessen Auflösung in Kremsier verblieb. Im J. 1869 erfolgte noch seine Wahl zum Decan des Doctoren-Collegiums der medicinischen Facultät an der Prager Hochschule. Damit sind die verschiedenen Momente seines öffentlichen Lebenslaufes erschöpft. Frühzeitig schon pflegte er mit besonderer Vorliebe, und insbesondere durch Karl Vinařický dazu ermuntert, das Studium seiner Muttersprache und der nationalen Literatur, worin er an seinem Jugendfreunde und nachmaligen Schwager Joseph Frič [Bd. XXVIII, S. 338], einen mitstrebenden Genossen fand. Im Anbeginn versuchte er sich mit kleineren Arbeiten, welche er in den damals gelesensten schöngeistigen Blättern seines Vaterlandes, im Krok, Musejnik, Včela, Květy, Vlastimil u. a. veröffentlichte. Im Jahre 1835 begann er, von Professor Johann Swatopluk Presl [Bd. XXIII, S. 270] aufgefordert, an seinem Werke über Anatomie zu schreiben, welches dann auch unter den Titel: „Základové pitvy, čili soustavní rozbor a popis těla lidského a jednotlivých jeho částek“, d. i. Grundriß der Anatomie, oder Darstellung und Beschreibung des menschlichen Körpers und seiner einzelnen Theile (Prag 1840, erzbischöfliche Druckerei, gr. 16°.) erschien, und dem er sofort den „Atlas pitevní“, d. i. Anatomischer Atlas in zehn Tafeln (Prag 1840, Machek, gr. 4°.) folgen ließ. Die Tafeln sind auf Stein von Franz Bělopotocký gezeichnet, und denselben eine Erklärung in böhmischer, lateinischer und deutscher Sprache beigefügt. Es ist dieß das erste anatomische Werk in čechischer Sprache; nun folgten: „Krátký přehled leboslové s přidaným objasněním smyslů (organu) i zábyvů mozku“, d. i. Kurze Uebersicht der Hirnschädellehre mit beigefügter Erläuterung der Organe und Functionen des Gehirns (Prag 1840, 4°., mit einer erläuternden Lithographie); – „Přírodopis prostonárodní čili popsání zvířat, rostlin a nerostů vedle tříd a řádů jejich“, d. i. Populäre Naturbeschreibung oder Darstellung der Thiere, Pflanzen und Gesteine nach ihren Ordnungen und Classen (Prag 1843). Diese Schrift erschien im Verlage des böhmischen Museums und bildet den dritten Theil der von demselben ausgegebenen kleinen Encyklopädie (Malá encyklopedie); eine zweite Auflage kam im Jahre 1851, eine dritte, im Hinblick auf Schulen bearbeitete, im Jahre 1854 (Prag) heraus; zu der zweiten Auflage erschienen: „Obrazy ku přírodopisu“, d. i. Bilder zur Naturbeschreibung, 16 Blätter (Prag 1851); – ferner übersetzte er des Dr. Ed. Schmalz’s „Faßliche Anleitung; die Taubstummheit in den ersten Lebensjahren zu erkennen und möglichst zu verhüten“ ins Čechische, unter dem Titel: „Snadné navedení, jak by se hluchoněmota v prvních letech dětských poznala“ (Prag 1846), und eine medicinische, ins Čechische übersetzte Abhandlung von Rhazes (Abubekr), betitelt: „Ranné lekařství“ (Prag 1864), glossirte S. mit Erklärungen der medicinischen Ausdrücke. Auch arbeitete er in der unter dem Vorsitze Šafařík’s aufgestellten Commission zur Festsetzung der Terminologie für die slavischen Sprachen in Oesterreich, und der deutsch-böhmischen wissenschaftlichen Terminologie. Stark betheiligte sich S. als Mitarbeiter an der von der Gesellschaft der böhmischen Aerzte in čechischer Sprache herausgegebenen medicinischen Zeitschrift (Časopis českých lékařů), an welcher er im Jahre 1865 an Stelle des Doctor [133] Eiselt in die Redaction eintrat. Wesentlichen Antheil hatte er auch an der im Jahre 1862 bewerkstelligten Bildung des Vereines böhmischer Aerzte, zu dessen Vice-Präsidenten und später zu dessen Geschäftsleiter er gewählt wurde. Daß er sich auch am politischen Leben betheiligt hatte, wurde bereits oben erwähnt. Im Jahre 1833 hatte er sich mit Karoline Reis vermält und wurde dadurch der Schwager seines oben erwähnten Freundes Dr. Jos. Frič.

Světozor (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) 1869, Nr. 30; 1871, Nr. 12. – Přecechtěl (Rupert M.), Rozhled dějín českoslovanské literatury a životopisy českoslovanských výtečníkův.“, d. i. Ueberblick auf die čechisch-slovenische Literatur u. s. w. (Kremsier 1872, 12°.), S. 220. – Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.), zweite, von W. W. Tomek besorgte Aufl., S. 628. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý[WS 1] (Prag 1872, Kober, Lex.-8°.), Band VIII, S. 966; Band XI, S. 186.
Porträte. 1) Holzschnitt von Patočka, nach einer Zeichnung von K. Maixner in den Květy 1871, Nr. 15. – 2) Holzschnitt von Schulz, nach einer Zeichnung von B. Kriehuber im Světozor, 1869, Nr. 31.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: K. Malý.