Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Staněk, Wenzel
Band: 37 (1878), ab Seite: 130. (Quelle)
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Staněk, Johann (Professor der Chemie am Polytechnikum zu Prag, geb. zu Pořiče an der Sazawa 29. Mai 1828, gest. zu Podol bei Prag am 23. Mai 1768). Das Gymnasium besuchte er in der Prager Altstadt, dann hörte er die Rechte an der dortigen Hochschule und ebenda Vorträge über Landwirthschaft, landwirthschaftliche und gewerbliche Chemie. Darauf aber wendete er sich, u. z. unter Professor Šafařík [Bd. XXVIII, S. 49] ausschließlich dem Studium der Chemie zu, machte Reisen durch Deutschland, Belgien und Frankreich und besuchte am Institut agricolo zu Versailles die Vorlesungen des Professors der Chemie V. A. Würtz. Nun selbst dem Lehramte sich zuwendend, wurde er im Jahre 1857 Professor der Chemie an der čechischen Realschule. Als das polytechnische Institut in Prag neu organisirt wurde, erhielt S. im Jahre 1864 die Professur der Chemie an demselben und behielt sie bis an seinen im Alter von erst 40 Jahren erfolgten Tod. [131] Neben seinem fachwissenschaftlichen Berufe blieb S. auch den politischen Angelegenheiten seines Vaterlandes nicht fremd und wurde im Jahre 1861 im Wahlbezirke Beneschau, Vlašim und Neveklov als Abgeordneter in den böhmischen Landtag gewählt und von diesem in das Abgeordnetenhaus des Reichsrathes entsendet, in welchem er fast unbemerkt blieb, bis eine Aeußerung des Dr. Hein über eine aufreizende Rede Rieger’s den Professor Staněk, der Dr. Heins Ausspruch gehört, veranlaßte, für seinen Parteiführer einzustehen und Genugthuung zu verlangen, welcher Vorfall im Abgeordnetenhaus damals einigen Staub aufwirbelte. Professor Staněk aber hatte nach der Weigerung des Dr. Hein, seinen Ausspruch über Dr. Rieger zurückzunehmen und Genugthuung zu geben, erklärt, die Sache als eine persönliche Beleidigung aufzufassen und als solche abmachen zu wollen. Darin gipfelt S.’s parlamentarische Thätigkeit im Reichsrathe, in welchem er mit Rieger und seiner Partei durch Dick und Dünn ging. Im Jahre 1863 übernahm S. die Redaction des föderalistischen Oppositionsblattes „Pozor“, d. i. Die Wachsamkeit. Von seinen übrigen im Druck erschienenen Arbeiten sind anzuführen: „Básně“, d. i. Dichtungen (Prag 1851); – „Chemie všeobecná I. O. nekovech“, d. i. Allgemeine Chemie. I. Von den Nichtmetallen (Prag 1858, Kober, 51 Abbildungen; 2. Aufl. ebd. 1863); – „II. O kovech, d. i. Von den Metallen (ebd. 1860, mit 44 Abbildungen; 2. Aufl. 1863), welche auch das dritte, vierte und siebente Heft des Sammelwerkes „Průmyslová škola“, d. i. Die gewerbliche Schule, bilden, S. arbeitete überdieß an einer umfassenden Geschichte der Chemie, wovon er jedoch nur das Zeitalter der Alchemie vollendet hatte, und an einer analytischen Chemie, welche auch Bruchstück geblieben.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Frz. Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. VIII, S. 964, Nr. 3.