BLKÖ:Sinzendorf, Rudolph Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 35 (1877), ab Seite: 26. (Quelle)
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Sinzendorf, Rudolph Graf (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. in Wien 8. April 1757, gest. ebenda 15. Mai 1811, nach Oettinger’s „Moniteur des Dates“ erst am 12. April 1812). Vom Haupt-Ast der Ernstbrunn’schen Linie. Ein Sohn des Grafen Wenzel Johann Eustach, aus dessen Ehe mit Josepha Gräfin Magnis. Gleich vielen seiner Ahnen erwählte auch Graf Rudolph das Waffenhandwerk, trat, 18 Jahre alt, als Cadet in das 1. Dragoner-Regiment, aus welchem er in kurzer Zeit als Lieutenant zur Infanterie kam. Im Jahre 1787 war er Hauptmann im Jägercorps Dandini. Mit seiner Compagnie kämpfte er im Türkenkriege und gab später in den französischen Kriegen wiederholt Beweise seines Muthes. Im Jahre 1794 war er Major bei der Jägertruppe, 1797 rückte er zum Oberstlieutenant bei Manfredini-Infanterie, nach der Schlacht bei Stockach zum Oberst bei Murray-Infanterie vor. Bei seiner im Jahre 1805 erfolgten Ernennung zum General-Major erhielt er eine Infanterie-Brigade im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Werneck, mit dem er nach der Ulmer Katastrophe bei Trochtelfingen am 18. October g. J. in Folge der Erschöpfung ihrer Truppen zur Capitulation gezwungen wurde. Im Feldzuge des Jahres 1794 erkämpfte er sich bei Maubeuge, am 20. Mai, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Er hatte nämlich am genannten Tage gegen den Ausfall des an Starke ihm weit überlegenen Feindes nicht nur den ganzen Tag über Stand gehalten, sondern war auch wiederholt zur Offensive geschritten, und mit solchem Erfolge, daß der 6000 Mann starke Feind vollständig vertrieben wurde. Interessant ist der Bericht seines Commandanten, des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Latour, über Sinzendorf. „Er würde“, heißt es an einer Stelle des Schlachtberichtes, „Das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens schon lange erhalten haben, wenn er sich nicht mehr mit seinem Dienst, denn mit Auftreibung von Attestaten beschäftigt hätte“. Dann fährt der General in seinem Berichte fort: „schon 1792 ist Sinzendorf mehr als dreißigmal auf dem Posten von Rechin mit überlegener Macht angegriffen worden und hat den Feind jedesmal zurückgeschlagen. Wenn ich (Feldmarschall-Lieutenant Latour) bei der Einnahme der Städte Orchies und Lannoy in demselben Jahre einiges Lob verdient habe, so verdanke ich dieß größtentheils der Thätigkeit und den [27] klugen Manövers des Majors Sinzendorf. Im Winter 1793 und 1794 hat er sich zur besonderen Zufriedenheit des Armee-Commandanten Feldzeugmeisters Grafen Clerfayt und des Vorposten-Commandanten General-Major von Vay durch seine Thätigkeit und besondere nützliche und rühmliche Unternehmungen hervorgethan; und bei dem Uebergange über die Roër am 1. März 1794 unter der Augen des Commandirenden und unter meinem Befehle durch Stürmung und Einnahme der feindlichen Redouten aus freiem Antriebe so ausgezeichnet, daß, wenn er nicht vernachlässigt hätte, Attestate einzuziehen, er schon für diese That in den Orden aufgenommen worden wäre. In der 42. Promotion (von 11. Mai 1796) erhielt der Graf die durch seinen General für ihn erbetene Auszeichnung. Auch in der Folge that sich S. bei verschiedenen Anlässen hervor; so bei Eröffnung der Trancheen vor Mannheim (11. November 1795), bei der Vertheidigung des Postens von Schweigenheim (10. December) und im Gefechte bei Aschaffenburg. Daß er sich in der von Erzherzog Karl über den General Jourdan gewonnenen Schlacht bei Stockach (25. März 1799) die Obersten-Charge erkämpft, wurde bereits erwähnt. Der General starb unvermält, erst 51 Jahre alt. Sein Bruder Prosper, nachmals Fürst, schloß sein Geschlecht.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 478 und S. 1738.