BLKÖ:Přecechtél, Joseph Rupert

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Prechtl, Joseph
Band: 23 (1872), ab Seite: 232. (Quelle)
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Přecechtél, Joseph Rupert (Servitenmönch, geb. zu Lobodice bei Tovačov in der Hanna in Mähren 20. Jänner 1821). Bauernsohn, kam 1829 nach Kremsier, wo er das Gymnasium beendete, dann nach Nikolsburg, wo er die philosophischen Studien hörte. Im Jahre 1840 trat er in Wien in den Servitenorden, beschäftigte sich aber nebenbei fleißig mit Naturwissenschaft und die ziemlich reiche Klosterbibliothek gab ihm überdieß Gelegenheit, sich mit der Geschichte von Böhmen und Mähren, ja des Slaventhums überhaupt bekannt zu machen. Im Jahre 1845 erhielt er die Priesterweihe und trat nunmehr in die Seelsorge, zuerst in Niederösterreich, 1849 in Ungarn, aber kam schon im folgenden Jahre in die Diöcese von St. Pölten, wo er aber seiner liberalen politischen Ansichten wegen als Ruhestörer denuncirt, bald in Unannehmlichkeiten mit seiner geistlichen Behörde verwickelt wurde, welche damit endeten, daß ihn der Bischof von St. Pölten von seinen priesterlichen Functionen suspendirte. Diese ungerechtfertigte Verfügung ließ sich aber P. nicht [233] gefallen, er reichte dagegen bei dem damaligen Kultusminister Leo Grafen Thun seine Vertheidigungsschrift ein und wurde nach jahrelanger Verhandlung rehabilitirt. Zugleich wurde er nach Pesth übersetzt, wo er seit 1851 an der dortigen Klosterschule bis zu ihrer Aufhebung die Bibel alten und neuen Testamentes vortrug. Im Jahre 1863 erlangte P. an der Pesther Hochschule die theologische Doctorwürde und versah an der zur Theresienpfarre gehörigen Herminencapelle den Gottesdienst. In Pesth lernte er auch die beiden Slovaken Palarik [Bd. XXI, S. 195][WS 1] und Victorin kennen, und alsbald erwachte in ihm der Gedanke, das Nationalbewußtsein des slovakischen Volksstammes zu heben, wozu ihm als das tauglichste Mittel erschien, wenn die Menge durch Bildnisse der größten Männer ihres Landes an die einstige geschichtliche Bedeutenheit desselben erinnert und dadurch zu neuer Thatkraft geweckt würde. Des Zeichnens kundig, gab er im Jahre 1859 ein großes Bild heraus, das „Svatopluk und seine Söhne“ darstellt, demselben folgte „Die Ankunft der HH. Cyrill, und Method in Welehrad“, und das Erträgniß der ersten Ausgabe dieses Bildes widmete P. der Restauration des Domes zu Welehrad; auch war es P., welcher der Erste den Anstoß gab zur tausendjährigen Feier der Einführung des Christenthums unter den Čechoslaven, welche in der That auch in großartiger Weise begonnen wurde. Am meisten bekannt wurde P.’s Name durch das Werk: „Českoslovanští výtecníci“, d. i. Čechoslavische Koryphäen (Pesth 1863 und 1864, gr. Fol.), 7 Blätter, in welchem er in sieben Gruppen die hervorragendsten Männer seines Volksstammes seinen Landsleuten vorführte; viele derselben waren ihnen, bei der Unkenntniß des Volkes in seiner eigenen Geschichte, ganz neue Größen, von deren ehemaliger Existenz der große Haufe kaum eine Ahnung hatte. Schon das erste Blatt, welches in einer gut zusammengestellten Gruppe die Bildnisse von 15 alten Historikern darstellte, und zwar Kosmaš, gest. 1126 – Franz, Domherr von Prag, gest. 1362 – Ernst von Pardubitz, Erzbischof von Prag, gest. 1378 – B. Lobkowitz, gest. 1510 – Hajek von Libočan, gest. 1553 – W. von Spanow, gest. 1553 – Kaiser Karl IV., gest. 1378 – David von Hlawačow, gest. 1556 – Johann Jessensky, gest. 1620 – Jacob von Brüx, gest. 1626 – Wilhelm Graf Slawata von Chlum, gest. 1652 – Jarolim, Abt von Strahow, gest. 1679 – Thomas Johann Pešina von Čechorod, Suffraganbischof von Prag, gest. 1680 – Christoph Kyblin und Bohuslav Balbin[WS 2], gest. 1688, verfehlte seine Wirkung nicht und sicherte dem Unternehmer den Fortgang. Doucha’s „Knihopísný slovník“ (Prag, Kober, schm. 4°.) gibt auf S. 291 die vollständige Liste der dargestellten berühmten Čechoslaven, die bis auf die Gegenwart reichen. Auch hat P. im Verein mit Karl Adamek unter gleichem Titel die Biographien derselben (Leitomischl 1863, Augusta, 2. Auflage 1865) herausgegeben. In der Folge veröffentlichte P. noch zwei Bildnißgruppen, eine größere, darstellend die Gründer der „Slovanska matice“, und eine kleinere, darstellend die Gründer des Klosters und der Basilica von Welehrad..

Brünner Zeitung 1867, Nr. 37: „Vaterländische Kunst“. – Dalibor (Prager Musikblatt, 4°.) 1862, Nr. 3, S. 23. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex 8°.) Bd. VI, S. 900.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XXI, S. 125].
  2. Vorlage: Bablin.